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  #1  
Alt 26.02.2014, 00:17
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Ja - ich kenne diese Gedanken ... Sterben bedeutet unzählige Abschiede ...
Loslassen von allem, zuletzt vom Leben.

Aber ein Hospiz ist auch ein Ort, an dem die Menschen, die diesen Weg gehen
müssen, wieder Zuversicht erlangen können für ihre letzte Phase, sich - einmal
angekommen - geborgen und gut aufgehoben fühlen und oft sogar das Lachen
wieder lernen. Diese Phasen verlaufen sehr unterschiedlich für die Menschen,
die dort ihre letzte Zeit verbringen - aber auch für die Angehörigen.

Es ist sehr traurig, sich mit dem Gedanken an ein Hospiz beschäftigen zu müssen -
auch ich hatte, bevor ich damals dort zu arbeiten begann - beim ersten Betreten richtige Bauchschmerzen ...

Was mir dann begegnete, waren mutige Menschen.
Menschen, die sich versuchten auszusöhnen mit allem - ihrem Leben, ihrer Krankheit
und auch dem Weg, den sie klar vor sich sahen.

Es sagte sogar mal jemand zu mir: hier bin ich zum ersten Mal in meinem Leben richtig
glücklich - dass ich DAS noch erleben darf!
Noch nie wurde mir soviel Wertschätzung und Liebe entgegengebracht
und konnte ich einfach der sein, der ich bin - und werde respektiert und geachtet.
Dabei besitze ich nun keinen Mercedes mehr und auch kein pompöses Haus - ich bin
völlig "nackt" und werde mit Liebe behandelt.
Es ist ein richtiges Zuhause geworden für mich. Die ganze Welt sollte ein Hospiz sein!

Meine Freundin Heike sagte auch zuerst, als ich ihr ein Hospiz nahelegte:WAS, ich soll
in ein "Sterbehaus"??? Du bist meine Freundin und willst mich in so ein Haus bringen???

Und ich sagte: Ja. Ich habe dort gearbeitet und ich weiß, dass Dein schwerer Weg dort
viel leichter wird.

Als wir dort angelangten mit dem Krankentransport dauerte es keine 10 Minuten bis sie sagte,
dass es die beste Entscheidung war.

Und so verbrachten wir gemeinsam dort die Zeit vom 18.4 - 24.5. 2010.

Eine bereichernde Zeit - besonders für Heike und auch ihre Kinder.

Von Herzen wünsche ich auch Dir die Kraft, loszulassen und den richtigen Weg zu finden.

Alles Liebe,
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (26.02.2014 um 00:20 Uhr)
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  #2  
Alt 26.02.2014, 09:41
Benutzerbild von micha54
micha54 micha54 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo Priss09,

Du sagst "Es ist so endgültig...".
Ja, diese Krankheit ist manchmal sehr endgültig.
Denn es ist ja eigentlich nicht das Hospiz was uns Angst macht, es macht uns einfach klar, wie die Dinge stehen.

Ich habe meine Mutter ins Hospiz begleitet, und sie hat sich sehr schwer damit getan. Allerdings hatte ich Hilfe vom ambulanten Hospiz, eine sehr nette Pychologin, die sich immer sehr lange mit meiner Mutter unterhalten hat.

Als meine Mutter dann "drin" war, empfand sie das als sehr angenehm. Immer jemand in derNähe, mit dem sie reden konnte und auf ihre Ängste eingehen konnte. Leider blieb ihr nur noch wenig Zeit.

Zur Zeit liegt eine gute Bekannte im Hospiz und sie fühlt sich dort ebenfalls sehr wohl. Als das Wort Hospiz zum ersten Mal fiel hatte genau diese Phase, wo alles zu Ende gehen scheint. Aber dann hatte sie realisiert, daß die Dinge sind wie sie sind und sich berappelt. War aber auch der psychologischen Unterstützung zu verdanken, die im KH zur Seite stand.

Nun kannst Du sagen, es gibt halt Menschen, die sehr sachlich an die Dinge heran gehen und damit ihr Schicksal leichter ertragen. Oder besser verdrängen. Es ist aber gerade umgekehrt. Ich bin so ein nüchterner Denker und habe lernen müssen, traurig zu sein, wenn die Dinge traurig sind. Und fröhlich, wenn mich meine Mutter angelacht hat, oder meine Bekannte oder einfach andere Menschen anlächeln.

