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  #1  
Alt 30.04.2006, 14:12
Benutzerbild von ~Jessie~
~Jessie~ ~Jessie~ ist offline
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Frage An alle jungen Hinterbliebenen

Ich bin seit dem 17.04.06 eine junge Hinterbliebene. Meine Mum hat mich im Alter von 51 jahren verlassen.....und ich bin erst 24... So richtig komme ich noch nicht damit klar....die verarbeitung steht mir noch bevor....

Ich wollte mal diesen Thread nutzen um alle jungen Hinterbliebenen zu fragen wie es euch damit geht, einen Elternteil verloren zu haben....

Wie geht ihr damit um? Was sind eure Gedanken und Gefühle? Habt ihr noch einen Elternteil? Wer unterstützt euch? Was macht ihr, um nicht die Freude am Leben zu verlieren? Wie kommt ihr alleine klar? Wie geht der Rest der Familie damit um?

Würde mich über einen regen Gedankenaustausch sehr freuen!!!

Liebe Grüße

von der Jessie

Geändert von ~Jessie~ (30.04.2006 um 17:40 Uhr)
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  #2  
Alt 30.04.2006, 16:19
Häschen 30 Häschen 30 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Liebe jessi,

ich bin zwar schon 30(ist auch noch kein Alter) fühle mich aber noch nicht so alt. Ich habe meine Mama auch vor 4 Monaten verloren. Sie war auch gerade erst 53 geworden. Sie fehlt mir so.

80 prozent vom Tag kann ich an nichts anderes denken. Ich habe zwar schon zwei Kinder(3 und 6), die mich auch noch brauchen und ein wenig ablenken. Aber ich wäre viel lieber mehr alleine zum nachdenken. ich brauche im moment einfach Ruhe für mich alleine.

Ich habe noch einen Papa (52) der mich zur Zeit aber ein bisschen nervt.

Mir hilft es immer wenn es mir schlecht geht, dann gehe ich schoppen oder ich muß zum Friseur ,irgendwie fühle ich mich danach gut.

Liebe Grüße und Kopf hoch es wird schon irgendwann besser.

Häschen
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  #3  
Alt 30.04.2006, 16:56
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~Jessie~ ~Jessie~ ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo Häschen...

Mit 30 bist du noch jung!! Mir geht es auch so....ich habe die meiste zeit das bedürfnis, alleine zu sein....aber ich denke in der zeit irgendwie nicht nach...ich beschäftige mich mit unwichtigen dingen....vielleicht weil es zu schmerzhaft wäre, darüber nachzudenken, dass meine mum weg ist.....es ist noch wie ein traum....und ich hoffe wieder aufzuwachen...aber das wird wohl nicht passieren

Mit deinen Kindern hast ju ja schon deine eigene familie, die dir einen sinn gibt. Das finde ich schön. ich fühl mich so allein...obwohl ich meinen freund noch hab und seine eltern....

Was hat deine Mum gehabt? Warum nervt dich dein Papa?

Liebe grüße

jessie
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  #4  
Alt 30.04.2006, 23:15
Lillyana Lillyana ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Liebe Jessie,
zunächst mal möchte ich dir mein Mitgefühl aussprechen. Dein Verlust ist noch sehr frisch.
Meine Mutter ist mittlerweile seit fast drei Jahren tot. (Ich kann manchmal nicht glauben, dass es schon so lang ist; innerlich ist sie mir noch viel näher)
Sie hatte Lungenkrebs und starb im Alter von 60 Jahren. Ich habe das Glück, dass meine Schwester, ihre Schwester (also meine Tante) und mein Vater in der Zeit ihrer Krankheit und nach ihrem Tod Halt beieinander finden konnten und zu einer Einheit geworden sind. Wir sind sehr zusammengerückt.

Nach ihrem Tod sind diese Menschen noch wichtiger für mich geworden, und ich weiß, dass es ihnen auch so geht. Mein Vater ist mittlerweile über 70, und der Tod meiner Mutter hat meine Verlustangst gegenüber meinem Vater verstärkt. Die Eltern sind einfach durch nichts und niemanden zu ersetzen, und jetzt ist nur noch einer von ihnen da!

