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  #1  
Alt 25.10.2017, 11:57
darklight91 darklight91 ist offline
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Beiträge: 6
Standard Beziehung und Krebs

Hallo liebe Mitglieder,

ich (M26) bin neu in diesem Forum und hoffe ihr könnt mir etwas helfen.

Meine Freundin (21) hat bereits zum zweitem mal in ihrem Leben Nierenkrebs. Wir sind seit über 6 Monaten zusammen und die Diagnose hat sie vor 3 Monaten bekommen.
Seit diesem Zeitpunkt ging es mit dem Kontakt Bergab. Ich habe viel in Foren und Infoportalen nachgelsen das es vorkommen kann, dass jemand nicht mehr die nähe sucht. Allerdings wird es immer schlimmer und es geht nur von ihr aus. Sie möchte alles alleine schaffen und will mich nicht bei der Therapie dabei haben. Am Anfang haben wir uns noch ab und an gesehen aber ihre Zuneigung zu mir hat sich komplett gewandelt. Wir schreiben kaum noch und haben uns lange nicht mehr gesehen (6 Wochen) obwohl sie nicht weit weg wohnt. Es wird immer schlimmer und ich hoffe das es nicht noch schlimmer wird, denn ich liebe sie wirklich sehr!

Ist es normal das sich der Partner so sehr von einem entfernt und bis auf ein wenig schreiben kaum Kontakt sucht?

Ihre Chancen stehen übrigens sehr gut, auch wenn die Chemo nicht so gut anschlägt. Sie bekommt ab nächster Woche auch noch Bestrahlung dazu.

Vielen Dank im Voraus!
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  #2  
Alt 25.10.2017, 19:38
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Beiträge: 611
Standard AW: Beziehung und Krebs

Hallo Darklight,


hmmm..hast Du evtl mal dran gedacht, dass sie Dich schützen will? Sie kennt ja den Ablauf und die Behandlungen nur zu gut und weiss, wie belastend es ist.
Vielleicht will sie auch nicht, dass Du sie so schwach siehst...das tolle Mädchen, das vor Lebensfreude sprühte und jetzt schlicht krank ist.
Lass ihr einfach Zeit, schreib ihr, dass Du jederzeit für sie da bist und egal zu welcher Uhrzeit, Du sofort erscheinst, wenn sie das will.
Nur nicht aufdringlich werden, sie hat grad genug Probleme am Bein.
Halt durch und hab Geduld.
LG
Mel
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  #3  
Alt 25.10.2017, 21:27
darklight91 darklight91 ist offline
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Registriert seit: 25.10.2017
Beiträge: 6
Standard AW: Beziehung und Krebs

Vielen dank für deine Antwort!

Ja da habe ich auch schon dran gedacht. Sie ist wirklich eine starke Persönlichkeit und macht nebenbei sogar noch Ihren Fachwirt.
Ich werde ihr nochmal sagen, dass ich immer für sie da bin!
Sie erzählt es auch kaum jemanden. Kann schon sein das sie nicht anders behandelt werden will.

Es ist einfach fast unmöglich sich in ihre Situation zu versetzten.
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  #4  
Alt 28.10.2017, 02:33
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Beziehung und Krebs

Hallo darklight91,

Zitat:
Zitat von Mel_1
Vielleicht will sie auch nicht, dass Du sie so schwach siehst...das tolle Mädchen, das vor Lebensfreude sprühte und jetzt schlicht krank ist.
Lass ihr einfach Zeit, schreib ihr, dass Du jederzeit für sie da bist und egal zu welcher Uhrzeit, Du sofort erscheinst, wenn sie das will.
An sich sehe ich das weitestgehend genau so, wie Mel_1.

Will Dir aber auch noch ergänzend etwas aus meiner Sicht zu bedenken geben, das sehr viel:
a) mit gleichberechtigten Partnerschaften, sowie

b) mit Besonderheiten des (vermutlichen) Empfindens von Frauen während einer Chemo zu tun hat, das für Männer häufig gar nicht so recht nachvollziehbar ist.

Zu a):
schriebst Du
Zitat:
Wir sind seit über 6 Monaten zusammen und die Diagnose hat sie vor 3 Monaten bekommen.
Seit diesem Zeitpunkt ging es mit dem Kontakt Bergab. Ich habe viel in Foren und Infoportalen nachgelsen das es vorkommen kann, dass jemand nicht mehr die nähe sucht. Allerdings wird es immer schlimmer und es geht nur von ihr aus. Sie möchte alles alleine schaffen und will mich nicht bei der Therapie dabei haben. Am Anfang haben wir uns noch ab und an gesehen aber ihre Zuneigung zu mir hat sich komplett gewandelt. Wir schreiben kaum noch und haben uns lange nicht mehr gesehen (6 Wochen) obwohl sie nicht weit weg wohnt. Es wird immer schlimmer und ich hoffe das es nicht noch schlimmer wird, denn ich liebe sie wirklich sehr!

