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  #1  
Alt 08.05.2004, 03:07
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Beiträge: n/a
Standard Welches Labor hat recht?

Hallo liebe Mitstreiter, insbesondere die erfahrenen!

Mein letzter PSA-Wert war bei regelmäßiger Messung und nach planmäßigem Absinken jetzt 3,99 ng/ml (Blutabnahme durch Urologen).

Eine Woche später, also quasi zur gleichen Zeit, ließ ich vom Hausarzt Blut abzapfen zwecks obligatorischer jährlicher Untersuchung auf Zucker, Cholesterin, Fett und die übrigen üblichen Sachen. Der Hausarzt, der natürlich meine Dg. kennt, hat aber automatisch, ohne meine Bestellung, aus Fleiß gleich auch PSA messen lassen, natürlich in einem anderen Labor als der Urologe. Resultat: PSA = 4,90 ng/ml.

Ich stellte den beiden Ärzten die selbe Frage: Welches Labor von den beiden hat nun recht? Beide Ärzte meinten, dass jedes Labor ein anderes Messverfahren verwendet und deshalb auch andere Ergebnisse erzielt. Damit war ihre für meine Besorgnis eingeplante Zeit bereits verbraucht.

Naturgesetze aufgehoben und zwischenstaatliche Übereinkommen wie auch Bundesgesetze lokal außer Kraft gesetzt?

Die Schwerkraft, also das Gewicht wird auf der ganzen Welt, die das metrische System annahm, in den einheitlichen und für alle verbindlichen Maßen = in Kilogramm (kg) gemessen. Der PSA-Wert wird in ng = Nanogramm angegeben. Ein ng ist der milliardste Teil (= 10 hoch minus 9) des kg, also auf jeden Fall eine Maßeinheit, die vom international geltenden Kilogramm abgeleitet und durch den Kilogramm-Prototyp von Sèvres und die Internat. Meterkonvention exakt definiert ist. Kommt aus der Physik und Mathematik, deshalb kann nicht einmal ein Arzt daran etwas ändern. Nach meinem Verständnis ist es also dasselbe, als würde ich bei Aldi und Stüssgen jeweils 1 Kilo Kartofeln kaufen und zuhause feststellen, dass in dem Sack von Aldi 1,21 kg Kartoffeln sind und im Stüssgen-Sack nur 0,86 kg, wobei die beiden Krämer behaupten würden, dass alles in Ordnung ist und dass die Differenz trotz Verwendung derselben Maßeinheit nur am unterschiedlichen "Messverfahren" des jew. Händlers liegt, zumal der Stüssgen-Kilogramm weniger wiegt als der Aldi-Kilogramm. Dem ist aber nicht so, das Aldi-Kg ist mit dem Stüssgen-Kg allein aufgrund des Eichgesetzes identisch.

Daher entzieht sich meiner Vorstellungskraft, wie ein Kilogramm (oder sein milliardster Teil) im Labor A weniger oder eben mehr wiegen kann als im Labor B.

Als ich auf die Ableitung vom Kilo hinwies, mich auf das Eichgesetz berief und mein idiotensicheres Beispiel mit dem Sack Kartofeln vortrug und eine Erläuterung erbat, bekamen die beiden Ärzte einen hysterischen Anfall und lehnten ab mit mir auf das Thema gesetzliche Maßeinheiten und PSA weiter zu sprechen mit der Begründung, eine Arztpraxis und ein patlol. Institut seien kein Wochenmarkt.

Deshalb bitte meine Frage an die erfahrenen Mitkämpfer unter den Forumslesern: Welches Labor hat nun recht und warum? Wie hoch ist also nun mein PSA-Wert: 3,99 ng/ml oder 4,90 ng/ml? Kann bitte jemand etwas dazu sagen? Sonst fange ich bald an, an mir selbst und meiner Grundschulbildung zu zweifeln.

Für eine Erklärung wäre ich sehr dankbar. Viele Grüße und alles Gute

Julius F.
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  #2  
Alt 18.05.2004, 19:20
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Standard Welches Labor hat recht?

Hallo Julius F.

Die beiden Ärzte haben nicht ganz Unrecht.
Der Vergleich mit den Kartoffelgewichten ist nicht nur schief, sondern absolut falsch.
Es geht doch hier nicht um Gewichte, sondern um winzig kleine Anteile von Proteine, Eiweißstoffe im Serum, deren Anteil je nach Prüf - und Messmethode des Labors differieren können und offenbar auch dürfen.
Mit dieser Erkenntnis müssen wir leben, außerdem darf die Einzelmessung sogar über 20% Abweichung aufweisen.

Aber, viel wichtiger als die Einzelmssung mit einem bestimmten Wert z.B. 3,99 ng/ml ist der Verlauf der PSA-Kurve von mindestens 3 und mehr Messungen im SELBEN LABOR (!)hintereinander.
Die Messungen sollten zwischen 4-6 Wochen liegen, dann sieht man den Trend der PSA-Kurve. Und diese ist dann aussagekräftiger als ein Einzelwert. Dazu sollte man immer das gleiche Labor beauftragen.

Viel Erfolg und Gruß
Julius P.
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  #3  
Alt 18.05.2004, 20:44
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Beiträge: n/a
Standard Welches Labor hat recht?

