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  #76  
Alt 15.01.2009, 08:49
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hier ist ein Austausch von Informationen und Meinungen entstanden, den ich sehr interessant finde.

Jeder hat die Wahl, sich Detailbeschreibungen – oft gepaart mit Trauer, Unsicherheit, Verzweiflung – durchzulesen oder weiterzuklicken.
Für diejenigen, die es interessiert, finde ich dieses Thema äußerst gehaltvoll.

Ich glaube, dass fast jeder Forumsteilnehmer (Betroffen/Angehörig) schon längst nach dem individuellen Krankheitsbild gegoogelt hat, welches sein Leben grade verändert.
Die dort eingeholten Fakten und Informationen sind oft nicht minder schockierend und meist geben diese Quellen keine Möglichkeit des Austausches, um Fragen zu stellen und Ängste loszuwerden.
Das Thema Sterben und Tod wird wohl in kaum einem öffentlichen Artikel so beschrieben, wie es die Erfahrung eines Angehörigen/Hinterbliebenen wiedergeben können.
Das haben wir hier.
Dieses Forum dient dazu, dass Menschen an ihrem Leiden, ihren Erfahrungen und Gefühlen mit einem geliebten Angehörigen nicht psychisch zerbrechen sollen, weil ein derartig spezieller Austausch im Leben fehlt.
Hier kann man sich verstanden und gehört fühlen, wenn man über Dinge sprechen möchte, die man persönlich oft nicht auszudrücken vermag.
Wir sollten nie vergessen, dass eine lebensbedrohliche Krankheit unser aller Leben verändert hat.
Auch meines. Ich bin eines von fünf Kindern meines geliebten Papas, doch das, was ich mit ihm teilen durfte – und dafür bin ich unendlich dankbar – wird für immer mein eigenes, ganz individuelles Erleben bleiben.

Für mich hat dieses Forum meine eigene Bedeutung.
Hier habe ich gelernt, mich fallen zu lassen mit all dem Schmerz, den ich empfand und noch immer empfinde. Durch die Offenheit vieler lieber Menschen bin ich getragen worden und da angekommen, wo ich heute bin.
Der Verlust meines geliebten Papas hat mir ein Stück aus meinem Herz gerissen – aber die Möglichkeit, sich hier respektvoll austauschen zu können, ohne die Hand vor den Mund halten zu müssen, hat mich gestärkt und aufgebaut. Ich kann hier weinen und auch lachen und vielen meiner Mitschreiber geht es ebenso.

So unterschiedlich und einzigartig die Menschen und die Krankheitsbilder trotz gleichem Namen sind,
so unterschiedlich und einzigartig sind Empfindungen, Ängste und Kraftquellen, Erfahrungen und die mit dem Tod entstehende Verlustbewältigung, die Trauer.
Jeder lebt sie anders aus, jeder geht mit ihr anders um – der eine verschlossen oder überspielend, der andere offen und direkt.

Nicht alle Menschen haben den Vorteil, in einer Familie zu leben, die intakt ist, in der man verständnis- und liebevoll miteinander umgeht. Ergo haben auch nicht alle Kranken einen ganzen Pulk Familie um sich, die sich sorgen und ihn auf seinem letzten Weg begleiten.
Umso wichtiger finde ich Informationen wie die von Stefan, um sich auf Eventualitäten vorbereiten zu können, ohne vor dem plötzlichen Auftreten Angst aus Unwissenheit haben zu müssen.
Wer im täglichen Umfeld könnte einem da sonst helfen (ausgen. medizinische Hilfe)?

