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  #1  
Alt 09.11.2014, 20:16
SmartM SmartM ist offline
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Standard Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo liebe Forengemeinde,

zunächst zu mir: Ich bin ein Mann und 58 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder und zwei Enkelkinder.

Bei mir wurde im Januar Speiseröhrenkrebs festgestellt. Im Staging fanden die Ärzte noch zwei Metastasen in den Lungenlappen, jeweils einer links und einer rechts, und einen vergrößerten Lymphknoten an den Magenkurvatur (T3, N1, M1, G3)

Entgegen der Meinung der Tumorkonferenz, eine palliative Radiotherapie und anschließend palliativ mit einer systemischen Chemo zu behandeln, hat meine Onkologin darauf bestanden, eine Radio-Chemo-Therapie (mit der höchst möglichen Strahlenrate) durchzuführen. Mit wenigen Nebenwirkungen konnte ich diese im Mai beenden.

Im Juni wurde die erste Verkaufskontrolle durchgeführt, mit dem erfreulichen Ergebnis, die Speiseröhre enthält keine aktiven Krebszellen und die Metastasen sind bis auf Narben zurückgedrängt. So sollte eine weitere Verlaufskontrolle abgewartet werden, die Ende September stattfand. Der Primärtumor ist immer noch ohne Krebszellen, die Metastasen sind jedoch wieder da und es gibt einen Pleuraerguß. Auch der auffällige Lymphknoten ist wieder auf dem Schirm.

Meine Onkologin hat nun um einige Untersuchungen und Meinungen gebeten, wie man hier weiter handeln kann. So wurde der Pleuraerguß punktiert und pathologisch untersucht: Befund negativ.
Zwischenzeitlich bekomme ich einen ziehenden Schmerz im Oberarm, den ich zunächst meinem Halswirbel-Leiden zuschreibe. Wenig später ist ein Knoten spürbar. Dieser ist mir in der letzten Woche operativ entfernt worden. Am Mittwoch wurde dann noch eine PET-CT gemacht. Leider lagen bis zum Freitag nur vorläufige Befunde vor: Der Knoten im Arm ist ein Karzinom, dessen Zugehörigkeit noch zu testen ist. Auch die Auswertung der PET ergab, dass es höchstwahrscheinlich zu Absiedlungen im linken Brustkorb gekommen ist.

An so einem Wochenende spielt die Psyche natürlich ein böses Spiel mit einem, aber dennoch gehe ich von Metastasen aus. Somit geht die Wahrscheinlichkeit, die Metas operativ zu entfernen gegen Null und der Anfang einer system. palliativ angelegten Chemotherapie gilt als gesetzt.

Nun meine Frage: Kennt jemand einen ähnlichen Krankheitsverlauf und wie die Lebenserwartung einzuschätzen ist? Besonders würde mich interessieren, wie es um aktive Möglichkeiten in meinem noch zu erwartenden "Restleben" gestellt ist.

Ich danke allen, die sich die Mühe machen, meinen Beitrag zu lesen und denen, die mir antworten danke ich besonders!

Liebe Grüße aus dem Herzen Hessens
SmartM
  #2  
Alt 10.11.2014, 13:49
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Smart,

zunächst ein herzliches Willkommen hier.

Ich weiss, dass die nun folgenden Worte sehr unbefriedigend für Dich sein werden aber zu Deiner Fragestellung kann Dir niemand eine seriöse Auskunft geben.

Das Krebserkrankungen höchst individuell verlaufen ist keine Phrase, sondern vielmehr eine verbriefte Gewissheit. In diesem Forum erlebt man diesbezüglich die krassesten Gegensätze: Menschen die mit deprimierenden Befunden noch sehr lange leben und andere, die trotz einer hoffnungsvollen Ausgangsposition schon bald nicht mehr unter uns weilen können.

