Soll ich zu ihr zurück?!

[DerFranz]

Hallo an alle,

Vielleicht bin ich hier total fehl am Platz, ich bin nicht selbst betroffen, sondern irgendwie angehöriger. Ich weiss nicht wie ich mit meinem Problem umgehen soll. Hier nun meine Situation.

Wir sind 21 Jahre Verheiratet, wobei wir die letzten drei Jahre keine wirkliche ehe mehr führten. Wir hatten uns auseinander gelebt und gingen jeder unsere Wege, aus Liebe wurde Gewohnheit und Sexuell lief gar nichts mehr ab.
Nachdem unsere Tochter ausgezogen war, trennten wir uns vor eineinhalb Jahren. Sie hatte recht schnell einen neuen Freund während ich eine ganze Weile brauchte um die letzten Jahre und unsere Trennung zu Verarbeiten.
Vor einem halben Jahr lernte ich dann meine jetzige Partnerin kennen und lieben, mit der ich sehr Glücklich bin.
Vor drei Monaten rief mich nun meine Frau an und bat mich um ein Gespräch. Wir trafen uns und sie berichtete mir dass sie an Brustkrebs erkrankt sei und dass der Tumor Operativ aus dem Gewebe geschnitten werden soll, sie hatte furchtbare Angst davor wie es weiter gehen würde.
Natürlich versuchte ich ihr Mut zu machen, versprach ihr dass ich für sie da bin, ihr helfe wo ich kann und ich begleitete sie auch ins Krankenhaus.
Bei der Op wurde dann festgestellt dass die gesamte rechte Brust von Krebsvorstufen durchsetzt war und in einer späteren Op musste ihr die Brust abgenommen werden.
Ihr Freund hatte sich zurückgezogen, er war mit der Situation überfordert.
Nun will meine Frau dass ich zu ihr zurück komme. Auch wenn sie diese Auszeit gebraucht hätte, würden wir doch zusammengehören und sie würde mich nach wie vor lieben.
Sie weiß dass ich in einer Beziehung bin, aber sie meint ich müsste nach so vielen Jahren unserer ehe eine Chance geben und was solle sie auch ohne mich machen, sie würde doch so „entstellt“ nie wieder jemanden finden.
Ich habe die letzten Wochen viel Zeit auf diversen Plattformen verbracht und mich mit dem Thema Brustkrebs beschäftigt und bin dabei in diesem Forum gelandet. Seit einiger Zeit lese ich oft in den Beiträgen von betroffenen genauso wie von angehörigen.
Heute habe ich mir ein Herz gefasst mich an euch zu wenden, weil ich einfach nicht weiß was ich tun soll und hoffe Antworten zu finden auf Fragen mit denen ich mich rumquäle.
Haben andere ähnliche Erfahrungen gemacht?
Habe ich das Recht mein neu gefundenes Glück weiter zu Leben?
Oder ist es nicht meine Pflicht an meiner ehe festzuhalten die doch lange zerbrochen ist?
Sicher kann mir niemand sagen was ich zu tun habe, was richtig oder was falsch ist. Dennoch hoffe ich hier zu lesen wie andere Angehörige und vor allem betroffene Frauen das ganze sehen, weil mich das ganze sehr Belastet,was soll ich tun um das richtige zu tun?

[BarbaraO]

Hallo DerFranz,
das ist wirklich eine traurige Geschichte, die Du da berichtest und es tut mir sehr leid, dass alles so gekommen ist.
Aber eigentlich hat dieses Thema nicht viel mit Brustkrebs zu tun. Es wäre auch im Falle einer anderen schweren Erkrankung so gekommen, denke ich.
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass Du Dein Leben weiter so leben solltest, wie Du es bisher getan hast. Mit Deiner Freundin.
Sei Deiner Exfrau ein guter Kamerad und stehe ihr hilfreich zur Seite aber ich denke, dass das genügen muss.
Ein alter Spruch sagt: Eine geklebte Tasse schmeckt immer nach Leim.

Aber das ist meine ganz persönliche Ansicht. Das ist wohl eher eine Frage fürLebensberater. Unsere eigenen Erfahrungen bringen Dich dabei überhaupt nicht weiter.

Lieber Gruß

[DerFranz]

Hallo BarbaraO,

Vielen Dank für deine Antwort :-)
Ja das ist richtig, bei jeder anderen Krankheit hätte es genauso kommen können, aber da es Brustkrebs ist ging ich auch zu dieser Rubrik.
Das Problem ist hier wohl auch weniger die Krankheit als die Tatsache dass meine Frau die eine Brust nicht mehr hat, was für eine Frau sicher sehr schlimm ist. Meine Hoffnung war, durch eure erfahrungen die Sicht aus der Kranken zu sehen und verstehen.
Hilft es ihr wenn ich bei ihr bleibe, hilft es ihr, die ganze Sache zu überstehen? I würde sie nicht spüren das ich nicht mit dem Herzen bei ihr bin?

[Mara M]

Hallo Franz
ich schreibe dir morgen ausführlich und wenn du dann willst kannst mich ja mal anrufen.Ich war in derselben Situation und habe es gut meistern können.

Mara

[Ilse Racek]

Hallo Franz,

obwohl ich in einer völlig anderen Lebenssituation bin, versuche ich Deine Situation und die Deiner Ex-Frau nachzuempfinden.

Du und Deine von Dir doch schon einige Zeit getrennt lebende Frau habt doch seit Längerem jeweils ein völlig eigenständiges Leben aufgebaut und auch Deine derzeitige Lebenspartnerin wird darauf vertrauen, dass sie sich auf Dich verlassen kann.

Schwer Erkrankte benötigen sicher physisch und psychisch Hilfe, aber unaufrichtige Partnerschaften brauchen sie mit Sicherheit nicht

Vielleicht könntest Du in Deine Überlegungen mit einbeziehen, dass ein sogenanntes Dreiergespräch Euch einer Lösung näher bringen würde.


Mit herzlichen Grüßen

[DerFranz]

Ein völlig eigenständiges Leben ist eher erst im Aufbau, wir haben noch immer unser eigenheim und da muss erst einiges geregelt werden. Offiziell bin ich auch noch da wohnhaft, bin aber die meiste Zeit bei meiner Freundin. Unser haus ist groß genug um uns nicht gegenseitig im Weg zu sein und da wir recht friedlich miteinander auskommen, liessen wir uns mit Wohnungssuche Zeit.
Meine Freundin verlässt sich auf mich und Vertraut mir, aber alles in allem will sie mich da nicht bedrängen und überlässt die Entscheidung mir.