Nebenwirkungen auf die Schleimhäute

[kira67]

Hallo zusammen,
ich hab bisher mehr hier sporadisch mitgelesen als selbst zu schreiben, aber heute brauche ich mal ein paar gute Tipps. Ich hab Montag vor ner Woche meine fünfte von sechs Chemos mit R-CHOP hinter mich gebracht und seit ein paar Tagen total quälende Entzündungen an den Schleimhäuten - aber an denen im Genital- und Analbereich. Ich hab durch die Chemo eher Verstopfung als Durchfall und jedes mal aufs Klo ist im Moment ein Graus.

Ich mein, ich hab mich ja schon fast dran gewöhnt, dass mein Körper alle Nase lang neue lästige Nebenwirkungen entwickelt (Magenschleimhautentzündung, Herpesbläschen, eingerissene Mundwinkel, Abszess in der Achselhöhle, usw.), aber dieses Kribbeln und Brennen am After und vornerum in den letzten Tagen macht mich nun langsam endgültig fertig. Zudem ist das eine Sache, die man ja auch nicht gerne mal eben mit jemandem bespricht und fragt, wie man dem Abhilfe schaffen kann.

Gestern hab ich aus dem Schrank alte Tannolact-Pulvertütchen ausgegraben und ein Sitzbad gemacht. Danach konnte ich wenigstens einschlafen. Ich dusche schon dauernd, um alles auch sauberzuhalten. Aber irgendwie wirds nicht besser.

Ich weiß, ich habs bald geschafft. Nur noch fünf, sechs Wochen, aber so langsam ist mein Durchhaltevermögen fast aufgebraucht. Sorry für das unappetitliche, delikate Thema, aber hat mir irgendwer einen guten Rat?

Gruß,
kira.

[Idefix]

Hallo Kira
Letztes Jahr hatte mein Mann auch Probleme mit den Schleimhäuten im Analbereich und zwar so schlimm, dass es blutete und da sein Stuhlgang auch sehr hart war, ist es immer mehr eingerissen. Es wurde nach der 3ten Chemo so schlimm, dass er zum Proktologen gehen musste und dieser verschrieb ihm eine selbstgemischte Creme und Lidoposterine (gibts als Creme (mit und ohne Analdehner glaube ich mich erinnern zu können) und als Zäpfchen). Weiterhin musste er mit einem Analdehner arbeiten, da durch diedurch die Risse verursachten Schmerzen sich das After zusammenzieht und dadurch noch mehr einreisst und dann sich durch diese Schmerzen noch enger zusammenzieht etc.
Aber wie ich dich verstanden habe, blutet es bei dir noch nicht, so dass du es mit der Lidoposterine als Creme und Zäpfchen und mit Kamillensitzbäder oder Bäder in einem Sud aus Schwarztee (mindestens 5 -6 Beutel, hilft ohne Scherz, Tip vom Proktologen)
Sollte es bei dir aber auch oft bluten und immer schmerzhafter werden, so würde ich zum Proktologen gehen.
Mein Mann musste nach Beendigung der Chemo doch noch am After operiert werden, da durch die dauernde Verletzungen sich quasi wie Wucherungen gebildet haben. Diese OP war sehr schmerzhaft und hätte vermieden werden können, wenn er gleich zum Proktologen gegangen wäre und gleich den Analdehner eingesetzt hätte. Dieses Jahr hat er leider wieder Chemo, aber dieses Mal hat es die Mundschleimhäute etc genommen (falls du damit Probleme hast melde dich, habe da auch ein paar Tips die helfen). Er hat auch bei dem kleinsten Anzeichen einer Entzündung oder Riss im Afterbereich Vorsorge getroffen und sich im Afterbereich immer vor dem Stuhlgang mit Lidoposterine eingecremt, so dass die Haut weicher und geschmeidiger wurde. Gleichzeitig nimmt er vorsorglich Bifiteral gegen Verstopfung, ist nicht abführend aber macht den Stuhl geschmeidig, so dass die Gefahr des Einreissens vermindert wird.
Hoffe die Tipps helfen dir etwas
Liebe Grüsse
Idefix

[Äpfelchen]

Hallo Kira,

ich denke mal, unappetitliche Themen haben hier ganz klar ihren Platz. Wenn nicht hier, wo dann ? Wir sitzen ja alle irgendwie im gleichen Boot und so manch ein heißer Tipp machte hier schon die Runde.

