Zurück ins Leben...

[Claudia C.]

Ihr Lieben,

"Zurück ins Leben" war das Motto unserer Abschlusscollage in der Kur.

Nach so langen Wochen möchte ich mich heute Abend nun endlich auch mal wieder etwas ausführlicher melden, nachdem ich vor 4 Wochen aus Kur und Urlaub von der Ostsee zurückgekehrt bin.

Ich weiß gar nicht, wo ich beginnen soll, drum das Wichtigste einfach mal zu Anfang: es geht mir gut & ich fühle mich wohl in meiner Haut!

Die Mutter-Kind Kur in dem Modellprojekt "Gemeinsam gesund werden" (Annette Rexrodt von Fircks Stiftung) in Grömitz/Ostsee hat mir sehr gut getan. Vorallem hab ich dadurch wirklich Abstand zu den ganzen Akuttherapien gewonnen und bin auch was die AHT angeht deutlich entspannter als noch vorher.

Vielleicht erinnert sich die ein oder andere noch, dass ich 1 Woche vor Kurbeginn noch ziemlichen Stress mit meiner Frauenärztin hatte. Sie hatte sich plötzlich geweigert, mir einen Aromatasehemmer zu verschreiben (auch nicht in Kombination mit einem GnRH/Zola...). Am meisten enttäuscht hat mich allein die Tatsache, wie sie mir das kurz telefonisch mitgeteilt hat und das, obwohl sie mir vorher klar gesagt hatte, dass wir eine für mich gute Lösung finden. Ich war einfach menschlich enttäuscht, weil ich ihr bisher wirklich vertraut hatte...
Sie wand sich dann nur in Erklärungen wie 'Ärger mit der Krankenkasse' oder dass sie 'in Teufels Küche kommen' könne.

Naja, alles hat ja bekanntlich 2 Seiten und ich gehöre zu den Glücklichen, die einer Situation immer auch das Gute abgewinnen können...So bin ich ganz kurzfristig - kurz vor Quartalsende! - bei meinem nun neuen onkologischen Gynäkologen gelandet.
Er hat ganz klar Stellung bezogen (wenn ich seine Frau wäre, dann...), meine Hormonwerte beurteilt und mir trotzdem die Entscheidung überlassen. Klar - aber wenigstens jemand, der sich eindeutig äußert und kompetent scheint. Mein Mann war dabei und hatte einen sehr guten Eindruck von ihm. Gut fand ich auch, dass er zuerst kurz mit mir alleine reden wollte, ohne meinen Mann. Um ein Gefühl zu kriegen, wie ich ticke. Und so hat er schnell gemerkt, wie belastend diese ganze AHT-Sache bzw. deren Entscheidung für mich war...
So belastend, dass ich mich zuhause fast schon paranoid fragte, wo denn jetzt wieder der Haken wäre, weil nun auf einmal alles so glatt laufe...?!
Aber da war kein Haken bisher und ich fand's super, dass ich so kurz vor Quartalsende als neue (Krebs)Patientin so schnell einen Termin und dann auch noch das teurere Medikament erhalten habe. Aber das ja nicht ohne Grund, sondern immer noch wegen der (relativen) Kontraindikation bei Tamoxifen.

Habe mich dann also am nächsten Tag entschieden, aber noch mal um einen letzten (und 3.) Hormonstatus gebeten. So hatte ich meine Werte für 3 Monate und die Tendenz war eindeutig Richtung 'postmeno', wobei er am meisten auf das FSH geachtet hat. Deshalb hat er mir zunächst Aromasin allein verschrieben. Habe dann noch mal mit ihm über mögliche Risiken gesprochen (was, wenn die Blutung wieder einsetzt? Was ist mit 'Hormonchaos' bzw. mit möglichen wuchernden Follikeln?), aber er konnte mich wirklich beruhigen. Bei wieder einsetzender Eierstockfunktion kann man immer noch Zoladex spritzen und die Eierstöcke untersucht er alle 3-6 Monate. Das überlässt er meinem Gefühl, ich würde das doch merken... Er sieht mich eh alle 3 Monate.

So, das war jetzt ein doch längerer Rückblick.
In der Kurklinik hatte ich dann auch ein medizinisches Aufnahmegespräch mit einem OA der Uniklinik Lübeck, bzw. vom dortigen Brustzentrum. Und dieser OA und später noch eine andere OÄ der Uniklinik Lübeck haben mir beide versichert, dass das völlig ok so sei mit meiner AHT. Und haben die Entscheidung meines neuen Gyn absolut befürwortet und gut befunden (verstehe bis heute nicht, wieso die Klinik hier mich einfach prämeno einstufte, ohne sich im geringsten für meinen Hormonstatus interessiert zu haben...Empfehlung von dort war ja "Tam" alleine). Das hat mich sehr gefreut und ab da konnte ich richtig loslassen! Und habe bisher (seit genau 8 Wochen) so gut wie keine Nebenwirkungen. Mache aber auch recht viel Sport z.Zt. und auch in der Kur.
Kann wirklich sagen, dass ich mich körperlich sehr gut fühle. Hab auch durch den Sport Gewicht reduziert, immerhin 1,5 kg davon in den 3 Wochen Kur. Und hab mir letzte Woche endlich auch mal wieder was Hübsches zum Anziehen geleistet.

