Meine Mutter hat krebs

[nessie]

Liebe Birgit,

du hast mir mit deinen Antworten sehr geholfen und ich fühle mich von dir gedrückt. Ich habe immer verdrängt, dass mein Papa leiden könnte. Ich habe immer gesagt, dass wird nie passieren. Nun stehe ich da.... er leidet. Auch meine Mutter hat immer gesagt, er wird nicht leiden. Diese Krankheit ist wirklich mies. Am Anfang hofft man auf Heilung. Dann auf Stillstand.Und wenn er dann unaufhörlich weiter wächst, hofft man : laß ihn nicht leiden !!! Aber diese Krankheitist so tükisch, dass sie jedes Stadium voll ausschöpft !!! Einem jede Hoffnung nimmt. Man ist dem Ganzen so hilflos ausgeliefert. Der Schmerz, die Trauer... manchmal kann ich sie kurz unterdrücken und auch über meinen Papa reden und dann wird man wieder voll überrannt von den eigenen Gefühlen. Diese Krankheit und dieser Weg wird mich prägen. Ich habe keine Hoffnung mehr.
Gebe Gott, dass der Krebs irgendwann keinen mehr besiegen wird !!!

Lieben Gruß

Nessie

[Birgit4]

Liebe Nessie,
deine Worte sind sehr verbittert , ich kann deine Verzweiflung und Wut verstehen. Krebs zu haben bedeutet zu Kämpfen, Hoffen und natürlich auch ganz bewußt sich auf das Sterben vorzubereiten, Abschied zu nehmen mit allem Abzuschließen und über alles zu reden. Welche Krankheit ermöglicht einem so viel über das Leben nachzudenken wie der Krebs. Wenn der Krebs irgenwann heilbar ist ,wird es eine andere Krankheit geben, wir Menschen werden nicht ewig leben, und das sollte uns zu guten Zeiten auch mal ins Gedächnis gerufen werden , damit wir wieder dankbarer und offener werden für unser dasein.Ich hatte Krebs Darmkrebs mit 2 Lebermetastasen Sep.2003. ( pT4, pN2, pM2, G2) ich möchte diesen Krebs nie wieder haben, aber ich möchte nie auf diese Erfahrung verzichten, mein Leben hat sich um 180 gedreht im Positiven Sinne, es ist für viele schwer zu verstehen es geht hier auch nur um meine Erfahrung, ich habe tolle Menschen an meiner Seite und ich habe zu Gott gefunden.
Liebe Nessie Gott wird euch in diesen schweren Stunden begleiten, nicht Gott wendet sich von uns ab sondern wir Menschen wenden uns ab, mache dein Herz auf für das Gute, du wirst die Liebe spüren.

Gottes Gedanken über dir und deiner Familie
sind Güte und Hoffnung
Alles Liebe deine Birgit

[nessie]

Liebe Birgit,
natürlich bin ich verbittert. Wenn ich zusehen muss, wie ein lieber Mensch leidet und leidet und leidet, bin ich verbittert. Eine Glaubensdiskussion möchte ich hier nicht beginnen. Nur soviel : Ich glaube daran, dass es etwas zwischen Himmel und Erde gibt, was wir nicht verstehen und ich nenne dies auch Gott, aber das er uns in dieser Situation beisteht, bezweifel ich sehr. Ich empfinde dieses Leid als unmenschlich und gemein. Würde es meinem Hund soo schlecht gehen, würde ich mit ihm zum Tierarzt gehen und ihn von seinen Qualen erlösen. Ein intelligenter Mensch hat dieses Recht nicht. Unmenschlich und ungerecht empfinde ich das. Jeder sollte in solch einer Situation entscheiden dürfen. Ob das dann Gottes Wille ist, interessiert mich überhaupt nicht.
Man sagte mir heute, dass es noch schlimmer werden kann. Die Aussicht darauf erschreckt zutiefst.
Jeder, auch mein Vater hat in dieser Situation Angst, die kann ich ihm nicht nehmen. Ich könnte ihm auch keine Entscheidung abnehmen und würde es auch nicht tun. Aber jeder sollte diese Entscheidungsfreiheit haben.

Nimm mir meine Worte bitte nicht übel, aber mein Papa zerfällt und leidet. Und noch vor drei Wochen haben meine Mutter und ich gesagt : Du wirst nicht leiden müssen ! Davor hatte er nämlich Angst.
Und es ist eingetreten und soll sogar noch schlimmer werden ! Das hat keiner verdient. Gott ihn oder her !!!