Dieses Forum gibt jedem von uns – egal ob Betroffen oder Angehörig/Hinterblieben - die Möglichkeit, das zu schreiben, was ihm auf der Seele liegt, damit die Ängste und die Trauer, die Wut und die Unsicherheit nicht zum dauerhaften Begleiter werden...
__________________
Alles Liebe.
**********************
Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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  #77  
Alt 15.01.2009, 11:34
Geske Geske ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Zitat:
Zitat von Stefans Beitrag anzeigen
Unwichtig sicher nicht, sehe ich genau so. Und der Wunsch der allermeisten Menschen, Zuhause zu sterben, ist nunmal da. Nur: es geht doch (schon gar nicht diesem thread) wirklich nicht um die Frage, dass Angehörige "am wenigsten belastet" werden.
Nein, es geht in diesem Thread - wahrscheinlich - (die Eingangsfrage ließ ja vieles offen) um die Frage, wie schonungslos über das Sterben als Prozess berichtet werden darf - und wo die Pietät der Betroffenen verletzt wird. Da verwunderten mich die Beiträge nach der Frage wo jemand sterbe, sie lenkten vom Thema ab. Ich habe mich besonders an den Passagen "wenn nicht die allerbeste Möglichkeit zu Hause gegeben ist" und "egal wo jemand stirbt" gestoßen. - Hier hommt bei mir der Verdacht auf, das Thema mit solchen Aussagen in die Unverbindlichkeit zu entlassen zu wollen.

Wenn der Level so hoch gehängt wird, dass die Pflege zu Hause nur im "allerbesten Fall" geleistet werden kann, könnten wir uns von häuslicher Pflege fast ganz verabschieden. Solche Vorstellungen haben wenig mit der Realität zu tun. Hier würden pflegende Angehörige nur unter Druck gesetzt und noch mehr verängstigt als sie es ohnehin schon sind.

Beste Grüße
Geske
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  #78  
Alt 15.01.2009, 11:49
Geske Geske ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Noch einen Nachtrag:
Ich habe den Sterbeprozess meines Mannes hier nicht geschildert, weil in den anderen Beiträgen schon das Wesentliche geschrieben wurde (mir die Beschreibung schwerfallen würde) und die Situation bei uns ziemlich ruhig verlief. Mein Mann wäre mit der realistischen Schilderung seines Sterbens hier im Forum einverstanden gewesen, das hat er mir ausdrücklich gesagt. Er hat als direkt Betroffener auch die Beiträge im Angehörigenforum gelesen und ihn hat es eher geholfen zu erfahren, dass andere Personen ähnliche leidvolle Wege gehen müssen - das solche Situationen zum Leben dazugehören können.

Gruß
Geske
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  #79  
Alt 15.01.2009, 12:21
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annika1977 annika1977 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo alle zusammen,

ich gehöre nicht zu den Hinterbliebenen, sondern schreibe normalerweise bei Krebs bei Kindern.(mein Sohn hat ein Medullloblastom mit wenig aussicht auf Heilung)

Ich habe mir nun das gesamte Thema durchgelesen und bin froh darauf gestoßen zu sein.
Mir fällt es leichter mit Dingen umzugehen, wenn ich in etwa weiß was auf mich zukommt. Ich neige auch dazu mir eher den schlimmst möglichen Fall auszumalen.
Leider gibt es in meinem Umfeld nur meinen Vater ( altenpfleger) mit dem ich solche Dinge wie den Tod offen besprechen kann. Mein Partner hält es da auch eher wie Vogel Strauss.

Daher nochmal " Danke " für dieses Thema, es war und ist mir eine Hilfe mir über das kommende Gedanken zu machen.

Gruß Annika
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  #80  
Alt 15.01.2009, 15:51
Maria+Willi Maria+Willi ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,

ich hätte mir für meinen Lebensgefährten und mich sehr gewünscht, dass er zuhause hätte sterben können. Kann ein Arzt nicht sehen, dass der Mensch kurz vor dem Tod steht? Das würde mich mal wirklich interessieren. Mir jedenfalls wurde nichts davon gesagt und das belastet mich.

LG
Maria
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  #81  
Alt 15.01.2009, 17:16
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annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,

eingangs wurde geschrieben, dass das Thema Tod, das Sterben an sich, in unserem Land stark tabuisiert wird.

Also angesichts dessen, wie man so miteinander umgeht, wie man über dieses sensible Thema hier schreibt und diskutiert, finde ich das auch nicht weiter verwunderlich.

Ich habe zu dem Thema auch meine ganz persönliche Meinung.

Ich denke, dass das Sterben ebenso einer Individualität unterliegt, wie das Leben, jeder Krankheitsverlauf, jedes Dasein an sich. Und selbst wenn es von den rein medizinischen Vorgängen her, genauso sein würde wie bei Frau/Herrn XY, so ist die Situation und mein persönliches Umgehen damit, wenn es meine Mutter irgendwann betrifft, ein völlig anderes.