Die Ärzte bemühen für ihre glorreichen Prognosen Statistiken die allesamt eines nur unzureichend berücksichtigen - dich! Unter welchen Vorerkrankungen leidest Du? Sportler oder nicht? Übergewichtig? Unterernährt? Glücklich? Traurig? Hoffnungsvoll? Am Boden zerstört? Single oder liiert? Gläubiger Christ, Moslem, Hindu, Agnostiker oder gar Atheist? Schulmedizin? Komplementärmedizin? ...? ...? ...? ...? ...?

Wir alle wissen nicht vollständig wie Krebs funktioniert und in diese Aussage schließe ich die Ärzte bewusst mit ein. Im Jahr 2014 hat man durchaus belastbare Erkenntnisse gesammelt, segensreiche Therapien entwickelt und schon wunderbare Erfolge gefeiert. Die Auswahl an schlagkräftigen Medikamenten erweitert sich stetig und die Behandlungen werden zunehmend individueller gestaltet, was sich insgesamt überaus positiv auf die Krankheitsverläufe auszuwirken scheint.

Ich würde mich zu gerne hier hinstellen und Deine Fragen im Brustton der Überzeugung beantworten. Schon allein weil ich Deinen Zeilen entnehmen kann wie sehr diese Themen in Dir wüten. Nur wäre das Gesagte dann schlichtweg gelogen, ein Anflug von Größenwahn und Selbstüberschätzung.

Versuche Dich von der Geißel Prognose zu befreien. Das ist sehr, sehr schwierig aber von dem Tag an wo Dich die Frage nach der Restlebenszeit nicht mehr im Würgegriff hält wird es Dir besser gehen.

Alles Liebe und Gottes Segen,

thomue
  #3  
Alt 10.11.2014, 20:57
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Smart,
ich kann mich Thomues Worten nur anschließen: alle Krankheitsverläufe sind so individuell wie jeder einzelne Betroffene.
Was ich dir nur raten kann ist, dich in einer Klinik behandeln zu lassen, die sich wirklich mit dieser Krankheit auskennt (Suche über www.weisse-liste.de, evtl. Zweitmeinung einholen) und informiere dich über komplementäre Behandlungen, die es mittlerweile auch an einigen Unis gibt: Köln, Frankfurt.
Und lebe jeden Tag, so wie er für dich sinnvoll ist. Manchmal kann auch ein Psychoonkologe helfen, mit den vielen Ängsten, die uns alle Betroffene mal mehr oder weniger befallen, klar zu kommen.
Und wenn du weitere Fragen hast, wirst du hier immer Antwort bekommen.
Ganz liebe Grüße
Ulla
__________________
SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
  #4  
Alt 10.11.2014, 21:22
SmartM SmartM ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Danke erst einmal für die schnelle Reaktionen und Antworten.

Heute sind die Befunde gekommen und ich hatte auch gleich eine Besprechung mit meiner Onkologin (der ich größtes Vertrauen entgegen bringe und die mich bis jetzt optimal betreut hat).

Meine Befürchtungen sind alle wahr geworden, der Knoten im Oberarm ist eine Metastase und auch der linke Lungenlappen ist damit befallen. Dies bedeutet für mich, eine in Aussicht gestellte chirurgische Entfernung der bekannten Metastasen wird es nicht geben.

Ab Montag beginnt dann eine sechs-wöchige Chemotherapie, die hoffentlich gute Erfolge bringen wird. Nach Meinung meiner Onkologin sind die Voraussetzungen für ein gutes Ansprechen aufgrund der Erfahrungen aus der Radio-Chemo im April-Mai, gegeben (aber nicht garantiert).

Auch meine Ärztin lässt sich auf keine Prognose ein.

Da ich auch in psychotherapeutischen Behandlung bin, werde ich versuchen, thomue's Meinung, sich nicht von einer möglichen Restlebenszeit beeinflussen zu lassen, in meine "Strategie" mit aufzunehmen.
Ob das klappt.....?


Nochmals Danke für eure Antworten und die Einladung auch zukünftig meine Sorgen hier abladen zu dürfen!

Liebe Grüße
Walter
  #5  
Alt 11.11.2014, 15:50
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Lieber Walter,

das die aktuellen Befunde so blöd ausfallen tut mir leid.