Lieben Gruß

Nessie

[Birgit4]

Liebe Nessie, es tut mir leid das ich dir keinen Trost geben kann, ist dein Papa bei euch im Haus und bekommt er Schmerzmedikamente ?? Ich wünsche mir von Herzen das dein Papa nicht so leiden mußt, ich werde für euch beten.......in Gedanken bei euch, Birgit

[nessie]

Liebe Birgit,
mein Papa ist zu Hause und Schmerzen hat er keine. Die Hausärztin war gestern bei meinem Papa. Sie sagte, dass der Blutdruck weiter abgesackt ist. Sie würde gerne helfen, kann aber leider nicht mehr. Sie sagte noch, dass mein Papa ein sehr starker Mann ist und sie ihn gerne früher kennengelernt hätte. Ich kann sie verstehen. er ist ein toller starker Mann. Sie sagte aber auch, dass Papa in den nächsten ein bis zwei Tagen Bettlägerig werden wird. es sei denn, der liebe Gott hat ein einsehen. Aber er hat einen eisernen Willen und ein starkes Herz und er will noch nicht gehen. Unfassbar, nun bete ich darum, dass mein Papa bald geht, dass es nicht zur Bettlägerigkeit kommt.

Du spendest Trost Birgit, nur habe ich halt nicht deinen starken Glauben und somit kann ich mich auch nicht daran festhalten.

Ich finde es toll, dass du den Krebs erstmal besiegt hast. Und dass sich dein Leben dadurch verändert hat, kann ich total nachvollziehen. Ich wünsche dir auch weiterhin alles Gute und das der Krebs nie wieder kommt.

Verstehe aber auch, dass unser Weg leider ein anderer ist. Dieser Weg ist mit unglaublich viel Leid und Schmerz verbunden und es gibt bei all dem Leid keinerlei Hoffnung. Nur Zerfall !!!

Ich habe immer Hoffnung gehabt. Und ich begleite auch jetzt. Mein Papa bekommt von meinem persönlichen Leid nichts mit, aber es ist da !!!

Lieben traurigen Gruß

Nessie

[Birgit4]

Du hast ja recht liebe Nessie es ist unentlich traurig, leider kann man vor diesem letzten Weg nicht weglaufen,und ich kann deine Verzweiflung gut verstehen.
Ja, ich habe meinen Krebs ersmal besiegt da hast du schon recht, aber meine Leberwerte sind sehr schlecht (keiner weiß warum ) und man hat bei der letzten CT in Sep. 2005 eine Zyste im Unterleib gefunden , jetzt muß ich auch noch alle 2 Monate zum Frauenarzt, mein Leben ist wie bei vielen Betroffenen mit viel Angst und Sorgen verbunden, aber ich darf mit 47 Jahren Gott sei Gedankt noch leben.
Liebe Nessie , ich umarme dich sehr und ich denke jeden Tag an euch und an Jan ,der auch sehr krank ist ( Leberkrebs auch hier im Forum) ich bete jeden Abend für euch und schicke euch ganz viel Licht in eure Herzen.........seit lieb gegrüßt eure Birgit

[nunuc]

Liebe Nessie,
ich lsitze seit gut einer Stund hier vor meinem Monitor und lese vor allem deine Beiträge.Es tut mir so leid, was Dein Vater und somit auch Du und Deine Mutter durchmachen mußt.Ich beschäftige mich zwar noch nicht lange mit dem Thema Krebs,dafür aber sehr,sehr intensiv.Nach der ersten Diagnose und als feststand, daß meine Mama nicht mehr lange leben wird,hab ich lange gebraucht,es überhaupt zu begreifen.
später hab ich mich dabei erwischt,wie ich darüber nachgedacht habe,wie es ist, wenn sie nicht mehr da ist.Ich hab mir das damals sehr übel genommen und fand es richtig,richtig schlimm. Heute weiß ich, daß das wichtig ist.Es ist wichtig,weil man sich damit auseinandersetzen muß um WIRKLICH loslassen zu können.Es gab Tage, da dacht ich, sie wird sterben, weil es ihr so schlecht ging,aber ich habe trotzdem versucht,ihr das Gefühl zu geben,daß "es" okay ist, wie es ist und daß ich stark bin,auch wenn ich weine.Als es ihr besser ging,sagte sie, daß es ihr total geholfen hat,daß ich ehrlich war.Verstehst Du,was ich meine?
Ich verscuh mir manchmel vorzustellen, wie ich es sehen würde, wenn ich sie wäre,wenn ich also wüßte,meine Lebenszeit ist stark begrenzt.Ich würde mir wünschen, daß alle,die mir wichtig sind,einfach da sind und ehrlich,daß sie weinen und mir sagen , warum sie weinen.Dann würde ich das wahrscheinlich auch tun,aber es würde mir auch helfen,weil ich wüßte, was sie denken.
Oh je,hoffentlich hab ich Dich jetzt nicht gelangweilt mit meinem Gebabbel?
Ich denke ganz fest an Dich und Deinen Papa und auch ich wünsche Euch allen ganz viel Mut und Kraft.
Liebe Grüße
nunuc

[nessie]