Mir hat es sehr geholfen, mich damit zu beschäftigen, ob es wohl ein Leben nach dem Tod gibt und somit die Möglichkeit besteht, geliebte Menschen eines Tages "wiederzusehen".
Und ich glaube, man muss sich klarmachen, dass man selbst einfach noch ein Leben hat, dass gelebt und ausgekostet werden will. Man muss trauern und sich zu nichts zwingen, aber nach einer Zeit gilt es, sich dem Leben zuzuwenden. Unsere Lieben würden nicht wollen, dass ihr Verlust uns lähmt.

Was ich fast sofort nach ihrem Tod gemacht habe war, Rituale für mich zu finden. Welche man als wohltuend empfinden, muss jeder für sich selbst erspüren. Ich jedenfalls habe sehr bald ein Amulett gekauft und trage darin jetzt ein Foto meiner Mutter um den Hals. In meinem Schkrank hängen immer noch einige Pullover und Hemden von ihr, die sie oft getragen hat. Und dann habe ich ein Kästchen gekauft, habe einige Fotos von ihr ausgesucht und hineingelegt. Und in einem größeren, sehr hübschen Kästchen bewahre ich ihre Brille auf, ein Halstuch, die Todesanzeige und eine CD mit den Liedern, die auf ihrer Trauerfeier gespielt wurden.
Anfangs ging ich sehr oft auf den Friedhof und habe ein Blümchen hingebracht. Aber es ist nur eine Platte mit ihrem Namen (sie ist verbrannt worden und es ist also ein Urnengrab), und ich kann an diesem Ort keine rechte verbindung zu ihr finden. Aber vielleicht hilft es dir. Auch Briefe oder tagebuch schreiben kann bei der Verarbeitung helfen. Ich denke, es ist die Mischung zwischen "sich dem Schönen im Leben zuwenden" und hemmungslos trauern...

Jetzt wurde der Beitrag doch länger und klingt ein bißchen "naseweis - psychologisch"... Aber ich glaube einfach, persönliche Rituale können sehr helfen.
Viele liebe Grüße von mir!
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  #5  
Alt 30.04.2006, 23:33
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iris1506 iris1506 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

hallo euch allen

ich habe meinen geliebten papa am 22.03.06 verloren. er wurde nur 68 jahre alt.
wir waren nicht drauf vorbereitet. im januar waren alle untersuchungen noch in ordnung. im februar sind hirnmetastasen aufgetaucht. vier wochen später habe ich ihm die hand beim sterben gehalten.
ich fühle eine innere leere, und habe alles noch nicht realisiert.
richtig weinen konnte ich seit der trauerfeier nicht mehr.
aber ich habe einige rituale, die mir dabei helfen das geschehene zu begreifen.
habe im wohnzimmer ein bild von ihm, mit frischen blumen und einer angezündeten kerze. habe den vorgarten von papa so hergerichtet, wie er es immer mochte.
mein papa ist auch verbrannt worden, war sein wunsch, habe aber kein urnengrab sondern ein einzelgrab gekauft, meine mutter kommt später auch dazu.
nun kann ich das grab schön bepflanzen mit papas lieblingsblumen, da es wesentlich größer als ein urnengrab ist.
ich gehe jeden abend um 20 uhr zum friedhof und zünde dort eine kerze an.
als er zwei stunden tot war, lag er so friedlich da mit einem lächeln und schön angezogen. davon habe ich ein paar fotos.
die schaue ich mir jeden abend an und weiß, ihm geht es jetzt besser.
das gibt mir mehr, als das grab. denn da ist ja papa nicht drin, sondern nur seine asche.
schön das dieses thread eröffnet wurde, wir können uns sicher austauschen und uns in der trauerverarbeitung unterstützen.

