Der Abschied kommt bald !

[Inge und Jürgen]

Hallo Ihr Alle hier im Forum,

ich habe mich bisher bei Ekki und "ich packs" schriftlich beteiligt, aber da ist es jetzt ganz still geworden. Es sind so viele schon gegangen und bald wird Jürgen auch gehen. Er quält sich so !!! Er muß dauernd husten und würgt jede Menge Schleim (hell) raus. Er hält mich auch damit die ganze Nacht wach, aber ich denke daß es das Geringste ist für ihn wach zu sein.Essen mag er auch kaum noch und Fresubin schafft er auch kaum 1 Flasche am Tag. Einen Zugang zur künstlichen Ernährung lehnt er ab und wir (unsere Tochter und ich) werden es akzeptieren. Er schläft 20 von 24 Stunden und das teilweise mit offenen Augen. Trotzdem hat er ,über mich,zum Kaffee eingeladen.
Er wird am 08.12.2005 , 59 Jahre alt. Ich wünsche ihm daß er diesen Tag noch erlebt, aber wenn ich an Ekki, Ottmar, Franz und die Anderen denke glaube ich nicht daß er es noch schafft. Was mich verwundert, ich habe bis jetzt keine Angst davor ? Vielleicht kommt es daher, daß ich über das Forum viel mitbekommen habe über den evtl. Verlauf und Jürgen und ich seit dem 8.4. gekämpft, gehofft, gelitten und wir die Zeit genutzt haben über ALLES zu reden.
Ich wußte garnicht wieviel Kraft, Mut , Ausdauer und Geduld man geschenkt bekommt wenn man liebt und diese Eigenschaften bisher nicht meine Stärksten waren.
Ich glaube mein Mann braucht mich. Bis demnächst.
Inge

[Ute S.]

Hallo Inge,
kann denn Jürgen noch aufstehen in den wenigen Stunden, die er wach ist? Hat er Schmerzen?
Bei meinem Vater war es in den letzten Tagen genauso: keine Nahrungsauf-nahme mehr, Flüssigkeit über Infusion, aufstehen war nicht mehr, Schlafen auch mit offenen Augen. Die Sozialstation kam einmal am Tag, um ihn zu waschen und rasieren etc.
Du schreibst, du hast im Moment keine Angst. Ich denke, die brauchst du auch nicht zu haben. Ich war bei meinem Vater, als er einschlief - von morgens bis abends und empfand sein Ende als große Erleichterung für ihn. Das Fehlen des Menschen kommt erst später...
Ich habe meinen Vater sehr lieb gehabt. Er ist am 6.7.05 gestorben. Hatte nach Diagnosestellung 8 Monate.
Kannst du denn loslassen? Meine Mutter konnte nicht. Ich habe ein Gespräch mit ihr darüber gehabt und erst, als sie meinem Vater an seinem Todestag sagte, er brauche sich keine Gedanken zu machen, hatten wir das Gefühl, dass die Atmung ruhiger war. Vorausschicken muss ich, dass meine Mom kurz vorher ein neues Kniegelenk bekommen hatte und noch sehr geschwächt war und mein Vater sich große Gedanken machte um sie. Meine Mutter ist in ein großes Loch gefallen die ersten paar Monate. Jetzt geht es wieder aufwärts und sie hat auch wieder Lebensmut.
Ich wünsch euch alles Liebe.
Ute

[Roland]

Liebe Inge,

Es tut mir leid, dass ihr .diesen schweren Weg zusammen gehen müsst. Die einzelnen
Schicksale hier, weisen alle so viele Gemeinsamkeiten und parallelen auf. Der Verlauf
bei Deinem Jürgen kommt mir leider so bekannt vor ..... :-(

Ich denke das wichtigste ist, dass er spürt, dass Du bei ihm bist. Kein Mensch sollte
alleine sein, wenn er sich ins Regenbogenland aufmacht. Auch ich wünsche euch
natürlich, dass Jürgen seinen Geburtstag im Kreise seiner liebsten feiern kann.

Ich wünsche euch eine Gefühl- und Liebevolle Zeit zusammen.

Liebe Grüsse

Roland

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“Gib’ mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann; die Gelassenheit,
die Dinge zu ertragen, die ich nicht ändern kann - und die Weisheit, das eine
vom anderen zu unterscheiden!”