Ich habe div. Mittelchen in Gebrauch gehabt und bin gut damit gefahren.

1) Aloe Verasaft (aus dem Bioladen, z.B. Santaverde o.ä.) hab ich anfangs tägl. ca. 100 ml getrunken, verteilt in 2-3 Portionen. Damit kann man auch vor dem Runterschlucken etwas spülen.
Diesen Saft kann man auch auf die Haut machen, und auch Vaginal- bzw. Afterschleimhäute auftragen.

2) Vom Kinderkriegen weiß ich noch, dass regelmäßige Sitzbäder mit Kamillosan sehr gut getan haben und die Dammschnittheilung förderten.

3) Für den Mund: Salbeitee trinken, gurgeln, spülen mehrfach tägl. Schmeckt gar nicht so schlecht.

4) Es gibt eine Vaginalsalbe von Wala "Majorana Vaginalgel" hilft wenn es nur leicht gereizt ist gut.

5) Gegen die Verstopfung würde ich von innen was tun. Aber keine Abführmittel, sondern mit der Ernährung. Viel Olivenoel ans Essen, tägl. 1 Eßl. geschroteter Leinsamen im Joghurt futtern, überhaupt Vollkornprodukte essen, wenn Du kein solches Brot magst, dann evtl. Müsli oder wenigstens Vollkornpasta...Obst....

Von den vielen Tipps die Du hier wahrscheinlich bekommst würde ich sagen: ausprobieren...dann findest Du heraus, was zu Dir passt.

Wenn Du wieder mal was Unappetitliches hast her damit, hier sind die Experten

Lieben Gruß
Beate

[suntreelake]

Hallo Kira,
ich kann deine Probleme total gut nachvollziehen, ich hatte bei den letzten 2 Chemos genau die selben Probleme. Beim Stuhlgang hatte ich aber auch schon vor der Chemo ab und zu mal Schmerzen, da habe ich auch schon Salben, Analdehner etc. bekommen, aber bei den letzten Chemos wurde es so schlimm, dass ich nur noch mit viel Horror auf Toilette gegangen bin, weil es sowohl im Vaginal, als auch im Analbereich sehr schlimm wurde. Meine Frauenärztin hat mir Tanolact sehr ans Herz gelegt und ich habe damit sehr gute ERfahrung gemacht. Außerdem meinte sie, es wäre gut wenn möglichst viel Luft rankommt und so bin ich, so blöd es klingt, immer mit Röckchen und "unten ohne" in der Wohnung rumgelaufen. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass es etwas half. Ansonsten kann ich Aloe vera sehr empfehlen, dass hat bei mir im Mund wahre Wunder gewirkt.
Eine Salbe würde ich mir für den After ruhig verschreiben lassen (zum Beispiel Faktu, kennt dein Onkologe bestimmt), das Einführen war zwar auch schmerzhaft, aber ich hatte das Gefühl dass es danach etwas besser wurde.
Ich hoffe, irgendetwas hilft dir und ich wünsche dir ein gutes Durchhaltevermögen,
ganz lieben Gruß
Sunny

Liebe Kira,

hab' keine Scheu, diese unerfreulichen Nebenwirkungen der Chemo bei Deinem Onkologen anzusprechen - ihm sind diese Dinge vertraut.

Da es sich im Rahmen der Chemotherapie auch um eine Pilz- oder Herpesinfektion im Vaginal-/Analbereich (genauso wie wir das vom Mundbereich her kennen) handeln kann, solltest Du das unbedingt abklären bzw. entsprechend behandeln lassen, damit es nicht zu einer weiteren Ausbreitung kommt, und damit Du vor allem ganz schnell davon erlöst wirst.

Gute Besserung und viel Kraft für Deinen "Endspurt"

Bellinda

[kira67]

Hey zusammen,
danke für die vielen Tipps. Ich hab das Gefühl, allein das Wissen, dass andre auch mit solchen unappetitlichen Sachen kämpfen, hat schon Besserung gebracht. Hab die letzten Tage fleißig gesitzbadet und gesalbt und es ist schon nicht mehr gar so schlimm. Ich werd sehen, dass ich die nächsten Tage bei der Frauenärztin mal noch nen Termin bekomme und beim nächsten Gespräch mit dem Onkologen das Thema auch ansprechen - auch wenns mir immer noch tendenziell peinlich ist.
Toll, dass man hier sowas ansprechen kann und Hilfe und Verständnis findet. Danke.
kira.