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  #1  
Alt 27.06.2018, 11:35
Vronilein Vronilein ist offline
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Liebe Beccamaus

freue Dich über Deinen Kleinen und auch über andere Dinge.
Sei traurig lass es zu.
Als mein Mann starb war ich einfach nur fassungslos, verzweifelt.
Da kamen die selben Floskeln wie Du sie beschrieben hast. Nimm es hin
für viele ist es Hilflosigkeit. Diese Sachen haben sie schon gehört und gesehen das man sie sagt.
Erst habe ich nur funktioniert, habe leider nichts zugelassen, dachte auch -Du darfst dich nicht freuen usw. hatte Angst ihn zu vergessen- dann kam ein totaler Zusammenbruch und da habe ich gelernt mit meiner Trauer umzugehen.
Jetzt lasse ich auch Wut zu und Enttäuschung. Noch immer kommen Tage an denen ich das Unbegreifliche spüre und das Gefühl habe ich falle in ein ganz grosses Loch. Aber ich kann jetzt besser damit umgehen. Mein Mann ist nun seit 1 Jahr und 4 Monaten tot. Es braucht seine Zeit.
Also lasse Dir die Zeit. Schreie, weine, lache. Denk an deinen Papa.
Viel Glück und alles Gute
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  #2  
Alt 27.06.2018, 14:55
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Liebe Vronilein, ja deine Worte sind so ehrlich und wahr zugleich. Man weiß gar nicht wie trauern geht.... Soll man sich eingraben wie man es gerne möchte oder sollte man trotz alledem weiter machen mit all den alltäglichen Dingen und die Trauer "nebenbei" laufen lassen. Wie lange ward ihr zu Hause? Ich weiß das es individuell ist, dennoch möchte ich gern wissen wie lange ihr euch Zeit gegeben habt
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  #3  
Alt 27.06.2018, 19:44
Gerbera Gerbera ist offline
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Liebe Rebecca

Zu erst einmal mein ganz tief empfundenes Beileid! Die Zeit, die kommt, ist schwer.

Deine Frage, wie man trauert, die hab ich mir auch gestellt. Ich habe, mit Hilfe der Psychoonkologin gemerkt, dass es nicht die eine Art zu trauern gibt. Trauern ist immer, überall, egal ob du gerade glücklich bist und lachst oder ob du weinst. Und egal wie und was du tust, es ist richtig. Wenn es dir gut tut, zu weinen, Dinge von deinem Vater anzuschauen, Briefe zu lesen, dich erinnern oder einen traurigen Film schauen und traurig sein und weinen, dann tu es. Und wenn du merkst, jetzt will ich fröhlich sein, jetzt will ich was Schönes unternehmen, dann tu es. Alles stimmt. Manchmal das eine, manchmal das andere.

Wie lange war ich zu Hause?
Mein Vater ist an einem Montag Mittag gestorben. Ich bin dann ins Spital zu meiner Mutter und meinem toten Vater gefahren zusammen mit meinem Mann. Am Dienstag Morgen war ich wieder in der Schule (bin Lehrerin). Ich wusste nicht warum ich zu Hause sein sollte, was sollte ich da auch tun. Am Mittag musste ich aber heim, bin fast im Stehen eingeschlafen, da die Wochen davor sehr kräftezehrend waren. Offiziell bekam ich 3 Tage frei vom Arbeitgeber. Ich habe dann Freitag/Montag/Dienstag frei genommen. War bei meiner Mutter und half die Beerdigung organisieren, Blumen aussuchen etc. Am Samstag, also knapp 2 Wochen nach dem Tod war die Beerdigung. Für die Woche drauf habe ich eine Woche unbezahlt bekommen, da ich merkte dass ich das brauchte, da es auch kurz vor Weihnachten war und ich einfach einen Gang runterfahren musste.
Danach lief arbeitstechnisch wieder alles normal.

