Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Über den Krebs-Kompass & Vermischtes > Gästebuch

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #61  
Alt 02.11.2002, 21:19
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Liebe Tanja,

mir hat das Buch "Dienstags bei Morrie" auch sehr gut gefallen. Der Untertitel lautet ja "Die Lehre eines Lebens" und ich habe darüber nachgedacht, dass ich genau die gleiche Einstellung zum Leben und zum Tod habe wie Morrie.
Natürlich ist dieser Mann an geistiger Reife unübertroffen, aber ich denke, es kann ein Lebensziel sein, diese Einstellung auch wirklich zu leben.
Dieses Buch ist ein weiteres, welches dazu beigetragen hat, meine Traurigkeit zu lindern und meine Fragen zu beantworten.
Was hat dir daran besonders gefallen?

Viele Grüße. Anja
Mit Zitat antworten
  #62  
Alt 02.11.2002, 21:47
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo anja32,

das war so klar, dass das kommen würde :

>>Irrtümer sind menschlich, nichts schützt uns hundertprozentig davor, nicht einmal deine Theorie. <<

So geht das aber nicht, anja32 !
Denn in deiner "Deutungsphilosophie" entziehst du deinem Gesprächspartner (in dem Fall einem Kranken) umfassend jede Verantwortung für seine Mitteilungen.

Wenn du das was gesagt wird so nimmst WIE es gesagt wird, tragen *beide* Teile die Verantwortung für ein mögliches Missverständnis. Und dem jeweils anderen bleibt die Möglichkeit, dieses auf zu klären bzw. das früher Gesagte abzuändern. Aber nur, wenn du auch DAS dann wieder so nimmst, wie es gesagt ist. Nämlich als den dann aktuellen Stand.

Du dagegen drückst mit deiner Deutungs Variante den anderen völlig raus aus der unmittelbaren Komunikation und entziehst ihm letztlich jede Chance, auf deine möglichen "menschlichen Irrtümer" überhaupt noch gezielt einzuwirken !

anja, das ist doch nicht menschlich, sondern mies.
Und jemandem gegenüber, der sich solchen Vorgängen gar nicht mehr entziehen kann, würde ich es sogar als *Verbrechen* bezeichnen. Und bei dieser Bewertung geht es nicht um die "menschlichen Irrtümer", sondern um die grobe Fahrlässigkeit, mit der solche in Kauf genommen werden. Bedenke auch die Situation, über die wir hier reden !

>>Sicher ist diese Symbolsprache manchmal auch nicht ganz eindeutig, aber ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass sie es oft ist.<<

Weil sie vom Betroffenen bewusst irgendwann auch "bestätigt" wurde ? Also nicht schon wieder nur mit Symbolen, sondern ganz direkt ?
Und bist du sicher, dass du das "indirekte" von dem "direkten" unterscheiden kannst ? Auch in dieser Unterscheidung kannst du dich doch nur auf deine *eigene* Interpretation stützen.

>>Aber vielleicht muss man psychologisch "geschult" sein, um dieses genaue Hinhören zu beherrschen, ich weiß es nicht.<<

Vergiss das mit der "psychologischen Schulung". Diese wird im allgemeinen maßlos überschätzt. Auch auf Psychologen würde ich das oben gesagte anwenden, wenn sie nicht von einem Betroffenen selbst ausdrücklich um "Deutung" *gebeten* werden !

Lillebror
Mit Zitat antworten
  #63  
Alt 02.11.2002, 22:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Lillebror,

schade, gerade hatte ich einen Text für dich verfasst, dann kam ich aber an eine Taste und habe alles gelöscht. Also noch einmal:

Ich glaube nicht, dass ich meinem Gesprächspartner "jede Verantwortung für seine Mitteilungen" entziehe, wenn ich versuche, diese zu deuten. Er teilt sich ja mit. Nur eben nicht nur durch Gesagtes. Nehmen wir zum Beispiel die Lüge. Wenn mir ein Mensch eine Lüge auftischt und durch seine Körpersprache aber verrät, dass er lügt, was ist denn dann die "Wahrheit"? Das was er sagt oder das was er zeigt? Auch in diesem Fall habe ich gedeutet. Oder darf ich das hier auch nicht tun, weil ich diesen Menschen sonst nicht ernst nehme?
Und was heißt denn hier "Bedenke auch die Situation, über die wir hier reden"? Wir reden von einer Extremsituation, das ist klar. Also dürfte der Betroffene doch gerade hier Schwierigkeiten damit haben, sich deutlich zu verbalisieren, oder etwa nicht?
Ich muss schon sagen, dass ich deine Art ziemlich polemisierend finde. Du kannst ja ruhig eine andere Meinung haben, aber wer gibt dir das Recht, sie als alleingültig hinzustellen? Kannst du nicht akzeptieren, dass es vielleicht auch Menschen gibt, die nicht so reife Gespräche über ihr Sterben führen wie du es für angebracht hälst?
Ich glaube, du bewertest die Sache mit der Symbolsprache auch über. Es geht mir gar nicht um irgendwelche abgehobenen Interpretationen, sondern um Aussagen, die leicht überhört werden könnten oder als unbedeutend abgetan werden könnten, wenn man eben nicht GANZ GENAU HINHÖRT.