Eine Sache möchte noch einmal ansprechen: Wir alle machen uns Gedanken über unsere verbleibende Lebenszeit. Das ist ab einem gewissen Alter vollkommen normal. Dabei ist es unerheblich ob man krebskrank oder kerngesund ist. Wir alle leiden unter der Vorstellung sterben zu müssen oder wichtige Menschen aus unserer Mitte zu verlieren.

Was ich meinte ist, dass Dich der Gedanke nicht vollends bestimmen, Dir nicht jedwede Freude eintrüben darf. Weil Du sonst nicht lebst, nicht leben kannst. Elisabeth Kübler-Ross hat das in ihren Publikationen zum Thema so wunderbar beschrieben. Viel besser als ich es jemals könnte.

Alles Liebe,

thomue
  #6  
Alt 17.11.2014, 16:18
SmartM SmartM ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Heute sollte die Chemotherapie anfangen. Da in der letzten Woche die OP-Wunde am Oberarm aufgegangen ist, will meine Onkologin mit der Cysplatin-Gabe noch eine Woche warten. Auch wenn keine Entzündung zu erkennen ist - und ich hoffe, das bleibt so.
So hänge ich im Moment an einer 24-Stdn-FU5-Infusion, von der ich keine Nebenwirkungen erwarte.

Am Freitag gehe ich dann zu meiner Psychotherapie, in der Hoffnung, mein Kopf wieder etwas gerade gerückt zu bekommen.

Am schwierigsten ist momentan für mich, dass meine Familie von mir gute Nachrichten, gute Laune und positives Denken erwartet. Dabei knicken die schon bei einem Schnupfen ein...
Hoffe, meine Therapeutin schafft da Abhilfe bei mir.

Mein größter Wunsch z. Zt. ist, nach der Therapie soweit fit zu sein, ein paar Tage Ski fahren zu können. Bin für jedes Daumendruecken dankbar.

Ich werde einfach mal weiter schreiben, weil ich merke, dass dies die Seele etwas entlastet.

Herzliche Grüße
Walter
  #7  
Alt 19.11.2014, 23:40
ulla46 ulla46 ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,
ja das Thema Familie ist nicht einfach, denn sie erleben die Krankheit mit anderen Gefühlen als du. Bei mir war es so, dass ich schon von Beginn der Chemo an, ziemlich daneben war und Vieles wurde mir schnell zuviel, auch z,B "netter" Besuch. Aber ich habe dann mit therapeutischer Unterstützung schnell gelernt, STOP und NEIN zu sagen, was anfangs bei meiner Familie nicht gut ankam. Ich habe dann erklärt, warum ich so reagiere, und dann wurde es akzeptiert. Alles was Stress macht ist nicht förderlich, denn das schwächt das Immunsystem.
Ich hoffe, dass du die Chemo einigermaßen gut verkraftest, das ist ja auch bei denem anders.
Liebe Grüße
Ulla
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  #8  
Alt 21.11.2014, 10:12
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,

Deine Familie leidet unter dieser Extremsituation und möchte dieser schnellstmöglich entfliehen. Es besteht der unbedingte Wunsch, dass der Alptraum ein Ende hat und daher erwartet man von Dir positive Signale. Verlustängste, Angst vor der Zukunft, existentielle Ängste, Angst, Angst, Angst. Angehörige durchleiden psychisch ein ähnliches Drama wie die Erkrankten selbst.

Dennoch sind die von Dir beschriebenen Auswüchse so nicht tolerabel und das darfst Du auch genau so artikulieren. Du musst und darfst derjenige sein der Hilfe anfordert, dem Hilfe gewährt wird und der nichts liefern muss.

Im Zusammenhang mit Krebserkrankungen ist auch immer wieder dieses "Kämpfen" ein Thema. Was bedeutet das eigentlich konkret? Um ganz ehrlich zu sein: Ich hasse diese Phrase, weil sie oftmals in Gewinner und Verlierer aufteilt, suggeriert das immer etwas Positives erreicht werden kann wenn der Erkrankte nur seinen Hintern hoch bekommt.

