Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 18.10.2011, 22:44
Benutzerbild von Scheidungsanwalt
Scheidungsanwalt Scheidungsanwalt ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 14.03.2011
Ort: Ostfriesisches Outback
Beiträge: 122
Standard Unsere kleine Geschichte

Hallo Forum,

ich möchte mich kurz vorstellen: mein Name ist Tom und ich rutsche geradewegs aus dem Nierenkrebsforum hier herüber. Was ist passiert?

Heute morgen um 3:00 ist meine Mutter eingeschlafen. Von Erstdiagnose bis jetzt waren es gerademal 7 Monate. "Nierenzellkarzinom?" werden einige sagen "da gibt es doch Sutent, Affinator, Cyberknife...". Sicher gibt es das und wer das Nierenkrebsforum und seine Mitglieder kennt weiß um die Erfolgs- und Mutmachgeschichten, die dort niedergeschrieben sind. Jene, die klaglos all die Behandlungen und Nebenwirkungen über sich ergehen lassen, sind aber wahre Kämpfer, die sich bewusst für das Leben entschieden haben. Meine Mutter war keine solche Kämpferin und die Karten waren von Anfang an schlecht gemischt.

Ihre (unsere) Odyssee begann schon früher, im Herbst 2007, als mein Vater unerwartet Blut hustete. Was folgte war die Diagnose Bronchialkarzinom, OP, Chemo, pathologischer Bruch im Schlüsselbein, Metastasierung u.a. des Pankreas, des Oberschenkelknochens und der Schilddrüse und abschließend ein qualvolles Ende im Hospiz am 6.8.10, dass uns bis ins Mark erschüttert hatte.

Als das alles hinter uns lag, sagte ich meiner Mutter: "Du bist jetzt erst 60 Jahre alt. Vermutlich wirst Du noch 20-25 Jahre leben und solltest DIr gedanken machen, wie Du den Rest Deiner Zeit verbringen möchtest." Es lief langsam weiter. Sie fand wieder Gefallen am Leben und ging sogar wieder arbeiten, der Alltag hatte sie nach und nach wieder. Dann, Mitte März diesen Jahres, kam sie die Diagnose Nierenzellkarzinom, also zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Wie hätte sie wohl Kräfte sammeln sollen in so kurzer Zeit?

Danach folgte die Nephrektomie der betroffenen Niere und abschließend eine Besprechung der Histo. Leider waren auch Lymphknoten mit befallen. Wenige Wochen später klagte sie über Schmerzen im Humerus, die durch eine Knochenmetastase hervorgerufen wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich versucht, sie mit dem Lebenshaus in Kontakt zu bringen, aber es war kein Herankommen. Ich hätte sie gerne bei einem Spezialisten gewusst, aber sie hatte zu dem Zeitpunkt den Kopf schon in den Sand gesteckt. Bis es dann zu spät war.

Vor ein paar Wochen rief sie dann aus dem KH an, wo sie sich wegen einer Thrombose hatte behandeln lassen. Die Ärzte dort hatten dann weitere Metastasen gefunden. Da sie zu dem Zeitpunkt schon sehr geschwächt war, riet der Arzt von weiteren Behandlungen ab und ließ sie ins Hospiz verlegen.

Immerhin musste sie nicht in das gleiche Zimmer, in dem mein alter Herr verstarb.

Nach 4 Wochen ist sie als symptomstabil in ein Pflegeheim verlegt worden. Leider ging es dann dort rapide bergab, binnen 11 Tagen. Am Montag rief man mich auf der Arbeit an (ich wohne 400km weg von meiner Ma), dass der Wechsel des Hausarztes, den ich wegen völliger Inkompetenz rasiert hatte, geklappt hat. Nur lag sie da schon im Sterben. Ich habe es gerade noch geschafft, dass wir uns ein letztes Mal sehen durften und meine Schwägerin sagte, sie hätte ruhiger geatmet als ich da war. Das ist mir ein großer Trost.

Sie fehlt mir schon jetzt unendlich, genau wie mein alter Herr.

Beste Grüße

Tom
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 00:39 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55