Gruß. Anja
Mit Zitat antworten
  #64  
Alt 02.11.2002, 23:12
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo anja32,

>>Nehmen wir zum Beispiel die Lüge. Wenn mir ein Mensch eine Lüge auftischt und durch seine Körpersprache aber verrät, dass er lügt, was ist denn dann die "Wahrheit"? <<

Der Vergleich passt nicht, denn bei einer Lüge geht es auch um dein Recht, dich nicht schädigen zu lassen, dein Vertrauen nicht missbrauchen zu lassen usw.
Erstaunlich aber, dass du gerade *das* Beispiel in dem Zusammenhang bringst.

>>Wir reden von einer Extremsituation, das ist klar. Also dürfte der Betroffene doch gerade hier Schwierigkeiten damit haben, sich deutlich zu verbalisieren, oder etwa nicht?<<

Eben. Um so schlimmer, wenn du ihn nach deinen Maßstäben deutest, statt ihn in dem zu unterstützen, was er *bewusst* sagen WILL.

Ganz konkret : Letztlich muss es so sein, dass der andere genau weiß, wie du ihn gedeutet hast und dir dann auch sagen kann : "ja genau, so meinte ich es eigentlich". Oder auch dir widersprechen kann in dem sicheren Wissen, dass du auf deiner Deutung nicht beharren wirst !
So ist auch gegen Deutung nichts zu sagen, aber NUR so !
(Sofern die Deutung an sich nicht schon verletzend oder missachtend ist)

Übrigens gälte das sogar auch für dein "Lügen Beispiel". Wenn du behauptest, eine Lüge zu glauben, obwohl du in Wirklichkeit von einer solchen ausgehst nimmst du dem Anderen die Möglichkeit, sich zu rechtfertigen. Und vielleicht IST er ja doch gar kein Lügner ?!

>>Kannst du nicht akzeptieren, dass es vielleicht auch Menschen gibt, die nicht so reife Gespräche über ihr Sterben führen wie du es für angebracht hälst? <<

Worauf bitte bezieht sich denn DAS jetzt ? Damit kann ich überhaupt nichts anfangen.

>>Ich glaube, du bewertest die Sache mit der Symbolsprache auch über. Es geht mir gar nicht um irgendwelche abgehobenen Interpretationen, sondern um Aussagen, die leicht überhört werden könnten oder als unbedeutend abgetan werden könnten, wenn man eben nicht GANZ GENAU HINHÖRT. <<

Und vielleicht nachfragt und so ... ja ok.
Das mit der "Symbolsprache" und dem gedeuteten "Unterbewusstsein" hab ja nun nicht *ich* in die Runde geworfen.
Dem Satz, so wie du ihn gerade geschrieben hast, hätte ich auch nicht widersprochen.

Lillebror
Mit Zitat antworten
  #65  
Alt 03.11.2002, 00:37
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Anja,
hoppla, ich bin mit den Einträgen etwas durcheinander geraten. Der von 14.15 war mir entgangen. Ich versuch mal Euch zu folgen.

Auf den Begriff "Enttäuschung" bin ich nur wegen dem Fazit von Lillebrors link-Seite gekommen. Trauer trift es vielleicht besser, da könntest Du recht haben. Letztlich geht es mir nur darum, dass man Angehörigen nicht vorschreiben kann was sie zu fühlen haben, sie sind genauso individuell zu betrachten. Und empfinden vielleicht nicht immer dass, was ihr Umfeld für angebracht halten könnte. Das hängt ja auch davon ab in welcher Beziehung Angehöriger und Patient zueinander stehen.

Besonders gefallen hat mir glaube ich der Mensch Morrie, es muß toll sein so einen Lehrer zu haben, dem seine Studenten auch Jahre später noch was bedeuten und natürlich hat er eine tolle Art offen mit seiner Krankheit umzugehen.