Übrigens geht es der Bekannten sehr gut, siie darf auch manchmal zu Feiern das Hospiz verlassen, nur die langfristige Prognose ändert sich halt nicht (LK, Operation nicht mehr möglich).

Gruß,
Michael

Nachtrag:
ich würde mich mit Sicherheit genau so schwer damit tun, falls sich die Frage Hospiz ? für mich stellt.
__________________
Malignes Melanom pT4bN0M0, Clark IV TD12mm, Stadium IIC, 20 Jahre verschleppt

Geändert von micha54 (26.02.2014 um 09:52 Uhr) Grund: Nachtrag
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  #3  
Alt 26.02.2014, 12:13
prissi09 prissi09 ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

danke für Eure Antworten.
Das endgültige fällt meiner Mutter schwer. Sie sagte eben, dass sie dann nie wieder ihren schönen Garten sehen wird und dass sie da nicht mehr herauskommt.
Es hat mir das Herz zerrissen.
Sie will sich nun nicht mal mehr die Bettwäsche wechseln lassen, sie will uns keine Arbeit machen. Aus Angst, gehen zu müssen.
Sie ist schon so schwach, dass ihr das Atmen schwerfällt. Ich glaube, ich bete für sie, dass sie zu Hause sterben darf und nicht ins Hospiz muss.

Trotzdem habe ich dort gleich einen Termin und schaue es mir an..
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  #4  
Alt 26.02.2014, 16:30
prissi09 prissi09 ist offline
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Beiträge: 188
Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

als Kranker ist es eben eher ein Fluch, weil ein Hospiz mit Sterben gleich gesetzt wird.
Aber mir wurde dort erzählt, wie viele Menschen noch einmal aufblühen und eine wirklich gute Zeit haben. Viele wären viel früher gekommen, hätten sie das gewusst...
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  #5  
Alt 27.02.2014, 18:33
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Ja - das habe ich auch desöfteren gehört ... auch von Angehörigen, die wir parallel begleitet haben.

Für Heike war damals ausschlaggebend, dass ich gesagt habe: dort ist für ALLES gesorgt, die Pflege, Gespräche, Einkauf, Essen, Wäsche ... und du kannst J E D E Sekunde mit deinen Kindern noch verbringen - unbelastet von all diesen alltäglichen Dingen ...

Und dabei war das Zünglein an der Waage auch, dass sie ihren Kindern nicht zur Last fallen wollte.

Ach - ich wünsche Dir soooooooooooooo viel Kraft!!!
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #6  
Alt 28.02.2014, 08:37
prissi09 prissi09 ist offline
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Beiträge: 188
Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Liebe Angie,

das habe ich meiner Mutter gestern auch alles erklärt und habe ihr Fotos gezeigt und gesagt, dass man sie dort jederzeit auch abholen kann und sie zu Besuchen mitnehmen kann.
Sie weiß auch, dass wir sie anmelden, aber dass sie entscheiden kann, wann und ob sie dort hin will.
Aber sie will zu Hause sterben und will nicht "weggeschickt" werden, das bekommt sie nicht aus ihrem Kopf. Dann werden wir ihr diesen Wunsch erfüllen und müssen uns noch mehr Hilfe holen.
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  #7  
Alt 28.02.2014, 17:58
Kido Kido ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Hospiz - Segen und Fluch?

Hallo prissi 09,
ja die Gedanken deiner Mutter kann ich sehr gut nachvollziehen.....mein Mann hat ab nächster Woche einen Hospizplatz - wir haben uns alles angeschaut, die Einrichtung ist schön, hell, freundlich - die Mitarbeiter zugewandt und offen.....und doch - es bleibt ein mulmiges Gefühl.

Wie schwer muss es sein - alles aufzugeben - zurückzulassen und sich in ein neues, fremdes, letztes zu Hause zu begeben - sei es auch noch so schön...

Wir haben die Option offengelassen....wieder zurückzugehen - das hilft....

Wenn deine Mutter zu Hause bleiben will, sie einen schönen Garten hat und ihr das leisten könnt - dann kann ich dir die Spezialisierte palliative ambulante Versorgung (SPAV) empfehlen....diesen gibt es fast in jeder Stadt und die Mitarbeiter sind rund um die Uhr erreichbar.

Ich wünsche Euch alles Gute
Birgit
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