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  #1  
Alt 07.02.2007, 16:44
Jutta3 Jutta3 ist offline
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Registriert seit: 25.07.2005
Beiträge: 114
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo an alle,

mir ist es gerade ein absolutes Bedürfnis zu schreiben - nachdem ich gestern hier gelesen habe, dass Gigi es nicht geschafft hat. Es hat mich total gewürfelt - ich bin unendlich traurig, wenn ich lese, dass eine "von uns" am Brustkrebs gestorben ist. Natürlich kommt dann die Angst vorm Sterben und einfach Wegsein wieder geballt hoch. Da können Therapeuten reden wie sie wollen (Angst wegsperren, sich mal 10 Minuten für die Angst nehmen und dann wieder Freude am Leben empfinden ...). Ich bewundere die Frauen, die hier erzählt haben, dass sie dieses Gefühl im Griff haben - irgendwie wünsche ich mir das auch sehr, einfach weil dann die vorhandene Zeit und das Jetzt und Hier und Heute besser genossen und gelebt werden kann. Es gibt zwei Situationen, wo mich die gräßliche Angst einholt: einmal wenn eine an Krebs stirbt und dann kurz vor den Kontrolluntersuchungen *seufz*. - Und nun möchte ich gerne zu Stefans Mitteilung kommen. Als ich nach der Diagnosestellung mit Leuten über die Krankheit und die mögliche Konsequenz des Daran-Sterbens sprechen wollte, kamen ähnliche Reaktionen, wie du sie deiner Frau entgegenbringst. Ich verstehe das (wirklich!), aber es macht es nicht leichter. Glaubst du denn ganz tief drinnen, dass deine Frau es sich ausgesucht hat Krebs zu haben? Meinst du, sie würde daran sterben wollen???? Ich weiß von einer Frau aus dem Forum (sie lebt nicht mehr), wie belastend es war als ihr Mann nicht einsehen wollte, dass es vorbei ist. Sie ist doch auch nicht mit Absicht gestorben!! Himmel noch mal - es ist ganz schön schwer darüber zu diskutieren, ohne jemandem auf die Füße zu treten oder etwas zu bemerken, was falsch aufgefaßt werden könnte ...

Grübelnde Grüße
Jutta
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  #2  
Alt 07.02.2007, 18:07
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Vanilla Vanilla ist offline
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Beiträge: 429
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Zitat:
wenn du daran krepierst, drehe ich dir eigenhändig den Hals um!

Lieber Stefan,

sicher ist es für euch als Angehörige auch sehr schwer, mit dem Krebs umzugehen.
Hätte aber mein Mann diese Worte so zu mir gesagt, hätte es mich sehr verletzt und ich bin wahrhaftig keine Mimose. Sicher hast du es nicht verletzend gemeint und ich weiß auch, dass wir oftmals etwas empfindlich in dieser Hinsicht sind. Aber so salopp gesagte Worte können weh tun.

Liebe Grüße und alles Liebe für dich und deine Frau!

Vanilla
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  #3  
Alt 07.02.2007, 18:33
Jutta3 Jutta3 ist offline
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Registriert seit: 25.07.2005
Beiträge: 114
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Nochmal ich! Mir ging das Ganze nicht aus dem Sinn. Obwohl ich weiß, dass Stefan so etwas aus lauter Angst um seine Frau sagt, möchte ich noch eine Erklärung hinzufügen. Wenn man mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, ist man seh sehr empfindlich. Man setzt sich innerlich schon auch mit dem Thema Tod auseinander, fragt sich, bin ich jetzt dran? Schaffe ich es, die Krankheit zu besiegen? Was, wenn nicht? Was machen meine Kinder, mein Partner, meine Familie, meine Freunde, mein Chef ohne mich? - Hm, und wenn man dann sinngemäß gesagt bekommt, dass man nicht sterben DARF, macht es die Sache nicht leichter! Natürlich weiß man, dass sich dahinter eine wahnsinnige Angst verbirgt, man versteht den Sinn. Ich empfand solche Aussagen als zusätzlich anstrengend, weil ich dachte, ich sterbe vielleicht auch ohne Erlaubnis. Ich dachte, wie schlimm, jetzt muss ich mich auch noch alle anderen trösten, die verzweifelt hoffen, dass ich den Krebs überlebe ... und mache ich mich irgendwie "schuldig" wenn ich den Kampf verliere????
Ich glaube solche Empfindungen und Gedankengänge können die Angehörigen von Betroffenen nicht verstehen, weil sie sich einfach total hilflos fühlen, darum habe ich auch "Verständnis" für Stefan. Allerdings möchte ich gerne, dass er vielleicht auch die andere Seite versteht.

Möchlicherweise stellt sich die Frage, was wir uns wünschen beim Gespräch über den Tod. Wäre es schön, wenn der Partner sagt: Ich bin sehr traurig, kämpfe mit dir um dein Leben, aber wenn du über die Möglichkeit zu Sterben reden willst, dann tun wir das. ?? *nachdenk* - ich glaube, das fände ich schön, aber ob das geht ....

Grüße
Jutta
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  #4  
Alt 08.02.2007, 13:14
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo Vanilla und Jutta,

Zitat:
Zitat von Vanilla Beitrag anzeigen
Hätte aber mein Mann diese Worte so zu mir gesagt, hätte es mich sehr verletzt und ich bin wahrhaftig keine Mimose.
Meine Frau und ich leben seit 20 Jahren zusammen, und wir kennen uns in- und auswendig. Auch, was unsere (oft unterschiedlichen) Auffassungen von Humor betrifft.