Bei der Symbolsprache bin ich ganz Deiner Meinung. Es geht doch gar nicht darum das Gegenteil von etwas gesagtem zu deuten, sondern Botschaften in Sätzen zu erkennen, die man für vollkommen sinnlos halten könnte. "Niedliches Geplapper" oder eben ein "ich bin soweit, Du auch?". Nach meiner persönlichen Erfahrung tritt die Symbolsprache erst ein wenn ein "bewustes Sprechen" nicht mehr möglich ist. Kurz vorm Ende. Wenn man noch mit dem Patienten sprechen könnte, bräuchte man ja keine Symbolsprache, ich fürchte da fehlt Lillebror die konkrete Erfahrung. Beziehungsweise der Patient bedient sich der Symbolsprache weil er diese Dinge nicht in Worte fassen kann oder will. Zum Gespräch sollte man ihn ja nicht zwingen. Wenn er fähig wäre offen darüber zu sprechen, warum sollte er es dann in Symbolik verpacken? Außerdem deutet man das gesagte oft erst im nachhinein, man steht ja nicht mit einem "Sprachführer" am Bett und führt Gespräche in der "Sprache des Todes".


Hallo Lillebror,
Das Tor zu etwas Neuem. Genau, aber wie dieses etwas aussieht das weiß ich nicht. Es kann der Himmel sein oder die Hölle? Oder sofortige Wiedergeburt, vielleicht als Kaninchen? Wer weiß. Hast Du Faust gelesen? Der Tod als Möglichkeit das Universum zu verstehen. Chancen 50:50. Sehr verlockend. Aber es bleibt ein gewisses Restrisiko. Ich habe meine ganze Kraft darauf verwendet jemanden bis zur letzten Tür zu begleiten und ich weiß nicht ob ich den Rückweg ins Leben finde. Es erscheint mir im Moment verlockender die Tür zu öffnen, auch aus neugier. Das ist im Moment mein Notausgang, wenn nichts mehr geht, kann ich ihn immernoch benutzen.

Ich würde Dir also nicht die Polizei zur Rettung schicken, gerade weil ich an den Tod glaube, alles andere wäre ein Widerspruch, da hast Du recht. Wenn jemand wirklich sterben will kann und sollte man ihn nicht aufhalten. Man hat nicht das Recht dazu und man könnte demjenigen nicht von heute auf morgen ein lebenswerteres Dasein bescheren. Das heist aber nicht das ich hurra schreien würde wenn sich jemand umbringt. Zum Thema Selbstmord gibt es ein paar interessante Foren.

Ich weiß nicht warum es schäbig sein soll, sich ein Annehmen des eigenen Sterbens für sich selbst und Menschen die man liebt zu wünschen. Schließlich sterben wir alle früher oder später. Sollen wir alle bis zum Schluß gegen das Unausweichliche ankämpfen, warum? Was haben wir denn davon? Wird das Leben durch ständigen Kampf lebenswerter? Können wir dadurch ewig Leben?
Ich sehe ein loslassen nicht als Flucht. Im Gegenteil. Jemanden gehen lassen den man liebt ist das schwerste was es gibt. Hoffen ist viel einfacher. Verdrängen ist viel einfacher. Und zwischen dem was das Bewußtsein sagt und dem was das Unterbewußtsein glaubt ist ein riesiger Unterschied. Wenn jemand sagt, er hat die Hoffnung verloren, heißt das doch noch lange nicht das er den Tod akzeptiert hat.

Seine eigene "Nichtexistenz" kann man schlecht akzeptieren, das stimmt, aber ich glaube ja daran das es danach weiter geht, das die "Seele" weiter existiert, wo auch immer. Die Natur verschwendet nichts. Aber das man in der jetzigen Form nicht ewig existieren wird, das kann man schon akzeptieren.


Gruß Tanja
Mit Zitat antworten
  #66  
Alt 03.11.2002, 10:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Tanja,

deinem Beitrag ist nichts hinzuzufügen. Du schaffst es, das auszudrücken, was ich meine und was Lillebror nicht versteht.
Allerdings habe ich nicht die Erfahrung gemacht, dass die Symbolsprache erst benutzt wird, wenn es auf das Lebensende zugeht. Wir benutzen sie immer, sie gehört zum Leben. Niemand schafft es, genau das in Worte zu fassen, was er meint, es gibt immer auch Botschaften zwischen den Zeilen. Das ist Kommunikation, nicht nur das Gesagte allein.

Viele Grüße. Anja
Mit Zitat antworten
  #67  
Alt 03.11.2002, 15:09
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Liebe Anja,

dass meinte ich mit meinem "beziehungsweise": man kann oder will etwas nicht direkt in Worte fassen und benutzt die Zeilen dazwischen.

