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  #1  
Alt 27.06.2012, 17:11
amara amara ist offline
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Standard Ich verstehe es immer noch nicht...

Hallo zusammen

ich war sehr lange nicht mehr hier im Forum. Im Angehörigen Forum habe ich im Juli/August 11 einen Thread eröffnet. Sehr schnell hatte ich leider keine "Kraft" mehr selber zu schreiben und habe fleissig mitgelesen.

Mein Vater bekam am 12.07.11 die Diagnose Plattenepithel Karzinom -IIIB -keine Metastasen. Bis zu seiner Diagnose (Zufallsfund) war er absolut gesund. Natürlich war er nicht gesund, nur gemerkt hat er selber und wir, nichts.
Als er die Diagnose bekam war alles so "unwirklich", ich versuche seit dem zu verstehen wie und was und warum und verstehe es immer noch nicht. Als ob alles was danach kam nur in einer Art "Parallelwelt" passierte. Sein "Eigentlich" war er nicht mehr operabel, aber der Arzt sagte- er hat nichts zu verlieren-wir probieren das. Das muss ich erklären, meine Vater war Zahnarzt und hatte sehr viele Freunde die Chirurgen, Onkologen etc. waren. Die OP war hochriskant, das der Krebs bereits zum Herz gewachsen ist. Der Chirurg sagte meinen Eltern ganz klar, dass es eine grosse Wahrscheinlichkeit ist, dass er während der OP verstirbt- die OP aber eine "Chance" darstellt und ohne OP ihm noch ca. 4 Wochen bleiben. Ärzte unter sich sprechen extremst "deutlich" -eigentlich sagte der Arzt wortwörtlich: Ja, es ist riskant-riskieren wir das alle gemeinsam nicht lebst Du in 4 Wochen nicht mehr. Mir haben das meine Eltern damals nicht gesagt...nur die Diagnose-das wars. Hmm, die reichte mir auch mehr als aus...

Die OP hat Paps blendend überstanden. Es ging Ihm richtig, richtig gut. Wurde bereits nach 1 Woche entlassen-spazierte umher, konnte normal essen-alles wie "immer". Die Chemo begann im September und zu diesem Zeitpunkt dachte ich wirklich-ER wird diese Ausnahme sein-ER wird geheilt. Nach der zweiten Chemo (Ende Oktober) ging es dann dramatisch bergab. Er wurde jeden Tag schwächer und ich habs immer noch nicht kapiert. Habe alles auf die Chemo geschoben und nicht gesehen, dass sein Weg nicht mehr lang ist. (Für mich) aus dem Nichts rief mich sein Arzt an und sagte ich solle komme-es sei "besser". (Ich wohne im Ausland-1 Flugreise entfernt). Am nächsten Tag bin ich zu Paps geflogen, habe mich "normal" mit Ihm unterhalten und am nächsten Tag genau um die Uhrzeit als mein Flieger am Vortag abflog-11.05h ist er am 20.12.12, eingeschlafen. Ich verstehe es immer noch nicht. Mittlerweile habe ich die Tage seit der Diagnose , wieder und wieder im Kopf durchgespielt= kein Ergebnis. Was habe ich gedacht? Warum hab ich nicht kapiert, wie es wirklich um ihn steht. Seit wann wusste Paps, dass sein Weg nur noch sehr kurz ist?
Wieder und wieder gehen mir solche Gedanken im Kopf herum. Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ich es kapiert hätte? Für Ihn? Für mich? Für meine Mum?
Es ist so unwirklich, dass er nicht mehr unter uns ist. Immer wieder denke ich: hmm heute vor 1 Jahr...jeden Tag...auch heute vor 1 Jahr war die Welt noch in Ordnung. Meine Eltern im Urlaub-auf der Rückreise bei mir vorbeigeschaut-Gute Laune-Pläne..alles perfekt...

Mein Hirn funktioniert sonst (eigentlich) recht gut, aber all das um Paps Krankheit verstehe ich immer noch nicht. Klar, Diagnose-Therapie usw. alles klar. Das drumherum....wieso hatte er gar keine Symptome..was wäre wenn man es früher diagnostiziert hätte, warum ging es so schnell?
Die Fragen machen keinen Sinn, ich weiss.

