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Alt 13.08.2008, 19:43
johannes75 johannes75 ist offline
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Registriert seit: 28.01.2008
Beiträge: 4
Standard War ich egoistisch?

Hallo ihr alle,

ich würde mich freuen, ein paar Gedanken und ehrliche Meinungen von euch zu bekommen, denn mich bedrückt der Tod meines Vaters seit einem dreiviertel Jahr ganz schrecklich.
Ich habe hier drin auch schon mal geschrieben vor einiger Zeit, habe gedacht, irgendwann werden meine Gewissensbisse vielleicht aufhören, aber nichts ist geschehen, es wurde eher immer schlimmer.
Folgendes ist passiert: Mein Vater hatte Prostatakrebs diagnostiziert bekommen im Januar 2005. Er fiel daraufhin für ein halbes Jahr in eine schwere Depression. In dieser Zeit bin ich von meinem Studienort wieder zu meinen Eltern gezogen, um für meinen Vater da zu sein. Im Sommer 2005 beschloss ich, mein Referendariat (bin Hauptschullehrer) in meinem Heimatregierungsbezirk (Unterfranken) zu machen. Zwei weitere Jahre habe ich bei meinen Eltern gelebt, um mir Zeit für meinen Vatr zu nehmen. Im Sommer 2007 stand für mich eine schwere Entscheidung an: Ich war zu diesem Zeitpunkt 32 Jahre alt und mit meinem Leben als Single total unglücklich. Daher hatte ich den großen Wunsch, in eine andere, eher städtische Gegend zu ziehen, um dort einen neuen Bekanntenkreis und vielleicht eine liebe Freundin zu finden. Andererseits ging es meinem Vater zu diesem Zeitpunkt gesundheitlich schon sehr schlecht. Es standen viele Untersichungen an, die zwar allesamt recht positiv ausfielen, jedoch hatte mein Vater schon starke Rückenschmerzen und es stand im Raum, das diese Schmerzen vielleicht doch etwas mit dem Krebs zu tun haben.
Ich sprach mit meinem Vater über meine Gefühle und er machte mir daraufhin Mut, mich wo anders hin zu bewerben. So "verlies" ich im Sommer 2007 meinen Vater und zog nach Oberbayern, 300 km weiter in den Süden, um dort an einer neuen Schule anzufangen. Ich fuhr allerdings jedes Wochenende nach Hause, um für meinen Vater da zu sein. Im Oktober verschlechterte sich der Krankheitszustand meines Vaters rapide und am 9. November 2007 verstarb er. Ich konnte meinen Vater in den letzten beiden Wopchen seines Lebens noch pflegen, war rund um die Uhr bei ihm und war geade dabei, einen unbefristeten, unbezahlten Pflegeurlaub zu beantragen. Der Tode meines Vaters machte allerdings den Antrag dann nicht mehr notwendig.
Seit dieser Zeit habe ich schreckliche Angst: Ich versuche, mich meinen Mitmenschen gegenüber sozial und hilfsbereit zu verhalten. Und ich wünsche mir so sehr eine liebe Freundin, der diese sozialen Werte genauso arg wichtig sind. Ich habe allerdings eine rießen Angst, genau bei diesen Frauen mir alle Möglichkeiten einer Partnerschaft verbaut zu haben. Ich habe Angst, dass eine Frau, die mich kennenlernt und der ein mitmenschliches Verhalten ihres potentiellen zukünftigen Partners sehr wichtig ist, dass eine solche Frau von mir abgeschreckt wäre. Abgeschreckt deshalb, weil ich auch noch bei meinem Vater hätte bleiben können und fortzog. Weil ich meinen eigenen Wünschen in dem Moment den Vortritt gab, obwohl mein Vater schon sehr krank war.
Vielleicht hört sich das alles komisch an, aber vielleicht habt ihr auch Verständnis für meine Angst, die wirklich rießig ist.
Über eure, bitte ehrliche Meinung, wäre ich sehr dankbar, auch wenn sie schmerzhaft sein sollte.

Johannes
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