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Alt 15.07.2010, 20:44
tessadedic tessadedic ist offline
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Registriert seit: 15.07.2010
Beiträge: 2
Standard Und wenn du gehst, dann geht nur ein Teil von dir...

Liebes Forum,

ich schreibe heute zum ersten Mal hier mit und ich wünschte, es wäre aus einem schöneren Grund. Ich habe mir eure Beiträge während der vierjärigen Krankheit meines Vaters oft durchgelesen und viele haben mich getröstet. Und auch jetzt, fünf Wochen nach seinem Tod, habe ich Beiträge gelesen, die mir so sehr berührt haben, wie es wenige meiner Freunde und Bekannten geschafft haben.

Mein Vater ist vor knapp fünf Wochen an Krebs gestorben. Selbst jetzt, während ich das schreibe, fühlt es sich noch total irreal an. Mein Papa hatte Prostatakrebs, der an seine Knochen metastasiert war. Das grösste Problem waren die Metastasen am Kopfknochen, die eine Schwellung im Gehirn hervorgerufen haben, die letztendlich der Grund für seinen Tod war.

Ich bin momentan so unglaublich verwirrt, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll... Ich bin so unglaublich dankbar für meine 23 Jahre mit ihm, dafür, dass er mich geliebt hat und für mich da war. Er war bis zu dem Tag bevor er gestorben ist immer noch dieser starke, unabhängige Mann, der ziemlich dickköpfig war, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hatte. Rational gesehen, weiß ich, dass er nicht an Geräte angeschlossen hätte leben wollen und dass er vielleicht an diesem letzten Tag, als er merkte, dass die Krampfanfälle nicht mehr kontrollierbar wurden, losgelassen hat. Aber ich weiß auch, dass er nicht gehen wollte, dass er sich noch nicht aufgegeben hatte, dass er gerne gesehen hätte, wie ich die Uni beende, die Welt bereise und meinen Weg im Leben finde...

Ich bin im Moment in seiner Heimat, mache hier in Bosnien und Herzegowina ein Praktikum, über das er sich unglaublich gefreut hat. Er wollte mich hier noch besuchen kommen und sehen, wie ich mich so in "unser" Land eingelebt habe. Hier zu sein, ist gleichzeitig so schön, weil es schließlich sein Land war, aber auch so traurig, weil ich hier niemanden habe, der mich kennt und tröstet, und im Moment würde ich einfach nur gerne in den Arm genommen werden!

Ich bin hier meist sehr abgelenkt, aber als ich mich gestern von einem älteren, sehr netten Kollegen verabschieden musste, brach einfach alles aus mir raus und ich habe von 19.00bis 23.00 Uhr durchgeheult (mit Ausnahme einer Stunde Grey's Anatomy schauen, in der mein Körper und Geist kurz durchgeatmet haben)! Ich liebe dieses Land und von dem Land bald wieder Abschied nehmen zu müssen ist wie einen erneuten Verlust zu spüren (auch wenn ich natürlich immer zurückkommen kann). Ich bin momentan einfach nur so verwirrt, irgendwo zwischen unfassbarer Trauer, Unglauben, irrationaler Wut (weil man Vater mich nicht mehr in den Arm nehmen und trösten kann), Angst davor loszulassen, Dankbarkeit...)

Ich hoffe, ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich euch hier ne MEGA Nachricht reingestellt habe, aber ich habe das Gefühl, dass ihre meine Gefühle vestehen werden und nachvollziehen könnt (was die meinsten meiner Freunde natürlich nicht können, weil sie es gottseidank noch nicht erleben mussten)! Ich würde mich einfach nur freuen, von euch zu hören, egal worüber, egal wie lang. Ich glaube von Menschen zu hören, die einen verstehen, ist in dieser Situation das wertvollste, das es gibt!

Mit stillen Grüßen aus dem wunderbaren Sarajewo,
Eure Jessica
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