Es passiert mir immer wieder, dass ich an Ihn denke und dann auf einmal, wie ein Blitz, trifft es mich und mir wird bewusst-er lebt gar nicht mehr...Ich habe das Gefühl er sei ganz normal "da".
Wirr klingt das alles...direkt nach seinem Tod war ich noch oft im Forum und auf einmal konnte ich einfach nicht mehr mitlesen. Ich schäme mich ein wenig dafür...gerade im Angehörigen Forum habe ich sowie Verzweiflung und Hoffnung erlebt und dachte: bewahrt Euch diese Hoffnung so lange wie es auch immer irgendwie geht. Da habe ich gemerkt, dass ich völlig "hoffnungslos" bin und niemanden unterstützen kann. Erst im Nachhinein, beim lesen in andren Threads, habe ich verstanden wie der letzte "Weg" sich abzeichnet...bei meinem Vater habe ich es nicht mitbekommen...das macht mich richtig irre, wieso hab ich es nicht kapiert????
Heute als ich mich nach Monaten wieder im Forum angemeldet habe, habe ich kurz im Angehörigen Forum gelesen und sofort soviele Fragen "wieder erkannt". Fragen von Menschen die gerade so eine schwere Zeit mit ihren Lieben durchleben-die Suche nach Hoffnung und Kraft. Das schlimme ist, dass ich leise dachte...ich kenne die Antwort...und sofort fand ich diesen Gedanken hart und böse. Vielleicht mag ich Euch verbittert vorkommen, dass bin ich definitiv nicht. Eher fühle ich mich wie ernüchtert. Sehr klar...um einiges erwachsener als noch vor 1 Jahr (ich bin durchaus erwachsen mit 40)-doch war ich auch immer Paps Tochter...
Es ist immer noch so unwirklich, dass er nicht mehr da ist... ich verstehe es einfach nicht...einfach gegangen....

Ich hoffe ich verstehe es irgendwann-allen die diesen Thread gelesen haben-ich wünsche Euch viel Kraft!!!

Lieben Gruss
Amara
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  #2  
Alt 27.06.2012, 19:24
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe amara,

Danke, dass Du Dich nochmal gemeldet hast. Mein Beileid zum Tod Deines Vaters. Dass Du es "immer noch nocht verstehen" kannst...das ist völlig normal. Der Verstand sucht danach, ob er irgendwas "übersehen" hat...die Fakten...waren ja da...wie Du inzwischen an Dich heranlassen kannst.
In solch einer Ausnahmesituation wie eine heftige Krebsdiagnose bei einem nahstehenden Menschen, da schützt sich die Seele durch lückenhaftes Aufnehmen - was nicht sein darf, das ist einfach nicht! Du schreibst, dass Du "Paps Tochter" warst. Eben! Kein Wunder, dass diese Verbindung geblieben ist und Du manchmal "überlegen" mußt...er lebt ja nicht mehr?! Du durftest Dich von ihm verabschieden...bis dass so richtig "im Verstand" angekommen ist, das dauert und ist doch quasi sein letztes Geschenk an Dich.
Du hast es beim Lesen anderer Threads gemerkt, dass "Hoffnung" ein wichtiger Begriff ist, weil: Sie stirbt zuletzt, wie man sagt. Habe ich auch so ähnlich erlebt....

Ich möchte Dir Mut machen, denn ich bin sicher, dass Du es verstehen lernst.
Nichts ist mehr wie es einmal war...doch die Erinnerungen bleiben lebendig.

LG
Morgana
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  #3  
Alt 27.06.2012, 20:34
Carlotta76 Carlotta76 ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe Amara,

es tut mir sehr leid, dass Du Deinen Papa verloren hast.

Ich sehe es wie Morgana, und ich denke, die Seele nimmt nur soviel auf, wie sie auch aushalten kann. Bei mir ist es auch häufig so, dass ich mich jetzt frage, warum habe ich beispielsweise einen Monat vor dem Versterben meiner Mama nicht bemerkt, dass wir uns schon so weit auf der Reise befinden. Und ich habe mir auch, obwohl ich verstandesmäßig ja wusste, dass das passieren wird, nie vorstellen können, dass meine Mama tatsächlich stirbt.

Liebe Amara, vielleicht hilft es Dir, hier regelmäßig zu schreiben. Hier sind Menschen, die verstehen, was Dich bewegt, weil sie Ähnliches durchmachen.

Ganz liebe Grüße

Carlotta
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  #4  
Alt 27.06.2012, 22:10
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe Amara,

