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Alt 23.08.2012, 18:00
de_inge de_inge ist offline
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Registriert seit: 22.08.2012
Beiträge: 12
Standard Dann sag ich auch mal Hallo!

Hallo alle zusammen,

ich bin neu in diesem Forum und habe auch lang überlegt ob ich euch mit meiner Geschichte "belästige". Aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es einfach wagen werde. Aber Vorsicht. Es könnte ein wenig viel Text werden da ich mir so einiges von der Seele reden muss.

Ich bin de_inge. 29 Jahre alt und ohne Kinder, aber seit 4 Jahren mit meiner grossen Liebe zusammen die, nebenbei erwähnt, ebenso weiblich ist wie ich.

Die Diagnose Eierstockkrebs erhielt ich am 29. Mai diesen Jahres. Ein Dienstag. Ich hatte einen mit Wasser gefüllten Bauch der mich aussehen liess als sei ich schwanger. Hinzu kamen sehr starke Bauchschmerzen und Gewichtsverlust. Eigentlich klar dass da was ganz und gar nicht in Ordnung war.

Dieses Bauchwasser hatte man nach Magen- und Darmspühlung dann endlich mal punktiert und das Ergebnis liess ewig auf sich warten.

Ich ging in die gynäkologische Station eines Krankenhauses in dem ich zuvor eine Woche stationär in Behandlung gewesen war. Dort empfing mich nach langem Warten eine Ärztin, die mir gleich an den Kopf schmiss man habe Krebszellen in dem Wasser gefunden und müsse weitere Test machen. Man habe aber den Verdacht dass es sich um Eierstockkrebs handle.

Ich weiss noch ganz genau wie mein Kopf abschaltete und ich keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Die Ärztin leierte das Standardprogramm herunter von wegen Tests und OP´s. Doch ich konnte ihr gar nicht folgen. Alles schien so egal.

Doch dann kamen die Worte: "Naja Sie werden jetzt nicht sofort daran sterben. Es besteht keine akkute Lebensgefahr!"

Da hatte mich die Realität wieder. Und zwar mit voller Wucht. Wie kann man jemandem ernsthaft sowas sagen nachdem man ihm diese Diagnose überbracht hat...

Ich rief meine Freundin an und sie machte sich sofort von der Arbeit auf den Heimweg. Daheim lagen wir Arm in Arm im Wohnzimmer und weinten.

Für mich war es sehr schlimm den liebsten Menschen in meinem Leben von meiner Krankheit zu berichten.
Ich denke euch ging es dabei nicht anders.

Zwei Tage später ging ich zu meinem Hausarzt. Dieser wusste natürlich bescheid und hatte sich Gedanken gemacht wo ich am besten in Behandlung gehen solle.

Einen Tag später hatte ich einen Termin in einer Spezialklinik, 250km von meinem Heimatort entfernt. Nach kurzen Untersuchungen sagte man mir ich solle übers Wochenende nach Hause fahren und Montag zur stationären Aufnahme vorstellig werden.

Am 06.06. erfolgte meine OP. Sie dauerte 11 Stunden und endete mit dem Ergebnis: Tumorrest Null. Alles prima verlaufen.

Man liess mich noch ein wenig schlummern und am nächsten Tag wurde ich wach. Alles entwickelte sich positiv. Ich erholte mich gut und konnte die Intensivstation schnell verlassen.

Dann fingen die Schmerzen im Bauch an. Alle Versuche der Ärzte halfen nichts. Mir ging es nicht besser. Immer mehr Ärzte versammelten sich um mich und man kam zu dem Schluss dass man mich nochmal aufmachen und nachschauen würde. Das wäre die beste Lösung. Ich war sehr froh darüber. Musste ich doch unter Vollnarkose keine Schmerzen leiden.

Meine Freundin war gerade in ihrem Hotel angekommen und wollte mich nun besuchen. Sie kam und hielt meine Hand und ich sagte ihr dass alles gut sei und wir uns gleich wiedersehen würden...

Ich weiss nicht an welchem Tag ich aufgewacht bin. Das kann ich mir bis heute nicht merken. Auf alle Fälle lag ich wieder auf der Intensiv. Bis oben hin zugepumpt mit Schmerzmitteln, mit einem verbundenen Bauch und einem schwarzen Fuss.

Ich habe später erfahren dass ich im künstlichen Koma gelegen hatte. Meine Darmnaht war gerissen und ich hatte eine Blutvergiftung. Was folgte war eben die Notoperation und eine erneute Spülung des Bauchraumes am Tag darauf. Danach künstliches Koma. Man hatte meiner Freundin gesagt dass die Chancen fifty-fifty stünden und man die nächsten 24 Stunden abwarten müsse.

Und ich bin wieder aufgewacht. Wegen der Medikamente hatte ich mehrere Tage sehr starke Halluzinationen. Noch heute stelle ich in Gesprächen mit meiner Freundin fest dass was ich mir so alles eingebildet habe. Extrem erschreckend. Ich wünsche das niemandem.