Hallo,

da gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten, wenn der UROLOGE Dir nach der Blurabnahme die Prostata auch noch abgetastet hat, geht der PSA-Wert nach oben. Wenn Du vor der zweiten Messung Rad gefahren bist oder Geschlechtsverkehr hattest, geht der PSA-Wert auch nach oben. Wenn die Ärzte das nicht wissen, sondern hysterisch reagieren, statt so eine Erklärung zu geben, taugen die alle beide nichts (Ganz besonders der UROLOGE ist eine absolute Null, weil das sein spezielles Fachgebiet ist)!

Dann legt man das Prostataspezifische Antigen aus Deiner Blutprobe nicht wie einen Sack Kartoffeln auf die Waage und misst, sondern bei einer so kleinen Menge muss man das anders machen. Man mischt das Blut mit einem Marker, der an das PSA ankoppelt und den kann man nun messen, weil er radioaktiv ist oder fluoresziiert oder sonst wie gemessen werden kann.

Das ist so, als wenn Du die Kartoffeln in dem Sack nicht wiegst, sondern auszählst, wie viele in dem Sack sind und dann mit dem durchschnittlichen Gewicht einer Kartoffel multiplizierst. Dann kann es durchaus sein, dass der 1 Kilo-Sack von Aldi 1,21 kg und der 1 Kilo-Sack von Stüssgen nur 0,86 kg wiegt. Das ist deswegen kein Mumpitz, aber es geht heute nun mal nicht genauer.

Es Grüessli

Truman
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  #4  
Alt 29.05.2004, 23:07
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Standard Welches Labor hat recht?

Hallo Namensvetter Julius und Truman!

Besten Dank für Eure Stellungnahmen, jetzt weiß ich mehr. Über die Gewichte könnte man theoretisch weiter streiten, doch das bringt nichts, es ist auch unwesentlich.

Also Fazit: Wichtig ist - wie ich jetzt schon auch von anderen Stellen gehört habe - nur der "Trend", der sich aus der "Verlaufskurve" ergibt, vorausgesetzt, dass alle Messungen aus demselben Labor stammen. Messungen zwischendurch z.B. im Krankenhaus oder in der AHB muss man also aus der Gesamtbeurteilung ausklammern, diese dienen ohnehin nur dem Alibismus dieser Anstalten, für den Verlauf sind sie jedoch wertlos.

Ja, lieber Truman (wie schön, dass man vor Dir wieder hört!), inzwischen weiß ich es auch: mindestens 2-3 Tage vor der Blutabnahme für die PSA-Messung soll keine rektale Prostatasonographie, nicht einmal die Tastuntersuchung mit dem Finger und auch kein Geschlechtsverkehr durchgeführt sowie kein Rad gefahren werden (wie ist es mit Reiten? Lieber auch nicht, ne?), sonst schnellt der PSA-Wert nach oben und die Verlaufskurve ist dann verzerrt. Meine eigene Erfahrung: Unwissend fuhr ich zur Blutabnahme mehrere km mit dem Rad - Resultat: plötzlicher PSA-Anstieg um ganze 10 ng/ml!! Allein wegen dieser "unerklärlichen" Erhöhung riet mir mein Arzt ziemlich aufgeregt zur SOFORTIGEN Prostataentfernung, ohne sich überhaupt Gedanken darüber gemacht zu haben, ob der Tumor bereits gestreut hat oder nicht. Keinem der beteiligten Ärzte fiel ein zu fragen, wie es zu einem so plötzlichen PSA-Anstieg überhaupt kommen konnte.
Ja, selbst ist der Mann...!

Ich danke Euch und wünsche gesegnete Pfingsten.
Herzliche Frühlingsgrüße

Julius F.
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  #5  
Alt 01.06.2004, 13:59
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Standard Welches Labor hat recht?

Vorsicht vor dem zweiten Schritt, der sogenannten Biopsie ! Siehe :

https://ssl.kundenserver.de/s6725442...iew.shopscript

Etwa knapp 60 % der Prostatektomierten hat ein Rezidiv innerhalb der ersten 5 Jahre nach der Operation, bei etwa 40 % stellt sich ein messbares Rezidiv (PSA-Wert) zwischen dem 5. und 10. Jahr nach der Operation ein. Richtig gelesen, mehr als 97 % aller Prostatektomierten bekommt innerhalb der erstens 10 Rahre ein Rezidiv. Die restlichen 3 % hatten vermutlich ein falsches cytologisches Gutachten, was die Bösartigkeit (Fähigkeit zur Metastasenbildung) angeht.

Es ist zu vermuten, dass wenn sich eine einzelne Zelle losreisst und irgendwo anderes festwächst, die sich etwa 25 mal teilen und verdoppeln muss, um eine messbare Metastase zu bilden. Bei einer Verdoppelungszeit von 2 bis 4 Monaten sind das die 5 bis 10 Jahre. Mit der Prostatektomie steigt MANN in einen Zug ein, aus dem MANN nicht mehr aussteigen kann und der bis zur Endstation : "TOT" fährt.

Besser Mann lässt das mit der Biopsie und stützt sich auf das Verhältnis PSA/freies PSA und die PSA-Wert-Verdoppelungszeit. Damit lässt sich auch etwas über die Bösartigkeit und Wachstumsgeschwindigkeit aussagen ohne dass MANN sich damit einen nicht mehr wieder gut zu machenden Schaden zufügt, allerdings kann der Urologe dann auch keine Biopsie abrechnen (womit der absolut NICHT einverstanden ist) !
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