vielleicht kennen wir uns sogar aus dem Angehörigen-Forum vom letzten Jahr? Ich finde deine Gedankenwelt überhaupt nicht verworren oder seltsam. Ich kann deine Gedanken ziemlich gut nachvollziehen. Zum einen, weil die Ärzte deinem Papa und euch ja recht gute Chance eingeräumt hatten, wenn er die OP überstehen würde. Da war deine Hoffnung doch durchaus begründet, auch rational. Dass es dann leider doch anders gekommen ist, konntet ihr nicht ahnen. Ich denke, man will auch nicht wahrhaben, dass ein geliebter Mensch sterben muss. Das ist allzu grausam und unerträglich. Und wie viele hier von uns schreiben: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Insgeheim hoffen wir alle hier auf ein Wunder! Und das ist auch gut so, denn niemand hätte sonst wohl die Kraft weiter zu machen... Glaube ich!
Dass es für dich so unwirklich ist, der Verlust deines bis dahin gesunden Paps, das finde ich auch verständlich. Für mich war es auch unverständlich, dass ausgerechnet mein Vater, der immer so fit war, auf einmal so ein Häufchen Elend wurde. Ich wollte es lange auch nicht wahrhaben, dass er keine Chance hatte. Er selbst hat bis zu dem Tag, an dem man ihm im Krankenhaus offenbarte, dass sein Oberschenkelhalsbruch einer weiteren Knochenmetastase zu "verdanken" sei, geglaubt, er werde die Woche darauf eine REHA antreten und einfach weitermachen. Ab dem Zeitpunkt wusste ich intuitiv, dass es vorbei war. Er wurde nochmals auf den Kopf gestellt wegen seiner Schmerzen im Rücken und weitere Knochenmetastasen im Lendenwirbelbereich entdeckt. Und dann ging alles so schnell. Unfassbar! Ungefähr 3 Wochen Palliativstation, um die Schmerztherapie richtig einzustellen und dann kam er zu uns nach Haus. Da blieben uns 14 Tage und es waren die traurigsten und zugleich intensivsten Tage meines bisherigen Lebens.
Und dennoch geht es auch mir heute noch oft so, dass ich etwas erzähle von meinen Eltern, von Papa und dann in dem Moment schlagartig verstumme, weil mir bewusst wird, dass mein Papa nicht mehr hier bei uns ist. Aber weißt du, ich denke, er ist zwar nicht mehr zu sehen, er kann uns auch nicht wie gewohnt antworten und wir können ihn nicht in den Arm nehmen, dennoch spüre ich oft seine Anwesenheit. Zum Beispiel, wenn ich Unkraut in seinem Garten jäte, wenn ich Wege gehe, die wir gemeinsam entlang spaziert sind, wenn ich mit ihm spreche und in mich hineinhorche. Dann spüre ich, dass er irgendwie doch bei uns ist. Und das ist tröstlich. Es ist nie wieder so, wie es einmal war, aber man lernt, damit zu leben irgendwann...Und man findet seinen ureigenen Weg, mit diesem Verlust, den damit verbundenen Schmerzen und seiner Trauer zurecht zu kommen. Und man lernt, dass sich die Beziehung ebenso verändern muss. Ich bin dabei, sie zu ändern und das funktioniert erstaunlich gut.

Alles Liebe für dich
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #5  
Alt 27.06.2012, 23:15
amara amara ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe Mirilena, Carlotta und Morgana

herzlichen Dank für Eure Worte!! Es hat sehr gut getan von Euch zu lesen. Eure Worte haben mich sehr berührt.
Ich danke Euch für Eure Anteilnahme und möchte Euch meine aussprechen.
Ja, wahrscheinlich ist es wirklich eine Art "Schutz" dieses nicht sehen was soooo klar ist.

Manchmal wenn ich irgendwas blödes-verrücktes mache, da schiesst mir sofort durch den Kopf..omg wenn Paps das jetzt sehen würde und da muss ich lächeln.
Es ist so "unwirklich" machmal habe ich den Eindruck ihn irgendwie zu "spüren". Ich kann das nicht beschreiben (bin auch nicht wirklich esoterisch angehaucht), wie so eine "Verbindung" in solchen Momenten schaue ich hoch und nicke leicht. Als ob er mich anschaut und wir uns gegenseitig ein "OK" geben für was auch immer.

@Carlotta76: an Deinen Thread kann ich mich sehr gut erinnern...ich meine, es gab recht viele traurige "Gemeinsamkeiten" zur ungefähr gleichen Zeit?!

Für heute wünsche ich Euch einen ruhigen (Rest-)Abend und guten Schlaf.

Lieben Gruss
Amara
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  #6  
Alt 29.06.2012, 07:33
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Guten Morgen Amara,

nun, es tut mir wirklich sehr Leid für Dich. Der Verlust ist imens... aber aus eigner Erfahrung sage ich: grübel nicht zu viel Es kostet Dich Kraft und bringt Dir nichts.

Die ersten Wochen nach dem Tod meines Vaters ging es mir sehr schlecht. Ja ich kenne die Parallelwelt, die Trance, die Wut. Erst nach seinem ableben kamen mir sehr viele Bemerkungen von ihm in den Sinn... Dinge die mir hätten sagen sollen: "kleene, es geht nemmer lange. es tut mir Leid." (sorry, aber wir sind halt Sachsen :-))

Ja, warum habe ich nicht auf die Dinge reagiert? Warum wollte ich das offensichtliche nicht SOOO offensichtlich sehen?