Wäre ich an Deiner Stelle würde ich versuchen meinen Angehörigen das zu vermitteln. Bspw. in einem persönlichen Gespräch oder in einem Brief.

Alles Liebe,

thomue
  #9  
Alt 26.11.2014, 14:25
SmartM SmartM ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Vielen Dank für eure wirklich konstruktiven Beiträge.
Entschuldigung, dass ich mich heute erst wieder melde, aber ich brauchte etwas Zeit, mich wieder etwas zu sammeln.

Zunächst habe ich den Tipp mit komplemänteren Behandlungsmethoden aufgenommen und mir das Buch "Krebs ganzheitlich behandeln" von Prof. Dr. Beuth zugelegt. Sind wirklich brauchbare und viele anwendbare Tipps, die in dem begrenzten Rahmen, der mir noch zur Verfügung steht, gut anwendbar sind.

Mit meinen Angehörigen habe ich offen über meine Ansichten gesprochen und sie scheinen es zu aktzeptieren. Mit Ausnahme meines Vaters (86), aber da breche ich ein Gespräch auch mal mitten drin ab. Wenn's mir auch schwerfällt, aber dann muss er sich sein Ventil bei anderen suchen. Mehrmals habe ich schon gesagt, dass ich nicht jeden Tag die Geschichte neu erzählen will.

Am Freitag hatte ich ein Gespräch mit meiner Therapeutin, dass mich erst einmal völlig aus der Bahn geworfen hat, weil sie mir klar gemacht hat, dass ich im Moment nur auf Mitleid aus bin. Nun, darauf gab es erst einmal eine schlaflose Nacht mit vielem Gegrübel. Konnte dann feststellen, dass ich mich in eine Art Depression hineinsteiger, was ich auf keinen Fall will. Versuche mich jetzt wieder daraus zu manövrieren.

Habe mir nun vorgenommen, meiner engsten Familie, allen voran meinen Enkelkinder, nicht als der alte, weinerliche Zausel in Erinnerung zu bleiben. Werde jetzt versuchen, die verbleibende Zeit - wie lang die auch immer sein wird - aktiv und mit viel Freude zu verbringen.

Seit vorletzten Montag läuft meine Chemotherapie. Zunächst eine 5-FU-24 Std.-Infusion, letzten Montag eine Cisplatin (100mg) plus die 5-FU. Nächsten Montag dann wieder nur die kleine Einheit und dies immer so im Wechsel. Bis jetzt sind Nebenwirkungen noch kein Thema.

Nun hoffe ich, dass die Therapie soweit anschlägt, dass ich im Sommer doch noch die eine oder andere kleine oder auch größere Reise machen kann. Worauf sich meine Frau fast mehr freut als ich.

Nochmals vielen Dank für eure Beiträge, die mir auch helfen, aus dieser Lethargie wieder heraus zu kommen.

Was aber immer noch (bis jetzt) bleibt, ich fühle mich nicht mehr zu der Welt der "normalen Menschen" zugehörig und fange immer mehr an, mich einzuigeln. Da hoffe ich auf meine Therapeutin, die glücklicherweise wirklich offene Worte bevorzugt und mir auf diese Weise doch gut helfen kann.

In der Hoffnung, dass es auch noch ein paar bessere Tage geben wird, schöne Grüße

Walter

Geändert von SmartM (26.11.2014 um 14:33 Uhr)
  #10  
Alt 28.11.2014, 16:15
thomue thomue ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,

ich bin wahrlich nicht darauf aus Dir nach dem Mund zu reden, aber ich finde, dass Du Deine Situation sehr klar und sehr mutig akzeptierst.

Deine Therapeutin hat vollkommen recht mit dem was sie sagt: Du bist natürlich auf Mitleid aus. Ganz instinktiv und ohne böse Absicht. Du befindest Dich in einer bedrohlichen Lage und versuchst durch Deine Geschichte unterbewusst einen Stab an Helfern zu aquirieren und unter Zuhilfenahme der Zuwendung ein wenig Angst zu kompensieren. Das finde ich nicht sonderlich erstaunlich und erst recht nicht besorgniserregend. Ich finde es extrem sinnvoll das die menschliche Psyche so tickt. Einige Prüfungen des Lebens sind offenbar für mehr als eine Person ausgelegt.