liebe grüße

iris
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  #6  
Alt 30.04.2006, 23:34
Peggy_WI Peggy_WI ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Ich war 19 als meine Mutti an Darmkrebs starb. Danach fiel ich in ein tiefes Loch. Habe Jahre gebraucht um mich da wieder rauszuholen. Vor ca. 1 Jahr habe ich beschlossen, mein Leben von Grund auf zu ändern. Bin weggezogen von meinem bekannten Umfeld, habe eine tolle Wohnung gemietet, wunderbare neue Freunde gefunden, meine Firma weiter ausgebaut und neue Freizeitaktivitäten ausprobiert. Habe meine Liebe zum Sport wiederentdeckt und mit Langstreckenschwimmen die 30 Kilo abgenommen, die ich nach dem Tod meiner Mutti angefuttert hatte. Bin wieder ein neuer Mensch geworden. Habe mich sogar getraut, auf ein Boot zu steigen und das Segeln zu lernen. Alles war perfekt. Bis dahin. Ich dachte, ich hätte die schlimmste Phase meines Lebens hinter mir und kann von vorne beginnen. Endlich. Mit 29.

Auf dem Höhepunkt meines privaten Glücks kam dann die schreckliche Diagnose bei meinem geliebten Vater: Adenokarzinom mit 6 Metastasen im Gehirn sowie Metastasen in beiden Nebennieren...

Ich habe meinen Daddy zu mir nach Hause geholt. Wir haben seine Wohnung aufgelöst. Alles weggeworfen. Nur die Fotoalben, persönliche Dokumente und den Kater mitgenommen. Ich habe mein Leben wieder völlig umgestellt. Widme es meinem Vater bis zum Schluß. Nix mehr mit täglich schwimmen gehen oder gar Segeln auf dem Rhein...

Wir sind stark und warten wir beide geduldig auf die Entscheidung des Herrn.

Alles wird gut...

Peggy

Ps.. Tagsüber kann ich meine Traurigkeit sehr gut verbergen. Jetzt könnte ich grad wieder Ozeane weinen...
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  #7  
Alt 30.04.2006, 23:39
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iris1506 iris1506 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

hallo peggy

wie geht es deinem papa??
wir hatten schonmal miteinander geschrieben. ich habe schon öfters an euch gedacht.

freue mich auf antwort

viel kraft für euch

liebe grüße

iris
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  #8  
Alt 30.04.2006, 23:47
Peggy_WI Peggy_WI ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Und ja... ich denke manchmal, ich werd es irgendwie schaffen, daß auch meinen Papa nun gehen muß. Ich nehme mir täglich vor, den Spaß am Leben nicht zu verlieren. Aber an Tagen wie diesem, wenn es meinem Vater wieder besser geht, wir gemeinsam sogar über etwas lachen können, ihm das Essen schmeckt, das ich ihm koche... dann habe ich Angst, daß ich am Ende doch nicht so stark bin, wie ich es gerne sein möchte. Mit jedem Tag verstärkt sich die Bindung zu ihm. Er war mir noch nie so nahe wie jetzt...
Ja, ich hoffe, daß ich irgendwie hinterher nicht als psychisches Wrack aus der Sache herauskomme...

@Iris: ja, liebe Iris, nachdem mein Vater vor 3 Tagen bereits deutliche Anzeichen für die Terminalphase hatte (konnte gar nicht mehr aufstehen, extremes schwitzen, blau-violette Marmorierung an den Füßen, ganz dunkler Urin, kein Hunger, kein Appetit, Erbrechen, Schwindel und so weiter...) geht es ihm heute so gut, daß man fast vergessen könnte, daß er sterbenskrank ist. Einerseits freue ich mich darüber, andererseits bekomme ich mit jedem Mal immer mehr Angst vor den "Abstürzen". Noch kann ich ihn auch mental aufmuntern, aber wie lange noch? Wie lange finde ich plausible Argumente um ihn zu beruhigen ("Das sind bestimmt nur die Nebenwirkungen des Cortison...")... Ich weiß es nicht...
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  #9  
Alt 16.06.2006, 21:54
karo333 karo333 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

hallo jesse,

ich habe vorige woche, am 06.06.2006 auch meinen vater verloren. er hatte seit 3 jahren gekämpft und immer war es wieder gut und er hatte wieder einen anderen krebs. vor 4 wochen dann ging nichts mehr. er kam ins krankenhaus...