Ganz einfach: Hätte ich alles gewusst hätte ich meinen Papa begluckt. Ich hätte ihn belauert, umtüddelt... Und was hätte es gebracht? Es hätte uns sein Sterben noch viel scherer gemacht - vorallem ihm. Und das war der Grund warum er nie sagte: Ein paar Tage noch.

So konnten wir eigentlich recht normal sein, bis zum Schluss. Und JETZT danke ich Papa dafür dass er es nie direkt aussprach.



Das Dein Papa Dir nie sagte wie es wirklich ist hat seinen Grund. Er liebt Dich. Er wollte nicht ein verwezifeltes Mädchen sehen, ein gluckendes Mädchen das ständig an den kommenden Verlust denkt und daran verzweifelt. Er hat Dich geschützt - aus Liebe.


Was Deine Verbindung zu ihm angeht - das kenne ich. Am 10.6. wäre der Hochzeitstag meiner Eltern gewesen und ich hörte Papa fragen ob ich Mama Blumen von ihm kaufe. Ich bejahte (er konnte ihr bereits im April selbst keine holen da er nicht mehr aus dem Haus kam und wir drehten das immer ^^). Nun stand ich am 09.06 morgens in der Küche, direkt nach dem Aufstehen - nahm meine Tasse Kaffee. Ich sagte laut: Mensch Papa, nu sag nochmal, wie heißen die Blumen? "Freeeeeeschen!" - in einem Ton wie "Mensch Mädel, sag ich Dir seit Jahren jedesmal!". Ich sagte dann: Ist ja gut.

Auch so spüre ich oft wie er mir Hilft. Wenn ich gerade nicht weiter weiß, ne Lösung suche und ihn frage - dann kommen die Geistesblitze. Das ist wunderschön :-)

Ich wünsche Dir alles erdenklich gute.

Liebe Grüße
Michaela
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Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012

Geändert von MamaVonZweien (29.06.2012 um 07:36 Uhr) Grund: Nachtrag
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  #7  
Alt 30.06.2012, 14:29
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Zitat:
Zitat von MamaVonZweien Beitrag anzeigen
Auch so spüre ich oft wie er mir Hilft. Wenn ich gerade nicht weiter weiß, ne Lösung suche und ihn frage - dann kommen die Geistesblitze. Das ist wunderschön :-)
Guten Morgen amara,

besser könnte ich das nicht ausdrücken. Genau so ist es. Danke, Michaela.


Herzliche Grüße, Helmut
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  #8  
Alt 01.07.2012, 10:42
amara amara ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Guten Morgen

es tut mir so unglaublich gut Eure Worte zu lesen.
Es "beruhigt" mich, dass ihr diese Gefühle kennt und gleichzeitig macht es mich traurig- denn ich weiss, ihr habt gleiches erleben müssen.

Machmal fühlt es ich an, als ob es eine Ewigkeit her ist, dass mein Paps erkrankt und in Folge verstorben ist. Als ob es in einem anderen Leben passiert ist. Nicht, dass meine Erinnerung an Ihn verblasst, nein, einfach nur als ob es 1 Million Jahre her ist. Knapp über 6 Monate ist es in Wirklichkeit her. Alles andere als lang.
Meiner Mum geht es in einem Moment recht gut und im anderen ist sie mehr als verzweifelt. Ich weiss nicht was ich tun soll, wie ich Sie unterstützen soll? Manchmal redet Sie ganz normal über Paps und manchmal wird Sie richtig aggressiv wenn ich etwas über Ihn sage oder frage. Jedes Mal bevor ich Sie anrufe, frage ich mich innerlich: in welcher Phase ist Sie gerade.
Ich lade Sie ständig zu uns ein (wir wohnen in verschiedenen Ländern), dazu hat Sie keine Lust, Zeit was auch immer. Auf der anderen Seite düst Sie wg Nebensächlichkeiten ins Ausland-zu ihrem zweiten Wohnsitz (meine Eltern hatten 2 Wohnsitze). Ich schlug vor gemeinsam in Urlaub zu fahren-Ablehnung. An Weihnachten mit uns zu verreisen-Ablehnung. Auf der anderen Seite sie schnell dabei mir zu sagen, ich müsste meine Prioritäten richtig verteilen, dann würden wir uns auch treffen können. Paps hätte gesagt, Sie würde zu mir kommen müssen, wenn Sie mich sehen will...andersrum würde Sie lange warten.
Bei solchen Aussagen könnte ich schreien!!!!!
Am 20.12.ist Paps verstorben- ich wollte, dass Sie mit zu mir fliegt-Ablehung. Anfang Februar kam Sie dann zu uns (meinem Mann und mir) blieb 3 Tage und wollte dann unbedingt zu ihrem Zeitwohnsitz-ca. 350km) von uns entfernt- für ein paar Tage. Ich habe Sie hingefahren und 4 Wochen!! später abgeholt-sie hätte soviel zu tun....ok. Bei uns blieb sie 1.5 Tage und ist dann nachhause geflogen.
Im Juni bin ich mit meinem Mann nach Cannes geflogen- just zur selben Zeit flog meine Mutter (nun direkt) an Ihren zweiten Wohnsitz. Weshalb Sie denn genau zu der Zeit fliegt, wenn ich weg bin? Sie habe Dinge zu erledigen, die Sie nicht aufschieben möchte...ok also wieder kein Treffen.....
Am Telefon hab ich Sie gefragt, wann Sie uns denn nun besuchen kommt...tja da bekam ich dann die Prioritäten aufs Brot geschmiert...Selbstredend, dass ich Vollzeit arbeiten-mein Mann auch..zusätzlich haben wir 2 Hunde... sicher ist das alles machbar..nur halt nicht so wirklich spontan.
Bin ich eine schlechte Tochter? Ich hab keine Lust mich mit Ihr zu streiten- ich werte das alles als "ihren" momentanen Weg, den Sie wohl gerade gehen muss. Kann Sie ja nicht zwingen, dass Bedürfnis zu haben Ihre Tochter sehen zu wollen...