Ist es normal das sich der Partner so sehr von einem entfernt und bis auf ein wenig schreiben kaum Kontakt sucht?
Rein sachlich gesehen:
- bist Du Dir sicher darin, daß sich ihre Zuneigung "komplett" gewandelt hat??
- und Deine Liebe zu ihr auch auf Gegenseitigkeit beruht??

Du fragst hier nach "Normalität" in der derzeitigen Situation.
Diese Frage kann Dir aber kaum jemand beantworten, weil weder für Dich und schon gleich gar nicht für Deine Freundin die Situation "normal" ist.

Es ist zwar (beidseits) schwierig, mit solchen Situationen umgehen zu können, aber dennoch "greifen" in gleichberechtigten Partnerschaften Prinzipien.
U.a. auch das, daß man jemand nicht einfach "hängen" läßt.

Damit will ich sagen, daß Dein eigentliches Dilemma m.E. darin besteht, daß Du gar nicht mehr so recht weißt, wie Du mit Deiner Partnerin nun eigentlich "dran" bist.
Im Grunde genommen "leidet" Ihr alle beide in dieser Situation.

Wenn es Deine Partnerin vorzieht, alleine leiden zu wollen, mußt Du das akzeptieren.
Umgekehrt hat aber auch sie zu akzeptieren, daß Du zumindest eine Erklärung von ihr erwarten darfst, wie sie sich eigentlich die weitere Kommunikation zwischen Euch vorstellt.

Diese Erklärung zu verlangen, hat absolut nichts mit Aufdringlichkeit zu tun.
Soll heißen:
Du kannst ihr ruhig auch klipp und klar sagen, daß nicht nur sie leidet, sondern auch Du.
Sowie auch, daß Dir so viel an einer gemeinsamen Zukunft mit ihr liegt, daß Du alles akzeptierst, wie sie das derzeit gestalten will.
Aber dennoch Klarheit darüber haben willst!!


Zu b):
Nicht selten kann man hier im Forum lesen, daß sich Frauen mehr Sorgen um ihr "Erscheinungsbild", z.B. mit ausgefallenen Haaren, machen als um ihren gesundheitlichen Zustand.

Kannst Deiner Freundin ja mal ruhig schreiben, daß Dich das überhaupt nicht interessiert, weil das todsicher nur ein vorübergehender (äußerlicher) Zustand von ihr ist.
Dein Wunsch, sie endlich mal wiedersehen zu wollen, kann aus Deiner Sicht dadurch nicht "gebremst" werden.
Weil Du sie - ob mit oder ohne ihre Haare - liebst.

Versuch bitte, unter Berücksichtigung von a) und b) "auszuloten", wie Du Deiner Freundin (und auch Dir) am besten helfen kannst.

Viel Glück dabei.


Liebe Grüße
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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  #5  
Alt 04.11.2017, 11:20
darklight91 darklight91 ist offline
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Beiträge: 6
Standard AW: Beziehung und Krebs

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

Deine Ratschläge haben mir sehr geholfen zu verstehen wie es ihr geht und wie ich ihr helfen kann.

Leider hat all dies jedoch nichts mehr gebracht. Sie schrieb mir gestern, dass sie sich unbedingt mit mir unterhalten muss. Wir hatten daraufhin ein längeres Gespräch in dem sie mir sagt, dass sie das alles nicht mehr schafft. Somit hat sie sich von mir getrennt obwohl sie laut ihrer Aussage noch Gefühle für mich hat.

Sie hatte sich stark verändert und war kaum wiederzuerkennen. Laut ihrer Aussage fühlt sie sich wie eine Hülle in dem der Mensch nicht mehr existiert der einmal dort war. Sie hat sich einfach in den letzten 2 Monaten verloren. Dadurch, dass sie alles unter einen Hut bekommen wollte um bloß nicht in eine Depressive Phase zu rutschen wollte, hat sie nun ein Burnout und ist quasi vor die Wand gelaufen. Ich hätte das auch nicht geschafft. Ich meine das Studium, Arbeit, Sport, Beziehung und Chemo einfach nicht zu schaffen sind liegt doch auf der Hand. Ich habe ihr von Anfang an gesagt, dass sie in etwas kürzertreten muss um nicht auf dem weg stecken zu bleiben. Leider hat sie das nicht getan und jetzt ist unsere Liebe auf der der Strecke geblieben. Sie sagt selber das sie noch Gefühle für mich hat aber wieder sich selbst finden muss.