Sicher ist so ein salopper Spruch Ausdruck von Hilflosigkeit... soll heissen: sowas darf und kann einfach nicht passieren! Aber das ist bei uns beidseitig: meine Frau ist 10 Jahre älter als ich. Und sie sagt schon lange: falls ich es wagen sollte, sie im Alter allein zu lassen, indem ich vor ihr sterbe, bringt sie mich um ;-) Wir wissen beide, wie das gemeint ist.

Also keine Sorge. Das fällt bei uns unter Galgenhumor. Und wir wissen beide auch genau, wann die Lage so ernst ist, dass solche Sprüche nicht mehr angebracht sind. Als Depris haben wir solche 'kurz-vor-12'-Situationen schon öfter mal erlebt: Wenn man morgens aus dem Haus geht und nicht weiss, ob der andere abends, wenn man von der Arbeit kommt, noch lebt oder sich zwischenzeitlich umgebracht hat. Meine Frau hat das mit einem früheren Lebenspartner schonmal erlebt - ist nicht besonders lustig; und prägt einen für den Rest des Lebens :-(

Zur Ausgangsfrage: Wenn Freunde / Bekannte sterben, kann ich damit ganz gut 'rational' umgehen. Weil meine Frau der einzige Mensch ist, deren Verlust mir wirklich nahe gehen würde. Ich habe zwar schon tagelang Rotz und Wasser geheult, weil mir ein Papagei gestorben ist. Aber zur Beerdigung meiner Großeltern z.B. bin ich gar nicht erst angereist, weil sie mir dafür nicht wichtig genug waren...

Über Tod und Sterben können meine Frau und ich schon tabulos reden. Und haben für den Fall auch schon seit langem einen 'deal': wenn einer von uns nicht mehr entscheiden kann, ob und wie er weiterleben will (Patientenverfügung hin oder her), legen wir unser Schicksal in die Hände des anderen. Der darf dann entscheiden, ob/wann/wie er dem Anderen aktiv oder passiv beim Sterben hilft. Und der Überlebende wird dann dafür sorgen, dass (am deutschen Bestattungsrecht vorbei) die Asche des anderen am gewünschten Ort und mit der gewünschten Feier verstreut wird.

Das ist aber natürlich im Moment alles graue Theorie. Wie es sich anfühlt, wenn es mal so weit ist, wissen wir natürlich nicht. Und auch nicht, wie wir dann darauf reagieren. Mehr, als darauf vertrauen, dass der Andere dann schon 'das Richtige' tun wird, kann man wohl nicht.

Auch graue Theorie ist, was ich mir seit langem für den Fall vorstelle, wenn meine Frau vor mir stirbt: dass ich ohne sie keinen Grund mehr zum Leben habe. Und dafür sorgen werde, dass unsre Tiere in gute Hände kommen, dann mein Testament an den Haupterben schicke, und mich vor den nächsten Regionalexpress stelle. Ist ja hier keine 20 m weg, und ualle 15 Minuten kommt einer vorbei... Aber wiegesagt: alles theoretisch. Falls es mal so sein sollte, werde ich wahrscheinlich trotz allem ganz jämmerlich am Leben hängen und irgendwie das Beste daraus machen :-/

Viele Grüße,
Stefan
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  #5  
Alt 08.02.2007, 17:31
Benutzerbild von Katrin A.
Katrin A. Katrin A. ist offline
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Beiträge: 376
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

HAllo,Stefan.

Aber meine Frau stirbt ja nicht daran. Kann sie doch gar nicht, weil ich ihr schon angekündigt habe: wenn du daran krepierst, drehe ich dir eigenhändig den Hals um!

Ich z.b. fand diesen SAtz überhaupt nicht schlimm,hab ihn gleich meinem Mann erzählt.Ich fand ihn sogar recht lustig.
Auch deinen letzten Eintrag find ich interressant-provokant....

ABer es ist nunmal so das jeder mit der Diagnose und allem was damit zu tun hat anders umgeht.

Ich persönlich habe auch einen fiesen Humor!!!
Und das schon kurz nach der Diagnose,hat mir manchmal sehr geholfen,wenn
auch nur die wenigsten Lachen konnten

Liebe Grüße an alle,Katrin
__________________
]
Mach kaputt-was dich kaputt macht
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  #6  
Alt 08.02.2007, 17:53
Benutzerbild von Vanilla
Vanilla Vanilla ist offline
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Ort: Erfurt
Beiträge: 429
Standard AW: Wie geht ihr damit um?

Hallo Ihrs,

wollte nur nochmal klar stellen, dass ich sicher kein Sensibelchen bin, dass mit Samthandschuhen angefasst werden muß. Und auch ich habe teilweise einen dunkelschwarzen Humor, was meine Erkrankung angeht. Meiner Umwelt geht es da wie deiner, liebe Katrin, sie schlucken oft, bevor sie lachen

Hatte zwei meiner Kolleginnen z. B. mal vorgeschlagen, dass sie mich jetzt "Edith" nennen müßten...wegen der enen titt

Trotzdem ist es für mich ein Unterschied, ob ich das von mir sage oder mein Mann zu mir. Außerdem ist es bei mir tagesformabhängig, ob ich zu solchen "Scherzen" aufgelegt bin oder eben nicht.

Aber egal, wenn Stefan und seine Frau damit umgehen können, ist ja alles ok .

Grüßle!

Vanilla

Geändert von Vanilla (08.02.2007 um 17:56 Uhr)
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