Ich wünsche Euch allen Kraft!!
Lieben Gruss
Amara
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  #9  
Alt 01.07.2012, 11:15
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe Amara,

ich denke, dass du da kein schlechtes Gewissen haben musst, obwohl es sicherlich verletzend ist, wie deine Mutter sich dir gegenüber verhält. Du kannst nicht mehr tun als sie zu euch einzuladen oder ihr anzubieten, gemeinsam den Urlaub zu verbringen. Was ich allerdings sehr unfair von ihr finde ist, dass sie dir dann indirekt Vorwürfe macht und mit den "Prioritäten" daherkommt. Natürlich ist es für sie sehr, sehr schwer, dass sie ihren geliebten Mann verloren hat und nun allein ist. Vielleicht ist dies auch der Grund für ihr Verhalten? Wie war euer Verhältnis bevor dein Papa erkrankte? Seid ihr eng miteinander verbunden? Auf jeden Fall tut es mir für dich leid, dass deine Mama deine Angebote nicht annimmt. Da fühlt man sich so zurück gestoßen, oder? Kannst du offen mit ihr sprechen und dieses Thema mal anschneiden? Ihr vielleicht sagen, wie es dir damit geht?

Das, was du eingangs beschreibst, geht mir ganz genauso. Mein Vater ist im Februar verstorben und bisweilen kommt es mir so vor, als läge das Lichtjahre zurück. Das finde ich dann immer so erschreckend, weil ich denke, dass ich mich mit seinem Fehlen arrangiert habe... Ich habe ihn nicht vergessen, aber ich mache eben weiter und vor allem, alles läuft weiter, auch ohne ihn... Mein Zeitempfinden hat sich wohl geändert. Und ich finde es auch schade, dass ich erst ein einziges Mal von ihm geträumt habe... Andere hier träumen ständig von ihren Lieben, ich nicht... Dabei wünsche ich mir sehnlichst, meinen Paps im Traum zu treffen. Und wenn es nur für ein paar Sekunden wäre. Das ist wohl der sehnsüchtige Wunsch des noch einmal Sehens, Berührens... Manchmal ist es wirklich sehr schwer zu akzeptieren, dass mein Vater nicht und nie mehr hier sein wird.

Ich wünsche dir einen schönen Sonntag! Und grübel' nicht so viel wegen deiner Mama! Vielleicht braucht sie einfach noch ein wenig Zeit...

Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #10  
Alt 01.07.2012, 15:52
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe amara,

ich kenne das Gefühl von "Zeitverschiebung" auch. Als Kind fand ich es immer merkwürdig, wenn eine "alte" Nachbarin auf die Frage: "Wann war das denn?" antwortete: "Oh das ist schon sehr lange her, da lebte mein Mann noch!" Ich konnte das natürlich noch so gar nicht verstehen, dass es eine "andere Zeitrechnung" gibt...wie auch. Heute ist das längst anders...da denke ich an liebe Menschen, die gestorben sind...und staune manchmal...wie viel/wenig Zeit vergangen ist. Gefühlte Zeit...