Sehr schön war in der Kur, dass ich auch gemerkt habe, wie gut es meinem Kind trotz meiner Erkrankung geht, dass mein Sohn in keinster Weise einen seelischen Schaden davongetragen hat und dass wir durch die Anwesenheit anderer betroffener Frauen mit ihren Kindern nochmal so manches Gespräch führen konnten, weil einfach noch mal Fragen kamen...wie das eben so ist bei 5-Jährigen: "Mama, haben ALLE Frauen mit kurzen Haaren Brustkrebs gehabt?" (im Speisesaal). Und es hat mir gezeigt, wie richtig und wichtig es war, von Anfang an offen mit ihm zu reden. Er hat mich jetzt erst gefragt, "ob MAN an Brustkrebs sterben kann". Also nicht, ob ICH...sondern es kam ausdrücklich 'man'. Ja, kann man, hab ich erklärt, wenn man ihn nicht behandelt - genauso wie man an einer Lungenentzündung sterben kann, die man nicht behandelt. Aber ich hab ja eine gute Behandlung bekommen und mir geht es jetzt wieder gut.
Und mir leise gedacht: Und das bleibt hoffentlich lange so.

Nach den 3 Wochen war ich dann aber auch froh, dass wir noch ein bisschen Familienurlaub hinten dranhängen konnten und mein Mann da war. Das hat dann was Rundes bekommen.

Wieder zuhause bin ich dann erst mal 43 geworden und dann hatte ich einen Infekt (Fieber und leichte Ohrentzündung), den ich aufgrund eines erhöhten Entzündungswertes (sonst alle Blutwerte ok) mit einem AB behandelt habe.
Und dann hat vor 2 Wochen auch wieder der Kindergarten begonnen und das Schlendrian-Leben wurde weniger...weil ich auch wieder arbeiten möchte.

Beruflich tut sich grade was...und weil ich da noch in Verhandlungen stecke und alles ein bisschen kompliziert ist, schreib ich in paar Tagen mehr und offener. Nur so viel, dass ich gern 20 Std. verteilt auf 4 Tage arbeiten möchte.
Ach ja, seit letzter Woche ist mein Schwerbehindertenausweis da, ich hab 60% und konnte dies immerhin schon 1x im Schwimmbad nutzen...

Das Schönste ganz zum Schluss: ich werde am 28.September meinen Liebsten heiraten ! Nach 10 Jahren trauen wir uns
Zunächst standesamtlich (Fest nächstes Jahr) im ganz kleinen Kreis und ich freu mich riesig über meine liebe Trauzeugin (bist fast aufgeregter als ich, oder ).

Ich wünsche Euch und mir viel Lebensmut, viel Gutes, auch wenn sich zwischen all das Schöne doch mal ein paar düstere Gedanken schieben.

Bleibt gesund & alles Liebe

Claudia

[Elli]

Liebe Claudia,

es tut mal etwas posotives zu hören.
Freue mich riesig das es Dir gut geht,sowohl gesundheitlich wie auch privat.
Wünsche Euch allen,alles,alles Liebe für Euro gemeinsame Zukunft.
Und das Du Dich nie mehr hier einreihen musst.


Liebe Grüssse
Elli

[Susanne V. S.]

Liebe Claudia,

schön wieder von Dir zu lesen - und toll, dass es so durch und durch positiv ist!

Alles Gute und immer genauso weiter...

Susanne V.S.

[Claudia C.]

Liebe Elli,
liebe Susanne,

ich freu mich, dass Ihr Euch mit mir freut und es war auch genau meine Absicht, nicht nur zu berichten wie es mir geht, sondern auch zu zeigen, wie gut es gehen kann. Ich selbst freu mich nämlich auch immer sehr über schöne und mutmachende Beiträge...weil mir schlechte Meldungen doch auch ziemlich nahegehen, beruhige ich mich quasi damit, dass ich mir sage, dass die fitteren Frauen sich wahrscheinlich einfach nicht so oft hier melden. Schade eigentlich. Und genau deshalb möchte ich auch weiterhin regelmäßig hier lesen und schreiben. Vielleicht nicht mehr ganz so oft wie vorher, aber wenn's eben nur zum Mutmachen oder helfen ist. Vorher konnte ich von vielen Erfahrungen und Antworten profitieren und geb gern davon was zurück.

@ Susanne, wie geht es Dir (u.a. mit der AHT)?

Das Thema Brustkrebs ist für mich übrigens jetzt nach der Kur (und mit Wiederaufnahme meiner Teilzeitstelle) nicht einfach "abgehakt", falls der Eindruck entstanden sein sollte. Mir ist ganz bewusst, dass mich das jetzt weiterhin begleiten wird (bald ist wieder Nachsorge, die zweite bereits). Und das ist auch in Ordnung so für mich.
Aber es ist links und rechts wieder mehr Platz entstanden, ich habe wieder mehr Weitblick, neue Perspektiven...nicht mehr alles ganz so nah dran.
Was ich sicher auch dem Umstand zu verdanken habe, dass ich keine großen NW habe und dass sich in meinem Leben auch Dinge ändern.

So, heute nicht ganz so lang

Euch beiden alles Liebe!
Claudia