Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Hodenkrebs

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 14.02.2017, 23:06
Toby01Harv Toby01Harv ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.07.2015
Beiträge: 376
Standard AW: PEB ambulant

Hi,

um es vorneweg zu sagen: ich bin kein Onkologe, Nachfolgendes ist daher eine reine Laienmeinung.

1) Standardchemo bei Hodenkrebs ist die 5tägige BEP. Nach den europäischen Leitlinien ist auch dies die einzige gesicherte Behandlungsmethode. Aus diesem Grund halte ich es von Deinem Prof. für etwas verwegen, wenn er ohne nähere Aufklärung eine dreitägie Chemo empfiehlt. Wäre während der Chemo etwas passiert, hätte er sich ohne genaue Aufklärung nach meiner Ansicht - ich bin Jurist - sogar haftbar gemacht.
2) Ich habe nachgeschaut. Bei der dreitägigen Chemo werden insgesamt die gleiche Menge an Medikamenten verabreicht, nur eben in einem kürzeren Zeitraum. Nach den aktuellen Aufsätzen zu dem Thema sind hier die Nebenwirkungen etwas größer, was bei machen scheinbar zu erheblichen Verschlechterung des Blutbildes geführt hat. Wenn es bei Dir anders war, dann gut. Aufgrund der wahrscheinlich stärkeren Nebenwirkungen wird die 3tägige BEP-Chemo wohl nicht Standardbehandlung.
3) Bei der Wirkung ist es anscheinend anders als ich ursprünglich gedacht habe. Der 3tägie Zyklus wird derzeit scheinbar erprobt, ob er sogar effektiver ist als der 5tägige Zyklus. V.a. bei schlechteren Prognosen erhofft man sich bessere Ergebnisse, die möglicherweise einem die Hochdosischemo ersparen könnten.

Kurzum, ich kenne ja Deine Ausgangsposition nicht. Wenn Du ein reines Seminom im Stadium II hattest, halte ich die nicht weit verbreitete 3tätige BEP-Chemo für etwas gewagt. Bei einem Nicht-Seminom könnte das ggf. sogar langfristig bessere Ergebnisse bringen. Ohne genaue Auflärung halte ich die vorgehensweise trotzdem für problematisch.

Die ambulante Chemo ist im Übrigen schon verbreitet. Hier gibt es einige, die die BEP ambulant erhalten haben. Bei mir wäre das nicht gegangen, weil ich jeden Tag 1,5 Std. hätte heimfahren müssen. Zudem kann im Krankenhaus rund um die Uhr die Nieren gespült werden, was langfristig auch nicht schlecht ist.

Beste Grüße
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 14.02.2017, 23:38
Maaddiin Maaddiin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.08.2016
Beiträge: 265
Standard AW: PEB ambulant

Grüß dich Peter,

das Thema finde ich super zum aufgreifen und es ist m. M. n. etwas komplexer als man sich denken könnte.

Wie schon meine Vorredner geschrieben haben sind 5 Tage stationär leitlinientreue Standardtherapie. Ob diese nun stationär oder ambulant absolviert werden, hängt vom Allgemeinzustand und der Veträglichkeit des Patienten ab. Mir wurde für die Zyklen 2-4 auch angeboten, ob ich diese nicht ambulant machen wollte, da ich die PEB-Chemo so gut vertragen habe.
Habe dies aus psychologischer Sicht nicht angenommen und diese stationär absolviert.
Eine ambulante Variante würde ich jedoch jedem blind empfehlen, wenn die Person psychisch damit klarkommt. Einen weiteren wichtigen Punkt hat Toby01Harv angeschnitten: Bei den stationären Aufenthalten wird man ordentlich durchgesphült, was vor allem bei Cisplatin wichtig ist. Auch würde ich die ambulante Chemo nicht im Hochsommer empfehlen, wenn in der Wohnung gefühlte 40 Grad herrschen.

Ob die Dosis nun an 3 oder 5 Tagen verabreicht wird, sehe ich nicht wirklich als verhandelbar. Die 5-Tage-Woche hat sich durchgesetzt und wird in USA und Deutschland von allen Hodenkrebs-Spezialisten empfohlen. Ich denke, dass an dieser Stelle das Motto "Never touch a running system" angebracht ist. Meines Wissens nach gibt es jedoch auch laufende Studien in Deutschland hierzu und ich muss da mal dem Vorredner dazwischengrätschen.