Insofern hilft es mir als Angehörige im Vorfeld nicht, wenn ich lese, wie sich jemand zu Tode gequält hat oder persönliche Wege und Erfahrungsberichte aufgezeigt werden. Was allerdings nicht heißen soll, dass ich das kritisiere oder persönlich nicht gutheiße, dass ein solcher Austausch stattfindet. Wiegesagt - ich zeige mit meinem Kommentar nur auf, was ich daraus ziehen kann.

Sterben kann sicher ganz verschieden sein. Ich für meinen Teil möchte alles richtig machen. Alles richtig zu machen heißt in meinem Fall, dem zu folgen was meine Mutter möchte. Kürzlich sprachen wir über das Thema, und meine Mutter äußerte sich dahingehend, dass sie, solange es "vertretbar" ist, zu Hause sein möchte. Auch darin liegt wieder eine Individualität. Wir werden situationsbedingt bestimmte Entscheidungen treffen müssen. Ich für meinen Teil stelle fest, dass nichts wirklich planbar oder vorhersehbar ist. Ich kann mich nicht wirklich auf diese Situation vorbereiten.

Manche Schilderungen die hier gemacht wurden, finde ich insofern abschreckend, als dass aus meiner Sicht auch während des Sterbeprozesses bzw. nach dem Tode, die Privatsphäre nicht automatisch endet.

Dann wird beschrieben, ich benutze mal die Wortwahl "obenraus und untenraus". Es ist nicht so, dass meine Fantasie nicht ausreichen würde, um mir bildlich vorzustellen, wie jemandem das passiert. Es ist nur abschreckend, dies vor dem imaginären Auge zu tun, wenn man jemanden Fremden davorhat. Insofern finde ich solche Schilderungen unangebracht, wenn es anderen Menschen etwas mit auf den Weg geben soll. Sollte sich eine solche Situation ergeben bei einem nahestehenden Menschen, bei dem Menschen wegen dem man hier schreibt, und den man liebt, ist die Perspektive doch wieder eine völlig andere. Gleichzeitig auch die Bereitschaft damit umzugehen.

Das Einzige, was ich inständig hoffe ist, dass sich dieses "über sich hinauswachsen" und "ungeahnte Kräfte entwickeln" zu gegebener Zeit auch bei mir einstellen wird, in unserer eigenen, individuellen Situation.

Liebe Grüße und alles Gute Euch allen

Annika
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  #82  
Alt 15.01.2009, 21:59
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heike_mike heike_mike ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Geske,

natürlich kann Anette oder jeder sonst hier seine Meinung offen schreiben,nur finde ich sollte dabei keiner persönlich angegriffen werden und vielleicht auch etwas Rücksicht auf andere genommen werden in Situationen in denen man Unterstützung statt Stiche braucht.
Dies hat Anette leider vermissen lassen und das finde ich unangebracht.
Ich habe hier auch schon öfters meine Meinung vertreten die vielleicht nicht der von anderen entsprach,jedoch nicht ohne damit jemand zu verletzen.


Leider ist dieser Thread vollkommen abgetrifftet in meinen Augen,deshalb werde ich mich nicht mehr hier äußern.
Mit dem ursprünglichen Threadthema hat dies hier nicht mehr viel zu tun.

LG Heike
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Geändert von heike_mike (16.01.2009 um 13:07 Uhr)
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  #83  
Alt 15.01.2009, 22:44
mischmisch mischmisch ist offline
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Schade,

wäre es nicht gut, den Thread wieder zu dem machen was er war?
Es wäre schade, wenn das Thema untergehen würde.