Die Trauer aber war dann natürlich nicht vorbei, und wird sie wohl nie. Es kam in Wellen, früher häufiger, jetzt immer in längeren Abständen. Ich war immer freitags sehr traurig, zu wissen, ihn nicht besuchen und sehen zu können. Ich habe eine Kiste mit Sachen von ihm. Briefe von mir an ihn, die er aufgehoben hatte, ein Fotoalbum von unserer gemeinsamen Reise und Texte die er geschrieben hatte, eine Flasche von seinem After-Shave. Und sein Taschenmesser mit seinem Namen eingraviert, dass trug er immer bei sich. Das benütze ich jetzt immer. Diese Kiste nehm ich immer hervor wenn ich ihn riechen will oder Fotos von uns anschauen will.
Mir hat es gut getan zu laufen. ich bin viel spazieren und joggen gegangen. Ich konnte so den Schmerz und die Trauer "wegrennen". Ich hab ein Tagebuch für ihn angefangen zu schreiben. Am Anfgang täglich, jetzt sehr selten. Ich weiss nun, dass ich ihm nicht mehr schreiben muss, um ihm Dinge zu erzählen. Ich kann es nun in Gedanken. Er besucht mich ab und zu in meinen Träumen, ich bin mir sicher, dass er es ist und nicht einfach ein Traum. (habe ein Thema dazu eröffnet). Das hilft mir. Ich weiss nun dass er in mir weiterlebt, dass er in enen anderen Form existiert. Und oft heule ich im Auto auf dem Weg zur Arbeit. Und wie gesagt, die Gespräche mit der Psychoonkolgin sind gut. Am Anfang ging ich alle 2 Wochen, nun alle 2 Monate.
Es wird immer schmerzen aber man kann wohl immer besser damit umgehen. An machen Tagen gut, an anderen gar nicht.

Hör auf dein Herz, es sagt dir was du tun sollst.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, ganz viel Zeit für Gedanken an deinen Vater und ich wünsche dir, dass du spüren kannst, dass er dich nicht verlassen hat.

Und wegen dem schlechten Gewissen, das musst du nicht! Das würde er nicht wollen. Da bin ich sicher.

Fühl dich umarmt

Geändert von Gerbera (27.06.2018 um 19:50 Uhr)
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  #4  
Alt 27.06.2018, 20:40
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Wie spüre ich das er mich nicht verlassen hat? ? ?

Wir haben uns sehr geliebt. Wir haben viel geweint, gelacht, geredet und gekuschelt in der Zeit der Krankheit. Jeden Tag habe ich ihn zum Abschied gesagt das ich ihn liebe.... wohlwissend das es jeden Tag soweit sein könnte. Und dann kam es trotzdem wie ein Hammerschlag. Ganz "plötzlich" hat er sich im stillen abgemacht.... Aber ich weiß das er es dann auch so wollte. Sonst hätte er auf uns gewartet. Ich habe viele Sachen heim, aber es schmerzt zu sehr. Seine Jacke die so nach ihm riecht musste erstmal weg gepackt werden, sonst würde ich zerbrechen....was mit 2 Kindern nicht geht.
Dienstag ist die Beerdigung und ich habe Panik davor. 3 Wochen bin ich jetzt krank geschrieben...dann 2 Wochen Urlaub und tja, ich denke danach werde ich wieder los gehen.
Ich besuche mit Mama und meiner Schwester ab August ein TrauerKaffee. Vielleicht hilft das ja auch um ein wenig verarbeiten zu können.
Ach... er fehlt einfach.... ich würde gern wissen wie ich ihn wieder nah sein kann?
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  #5  
Alt 27.06.2018, 21:48
Gerbera Gerbera ist offline
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Gerade wenn ihr eine so enge Beziehung hattet, wird die in irgend einer Form bestand halten, auch wenn du das jetzt nich nicht spürst. Es ist vielleicht noch zu frisch.
Mein Vater und ich hatten auch eine sehr besondere, sehr enge Bindung.