Gut, Krebsmäßig war ja bis dahin alles gut gelaufen. Man konnte alles entfernen was ja die beste Voraussetzung ist. Jedoch waren da noch ein schwarzer Fuss, der mir unendliche Schmerzen bereitet hat und ein verbundener Bauch. Dieser verbundene Bauch stellte sich als offener Bauch heraus. Mein Darm war so angeschwollen dass man den Bauch nicht mehr zubekommen hatte. Durch die gerissene Darmnaht war natürlich auch noch ein künstlicher Darmausgang hinzu gekommen. Also alles in allem ne wirklich runde Sache.

Der Bauch wurde im Laufe der Zeit noch einmal in einer OP gestrafft. Er verheilt sehr gut und wächst zusammen. Es sind noch ca. 8cm in der Breite. Und die Länge beläuft sich eigentlich auf den ganzen Oberkörper.

Mein Bein wurde Opfer einer Thrombose. Die Zehen wurden relativ schnell schwarz. Man sagte immer man müsse abwarten inwieweit sich da noch etwas verändere. Und so verging die Zeit. Erst sehr lange auf der Intensiv. Dann auf der Gyon und auch mal auf der Infektionsstation wegen Krankenhauskeimen.

In einer Spezialklinik sollte man meinen Fuss behandeln. Es war inzwischen klar dass die ca. Hälfte des Vorfusses abgestorben war.
Dort angekommen fühlte ich mich nicht gut aufgehoben...

Und dann kam die Einschätzung der Ärzte. Ich hätte 2 Möglichkeiten, wobei die eine gar nicht in Frage käme (OK! Danke!).
Die eine Möglichkeit wäre, meine Ferse umzudrehen. Diese müsste aber dann für 3 Monate mit Fixateuren stabilisiert werden. Also käme eine Chemotherapie nicht in Frage.

Ok, also konnte ich die Möglichkeit nicht in Betracht ziehen. Und dann kam die zweite Möglichkeit. Man würde mir das Bein unterhalb des Knies amputieren.

Ich muss jetzt noch weinen wenn ich daran denke. Das Loch das die Krebsdiagnose gegraben hatte war wieder offen und ich fiel mitten rein. Ich wusste nicht mehr weiter. Wem hatte ich etwas derart schlimmes angetan dass ich nun so leiden musste.

Also sollte aus toten Zehen und schwarzem Vorfuss nun eine Unterschenkelamputation werden...Ok. Ich wollte ja den Krebs besiegen und eine Chemo machen. Und das ging nicht ohne vorher diesen scheiss Fuss zu behandeln. Jedoch verliess ich dieses Krankenhaus wieder. Ohne OP.
Mein "Stammkrankenhaus" hatte mich zurück geholt. Jedoch fand sich auch hier niemand der operieren wollte. Also nochmal bundesweit geschaut, 200 km gefahren und dann endlich einen Professor gefunden. Und ich wachte nach der OP auf, hob die Decke und hatte noch ein Bein. Die Ferse wurde gerettet. Keine Unterschenkelamputation!

Und nun sitze ich hier in meinem "Stammkrankenhaus", die Fuss-Op ist 3 Wochen her und alles in allem verbringe ich, grob geschätzt, seit einem viertel Jahr meine Zeit im Krankenhaus. Ich habe seit 3 Monaten nicht mehr in meinem Bett geschlafen, meine Katze gesehen oder bei meinem Lieblings-Thai gegessen. Und ich muss ehrlich zugeben dass ich meine Grenzen erreicht habe. Ich kann nicht mehr.

Meine Ärzte haben mich gefragt wie ich weiter verfahren will. Die Wahl steht zwischen Bauch verschliessen und dann Chemo oder umgekehrt. Ich habe mich für umgekehrt entschieden. Eine Bauch-Op würde mindestens 3-4 Wochen fordern und ich glaube nicht dass ich fit genug für sowas bin. Ich habe von Anfang an all diese Qualen ertragen um der Chemo ein Stück näher zu kommen. Und mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich die Chemo machen soll.

Mir wurden noch 3 Drainagen aus dem Bauch gezogen. Daher hatte ich vermutlich Fieber und hohe Entzündungswerte. Die müssen erstma runter. Und dann kann ich endlich starten. Und wenn ich alles gut vertrage, kann ich nach Hause...Dann kann ich endlich anfangen auf die Beine zu kommen. Auch wenn die Chemo vermutlich hart werden wird ist allein die Tatsache dass ich daheim bin das Größte für mich.

Ich weiss dass es Betroffene gibt die viel länger im Krankenhaus sind und womöglich genauso viel Scheisse an der Backe haben (ich hoffe ich darf so direkt sein). Aber dieses letzte viertel Jahr war echt die Hölle.
Wird das besser? Ich hoffe ihr könnt mir das mit ja beantworten. Ich habe das Glück so viele Menschen um mich zu haben, die sich um mich sorgen und immer für mich da sind. Dieses Glück haben manch andere nicht.
Ich habe viel Pech gehabt. Aber auch Glück. Ich sitze schließlich noch hier. Und ich habe diesen ganzen Müll aus meinem Bauch raus. Und darauf kommt es doch an, oder?

Ich hoffe ich habe euch nicht zu viel zugemutet. Aber Schreiben tud irgendwie gut. Habt ihr vielleicht noch gute Ratschläge hinsichtlich Chemo? Ich hab das ja noch vor mir und irgendwie komme ich mir so unwissend vor!
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