ich weiß im moment nich so wie es weitergehen soll. ich habe ihn mehr geliebt, als alle anderen menschen in meinem leben und ich fühl mich jetz so allein.

ich werde ja erst 18 und mein vater ist dieses jahr erst 53 geworden.
er wollte noch so viel mit erleben und großvater sein, doch das ist jetzt alles nich mehr möglich und das tut mir so weh.

lg karo
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  #10  
Alt 18.06.2006, 11:18
hexe6 hexe6 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo an alle,

ich habe mein Papa am13.06.06 also letzte Woche verloren. Ich bin 26 und er war 50. Irgendwie realisiere ich nicht so richtig das er nie wieder kommen wird, das ich nie wieder mit ihm lachen kann. Er wollte auch noch Opa werden und hatte noch so viel vor. Leider war der Krebs doch zu stark. Mein Papa war mein Vorbild, mein Halt und mein bester. Und jetzt? Ich wohne zwar nicht zu Hause, aber ich war jeden Tag da und habe ihn besucht. Einmal die Woche war er im Krankenhaus zur Chemo. Irgendwie habe ich das Gefühl wenn ich jetzt hin fahre, er ist halt heute nicht da, aber er kommt wieder heim,dieses Gefühl er wäre nur kurz im KH. Ich kann meine Trauer nicht so recht zeigen, es ist als wäre alles beim Alten. Aber in mir ist das totale Chaos. Ich hoffe das es irgendwann besser wird.

Yvonne
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  #11  
Alt 20.06.2006, 13:47
Benutzerbild von Esther1979
Esther1979 Esther1979 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo!
Ich habe meine Mama am 08,05,2005 verloren,da stand ich kurz
vor meinem 26.Geburtstag.Es war die Hölle für mich.Auch heute will
ich es nicht war haben das sie nicht mehr bei mir ist meine Mutscki.Ich habe immer gedacht das wir diesen Scheiß Krebs in den Griff bekommen baen das war
wohl nichts.Am Muttertag letzten Jahres ist sie dann an diesem verdammten Lungenkrebs verstorben.Sie fehlt mir so undendlich
Lieben Gruß
Esther
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  #12  
Alt 20.06.2006, 14:31
1982 1982 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo Ihr Lieben,

ich finde es gut das Ihr Euch auf diesem Weg austauscht .
Man findet sich in den Zeilen der anderen oft wieder oder kann sich zurück entsinnen wie es einem kurz danach ging oder wie es vielleicht in ein paar Jahren aussehen kann.

Meine Mum ist vor fast 1 jahr mit 42J viel zu früh gegangen .

Hab es immernoch nicht kapiert. Vorgestern hab ich einen Schlafanzug von Ihr angezogen. Ihr Geruch ist noch da , weil ich Ihre Sachen in einen seperaten Schrank getan habe. Immer wenn ich Sie extrem vermisse, geh ich an den Schrank und " halte meine Nase rein ." Ihr Geruch umarmt mich dann.

Hab Angst vor dem Tag wo der Geruch verblasst.

Ich drück Euch alle ganz doll
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  #13  
Alt 20.06.2006, 19:17
argy argy ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

Hallo ihr alle,

ich bin 25 und "9 Monate danach".

