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  #1  
Alt 09.02.2018, 12:01
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Hallo ihr alle,

@Clea: das kann ich so unterstreichen. Bei mir ist es ein ganz ähnliches Gefühl. Ich fühle mich abgetrennt von den Anderen und der Welt da draußen.

Wegen der Depression: kannst Du denn auch kurze schöne Momente geniessen? Andere Gedanken?
Ich schätze, dass es eher die Trauer ist. Aber eien Trauerbegleitung oder ein Gespräch mit einem Therapeuten ist sicher nicht verkehrt (sondern unglaublich erleichternd!).

@Däumling: ich hatte auch Angst, was ist, wenn die Trauerfeier vorbei ist. Bis dahin war ich im Funktioniermodus. Die Beisetzung ist bei uns in den nächsten 2-3 Wochen. Das ist auch nochmal ein Schritt.
Ich finde diese Staffelung ganz ganz gut. Eine längere Abschiedszeit.
Aber das ist natürlich individuell.

Ich denke schon, dass dann die Trauerarbeit erst richtig losgeht. Ich hatte unglaubliche Angst vor der Leere. Vor der traurigen Einsamkeit.
Und ja, das ist auch so. Aber es ist auch wichtig. Irgendwie vom Gefühl her, dass die Trauer fließen kann.

Bei mir ist es so, dass ich richtig selektiere, mit wem ich meine Zeit verbringen möchte und mit wem nicht, auch wenn es bedeutet, dass ich weniger Menschen um mich rum habe. Dann aber lieber welche, die guttun.

Ehrlich gesagt, hatten wir nicht damit gerechnet, dass meine Mama nicht mehr ihren Geburtstag erlebt. Da waren wir alle sicher. Und alles ging so schnell. Das war krass. Bald ist ihr Geburtstag.

LG
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  #2  
Alt 09.02.2018, 13:12
Däumling Däumling ist offline
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Beiträge: 100
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Abgetrennt beschreibt es am besten.
Ich habe das Gefühl ich bewege mich in einer Blase. Ich nehme am Leben teil, aber fühle mich nicht anwesend.
Ich bin kein Mensch, der viel weint.
Ich sitze eher da und schaue aus dem Fenster. Denke nach. Versuche schöne Erinnerungen vor Papas letzten Stunden zu schieben.
Und dann wieder schaue ich den riesigen Karton mit seinen Papieren an. Den müsste ich sortieren-aber ich kann noch nicht.

Lieber Papa,
Heute ist es 14 Tage her, dass du uns verlassen hast.
Vor 14 Tagen um diese Zeit habe ich meine Geschwister versammelt, damit sich alle verabschieden können.
So langsam tauchen hintenrum Fragen auf, ob ich die ganze Zeit da war. Sie verstehen nicht, dass du das nicht wolltest.
Ich habe schon ein bisschen was regeln können. Mein Bruder ist auch ganz fleißig. Er räumt auf, sortiert... puh, du hast uns ganz schön viel hinterlassen.
Aber wir schaffen das.
Mittwoch haben wir die Anzeige entworfen für deine Beisetzung. Als ich sagte es gibt am Ende einen Jägermeister für alle, war mir als wenn ich dich lachen höre.
Ich denke, dass ist wohl deine Zustimmung.
Deine kleine Enkeltochter hat heute morgen viel geweint. So klein und soviel Traurigkeit.
Aber bestimmt siehst du alles von dort wo du jetzt bist. Manchmal bin ich mir sicher, du bist ganz nah bei uns.
Ich hab dich lieb mein Papa !
__________________
Alles Liebe
Däumling
———————
Geliebter Papa 21.11.1956-26.01.2018
Mein tapferer Kämpfer, mein Held, mein Herz.
———————
Papa: SPRK Diagnose 09/17, OP 10/17, Bestrahlung ab 12/17, Rezidiv wuchert ins Bronchialsystem Ende Dez 17
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  #3  
Alt 12.02.2018, 20:08
Däumling Däumling ist offline
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Beiträge: 100
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Mein lieber Papa.