Ich kann verstehen, dass das Verhalten Deiner Mutter dich belastet. Du hst Deinen Vater verloren. Deine Mutter hat ihren Mann verloren. Grundkonsens: Ein nahe stehender Mensch ist nicht mehr da. Jeder Weg ist anders...
So, wie ich lese ist Deine Mutter rastlos...unterwegs..."ohne Heimat"...Hmmm: Ich habe die Trauer um meinen Mann wie eine zweite Pubertät erlebt...genauso ungeklärt "nicht Fisch, nicht Fleisch" und wollte...wollte nicht...Das hat sich dann irgendwann wieder sortiert. Vielleicht muß Deine Mutter erstmal innerlich das "gemeinsame Leben" mit Höhen und Tiefen..Partnerschaft, Elternschaft...und überhaupt diese noch immer neue Situation, das ungewollt neue Leben irgendwie....auf die Kette kriegen?

Amara, Deine Enttäuschung kann ich verstehen - hab Geduld und halte Kontakt zu Deiner Mutter...auch wenn sie im Moment wie ein "Brummkreisel" um Dich her treibt...

Ich wünsche Dir alles Gute dieser Welt...mindestens!

LG
Morgana
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  #11  
Alt 01.07.2012, 21:25
amara amara ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Herzlichen Dank für Euren Zuspruch!!
@ Mirilena: ja, wir hatten immer ein gutes /enges Verhältnis. Wir waren nie "Freundinnen" , sie blieb immer meine Mutter. Eher immer etwas "kühl". Das ist aber typisch meine Mutter und ist nicht bezeichnend für unser Verhältnis.
@Morgana: Rastlos...so hatte ich es noch nie gesehen- aber ja, das trifft es ganz genau!

Sie wuselt permanent irgendwo rum und macht irgendwas. Manchmal macht Sie mich damit völlig verrückt (dabei bekomme ich es nur am Telefon mit)-da möchte ich schon rufen: HAAAALT-hör auf...mach langsam. Das scheint Sie nicht zu können. Für Sie muss es irre schlimm sein, Gefühle zeigt Sie selten...meine Eltern waren 43 Jahre verheiratet, hatten zusammen die Praxis und waren in dieser ganzen Zeit 1 einziges Mal (2 Wochen lang ) getrennt, da meine Mutter im KH war. Ansonsten waren die beiden IMMER zusammen-morgens-mittags-abens-nachts-IMMER.
Von der Sache her, ist Sie eine sehr starke Person, Sie managt alles alleine (hat Sie vorher auch schon gemacht). Wie sehr Ihr mein Vater-Ihr Partner fehlt kann ich nur erahnen. Beide hatten einen engen (gemeinsamen) Freundeskreis. Sie "muss" nie alleine sein, nur wenn Sie es will. Aber auch hier ist es ein JA und NEIN dazu. Manchmal geniesst Sie die Gesellschaft und auf einmal wird es Ihr zuviel, Sie kann die Paare nicht "ertragen".
Dieses rastlose fällt mir ehrlich gesagt, jetzt erst so richtig auf. Sie hat Ihren Garten in eine Art botanischen Park verwandelt...ich glaube Sie "dressiert" die Pflanzen und stutzt alles mit einem mikrochirurgischen Instrument- arbeitet tagelang richtig hart (körperlich). Wenn das Wetter nicht nach Gartenarbeit ist, dann macht Sie irgendwas im Haus...neulich hat Sie das Wohnzimmer tapeziert&gestrichen..weil Sie keine Lust hatte auf den Handwerker zu warten (ok, er wäre echt schneller gekommen-WENN Sie Ihn darüber informiert hätte, dass Sie einen Auftrag zu vergeben hat!!!)
Heute morgen hat Sie mir erzählt Sie will das Bad neu fliesen:eck:!! Sie könne, das bestimmt genauso gut-ja, bestimmt. Sie ist 67 (logisch-keine Handwerkerin) und eigentlich würde ich Sie lieber lesend auf dem Balkon sehen....Wilder Aktionismus, täglich.

Ich werde auf jedenfall weiterhin Kontakt zu Ihr halten-ohne jegliche Frage- wir haben nur noch uns, keine sonstige Familie. Davon abgesehen, ich liebe meine Mutter. Ich hoffe Sie findet in Ihr neues, ungewolltes, Leben.

Morgana, die Beschreibung von Dir mit der Pubertät, finde ich sehr gut und nachvollziehbar.