Gruss Rosita
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  #84  
Alt 15.01.2009, 23:29
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo @
nachdem ich nun hier immer still mit gelesen habe und mir lange nicht sicher war ob auch ich meine Erfahrungen hier schreiben sollte, nehme ich mal allen Mut zusammen und berichte:
Mein Mann bekam am 21.01.08 die Diagnose fortgeschrittener LK, nach fehlgeschlagener Chemo und Bestrahlung starb er am 19.09.08 nicht zuhause, wie er es sich anfänglich gewünscht hatte, sondern auf einer Palliativstation.
Am Freitag den 29.08. brachte ich meinen Mann abends als Notfall ins KH, seine Magensonde hatte sich entzündet und er hatte hohes Fieber. Dieses bekam man alles sehr schnell und gut in den Griff. Da er nun ja schon mal da war hat sein behandelnder Pneumologe es für richtig befunden gleich noch ein CT zumachen, man stellte fest das der Tumor dabei war auch die linke Lunge zu verschließen, ein Todesurteil. Am Freitag den 05.09. versuchte man noch durch eine starre Bronchoskopie etwas zuräumen, was aber fehlschlug da es zu starken Blutungen in der Lunge kam. Mein Mann hatte in einer sehr detaillierte Patientenverfügung für diesen Fall festgelegt wie man weiter verfahren sollte. Alle Ärzte haben sich ohne zögern daran gehalten, haben mich auch sofort in Kenntnis über die Lage versetzt und am 09.09. wurde mein Mann zum Sterben nach hause entlassen. Der eigentliche Todeskampf begann dann am Sonntag den 14.09. Ihr könnt mir glauben ich hätte für meinen Mann den Mond vom Himmel geholt wenn ich ihn damit hätte helfen können,nur ich konnte ihm so wenig helfen, konnte ihm die Angst nicht aus seinen Augen nehmen. Die Medizinische Versorgung klappte gut mit Hilfe unser Hausärztin, die wirklich zu jeder Tages und Nachtzeit für uns da war, die mir zeigte wie ich meinen Mann medizinisch versorgen konnte. Und trotzdem wurde es in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag so schlimm das nichts mehr ging. In seiner Patientenverfügung hatte mein Mann etliche Sachen ausgeschlossen unter anderem auch das man ihn so sediert das er nichts mehr mitbekommt, das wollte er auf keinen Fall. Wir beide haben in dieser Nacht viel darüber geredet wie wir vorgehen sollen und am Morgen stand fest das ich mich um ein Hospitzplatz oder ein Platz in der Palliativ kümmern sollte, sollten wir keinen bekommen würde mein Mann hier zuhause bleiben. Ein schwieriges Unterfangen, gerade hier auf dem Lande sind wir mit solchen Einrichtungen nicht gerade reich bestückt, habe alles im Umkreis von zweihundert km kontaktiert, nirgends was frei, dann am Nachmittag die Nachricht es ist ein Platz auf der Palliativstation in der nächsten Kreisstadt frei und wir könnten kommen wann wir wollten. Einen Krankentransport lehnte mein Mann ab, er wollte noch einmal mit mir zusammen Autofahren, wir haben beide im Auto bitterlich geweint, wussten wir doch beide, so zusammen gibt es kein Rückweg mehr. Um 18:00 kamen wir dort an, wurden sehr liebevoll und medizinisch professionell (man hatte sich aus dem anderen KH schon die Unterlagen faxen lassen, wusste über alles Bescheid) aufgenommen und ab 18:45 ging es meinem Mann sehr gut, er war so super Medikamentös eingestellt, so wie er es sich für diesen Fall gewünscht hatte, wach und aufnahmefähig, ohne Schmerzen, selbst die Atemnot war nicht mehr so schlimm. Am Freitag morgen war er fast schon wieder der "Alte" machte mit den Ärzten und den Schwestern Späßchen, wir waren uns so nahe ohne diese Angst die uns zu Hause beherrschte. Mittags würde er müde und wollte ein wenig schlafen, schickte mich nach Hause damit ich mich um die Hunde kümmere, ich sollte aber wie immer anrufen wenn ich zu Hause angekommen bin, das tat ich, mein Mann hörte sich müde an aber ansonsten ok und trotzdem war da etwas in seiner Stimme das mich veranlasste sofort wieder zu ihm hinzufahren. Er schlief als ich kam, wurde kurz vor halb drei wach und wollte unbedingt auf Toilette, kein leichtes Unterfangen mit dem ganzen Gedöns, er war über den Port und die PEG angeschlossen. Mit Hilfe einer Schwester schafften wir es ins Bad, er wusch sich noch die Hände, drehte sich um und in diesem Augenblick schoss ihm Blut und was weiß ich nicht alles aus dem Mund, der Tumor war explodiert. Kein schöner Anblick und auf sowas war ich auch nicht vorbereitet, hatte aber gar keine Zeit um panische Gefühle oder sonstwas zubekommen, wir brachten meinen Mann zum Bett zurück, er war bei vollen Bewusstsein, ich versuchte mir meine Angst nicht anmerken zulassen, er lächelte mehrmals, sagte das es ihm gut geht und schloss seine Augen um 14:44 für immer. Ich durfte da bleiben, ihn waschen und ankleiden, was für ihn sicher eine große Beruhigung gewesen wäre. Für mich war es der letzte Liebesdienst den ich noch verrichten konnte. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch noch eigenartig gefasst, das Verstehen, der Zusammenbruch, kam erst viel später. Im nachhinein kann ich nur sagen das ich unendlich glücklich bin das es meinem Mann vergönnt war wenigstens die letzten 20 Stunden seines Lebens so entspannt, so friedlich zu verbringen. Ich hätte jede seiner Entscheidungen respektiert und mitgetragen, bin im nachhinein aber sehr froh das er sich für die Palliativstation entschieden hat, nicht weil ich sein Sterben hier zu hause nicht hätte begleiten und ertragen können, nein ich hätte ihm hier seine Angst nicht nehmen können und für mich wäre der Gedanke mein geliebter Mann ist mit dieser Angst vor dem ersticken ins Regenbogenland gegangen ein Alptraum.