Außerdem hat sie mir mitgeteilt, dass sie die Chemo vielleicht nicht weitermachen will. Sie hat es schon mal vor ein paar Jahren durchgestanden aber schafft es einfach nicht. Besonders da sie dieses Mal nicht gut anschlägt und die Bestrahlung nun helfen soll.

Ich habe versucht auf sie einzureden und mein Möglichstes getan. Selbst wenn sie kein Teil mehr meines Lebens ist, soll sie sich nicht aus ihrem eigenem Leben Verbannen. Ohne sie wäre die Welt einfach nicht mehr so schön und ein Stück dunkler und grauer. Es brach mir das Herz sie so reden zu hören. Ich konnte sie immerhin davon überzeugen mir zu versprechen, dass sie nicht ihren Lebenswillen verliert. Sie hat es mir auf den kleinen Finger geschworen. Dafür musste ich ihr aber auch etwas versprechen. Das ich weiterhin gesund leben, mich nicht hängen lasse und weiter trainiere um auf mein Wunschgewicht zu kommen (war auch eine Zeit lang krank und habe sehr viel abgenommen). Und wenn wir uns nächstes Jahr vielleicht nochmal sehen, dann können wir einander anschauen und sagen: Versprechen eingehalten!
Ich muss schon wirklich sagen das mich das alles sehr schwer getroffen hat. Ich weiß wie schwer es für mich ist und kann kaum erahnen wie schwer es für sie sein muss. Zum Glück hat sie sich jetzt einen Psychologen gesucht, der ihr hilft. Sie wird auch im Dezember für 6 Wochen in „Kur“ gehen, wenn sie die Therapie nicht abbricht.

Das schlimmste dabei ist, dass ich ihr kein bisschen helfen kann. Diese Hilflosigkeit macht einen absolut fertig. Man sieht das Leben anders und fragt sich warum einem jungen unschuldigen Menschen so etwas passieren muss.
Sobald ich meine Augen schließe sehe ich einen Grabstein mit ihrem Namen und das macht mich einfach nur fertig.


Ich hoffe ich kann anderen Leuten mit meiner Erfahrung helfen. Die Chemo als nebensächlich anzusehen und zu versuchen sein ganzes Leben ganz normal weiterzuleben funktioniert nicht. Man muss kürzertreten! Denn sonst verliert man einen Teil von seinem Leben der wichtiger ist als Arbeit, Studium oder eine Beziehung. Nämlich den Willen zu Leben und das Recht an etwas anderem zu sterben als an dieser schrecklichen Krankheit!

Geändert von darklight91 (04.11.2017 um 11:23 Uhr)
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  #6  
Alt 04.11.2017, 15:52
lotol lotol ist offline
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Beiträge: 716
Standard AW: Beziehung und Krebs

Hallo darklight91,

Zitat:
Zum Glück hat sie sich jetzt einen Psychologen gesucht, der ihr hilft.
Ist das Beste, das Deine Freundin derzeit für sich tun kann, weil sie auch psychische Behandlung braucht.

Was sie bzgl. Trennung sagte, mußt Du nicht unbedingt "wie in Stein gemeißelt" einordnen.
Denke, das rührt eher von ihrer Burnout-Situation her.
Oder anders ausgedrückt, von ihrem Willen, sich irgendwie "freischaufeln" zu können.
Ist der Psychologe ein Psychoonkologe?


Zitat:
Das schlimmste dabei ist, dass ich ihr kein bisschen helfen kann.
Da irrst Du Dich ganz gewaltig!
Natürlich kannst Du ihr helfen, aber mach das bitte völlig unaufdringlich:
Kein Anruf und auch keine SMS o.ä.

Sondern schick ihr ab und zu (unregelmäßig und sie ja nicht damit "zuschüttend") z.B. eine schöne Postkarte (im Briefumschlag) oder einen Blumenstrauß.
Womit Du sie wissen läßt, daß Du in Gedanken immer bei ihr bist.

Wenn Du ihr etwas dazuschreibst, frag sie gar nichts, sondern beschreib z.B. Deine Hoffnung, daß ihr der Psychologe auch etwas "bringt" oder es ihr besser geht usw., damit sie sich nicht verpflichtet fühlt, Dir antworten zu müssen.

Wenn sie mit Dir reden oder Dir antworten will, wird sie das schon von sich aus tun.
Gib ihr einfach Zeit, bis sie sich wieder "eingefangen" hat.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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