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#1
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AW: das Leben im "Jetzt"
Ich habe im Jahr 2003 meine Eltern und meine Lieblingtante innerhalb eines 1/2Jahres verloren, meine Mutter und meine Tante hatten Brustkrebs, bei meinem Vater spielten mehrere Faktoren zusammen , zum einen Krankheit und zum anderen fehlender Lebenswille nach dem Verlust meiner Mutter.
Meine eltern haben ihr ganzes Leben hart gearbeitet und da mein Vater selbständig war, immer geplant, das der "Lebensabend" finanziell abgesichert ist. Als meine liebe Mama die Augen für immer schloss (sie starb im Krankenhaus) bin ich rausgegangen und zum ersten Mal dachte ich, was bringt die ganze Planerei, wenn wir im Endeffekt innerhalb von ein paar Stunden unser Leben aushauchen, die ganze Rennerei war doch umsonst. Ich habe in dieser für uns sehr schweren Zeit, schon angefangen umzudenken. Als erstes habe ich mir vorgenommen, nicht nur für später zu planen, denn wer weiss schon ob er das überhaupt erlebt. Kleinere Wünsche habe ich nicht mehr vor mir hergeschoben, sondern mir auch mal erfüllt. Was aber eine Hauptüberlegung von mir war, ich wollte mich nicht mehr mit Menschen umgeben, die mir auf die Nerven gingen, Banalitäten interessieren mich nicht mehr. Früher als junges Mädchen war ich eigentlich immer recht impulsiv, im Laufe der Jahre wird man diplomatischer. Aber seit dem Tod meiner Eltern und meiner Tante und im letzten Jahr meine eigene Erkrankung haben mich wieder undiplomatischer werden lassen. Möglicherweise ist das auch eine Art, den unterdrückten Frust rauszulassen. Ich bin meinen Mitmenschen gegenüber sehr direkt und habe es auch schon fertig gebracht einer Bekannten die mich schon länger mit ihrer Art und Nörgelei genervt hat, zu sagen, das ich da keine Lust dazu habe, ich habe viele liebe Menschen mit denen ich gerne zusammen bin und auf sie und ihr Gehabe habe ich keine Lust, das muss ich mir nicht antun. Termine und Einladungen auf die ich keine Lust habe, sage ich ab. Ich versuche, mich nicht selbst unter Druck zu setzten um anderen einen Gefallen zu tun. Wobei sich das wie gesagt auf von mir emfundene Unwichtigkeiten bezieht, für meine Familie und meine wahren Freunde würde ich nach wie vor alles tun. @ Stefan: Ich verstehe dich sehr gut, denn erst in dieser Situation merkt man, wie unwichtig die materiellen Dinge des Lebens sind. Wie du richtig sagst, es gibt Dinge die man sich mit allem Geld dieser Welt nicht kaufen kann. Ich wünsche dir und deiner Frau viel Kraft. |
#2
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AW: das Leben im "Jetzt"
Hallo Marion,
Zitat:
Ich versuche das jetzt besonders, schließlich ist mein wichtigster Lebensinhalt nicht mehr da (wir kannten uns 23 Jahre lang). Ein bischen so kommt mir das Leben manchmal vor wie Fotografieren ;-) Da gibt es Leute, die fragen nach "lohnenswerten" Motiven. Die einzige Antwort darauf ist: geh' aus der Haustür, und du findest nach 10 Metern Dutzende von tollen Motiven. Du musst nur lernen, sie auch zu sehen... Viele Grüße, Stefan Geändert von Stefans (10.02.2009 um 12:31 Uhr) |
#3
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AW: das Leben im "Jetzt"
Lieber Stefan,
mein tiefstes Beileid, ich wünshe dir viel Kraft für diese schlimme Zeit. Aber es ist schön, dass ihr die Zeit noch so gut wie möglich genutzt habt, wie du schreibst. So wie du schon gesagt hast, in dieser Situation wird man bescheiden und erfreut sich schon an Kleinigkeiten. Die meisten Menschen, die noch nicht in so einer Situation waren, wissen viele dieser Dinge nicht zu würdigen. Wie ich schon oben erwähnte, setzte bei mir dieses Umdenken auch damals ein. Es gibt so viele kleine Dinge, an denen man sich erfreuen kann, man muss sie nur sehen. Lieber Stefan, dort wo deine Frau jetzt ist, muss sie keine Schmerzen mehr erleiden und sie wird mit Solz auf dich herunterblicken, denn du hast ihr ihre kleinen bescheidenen Wünsche erfüllt und warst bis zuletzt an ihrer Seite. Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich glaube, irgendwann werden wir uns da oben oder wo auch immer wiedersehen, und das gab mir auch die Kraft im Laufe der Zeit mit dem Tod meiner Lieben zurecht zu kommen. Vielleicht ist das auch ein kleiner Trost für dich, sie sind nicht tot, sie haben den Raum gewechselt. Viele herzliche Grüße Marion |
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