Sorry das ich nun soviel erzählt habe und vielleicht kommt es auch gar nicht rüber was ich ausdrücken wollte, sollte vielleicht noch dazu sagen das mein Mann von Anfang an nichts über seine Diagnose wirklich wissen wollte, alles in meine Hände legte, die Kommunikation mit den Ärzten lief zum größten Teil über mich, ich erzählte ihm was die Untersuchungen ergaben, wir beide beratschlagten und dann entschied er was er wollte und was nicht. Für mich war immer klar das nie etwas gegen seinen Willen gemacht würde und ich war dafür da dieses Versprechen einzuhalten, genauso wie er es im umgekehrten Falle gemacht hätte. Wichtig war es für uns das wir uns darauf bedingungslos verlassen konnten, egal wohin der Weg führt, egal wie schmerzhaft es sein wird. Ich wünsche jeden Menschen in solch einer Situation einen Menschen an seiner Seite auf den er sich verlassen kann.

LG Lissi
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Wege entstehen dadurch,dass man sie geht.
Franz Kafka

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  #85  
Alt 16.01.2009, 00:02
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heike_mike heike_mike ist offline
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Liebe Lissi,

ich bin tief beeidruckt von dem was du schreibst und was du geleistet hast.
Es ist wahrhaftig beruhigend zu wissen das man die letzten Stunden so schön wie möglich machen konnte und die Angst nehmen konnte.
In diese Richtung wie du es geschrieben hast sollte der Thread gehen.
Danke dir und weiterhin alle Kraft der Welt und die Stärke die du bewissen hast.
Auch ich habe erkannt das man in der Stunde in denen der Liebe ins Regenbogenland ist erstaunlich stark ist,auch mein Zusammenbruch kam erst viel später.Und doch gibt dir euer Weg des Abschieds viel Kraft mit für die kommende Zeit.

LG Heike
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  #86  
Alt 16.01.2009, 00:37
mischmisch mischmisch ist offline
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Danke, Lissi,

und doch, es kam herüber was du ausdrücken wolltest.

Und deinen letzten Satz, den wünsche ich uns allen auch.

Lieber Gruss
Rosita
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  #87  
Alt 16.01.2009, 01:15
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heike_mike heike_mike ist offline
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Liebe Anette,

ich habe dir noch eine PN geschrieben und hoffe du verstehst sie diesmal richtig.
Denke bitte nicht es sind alle gegen dich.

LG Heike
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  #88  
Alt 16.01.2009, 08:08
Tantchen Tantchen ist offline
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Liebe Lissi,

Wahnsin, was manche Betroffenen und ihre Angehörigen aushalten müssen und können.

