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Alt 20.08.2010, 23:26
MontBlanc MontBlanc ist offline
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Registriert seit: 14.08.2010
Beiträge: 28
Standard Meine geliebter Schatz V hat es nicht geschafft

Hallo,

lese schon einige Zeit mit in diesem Forum.

Bei meinem geliebten Schatz wurde bei einer Mammographie, die Frauen ab 50 Jahren angeboten wird, Mitte April in der Brust ein Knoten entdeckt. Eine zweite Untersuchung mit Biopsie ergab, dass sie ein malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs) in der Brust hat.

2 Wochen später nach div. CT´s und Magnetspintomographien wurden weitere Metastasen in der Lunge und im Bauch entdeckt. Bei der ersten CT nach der 2. Untersuchtung und Biopsie wurde uns bei der Ergebnisbesprechung mitgeteilt, dass keine weiteren Metastasen vorhanden sind. Wir waren zu Tränen gerührt und ich half meinem Schatz in den Mantel und gingen glücklich zum Ausgang und waren fast draussen, als uns der Radiologe nochmals zurückrief und uns eröffnete, dass er einen grosse Raumforderung im Bauchraum gefunden. Wir wurden auf weitere Untersuchungen verwiesen, die dann bis Mitte Mai dauerten. Nachdem wir das Ergebnis bekamen haben wir uns an eine Uniklinik gewandt, die uns nach einer Tumorkonferenz Hoffnung machten, dass alles zu operieren wäre. Eine Untersuchung fehlte noch die radiologische Untersuchung mit radioaktiven Stoffen (PET-CT). Nach einer weiteren Tumorkonferenz eine Woche später wurde die Nachricht, es wäre operabel zurückgenommen, Stadium IV. Das heisst binnen kürzerster Zeit wird dies zum Tode führen. Uns wurde noch eine Studie angeboten, auf die wir so sehr hofften. Bis zur endgültigen Entscheidung, ob das Tumorgen für das Medikamt passt, machten wir noch einmal eine Woche Urlaub. Das war vor 6 Wochen. Wir erfuhren am letzten Urlaubstag, dass sie für diese Studie nicht in Frage kam.

Eine herkömmliche Chemo hat sie abgelehnt. Während eines Arztbesuches habe ich in einer Zeitschrift gelesen, dass man gegen diesen Krebs impfen kann selbst im fortgeschrittenen Stadium IV. Wir waren so voll Hoffnung. Aber auch hier fiel sie durchs Raster.

Sie hat noch bis vor 5 Wochen gearbeitet. Sie konnte kaum noch essen und wurde immer schwächer. Die Ärzte teilten uns mit, dass eine Chemo nichts mehr heilt sondern nur das Leben etwas verlängern würde.

Sie hatte Gott sei Dank keine Schmerzen. Vor vier Wochen wurde ihr Bauch sehr dick.

Sie ging zum Hausarzt, der sie nicht untersuchte und ihr nur etwas entblähendes gab. Sie quälte sich weiter, bis wir im Internet lasen, dass es sich im fortgeschrittenen Stadium um Wasser handeln könnte.

Wieder zum Hausarzt mit dem Hinweis auf Wasser, eine Untersuchung hätte ihm schon vorher den Hinweis bringen können. Sie bekam Entwässerungstabletten, was absoluter Schwachsinn war. Nach 3 Tagen Quälerei brachte ich sie ins Krankenhaus, dort wurden 3,5 l Wasser aus dem Bauchraum abgelassen. Eine Entzündung wurde festgestellt, sie bekam Antibiotikatabletten und wurde nachhause geschickt. Dann brachte ich sie nach einer Woche erneut ins Krankenhaus, mit einer massiven Entzündung, sie hätte nie nachhause geschickt werden dürfen.

Sie behielten Sie exakt 10 Tage bis Sonntag vor 2 Wochen am Freitag wurde sie bis 12.00 Uhr nachmittags ultimativ aufgefordert eine Chemo zu machen, die sie ablehnte und dann holte ich sie ab.