[Elfie]

Liebe Inge,
ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die vor Dir liegende Zeit. Es ist so schwer einen geliebten Menschen auf seinem letzten Weg zu begleiten, dennoch wirst Du es später als große Bereicherung empfinden. Dir und Deinem Jürgen wünsche ich eine liebevolle, schmerzfreie Zeit. Bleib weiterhin tapfer. Liebe Grüsse aus OWL von Elfie

[Bärbel1]

Liebe Inge,

ich denke an Euch.
Bärbel

[Simone W.]

Liebe Inge ,
auch ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit !
Ich glaube , es ist das Schlimmste einen so sehr geliebten Menschen leiden zu sehen und einfach nichts tun zu können .
Ich habe große Angst davor , wenn dieser Moment für mich und meinen Vater gekommen ist . Er wird kommen , aber ich hoffe , bis dahin haben wir noch ein wenig Zeit.
Das Wichtigste ist aber , daß Du bei Jürgen sein kannst .
Meine Oma hat es ihr Leben lang bedauert , daß sie nicht da war , als mein Opa starb . Wobei er ganz leise gegangen ist - beim Mittagsschlaf auf dem Sofa nicht mehr aufgewacht .
Etwas , das wir uns alle wünschen würden , aber wir können uns unser weggehen nicht aussuchen .
Ich hoffe jedenfalls , wenn es so weit ist , daß ich dann so viel Größe und Stärke beweisen kann wie DU liebe Inge !
Sei herzlich gegrüßt
Simone

[Inge und Jürgen]

Hallo Ihr Lieben,
danke für die lieben Worte und Wünsche.
Heute morgen nach der Blutabnahme hier im Haus mußte er sich plötzlich übergeben und es war altes Blut usw. Er kam dann ins KH (was er auch wollte) und dort hat er erneut jede Menge erbrochen. Der Arzt meinte es wären der gesammelte Mageninhalt der letzten Tage (kein Wunder, daß er keinen Hunger hatte) und altes Blut. Jürgen hat einer Magenspiegelung zugestimmt und das Ergebnis war, daß eine aktuelle Butung nicht festgestelt werden konnte.
Ob es jetzt die Spritze war?Er scheint noch schwächer zu sein. Er schläft scheinbar mit offenen Augen ist aber ein bißchen ansprechbar. Ich habe mich dann von ihm bis morgen früh verabschiedet und er flüsterte kaum hörbar : Mach langsam!!
Das ist Jürgen, seine Fürsorge hört nimmer auf !!!
Vielleicht kann ich ihn ja morgen wieder mit heim nehmen?
Er soll zuhause sein können, wenn er denn gehen muß.Schmerzen hat er momentan keine, ich denke es ist die Leber oder auch die Lunge. So genau will ich das auch nicht mehr wissen, es hilft mir und ihm auch nicht.
Mal sehen was morgen ist, die Hauptsache ist, daß das Telefon bis morgen schweigt !!!

Bis demnächst und Alles Liebe für Euch, die Ihr unseren Weg so liebevoll begleitet.
Inge

[Bianka]

Hallo liebe Inge,
es fehlen einem einfach die Worte.
Doch ich wünsche Dir Kraft für das Abschied nehmen und die Zeit danach.
Ich weiß nicht wann die Zeit für uns kommt Abschied nehmen zu müssen. Doch schon allein der Gedanke läßt einem nicht los.
Mein Dad hat ein großes inoperables Bauchspeicheldrüsenschwanzkarzinom mit Metastasen. Die Werte sind schlecht und die Chemo beginnt.
Wie gehts weiter wieviel muß er leiden???