Das mag man gut, blöd, gerecht, ungerecht, richtig oder falsch finden, nur ändern wird man es nicht. Und deshalb bleibt übrig was der Mensch des 21. Jahrhunderts kaum mehr zu leisten vermag: Dinge so hinzunehmen wie sie sind.

Problematisch ist das alles in meinen Augen nur, wenn bspw. neben dem Thema Mitleid kein weiteres existieren kann oder Deine Art und Weise andere Menschen erdrückt. All das kann ich Deinen Schilderungen aber nicht entnehmen.

Zusätzlich finde ich bemerkenswert, dass Du Deine Zukunft aktiv gestaltest und eine Reise planst. Das ist richtig stark und auch Deine Frau wird es insgeheim erleichtern, dass ihr Mann an Zielen arbeitet.

Versuche den Kopf oben zu halten, so schwer das auch sein mag. (Hinweis: Er darf zwischendurch auch mal auf die Brust fallen! ;-))

Weiterhin alles Gute,

thomue
  #11  
Alt 16.12.2014, 08:35
kapitano kapitano ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo,ja was soll ich sagen,Anfang diesen Jahres hat mich das gleiche Schicksaal über rollt wie dich.
Metastase im linken Lungenflügel und ein Karzinom an der Speiseröhre.
Bei der Magenspiegelung kam der schon nicht mehr runter und über wies mich sofort in die nächste Klinik.
Lange wurde dort nicht diskutiert sondern gehandelt,sofortige OP Entfernung der Metastase dann eine OP Erholungs-Pause
dann eine Kombi.Strahlen-Chemo'furchtbar'aber da muss man durch.
5 Wochen Pause und dann grosse OP totale Entfernung der Speiseröhre mit all den Lymphk.und den umlieg.Schleimhäuten
um zu vermeiden das bald etwas nachkommt.
Anschließend eine 5 Wöchige Reha wo ich dann mit 31 kg Gewichtsverlust entlassen wurde.
Alles in Allem kein Spaziergang doch die Ärzte versicherten mir das dies der beste Weg wäre,eine Garantie gibt es in
unseren Fällen leider nicht,habe ich auch nicht erwartet.
Was eine Lebenserwartung anbelangt so trage ich alles mit einer festen Fassung und hoffe einfach noch solange wie
möglich durch zu halten.
Esse gesund,gehe viel an die Luft und fahre so oft wie möglich weg,OP,NB,CRO,IT,egal einfach weg weil ich genau spüre
das mir das am besten tut und meiner Frau ebenso.
Für den Abschluss noch,wir reden nicht über was war,sondern was kommt Weihnachten,Urlaub,Fam.nur schöne Sachen,
ich muss sagen es hilft mir sehr so weiter zu leben,wie lange das sein wird weis niemand.
Ich wünsche allen Betroffenen das aller aller Beste und irgend wie genüssliche Tage !

Geändert von gitti2002 (17.07.2015 um 14:25 Uhr)
  #12  
Alt 21.12.2014, 14:00
SmartM SmartM ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

zunächst muss ich mich entschuldigen, mich erst heute wieder zu melden.

@ thomue: Danke für dein Posting. Du bist mit deiner Meinung tatsächlich mit meiner Therapeutin völlig konform.
Den Kopf oben zu behalten, habe ich jetzt in einem Buch etwas humoristisch gelesen: „Wem das Wasser bis zum Hals steht, sollte den Kopf nicht hängen lassen“. Ich werde es mal versuchen!


@ kapitano: Hut ab, vor dem, was du bereits durchgemacht hast. Ich drücke dir die Daumen, dass es erfolgreich für dich war und deine Zukunft nicht mehr von dieser sch**** Erkrankung geprägt sein wird.