Dein letzter Satz sollte Programm sein - in dieser Diskussion nimmt er alle Angst und alles Böse, "wenn man jemanden an der Seite hat, auf den man sich bedingungslos verlassen kann".

Und wollen wir das nicht alle? Sollen sich unsere Angehörigen oder nicht auch jede/r einzelne Betroffene auf "seine Leute" blind verlassen können/dürfen?

Egal, wie (schlimm) dann die Begleitumstände sind, wenn nur diese VErtrauensperson an der Seite ist .......................

Ich wünsche jedem von uns "seinen zuverlässigen Begleiter" an der Seite

Tantchen
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  #89  
Alt 16.01.2009, 10:43
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Tantchen, Heike, Anette und alle,



Zitat:
Zitat von Tantchen Beitrag anzeigen
Vielleicht solltest Du in Deinem eigenen Interesse einmal über eine Gesprächstherapie für Dich nachdenken, um Dir selbst diesen furchtbaren Druck zu nehmen und wieder positiv in die Zukunft zu blicken.

Du tust mir jedenfalls sehr leid - Tantchen
Zitat:
Zitat von heike_mike Beitrag anzeigen
Leider weiß ich auch nicht wie man für dich da sein oder dir helfen kann.
Du möchtest zwar Hilfe,doch aber noch nicht jetzt oder nicht öffentlich von hier.
Bei statements wie diesen läuft es mir eiskalt den Rücken runter

Tantchen und Heike... merkt ihr eigentlich, was ihr da veranstaltet? Geske nennt es "Gruppendynamik". Ich nenne es es das, was es ist: eine üble Form des mobbings vom hohen moralischen Ross runter. Und die auch noch - und das finde ich einfach widerlich !!! - unter dem Deckmantel, jemandem helfen zu wollen. Natürlich nur zu dessen eigenem besten.

Wie arrogant, anmassend und überheblich kann ein Mensch sein, dem - wenn er inhaltlich am Ende ist - nichts anderes einfällt, als den anderen für krank zu erklären und öffentlich über ihn zu psychologisieren? Soso, Anette sollte über eine im "eigenen Interesse einmal über eine Gesprächstherapie für Dich nachdenken, um Dir selbst diesen furchtbaren Druck zu nehmen und wieder positiv in die Zukunft zu blicken."

Ich finde, ihr beiden solltet dringend darüber nachdenken, was euch das Recht gibt, so von oben herab über andere Menschen zu urteilen. Was Tantchen meint, sie selbst aber vielleicht nicht weiss (oder nicht wissen will, was auf das Gleiche rauskommt):

"Du brauchst eine Psychotherapie, damit du lernst, dich anständig zu benehmen. Und mich nicht mehr verbal mit dem zu belästigen, was ich nicht hören will. Mir ist völlig schnuppe, ob du positiv denkst oder nicht. Hauptsache, du läßt dich so dressieren, dass du nur noch das Positive äußerst. Weil ich es nämlich nicht aushalte, was ich von dir an Negativem lesen muss."

Und dann noch selbstgerecht zu unterstellen, jemand "möchte Hilfe", und - wie schrecklich - dem (leider von anderen abgelehnten) Samariter sei jetzt gar nicht mehr klar, wie man dem nicht Hilfswilligen denn helfen könne. Und letztendlich Mitleid zu heucheln.

Und natürlich, was sonst, xx mal zu betonen, man habe es ja zigmal im Guten versucht, aber wenn jemand so uneinsichtig sei, nein, dann sei man bei aller Hilfsbereitschaft nicht mehr bereit, darüber zu diskutieren. Und werde sich in diesem thread dazu nicht mehr äußern. Und äußert sich selbstredend alle paar Stunden dazu. Und wenn es nur dazu dient, sich sins selbstgerechte Licht zu setzen, indem man das Forum darüber informiert, man habe xy noch eine PN geschrieben (und hoffe du verstehst sie diesmal richtig). Denke bitte nicht es sind alle gegen dich.