Hallo ihr Lieben,
ich danke euch erstmal für euren Beistand. Es tut gut zu wissen, dass hier doch für mich Fremde (jetzt nicht mehr wirklich) da sind, mir zuhören und mich verstehen.
Meinem Papa geht es nun noch schlechter. Er kann kaum noch sprechen und ist meist schon ganz weit weg. Er ist nun leider auch im Bett. er stöhnt die ganze Zeit. Es ist furchtbar. Meine Mama und auch ich schimpfen nun schon mit meiner Oma und meinem Opa, die diesen Weg bereits gegangen waren. Sie sollen ihn doch endlich abholen. Aufsetzten kann er sich auch nicht mehr alleine und im Sitzen muss er gestützt werden, sonst kippt er um. Und dann dieses grausame Stöhnen. Ich hatte ihn gestern im Arm und habe ihn gefragt, ob er denn Schmerzen hat, aber er hat mit dem Kopf geschüttelt. Ich wollt ihn gar nicht mehr loslassen und habe meinen Kopf an seinen gehalten und ihn immer wieder einen Kuss aufgedrückt.
Ich habe ganz fest damit gerechnet, dass das Telefon heute Nacht klingelt, aber es hat nicht geklingelt. Das Leiden geht in die nächste Runde.
Ich fahre nachher wieder hin.

Lieben traurigen Gruß

Nessie

[lolle]

tut mir so leid für euch alle. wie alt ist dein papa?
kopf hoch
LOLLE

[nessie]

Hallo Lolle,
mein Papa ist 64. Habe eben mit meiner Mama telefoniert. Sie braucht jetzt unsere Hilfe. Sie schafft es nicht mehr allein. Heute Vormittag ist mein Bruder da und heute Nachmittag fahre ich dann hin. Sie erzählte, dass er sich im Bett hingesetzt hat und sich weigert, sich hinzulegen. Er weiß, es ist soweit und er will einfach nicht. Ihr müsstet ihn sehen. Es ist soo grausam. Er kämpft so heftig dagegen an und doch ist er es doch schon lange nicht mehr und er wird sich nicht mehr lange wehren können. Was sollen wir nur machen ? Wie sollen wir ihm helfen ? Er wird sich bis zum letzten Atemzug zur Wehr setzten ! Was für ein starker Mann

Lieben Gruß

Nessie

[Talismann]

Hallo liebe Nessie mir steht das alles noch bevor denn mein Mann hat Darmkrebs mit divuser Metastasierung beider Leberlappen nicht operabel. Ich hoffe ich werde es so schaffen wie du es machst. Ich finde Dich sehr mutig, sehr starck aber auch sehr sensibel für alles was deinem Papa guttut. Bist eine tolle Tochter und das spürt dei Papa auch. Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft für eueren schweren , letzten Weg den Ihr mit euerem Vaterjetzt gehen müßt. Alles Liebe Talismann

[lolle]

so jung noch. ich glaube ich weiß was bei euch los ist. ich habe das in meinem umfeld schon öfter erlebt. schlimm!!!! ich denke wirklich an euch und stelle mir vor was bei euch abläuft. ALPTRAUM. dein vater will nicht liegen. innerlich hat er angst. er weiß was bald passiert. habe gerade noch so ein trauriges lied gehört. da war bei mir alles vorbei.
ich hoffe mein mann besiegt die krankheit.

LOLLE

[nessie]

Ja, es ist die Hölle !!! Mir geht es ähnlich. Ein Lied, ein Bild dann fallen alle Schranken. Da kam doch im Radio zuerst 'Time to say god bey' Gott was hab ich geheult und kurz darauf das Lied meiner Eltern : 'Mamor Stein und Eisen bricht '. sofort läuft ein Film ab und ich hab mich nicht mehr unter Kontrolle.

Dieser Weg ist sauschwer, aber auch dank eurer Hilfe schaffe ich es schon. Hoffe ich !!!

Ich würde mir wünschen, dass dieser Weg etwas leichter wäre. Und mir graut trotzdem vor dem danach. Wie soll es ohne ihn weiter gehen ? Er war immer für mich da. Und meine Eltern verband eine wirklich große Liebe auch jetzt noch !!!

Ich werde mich nun mal fertig machen und losfahren. Alleine der Weg dorthin ist schon mit einem riesen Stein im Herzen verbunden. Aber was soll mein Papa sagen. Ich merke, er hat wahnsinnige Angst.

Lieben traurigen Gruß

Nessie

[lolle]

da hast du recht. dein vater muß gehen, nicht ihr.
das ist jetzt erst mal das schlimmste. ihr werdet ihm helfen. was dann kommt wird man sehen. alles liebe LOLLE

[AnkeH]

liebe nessie,

ich habe die ganzen berichte still mitgelesen und möchte dir nur sagen, daß dein pa genau weiß, daß du ihn lieb hast und er bestimmt stolz auf dich ist! es tut bestimmt saumäßig weh, einen geliebten menschen gehen zu lassen, doch er weiß bestimmt, daß ihr alle voll hinter ihm steht und was noch viel viel wichtiger ist, auch hinterher füreinander da seid!
als mein opa damals gestorben ist (allerdings nicht am krebs) hat er noch vorher in seinem testament geschrieben (sinngemäß): und haltet alle zueinander und habt euch lieb!

ich wünsche dir und deiner familie von ganzem herzen viel kraft.

alles liebe, ankeh