jetzt ist es fast ein Jahr her dass die ganze Geschichte mit meinem Vater anfing, und ich kann nicht mal das schöne Wetter genießen, denn ich muss dauernd daran denken wie letztes Jahr im Juli mein Leben zu einem Trümmerhaufen wurde. An seinem 56. Geburtstag ging es meinem Vater das erste Mal richtig schlecht, er hatte Sprach- und Orientierungsstörungen. Zwei Tage später wussten wir dann, dass es ein Hirntumor war. Zuerst hieß es noch, es sei "nur" ein Hirntumor und keine Metastase, doch nach der OP wussten wir dann, dass es eine Metastase von einem schlimmen Lungenkrebs war. Dieser war nicht operabel und die Ärzte sprachen von höchstens vier Jahren, was meine Ma mir allerdings erst nach seinem Tod erzählte. Er bekam jedenfalls noch zwei Monate lang Bestrahlung, was er halbwegs gut vertrug, auch wenn ihm die erzwungene Ruhe sehr zu schaffen machte und am Familienfrieden nagte. Ein paar Tage bevor dann die erste Chemo geplant war, hatte er einen totalen Zusammenbruch mit Orientierungslosigkeit etc., kam ins Krankenhaus, am selben Abend noch auf die Intensivstation und fiel ins Koma, aus dem er nicht mehr aufwachte. Eine Woche später starb er, meine Mutter war bei ihm, ich konnte es nicht ertragen und war mit meiner besten Freundin unterwegs, die extra ihren Urlaub abgesagt hatte um bei mir zu sein. Bis zur Beerdigung dauerte es noch über eine Woche, es war total schrecklich zu wissen, dass er irgendwo in einem dunklen Kühlraum liegt und noch keinen Ort hat, wo er bleiben kann. Bei der Beerdigung haben so ziemlich alle Leute geheult, nur ich nicht. Danach bin ich mit meiner Freundin einkaufen gefahren um mich abzulenken und kam mir vor wie das Allerletzte.

Am Anfang dachte ich noch, ich könnte das alles ganz gut verarbeiten, doch momentan, über ein halbes Jahr danach, glaube ich daran zu zerbrechen. Ich habe wahnsinnige Angst vor dem Verlassenwerden, streite mich nur noch mit meinem Freund weil mich alles ankotzt und ich einfach keine Kraft mehr habe und keinen Sinn mehr sehe. Meine Mutter war in Kur und meistert ihr Leben inzwischen recht gut, immerhin muss ich mir keine Sorgen mehr um sie machen. Das war auch nicht immer so. Aber ich kriege mein eigenes kleines Leben nicht mehr auf die Kette, klar, nach außen funktioniere ich, gehe brav arbeiten und reiße mir dort den Allerwertesten auf als wäre ich topfit, gehe auch hin und wieder aus und versuche so zu tun als wäre ich gut drauf. Aber nach innen fühle ich mich völlig fremd, habe keinen Bezug mehr zu meinem früheren Ich, werde von Emotionen und Frustanfällen überrannt.

Schlimm genug dass mein Vater sterben musste, warum geht jetzt auch noch mein restliches Leben vor die Hunde ?

Entschuldigt den langen Vortrag.

Liebe Grüße
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  #14  
Alt 21.06.2006, 10:20
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

hallo argy..

erstmal es tut mir leid dass du deinen vater auch so früh verlieren musstest. ich bin 27 und 5,5 monate danach. ich komme auch nicht so gut klar mit dem tod meiner mama... ich gehe diese woche noch zum psychologen und versuche mir eine gesprächstherapy verschreiben zu lassen... hast du da auch mal drüber nachgedacht? ich glaube dass dir das echt bei der bewältigung der trauer ein wenig helfen kann... bei mir ist es jetzt auch fast 1/2 jahr her... und ich beginne langsam erst zu begreifen.. sie kommt nicht wieder.. das schmerzt... aber wir müssen trotzdem weiter leben... dein paps hätte es sicher nicht gewollt dass du den kopf in den sand steckst..

fühl dich mal ganz fest gedrückt
liebe grüße
nadine
__________________
Niemand den man wirklich liebt ist jemals tot
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  #15  
Alt 21.06.2006, 10:21
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teufelchen_26 teufelchen_26 ist offline
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Standard AW: An alle jungen Hinterbliebenen

@ jessie

wie gehts dir denn so?

hab dich schon ein wenig vermisst

ganz liebe grüße
nadine
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