Lieben Dank, dass Ihr lest und vielleicht sogar versteht
Lieben Gruss und einen schönen (Rest-)Sonntag-
Eure Amara
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  #12  
Alt 01.07.2012, 22:29
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe amara,

...43 Jahre verheiratet...und auf einmal dann "weg". Deine Mutter immer eigenständig/eigenwillig...oh, das ist nun eine verdammt harte Änderung des Lebens...Machmal..wünsche ich mir ein Stück von dieser Power, die Deine Mutter gerade auslebt...Diese mögliche Nähe...aber nicht immer willkommen...ist völlig normal...konnte ich auch nicht immer so aushalten, weil: ich wollte oft auch einfach allein sein. "Paare ertragen"...Hmmm, das ist - vor allem nach den vielen gemeinsamen, engen Jahren Deiner Eltern...echt gewöhnungsbedürftig. Ich hatte längst nicht so viele gemeinsame Jahre, doch ich habe es erleben dürfen, dass es mir erstmal gar nicht gut getan hat, mit Paaren gemeinsam etwas zu unternehmen...
Wenn Deine Mutter...mal "einfach so" anruft...und gesteht...einfach "platt" zu sein...dann...mache ihr keine Vorwürfe...sie powert sich aus...um sich "lebendig" zu fühlen....
Lesend auf dem Balkon...oh ja...im ersten Jahr habe ich mich selbstverständlich da auch gesehen...nur: Das war - trotz aller Vorsätze einfach nicht das Selbe...die Blumen waren nicht so, wie gewohnt... es war...nicht gemütlich...es war...anders...ich konnte nicht wirklich "gelassen" einfach da sitzen...ging nicht.

Mannomann...Du bist 40 und ich 54...habe meine Mutter bereits 1983 verloren, meinen Lebensgefährten 1990...meinen Ehemann 2008.

Was ich Dir sagen möchte...halte aus...Deine Mutter findet sich wieder "ein".

und für Dich allles Liebe!

Morgana
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  #13  
Alt 04.07.2012, 21:12
amara amara ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

@Morgana: nachdem ich Deine Geschichte gelesen habe, bin ich sehr dankbar geworden. Dankbar dafür, dass ich meine Eltern "so lange" um mich haben durfte und immer noch einen Teil, in meinem Leben haben darf.
Zwar haben meine Mutter und ich den gleichen Verlust erlitten, dennoch äussert er sich für uns beide unterschiedlich. Bzw. er hat unser Leben unterschiedlich verändert. Meine Mutter ist nun seit 45 Jahren (2Jahre waren schon vorher zusammen), das erste Mal "Single". Wahrscheinlich weiss Sie gar nicht, "wie" Sie leben will. Ich denke es wird lange Zeit brauchen, bis Sie sich als "alleinstehend" akzeptiert und dieses neue Leben wirklich annimmt und annehmen kann.
So langsam nähert sich der Tag der Diagnose meines Vaters (12.7) was gleichzeitig der Geburtstag meiner Mutter ist. Sie will von Geburtstag nichts hören und ich hoffe einfach, Sie wird diesen Tag "überstehen"...
Habt Ihr einen Rat, wie ich meine Mum an diesem Tag "behandeln" soll..ich bin wirklich ein wenig ratlos...!

Ich wünsche Euch einen ruhigen Abend
liebe Grüsse Amara
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  #14  
Alt 05.07.2012, 06:55
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe Amara,

hmmm, das ist schwierig mit dem Geburtstag! Deine Mutter hat ganz offensichtlich ihren eigenen Kopf und das ist ja auch gut so. Und ich kann nachvollziehen, dass ihr nicht zum Feiern zumute ist. Andererseits möchtest du als Tochter natürlich nicht ihren Geburtstag übergehen. Dann kommt noch dazu, dass du ziemlich weit entfernt lebst, oder? Ich weiß nicht, ob du sie besuchen möchtest, wäre dir das möglich? Wenn ja, dann würde ich sie an deiner Stelle fragen, ob sie das möchte. Wenn nicht, würde ich ihr ein Geburtstagspäckchen schicken. Was da rein gehört, wirst du selbst am besten wissen;-) Meine Ma hat im August Geburtstag und kurz davor wäre die Goldene Hochzeit meiner Eltern gewesen... Ich weiß auch noch nicht so recht, was ich da machen soll. Ich möchte das nicht übergehen, weiß jedoch, dass meiner Mutter auch nicht der Sinn nach Feiern steht. Ich denke, ich warte ab und entscheide dann spontan. Wenn ich den eindruck habe, dass es ihr vielleicht doch gut tun würde, ein paar liebe Menschen um sich zu haben, dann werde ich spontan eine Grillparty organisieren mit ein paar guten Freunden.
Auch wenn deine Mama sehr, sehr stark und autark wirkt, es muss unglaublich schwer sein, den geliebten Partner zu verlieren. Meine Mutter sagt, sie fühle sich, als sei ein Stück von ihr mit meinem Vater gestorben und es fühlt sich an, als sei sie amputiert. Es fällt ihr schwer, einen Weg zurück ins Leben zu finden. Aber sie kämpft. Für sie ist es zum Beispiel wichtig, mit Menschen in einer ähnlichen Situation Kontakt zu bekommen. Daher nehme ich gemeinsam mit ihr an einem Trauerseminar teil. Die Situation mit den Pärchen... das geht ihr genauso! Manchmal ist es für sie unerträglich und daher bin ich echt froh, dass sie eine allein stehende Freundin hat. Die beiden waren jetzt zusammen im Kurzurlaub und sie hatten auch viel Spaß. Das hat meiner Mutter gut getan, doch ich hatte das gefühl, sie habe fast ein schlechtes Gewissen deswegen... Aber Papa wäre froh, sie wieder lachen zu sehen!
So wie du deine Mama beschreibst und auch wie Morgana diese Situation beschreibt, glaube ich, dass deine Mama sich jetzt ablenken muss, weil sie Angst hat, zur Ruhe zu kommen (und dann womöglich zusammen zu brechen). Sie scheint mir auch sehr stark zu sein und sie wird es schaffen, auf ihre eigene Weise.
Alles Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #15  
Alt 05.07.2012, 20:03
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Ich verstehe es immer noch nicht...