Am Montag nahmen wir sie noch im Rollstuhl mit zur Zeugnisüberreichung unserer Tochter zum Batchelerstudiengang. Es war unglaublich anstrendend für sie aber sie wollte unsere Tochter nicht enttäuschen. Dann lag sie noch eine Woche zuhause im Bett, bis sie am darauffolgenden Sonntag durch den Sonntagsdienst in auf unseren Wunsch in eine antroposophische Klinik gebracht wurde. Dort wurde uns eröffnet, dass die Nieren schon versagen und eine massive Entzündung im Bauchraum vorliege. Aufgrund einer Patientenverfügung wünschte mein Schatz, dass sie an keine Maschine gehängt wird, wovon uns der Arzt auch abriet. Die Nieren sollten auf natürlichem Wege wieder in Gang kommen. Sie kam auf die Intensivstation. Ich habe mich von ihr verabschiedet. Später habe ich nochmals angerufen und mit ihr gesprochen, sie fühle sich gut. Am Montagmorgen rief ich dort an und bekam von ihr die Auskunft, es gehe ihr gut, die Nieren- und Entzündungswerte hätten sich gebesert. Meine Kinder besuchten Sie und ich war den ganzen Montagabend bei ihr, sie ass auch wieder.

Als ich sie verliess, habe ich mich 3-mal von ihr verabschiedet. Es fiel mir unendlich schwer. Wir haben noch gescherzt und gelacht. Ich ging und wir winkten uns ein allerletztes Mal zu. Ich hörte auch ihre Stimme zum allerletzten mal.

Nach einer unruhigen Nacht, klingelte morgen ums 7.30 Uhr das Telefon, war gerade beim Frühstück machen, sah an der Vorwahl woher der Anruf kam und dachte bitte bitte nicht.

Es war ein Arzt, der mir mitteilte, dass sie mit meiner Frau nicht mehr kommunizieren können, es sei eine massive Blutvergiftung dazugekommen.

Mein Sohn und ich machten uns auf den Weg und waren eine Stunde später bei ihr. Unsere Tochter konnten wir nicht erreichen, sie war einem Funkloch. Unser Schatz hat sich verkrampft und gekämpft, bis unsere Tochter da war, dann entspannte sie sich. Sie konnte nicht mehr sprechen aber anhand von Bewegungen und Tränen die sie weinte, als ich und später meine Kinder sich bei Ihr für alles bedankten was sie für uns getan hatte konnten wir erkennen, dass sie alles mitbekam.

Wir waren 30 Jahre zusammen und 26 Jahre verheiratet unsere Kinder sind erwachsen und wir freuten uns auf eine gemeinsame Zeit ohne Entbehrungen und wollten noch einige Jahre geniessen. Sie schlief in unserem Beisein friedlch ein während meine Kinder ihre Hände hielten, und ich Sie im Arm hielt, nachdem sie noch auf die Priesterin gewartet hatte als sie das Kreuzzeichen auf die Stirn bekam. Sie öffneten zu diesem Zeitpunkt nochmals die Augen und sah mich mit Ihren wunderschönen braunen Augen an. Wir durften Sie bis zur letzten Schwelle geleitn, den letzten Schritt musste Sie alleine gehen.

Das war am 10.08.10 um 15.37 Uhr. Das war nicht einmal 4 Monate nach der Diagnose, 9 Tage vor Ihrem 51. Geburtstag, den sie gestern gefeiert hätte. Am vergangenen Dienstag war die Trauerfeier und nächste Woche Samstag wird ihre Urne in einem Friedwald beigesetzt unter einer wunderschönen Hainbuche. Sie wollte sich den Friedwald noch anschauen, das war aber aufgrund Ihrer Schwäche nicht mehr möglich. Und wir dachten sie würde den Krebs besiegen, es schaffen und haben bis zuletzt gehofft.

Aber das Bauchgefühl meiner Kinder und von mir sagt uns das es das richtige ist, dass wir sie im Friedwald beisetzen lassen.

Wir waren immer so gerne in der Natur und vor allem im Wald unterwegs.

Wir sind so unsäglich traurig. Was machen wir nur ohne sie sie war unser Mittelpunkt, unsere Sonne die nun in unseren Herzen weiterscheint.

So vieles blieb ungesagt, so vieles ungetan und wir leiden grosse Schmerzen über ihren Verlust.

Michael
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