Sorry, aber sowas finde ich schlichtweg hochgradig zum Kotzen. Es gibt nur zwei Dinge, die dabei herauskommen, wenn sich Leute so als "moral majority" aufspielen. Sie selbst haben ihr Ego gestreichelt, indem sie jemanden treten, diesen Tritt aber als hilfsbereites Handreichen verkaufen. Und der Getretene wird mundtot gemacht. Leute wie ihr sorgen dafür, dass ich zu einem thread wie diesem x PMs bekomme, die sinngemäß lauten: "Danke für deine postings. Ich würde gerne selbst etwas dazu schreiben, aber ich traue mich nicht. Da werde ich doch nur unter der Gürtellinie angegriffen." Und leider haben die, die sich nicht trauen, offenbar recht mit ihrer Einschätzung.

Und dabei schämen sich die Moralapostel nicht, auch noch über "Würde", "Respekt" und "Sensibilität" zu schwadronieren. Leute, die es für "würdelos" halten, wenn über physische Details des Sterbens oder über Missstände in der stationären Pflege gesprochen wird. Die haben offenbar kein Problem damit, andere vollkommen respektlos zu behandeln. So selbstverlogen und durchschaubar, dass an ihnen Psychotherapeuten verloren gegangen sind.

Zitat:
Zitat von heike_mike Beitrag anzeigen
ich habe dir noch eine PN geschrieben und hoffe du verstehst sie diesmal richtig.
Kommen dein PMs nicht an, oder warum musst du das hier ausbreiten? Völlig unabhängig davon, was du per PM schreibst. Glaubst du ernsthaft, dass es für Anette bei all dem, was du hier öffentlich über sie rausgelassen hast, eine Möglichkeit gibt, dich "falsch" zu verstehen? Scheinbar ja. Dann solltest du aber nochmal in Ruhe lesen, was du hier über ihre Person alles Würdevolles, Respektvolles und Sensibles vom Stapel gelassen hast. Vielleicht fällt dir dann was auf.

Mir ist zumindest etwas aufgefallen, nicht zum ersten mal in den KK- und anderen Foren. Dass ich froh bin, manche Leute nur virtuell zu kennen. Weil ich die im real life nicht mal mit der Beisszange anfassen würde. Und die gar nicht begreifen können, warum, wo sie doch nur "helfen" wollen. Und erst recht nicht, wieso andere Leute ihre "Hilfe" als genau das empfinden, was sie ist: moralische Repression, um sich über andere zu erheben. Wenn ich mit Apostelfratzen sprechen will, gehe ich in die Kirche. Da sind die überall aufgemalt, und sie sind wenigstens stumm. Da stört mich keiner im stillen, selbstgerechten "Dialog".

Viele Grüße,
Stefan

Anette: Bleib so, wie du bist! Wir gehen dann am besten mal zusammen in Gesprächstherapie. Da wird man uns die Ehrlichkeit schon austreiben. Oder auch nicht. Ich bin schon zweimal aus der Klapsmühle rausgeworfen worden, weil ich es einfach nicht lernen konnte, den Mund zu halten. Und den vermeintlichen Helfern gesagt habe, was ich von ihnen halte und wo sie sich ihren Moralischen und ihr Mitleid hinstecken können - zu ehrlich war wohl auch nicht recht

So, und jetzt bitte fleissig an die Moderation schreiben und meinen Rauswurf anmahnen. Ist doch unerträglich, dass so einer hier schreiben darf. Vielleicht reicht's ja wenigstens mal wieder für eine Verwarnung.
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  #90  
Alt 16.01.2009, 11:49
Gittina Gittina ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Ich war bis jetzt nur stille Mitleserin. Vor 2 Monaten habe ich meine Ma an diesem schrecklichen Lungenkrebs verloren. Hier im KK fand ich immer viele Antworten auf Fragen, die sonst wohl unbeantwortet geblieben wären.

Was aber im Moment hier abläuft mach mich sehr traurig. So viel Feindseeligkeit in einem Forum in dem man sich Hilfe und Unterstützung erhofft.
__________________
Eine Mutter liebt ohne viel Worte.
Eine Mutter hilft ohne viel Worte.
Eine Mutter versteht ohne viel Worte.
Eine Mutter geht ohne viel Worte und hinterläßt eine Leere,
die in Worten keiner auszudrücken vermag.

für meine über alles geliebte mam
10.03.1931 - 14.11.2008
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