Zitat:
Zitat von Toby01Harv Beitrag anzeigen
3) Bei der Wirkung ist es anscheinend anders als ich ursprünglich gedacht habe. Der 3tägie Zyklus wird derzeit scheinbar erprobt, ob er sogar effektiver ist als der 5tägige Zyklus. V.a. bei schlechteren Prognosen erhofft man sich bessere Ergebnisse, die möglicherweise einem die Hochdosischemo ersparen könnten.
Könntest du mir hierzu eine Quelle geben, da mich dies persönlich betrifft?
Bei meiner Diagnose hat man mir auch mitgeteilt, dass man mir gerne die Dosis an 3 Tagen geben wolle, damit ich wenig Zeit im Krankenhaus verbringe. Als bei mir jedoch feststand, dass ich Stadium 3c habe und somit "high risk" und "poor prognosis", wurde mir sofort gesagt, dass man das nun definitv nicht machen will, sondern beim 5-Tage-Standard bleiben wird.

Es ist jedoch schön zu hören, dass du mit 3-Tagen ambulant so erfolgreich therapiert wurdest. Unterm Strich ist ja am wichtigsten, dass du gesund bist.

Beste Grüße

Martin
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 15.02.2017, 23:18
Toby01Harv Toby01Harv ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 26.07.2015
Beiträge: 376
Standard AW: PEB ambulant

Hi,

wie gesagt, ich in kein Onkologe. Hier aber ein paar Aufsätze zum Thema "accelerated BEP-Chemo":

1) https://academic.oup.com/annonc/arti...cell-tumours-a

2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3171015/

Es handelt sich aber jeweils nur um kleinere Studien, die wohl noch nicht sehr aussagekräftig sind. Die Nebenwirkungen sind aber anscheinend höher, aber beherrschbar.

Beste Grüße
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 19.02.2017, 22:42
Baeda Baeda ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.02.2017
Beiträge: 6
Standard AW: PEB ambulant

Schön zu sehen, dass ich nicht nur auf gut Glück mit 3 Tagen behandelt wurde, sondern dass es dazu auch Literatur gibt.
Was mir als Parallele in den Artikeln auffällt, ist die Verwendung von Wachstumsfaktoren. Die habe ich auch verwendet. Die Leukos hat man damit in den Griff bekommen, die Thrombos aber nicht.
Als Patient und meinem Befinden nach würde ich nicht von "Nebenwirkung" sprechen. Im Rahmen von Verzögerung des Zyklus dann natürlich schon.

Ich seh aber ein, dass 3 statt 5 Tage tatsächlich die Ausnahme sind und ich bin froh, dass mein Onko das von sich aus so angeboten hat. Und ich gehe dabei weiter davon aus, dass ich kein Experiment war. Zumindest hat die Tumorkonferenz der TUM München als Zweitmeinung dem wohl zugestimmt.

In diesem Sinne,
Peter

Geändert von gitti2002 (19.02.2017 um 22:50 Uhr) Grund: Vollzitat entfernt
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 18.03.2017, 20:20
Baeda Baeda ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 13.02.2017
Beiträge: 6
Standard AW: PEB ambulant

Hallo Alle,

nachdem hier ja öfters gemutmaßt wurde, dass der kurze Zyklus mehr Nebenwirkungen hat, möchte ich hier einen kurzen Zwischenbericht geben:

Zu Erst: Ich sehe hier nichts als dramatisch an, noch als gravierend: Es stört, ist ungewohnt, aber es lässt sich damit leben. Alles hier beschreibt mein Befinden nach der Chemo Mitte Januar:

- Wegen PNP in den Fingerspitzen wurde ich in die Ergo geschickt. Ich konnte kleine, spitze Gegenstände nicht ohne Schmerzen bewegen. Fazit: Eine Ergo zeigt, dass bei übermässiger Überreizung das Phänomen verschwindet. Generell heilt die Zeit das Empfinden.

- Mein Portimplantat produziert eine Thrombose im Venenvinkel Mitte/Ende Februar. Es dauerte 4 Tage bis 1 von 3 Krankenhäusern in der Lage war die Diagnose zu stellen. Bin auf Blutverdünner gestellt worden, nach 2 Wochen wurde ich auf off-label use Tabletten umgestellt.

-Mitte März verschlimmerten sich meine PNP: die Finger sind OK, aber nun kommen die Zehen dran..Die Zeit wird zeigen wie es weiter geht.

-Meine Thrombose wird wieder aktuell: heute schwillt mein Hals wieder an. Ultraschall zeigt, dass die Thrombose nun in den Hals gewandert ist.. Es wird Zeit, dass ich eine Exit-Strategie für meinen Port entwickle. Nun spritz ich wieder Clexane statt praktisches Pillenschlucken.

Wie gesagt, alles ist machbar, mir geht es gut und man kann darüber jammern. Ich tu es nicht. Es ist einfach ein weiterer Schritt im Nebenwirkungsmanagment.....

Schönen Abend

Geändert von Baeda (18.03.2017 um 20:23 Uhr)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:30 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55