Deine Enkeltochter läuft nun alleine.
So niedlich und vorsichtig, aber sie macht das ganz toll.
Ich hätte dir so gerne ein Video geschickt, damit du es auch sehen kannst.
Und nun saß ich da mit meiner Freude über dieses kleine Wesen und der schweren Traurigkeit, weil ich diese Momente nicht mehr mit dir teilen kann.
Dann widerum bin ich mir sicher, dass du es trotzdem weißt, denn du bist nicht weit fort von uns.
Manchmal fühle ich, wie du an mir vorbei gehst.
Oder es fühlt sich an, als wenn mich jemand anstupst. Und wenn ich darauf mal nicht reagiere, klingelt auf einmal das Spielzeugtelefon von der Kleinen... obwohl niemand in der Nähe war.
Du fehlst mir so Papa.
Ich bin so unmotiviert irgendetwas anzufangen bzw zu beenden.
Dabei habe ich soviel zu tun bis Ende Mai. Und alles schiebe ich vor mir her.
Morgen muss ich im neuen Haus tapezieren, das mache ich eigentlich so gerne... aber momentan kann ich mich kein bisschen dafür begeistern... ich fürchte so sieht es am ende auch aus.
Ich hab dich lieb.
__________________
Alles Liebe
Däumling
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  #4  
Alt 12.02.2018, 21:13
Christin12 Christin12 ist offline
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Beiträge: 141
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Ich antworte dir hier, liebe Däumling.
Danke für deine Umarmung. Ich umarme dich gerne zurück. Du hast deinen
Papa auch verloren. Es tut mir sehr leid.

Ein stiller Gruß
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  #5  
Alt 12.02.2018, 23:06
Ceddy Ceddy ist offline
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Beiträge: 73
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Ich war selber krank und lese jetzt erst, dass dein Papa nicht mehr bei dir ist.
Mein Beileid für dich.

Ja, mit dem nicht schlafen können, dass war bei mir genauso.

Erst jetzt, Mutti ist am 21.11.17 gestorben, geht es mit dem Schlafen etwas besser. Ich dachte schon, dass ich verrückt werde.....
Herzklopfen, Zukunftsangst, Allein sein mit allem..... hatte ich wie verrückt.
Meine Arbeit war mir egal.

Heute geht es besser, aber weinen muß ich auch noch jeden Tag, weil so vieles an sie erinnert. Eine Tupperdose, wo sie drauf geschieben hat.
Ein Nachthemd, was sie noch gebügelt hat....

Ich finde es eigentlich schön, wenn wir uns erinnern, es sollte nur nicht so weh tun.
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  #6  
Alt 15.02.2018, 21:33
Däumling Däumling ist offline
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Beiträge: 100
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Liebe Ceddy,
ich danke dir.
Deine Mama starb an Papas 61. Geburtstag.
Ich schenkte ihm einen neuen Pullover. Er hat sich so gefreut und ihn nur noch ausgezogen, damit ich ihn waschen kann.
Sein Lieblingspullover.
Seine Tasche mit Kleidung und anderen Dingen steht seit 3 Wochen unberührt da. Ich kann nicht!
Vorgestern ist sein handy ausgegangen obwohl ich es vormittags noch geladen habe. Ich war so wütend in dem Moment, hab rumgebrüllt und tatsächlich mit der hand gegen die Wand geschlagen ! Da war ein video drauf wo man ihn gehört hat. Das kann ich nun nicht mehr ansehen weil ich die Pin nicht kenne.
Alles andere wie Papierkram, meinen Bruder unterstützen, alles in die Wege leiten was nötig ist, schaffe ich. Für ihn. Weil er es so gewollt hätte.
Morgen um 9:07 ist es 3 Wochen her und ich habe Angst vor dieser Nacht.
Ich weiß noch wie ich vor drei Wochen auf eine Antwort von ihm gewartet habe.