Nun, ich werde morgen die letzte Chemo (große Runde mit beiden Präparaten) im ersten Zyklus erhalten. Nach der ersten Cisplatin-Gabe haben mich die Nebenwirkungen voll im Griff gehabt. Übelkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme und Kreislaufprobleme haben mich in die Knie gezwungen. Seit der letzten Gabe sind die Nebenwirkungen abgeklungen und ich konnte sogar die Schmerzmedikamente ausschleichen, so benötige ich seit Donnerstag keine mehr. Zum ersten Mal seit September.
Für mich bedeutet das, die Therapie schlägt an und ich denke, dies so frühzeitig schon zu spüren, sollte positiv bewertet werden.

Mit diesen kleinen Erfolgen erholt sich auch die Psyche wieder zunehmend. Schon erstaunlich, wie diese sich den physischen Gegebenheiten anpasst.

Letzte Woche war wiederholt die Speiseröhre blockiert und weder Speisen noch Getränke wurden durchgelassen. Die sofort in die Wege geleitete Magenspiegelung erbrachte nur, schlecht zerkaute Speise hatte sich im Bereich des ehemaligen Tumors „quer gestellt“. Nun ist alles wieder ok und zusätzlich bekam ich die Information, die Speiseröhre sei nach wie vor frei von aktiven Krebszellen.

Fazit: mein Kampf gilt ausschließlich den Metastasen, wobei ich das Wörtchen „nur“ absichtlich nicht gebrauchen will.

Allen Lesern wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest und ein Neues Jahr, das uns keine neuen Hiobsbotschaften bringen wird.

Herzliche Grüße
Walter
  #13  
Alt 24.02.2015, 00:49
SmartM SmartM ist offline
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Standard Eine erste Prognose meiner Onkologin

Hallo,

ich will mich mal wieder melden und über die neuesten Entwicklungen berichten.

Vorletzten Montag bekam ich die letzte Chemo und in der vorigen Woche hatte ich eine CT für die Verlaufskontrolle. Heute war Befundbesprechung.
Die bekannten Metastasen sind überwiegend zurückgegangen, manche sind nicht mehr zu sehen. Keine ist über 1 cm groß. Ich war happy und habe wieder richtig Mut geschöpft.
Im weiteren Gespräch mit meiner Onkologin wurde jetzt eine Pause bis nach Ostern angekündigt. Dann sollen sich die nächsten Therapien anschließen. Zwischenzeitlich werde ich eine Reha in Anspruch nehmen können (26.02. bis. 19.04).

Auf meine Anfrage, ob ich im Laufe des Jahres zweimal drei Wochen Zeit bekomme, um Reisen zu unternehmen, kam wie selbstverständlich, dies würde natürlich gehen. Wieder war meine Freude groß, aber es schlich sich der Gedanke ein, es geht nur darum, meine „Restlaufzeit“ etwas zu „versüßen“. So habe ich nochmal um eine Prognose gebeten, die dann auch prompt folgte: Ein Jahr, mit Glück können es auch zwei Jahre werden, die ich noch bei meinen Lieben verweilen werden könne.

Obwohl ich mit diesem Zeitraum schon irgendwie gerechnet habe, schlug die Aussage ein wie eine Bombe. Nun ist es „amtlich“ und hat damit eine ganz andere Qualität. Jetzt sitze ich wieder an meinem Rechner und bekomme mein Grübeln nicht unter Kontrolle. Weiß nicht wirklich, wie ich die nächsten Tage verbringen kann, ohne mit meiner Niedergeschlagenheit meine Nächsten zu belasten und hoffe auf meine nächste Sitzung bei meiner Therapeutin. Es ist im Moment einfach zum Ko…..en.

Nun muss ich einfach wieder dahin kommen, mich auf irgendwas freuen zu können…

Sorry, dass ich mich hier einfach mal so auslasse, aber es ist ein kleines Ventil.