Liebe amara,
ich glaube, dass Du richtig liegst: Nach 45 jahren nun "Single" zu sein...das ist eine gewaltige Umstellung, das ist mehr als die Hälfte eines Lebens gewohnte und sehr vertraute "Zweisamkeit". Oh ja...das mit der Akzeptanz nicht nicht so einfach...ich glaube erstmal fängt man an es zunehmend zu tolerieren, dass ich tiefgreifend etwas verändert hat - bis das Bauchgefühl dazu "Ja" sagt, das dauert und ist bei jedem Menschen unterschiedlich.

Diagnosetag und Geburtstag...das wird im Gedächtnis bleiben...
Dass Deine Mutter Nichts von "Geburtstag" wissen will, kann ich verstehen. Das erste Mal "jährt" sich etwas...und wird sich jedes Jahr wieder als dunkle...irgendwann etwas blaugraue....Wolke über diesem Tag zeigen.

Meine Idee für Dich: Ruf sie an, sag ihr "nur", dass Du ihr alles Liebe wünscht; wenn sie grummelt oder böse wird, dann atme tief ein und wünsche ihr liebevoll einen guten Tag. Je nachdem...wird sie sich später daran erinnern, dass Du an sie gedacht hast...auch wenn sie es an "diesem Tag" gar nicht hören will. Vielleicht...erwähnt sie auch den Tag von dem an die Katastrophe sich nicht aufhalten ließ...egal, auch da habe Geduld und lasse sie merken, dass Du auch immer wieder an den Tag der Diagnose denkst und traurig bist.

Hmmm...ihr habt beide einen großen Verlust erlitten...doch es ist nicht der gleiche Verlust.

Zeit...jeder neue Tag bringt für Dich wie auch für Deine Mutter einen kleinen Schritt nach vorne...jede auf ihrem Weg. Da wo ihr ein Stück gemeinsam gehen könnt, tut es und nehmt es als Geschenk. Da wo jede ihren Weg geht, da gibt es irgendwie immer mal kein kleines "Hallo" per Telefon oder SMS...was Verbindung schafft.
Liebe amara, Du wirst einen Weg finden!

Liebe Mirilena,
Deine Idee spontan zu entscheiden, was Du für Deine Mutter (Geburtstag)und für Deine Eltern (Hochzeitstag) tun könntest, finde ich gut. Das ist schon "schwere Kost" Goldene Hochzeit und dann kurz danach Geburtstag...

Zum Goldenen Tag...ein besonders schöne Karte...mit goldenen Rosen...und ganz liebevolle Worte von Dir dabei...der Tag gehört Deiner Mutter und ihren Erinnerungen. Geburtstag...ist etwas zum "Feiern"...Blumenstrauß....Kaffeetrinken, Kuchen...
Die Grillparty....prima Idee...vorsichtig Deiner Mutter angeboten...am darauf folgenden Wochenende...mit guten Freunden, die sie gern um sich hat. Den Sommer feiern...
Ach...ich reiche Deiner Mutter mal virtuell die Hand...auch ich fühlte mich wie amputiert....mein altes zufriedenes und glückliches Leben war zerstört...jaa...obwohl ich ja erst 50 war als es passierte - alles eine Frage wie - von allen möglichen Seiten brachtet - wertvoll diese Zweisamkeit war.

Liebe Mirilena, ich bin sicher, Du wirst das Richtige machen!


Einen herzlichen Sommergruß!



LG
Morgana
__________________
Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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