Lieber Papa.
Ich mag nicht daran denken, dass es morgen schon drei Wochen sind.
Ich habe immer noch keine passenden Worte niedergeschrieben die ich dir mitgeben möchte. Es ist soviel und doch weiß ich nicht wie ...
parallel zu allem was ich mache , denke , sage, denke ich an dich. Du bist einfach immer in meinem Kopf (natürlich auch in meinem Herz! Aber das tut zu sehr weh, also „erlaube“ ich es mir tagsüber nicht)
Das führt aber dazu, dass viele vergessen, wie traurig ich bin. Weil ich eben nicht ständig weine sondern stark scheine.
Heute habe ich eine wand tapeziert. Ich stand bestimmt 10 Minuten da und habe darüber nachgedacht wie du angefangen hättest.
Zwischendurch hast du dich sicher königlich amüsiert wie ich die 3 meter bahnen wüst beschimpft habe.
Ich liebe dich mein Papa! Das wird auch immer so bleiben. Niemand kann dich ersetzen.
__________________
Alles Liebe
Däumling
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Geliebter Papa 21.11.1956-26.01.2018
Mein tapferer Kämpfer, mein Held, mein Herz.
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Papa: SPRK Diagnose 09/17, OP 10/17, Bestrahlung ab 12/17, Rezidiv wuchert ins Bronchialsystem Ende Dez 17
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  #7  
Alt 17.02.2018, 11:44
sonnerpapa sonnerpapa ist offline
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Registriert seit: 29.10.2017
Ort: Oberbayern
Beiträge: 12
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Hallo Däumling,

meine liebe Frau ist vor fast 4 Monaten an Krebs gestorben, wir waren 30 Jahre unzertrennlich. Ja, wie ein Apfel und jetzt fehlt eine Hälfte.

Die Krankheit dauerte fast 4 Jahre mit vielen OP´s und 28 Chemos, meine liebe Suphap hat in dieser Zeit nie gejammert oder sich gehen lassen. So konnten wir in den Therapiepausen sogar noch gemeinsam lange Urlaubsreisen (Thailand - Mexiko etc.) unternehmen.
Ich liebe meine Frau auch nach 4 Monaten ihres Abschiedes noch sehr, ja ich denke sogar noch mehr.
Ich sehe jetzt erst, wie Sie für mich "heimlich" vorgesorgt hat. Viele Hemden und sonstige Altagsgegenstände hat Sie noch eingekauft, sodass ich noch lange davon leben kann. Sie wusste immer, dass Haushalt und Shopping nicht so mein Ding war. Ich kümmert mich halt immer um den Beruf und das Haus, bzw. das technische halt. Sie wusste es sehr genau, dass es keine Heilung mehr für sich gab, ich wollte es nicht wahrhaben.
Vieles versteht man erst später, aber wir haben unsere Jahre sehr in der Gemeinsamkeit genossen. Es war fast wie im Märchen, so schön.
Die Liebe hört nicht auf, sie wird blos anders, ja noch schöner.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen. Ja, sogar meinen Glauben an Gott, habe ich durch den Tod meiner lieben Suphap wieder gefunden.
Du bist halt eine Engel, wie auch schon zu deiner Erdenzeit.

Schau Däumling, so hält uns Liebe auf Ewig zusammen. Auch Dir wird es so gehen. Bei mir ist jetzt auch alles was früher so wichtig war, plötzlich so unwichtig geworden. Auch das gehört zum Leben dazu.

Ich habe mir auch viele Zitate im Forum angeschaut und mir darüber Gedanken gemacht, ich bin eigentlich nicht der Typ der gerne schreibt, aber mir hilft es sehr, gelegentlich hier einige Zeilen zu schreiben. Es geht dann wieder einigermaßen, wenn auch auf die Tastatur wieder viele Tränen gefallen sind.

Mit lieben Grüßen
Sonnerpapa

Geändert von sonnerpapa (17.02.2018 um 11:49 Uhr)
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