Viele Grüße
Walter
  #14  
Alt 24.02.2015, 20:32
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Walter,

mein Mann hatte ebenfalls Speiseröhrenkrebs 2009, aber er hatte Gott sei Dank keine Metastasen. So konnte mit Chemo- und Bestrahlungs-Therapien eine Verkleinerung des Tumors erreicht werden und er konnte operiert werden. Speiseröhrenentfernung und Magenhochzug. Das war eine sehr schlimme Zeit, aber sie hat sich gelohnt, es ist jetzt 5 Jahre her und meinem Mann geht es heute ganz gut.

Mitten in dieser schlimmen Zeit, wo man auch nicht wusste, ob das alles klappt, ob der Tumor sich verkleinert, ob mein Mann die sehr schwere OP überhaupt überlebt - da hatte ich schon als "nur" Angehörige unwahrscheinliche Ängste, konnte an nichts anderes mehr denken und hatte zu nichts Lust. Deswegen kann ich dich gut verstehen.

Es ist schwer mit so einer Diagnose vor der Brust positiv zu denken und fröhlich durchs Leben zu gehen.
Anderseits solltest du dich nicht aufgeben.
Bisher haben deine Metastasen ja ganz gut auf die Behandlung angesprochen, vielleicht kann man mit einem Zurückdrängen durch Chemos auch noch mehr Zeit rausschlagen als 1 oder 2 Jahre. Wer weiss das jetzt schon genau.
Du kannst auch morgen von der Treppe fallen und du bist tot.

Ich würde schon an deiner Stelle, evtl. noch eine 2. Meinung einholen, wenn das nicht schon passiert ist. Vielleicht hat ein anderer Arzt noch eine Idee.

Es ist auf jeden Fall gut, wenn du in psychologischer Behandlung bist.
Auch die Reha finde ich gut, vielleicht findest du Gleichgesinnte und kannst dich mit ihnen austauschen und man kann ja auch immer was von dem Anderen mitnehmen.
Urlaub mit deiner Familie wäre schön. Umgib dich mit Dingen, die dir gut tun und an denen du Freude hast.

Das alles wird aber wahrscheinlich nicht verhindern, dass du hin und wieder "absacken" wirst.
Ich für meinen Teil finde allerdings auch, dass du das vor deiner Familie nicht verstecken musst. Jeder an deiner Stelle hätte Angst und Wut und würde sich fragen "Warum ich", ich finde das absolut menschlich. Und ich finde auch diese Gefühle müssen Platz haben.

Schreib dir hier ruhig einiges von der Seele, es gibt sicher Menschen die dir zuhören und antworten.

Kopf hoch, Monika
  #15  
Alt 01.03.2015, 23:51
SmartM SmartM ist offline
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Standard AW: Wer hat ähnliche Erfahrungen

Hallo Monika,
vielen Dank für deinen einfühlsamen Beitrag. Deine Worte haben mir richtig gut getan.

Inzwischen hatte ich eine Sitzung bei meiner Therapeutin, die mich wieder in die Spur gebracht hat.
Bin zur Zeit in Reha, aber bis jetzt finde ich dies als reine Zeitverschwendung. Wenigstens physich kann ich mir hier was Gutes tun. Aber, obwohl die Ärzte hier meine Prognose kennen und auch nichts Gegetneiliges gesagt haben, finde ich Seminare mit den Themen "Wege zurück zur Arbeit" u.ä. doch ziemlich an meinen Interessen vorbei.

Ich freue mich auf die Zeit nach der Reha. Habe mit meiner Frau besprochen, weil ich erst nach Ostern neue Termine habe, den Wohnwagen aus dem Winterquartier zu holen und unsere erste Reise in diesem Jahr zu unternehmen.

Darauf freue ich mich sehr. Und auch dank deiner Worte habe ich kein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Nächsten die vielleicht, manche bestimmt, etwas anderes von mir/uns erwartet habe.

Wir versuchen unseren neu gewonnenen Egoismus umzusetzen.

Hoffe für dich und deinen Mann, dass Krebs nie wieder ein Thema für euch werden. Aber du bist ja schon sehr positiv eingestellt.

Herzliche Grüße
Walter
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