Zur Beerdigung, wer schaut auf deine Kinder? Ich habe Freunde von mir gebeten, bei dem kindern zu sitzen und sie zu betreuen. Mir war sehr wichtig dass ich mich nur auf mich konzentrieren musste und mein Mann ganz für mich da sein konnte. Darüber war ich sehr froh. Ich habe vor seinem Tod einen Text für ihn geschrieben für die Beerdigung. Den hab ich dann vorgelesen. Das war mir auch wichtig und tat gut, ihm das alles zu sagen. Ich war selber erstaunt dass ich das konnte, davor hatte ich ununterbrochen gezittert...

Ja vielleicht hilft euch das Trauerkaffe. Ist doch eine gute Idee.
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  #6  
Alt 28.06.2018, 08:00
Beccamaus Beccamaus ist offline
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Ich sage mir auch immer das Papa in mir und vor allem in seinen Enkeln weiter lebt. Aber spüren kann ich das irgendwie nicht. Ich habe mir eine kleine Kette gekauft wo ein Teil seiner Asche rein kommt, so verpasst er nichts in meinen Leben und kann immer bei mir sein.
Meine Kinder sind 2 und 10 und kommen nicht mit. Ich weiß das die große schon mit könnte. Aber ich denke das würde ihr nicht gut tun. Beide sind bei Freunden. Ich jabe bereits eine große Collage auf Leinwand angefertigt und werde zu Hause einen Altar für ihn zurecht machen. Jeden Tag eine Blume die ihr so geliebt hat und eine Kerze ohne die er früher nicht konnte . Das wird den Kindern dann hoffentlich auch gut tun das alles zu verarbeiten und immer an ihn zu denken.
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  #7  
Alt 28.06.2018, 11:14
Vronilein Vronilein ist offline
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Hallo

auch ich habe bis heute nicht gespürt das mein Mann in irgendeiner Weise da ist oder so etwas ähnliches. Habe ich mir immer sehr gewünscht. Ich bewundere unnd beneide die Menschen die glauben und ihren Glauben auch spüren. Ich denke mir das es hilft. Ich gehöre leider nicht dazu.
Aber trotzdem lasse ich meinem Herzen den Lauf und rede - wenn niemand da ist - auf dem Friedhof mit ihm oder schrei auch meine Wut und meinen Schmerz heraus. Auch frage ich bei Entscheidungen nach, wie jetzt, ich verkaufe das Haus und zieh wieder nach Berlin zurück. Allein will und kann ich hier nicht bleiben. Irgendwie dachte ich das da etwas kommen muss, da es ja sein Traum war.
Mir hilft manchmal die Vorstellung, das er keine Zeit hat, er muss ja ständig zu Konzerten, Bowie, Mercury, Hendrix usw. alles unsere Idole. da muss ich dann lächeln.
Jetzt lenke ich mich zur Zeit mit den Vorbereitungen für meine Keniareise ab. Habe ja den Enkeln versprochen mit Ihnen zum Papa zu fliegen. Unser Sohn ist ja jetzt in Nairobi in der Botschaft. Sonst war das Opas Aufgabe die Fernreisen, da ich ziemliche Flugangst habe. aber versprochen ist versprochen. Durch meine Autoimmunerkrankung kann ich ja auch viele Mittel nicht nehmen und nichts trinken. Werde es aber schaffen und manchmal kann ich mich sogar schon darauf freuen.
Also wie Du siehst das Leben geht erbarmungslos weiter und das ist gut so.
Meine Enkel waren übrigens beide -damals 11 und 8 Jahre mit zur Beisetzung. Sie hatten eine sehr enge Bindung zum Opa. Waren auch 14 Tage vor seinem Tod mit im Hospiz zum Geburtstag von Opa und konnten sich verabschieden. Wenn man den Tod als etwas ansieht was dazu gehört zum Leben, dann können Kinder ganz gut damit umgehen. Jedes Kind ist anders und das muss man auch beachten.
Ist ganz schön viel geworden.
Alles Liebe Vroni
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