Ich hoffe auch Du findest im Forum die Kraft- es ist auch ein gutes Gefühl nicht allein zu sein, denn wir schaffen das alle ZUSAMMEN
Dieser Schutzengel wird Dich begleiten

lb. Grüße aus Darmstadt
Bianka

[1982]

Liebe Inge,

ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft.
Meine Mum war zu Haus als Sie gehen musste, ich war bis zum letzten Atemzug bei Ihr.
Auch wenn mich dieses Erlebnis ein Leben lang , Tag und Nacht verfolgen wird, bin ich dankbar dafür.
Wenn es nur irgendwie möglich ist kann man sich das nur für jeden wünschen nicht allein zu sein wenn der Abschied kommt.
Ich drück Euch die Daumen

[Krabbe]

Liebe Inge, lieber Jürgen,

ich wünsche euch viel Kraft in dieser schweren Zeit. Hoffentlich kann Jürgen nach Hause kommen und ihr könnt so Abschied nehmen, wie ihr es euch wünscht.

Liebe Grüße


Krabbe

[pamina]

Liebe Inge,
ich war bisher stiller Leser bei Ekkehard. Dabei habe ich auch Euer Leid verfolgt.
Ich bewundere Dich sehr!!!!!!!!

Viel Kraft und ZUversicht auf Euerem Weg.
In Gedanken begleite ich Dich.
Sei herzliche umarmt
pamina

[Inge und Jürgen]

Hallo Ihr Lieben,
Jürgen ist heute um 13.45 eingeschlafen.
Nachdem ich gestern ca 10.00 Uhr mit den Ärzten gesprochen habe und diese mir mitteilten, daß es ihm sehr schlecht geht und es nicht mehr lange dauert bis er gehen muß (1 Std.-3 Tage max) habe ich ihnen gesagt, daß ich ihn sofort mit nach Hause nehmen will."Wolle Sie das wirklich" wurde ich gefragt, das hätte man selten!! Man hatte außerdem Bedenken ob er den Transport überhaupt schafft, aber durch die schnelle Organisation der Schwestern, die ihn noch schnell gewaschen,rasiert, neue Wäsche angezogen,und einen Katheter gelegt und den Transport angefordert haben, war ich mit Jürgen mittags zu Hause.
Auch die Sanitäter waren ganz toll. Sie haben schnell noch eine Unterage auf seine Matratze gelegt und solange mit unserer Hilfe (meine Tochter war die ganze Zeit bei mir)gewurschtelt bis Jürgen richtig schön und beqem lag.
Richtig sprechen konnte er zwar nicht mehr, aber er konnte durch Geste und Blicke signalisieren, daß es schön für ihn ist zu Hause zu sein.
Ich habe dann einige Freunde informiert und ihnen gesagt, solte sie sich von Jürgen noch verabschieden wollen, dann am Besten so schnell wie möglich.
Bis 22.30 war dann unser Haus voll. Vom Dekan über Hausarzt Nachbarn und Freunde, waren Alle mehr oder weniger kürzer oder länger da und obwohl Jürgen immer mehr röchelte durch den ständig nachkommenden Schleim sich ziemlich anstregen mußte hat er Alle wahrgenommen. Es war wunderschön.
Die Nacht war dann sehr unruhig und wir haben ihm 2 X Schmerztropfen gegeben. Am Vormittag war dann auch sein Enkelkind (10 Monate) hier. Um 13 Uhr haben wir Jürgen mal auf die Seite gedreht und sofort war das Röcheln weg. Er brauchte sich nicht mehr quälen und hat dann begonnen sich zu verabschieden. Ich habe ihn gehalten bis zu seiem letzten Atemzug und habe dabei eine große Ruhe empfunden.Unser Dekan, der zwischenzetlich mehrmals angerufen hatte kam bald und brachte 3 wunderschöne rote Rosen mitgebracht die wir Jürgen dann auch mitgegeben haben. Der schmerzlichste Moment war für mich der Moment als der Wagen wegfuhr heute Abend.
Ende nächster Woche wird die Beisetzung seiner Urne sein und bis dahin wird es noch eine schwere Zeit für uns Alle werden.
Aber wenn ich meine kleine Enkelin auf dem Arm habe und sie mich anstrahlt muß ich immer an Jürgens Worte denken "Wenn ich nicht mehr da bin, braucht dich Emely doppelt so sehr".
Ich bin sehr traurig aber ich fühle auch einen tiefen inneren Frieden, daß ich Jürgens letzten Weg so gestalten und für ihn hautnah dasein konnte.
Jetzt werde ich versuchen zu schlafen aber ich bin nicht allein, meine Tochter
bleibt über Nacht hier.
Bis bald
Inge