Die Symbolsprache, die KR beschreibt ist aber glaube ich doch noch ein etwas anderer "Dialekt", aber es hat wohl wenig sinn darüber zu diskutieren, entweder man erlebt es irgendwann selbst oder eben nicht. Wenn man es erlebt, weiß man was gemeint ist. Da sind wir wieder bei der Individualität des Einzelnen. Da macht jeder eigene Erfahrungen.

Gruß Tanja
Mit Zitat antworten
  #68  
Alt 03.11.2002, 20:59
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Tanja und anja,

es ging in dieser Diskussion hier nie um die alt bekannte Tatsache, dass unterstreichende Gesten und Symbole verstärkender Bestandteil menschlicher Kommunikation sei.
Es ging hier auch nicht um den Fall, dass sich ein Mensch nicht mehr mit Worten ausdrücken kann und daher auf Gesten ausweichen muss.

Vielleicht sollte man bei solchen Diskussionen nicht so einfach die eigentliche Themenstellung aus dem Auge verlieren. (Siehe Eröffnungsbeitrag).
Wenn man sich über etwas *Neues* unterhalten will, kann man ja auch einen offiziellen neuen Thread eröffnen !

Tanja, der Zusammenhang mit dem ursprünglichen Thema klärt auch deine Frage bezüglich des "schäbigen". Nicht *generell* ist es schäbig, wohl aber dann, wenn ein Betroffener in der Situation ist, um sein Leben zu kämpfen und auf deine Unterstützung in *diesem* Sinne ANGEWIESEN ist. Und genau DIESE auch ausdrücklich WILL. (Siehe "Phasen 1 bis 3")

Aber ich glaube dazu hab ich inzwischen genug gesagt. Besser kann ich's nicht.

Lillebror

P.S. @tanja: sollte ein gewisser Hinweis eine Andeutung gewesen sein darauf, dass wir uns von einem anderen Ort her kennen ?
Mit Zitat antworten
  #69  
Alt 03.11.2002, 22:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hi, alle zusammen.
Ich hatte ja "angedroht", ich lese immer mal wieder mit. Mein Vorschlag wäre, den neuen Thread einfach "Wir diskutieren" zu nennen. So oft, wie hier unterschiedlichste Themen diskutiert werden, da bräuchte man nicht immer den Titel wechseln. :-)Sind "wir" eigentlich mittlerweile bei Selbstmord angelangt??? Das ist mal wirklich hartes Abschweifen vom Thema, oder??
Mit Zitat antworten
  #70  
Alt 04.11.2002, 00:30
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Lillebror,

nein, das war keine Andeutung. Ich bin woanders nicht aktiv. Ich war nur mal neugierig und habe gekuckt was die Suchmaschine so findet.

Wir haben nicht das Thema gewechselt. Sind höchstens ein wenig vom Weg abgekommen. Aber das gehört doch alles zusammen.
Ich habe was für Dich gefunden:

"Unter den vielen Patienten, deren Sterben wir verfolgt haben, gab es nur wenige, die bis zu ihrem Ende das Leugnen nötig hatten. Es ist sehr wichtig, dieses Leugnen nicht zu entlarven, sondern die Bedürfnisse des Patienten und seine innere Abwehr zu respecktieren. Aber sogar diejenigen, die bis zuletzt an ihrem Nichtwahrhabenwollen festhielten, waren imstande, ihr Wissen um ihren bevorstehenden Tod in einer verbalen oder nichtverbalen Symbolsprache zu vermitteln. (Kübler-Ross)"

Ich glaube nachwievor, das es mehr mit Hilflosigkeit und vielleicht Egoismus zu tun hat, wenn Menschen nicht mit dem Patienten kämpfen können oder wollen. Ist es nicht so wenn man hört Krebs, denkt man automatisch ans Sterben. Wenn Du als Angehöriger aufeinmal persönlich betroffen bist lernst Du positiv zu denken. Aber jetzt nachdem meine Mutter ihren Kampf verloren hat, fällt es mir auch wieder schwerer positiv zu denken, wenn ich höre jemand hat Krebs. Einige Leute denken halt nur an sich und tun was für sie am "emotional" einfachsten ist. Bei solchen Menschen bewirgt auch die Hammermethode gar nichts, die werden immer denken, dass sie das richtige tun, das ist einfach so. Und ich glaube nicht, dass solche Leute KR kennen uns sich auf sie berufen.

Hallo Susan,

nein, Selbstmord ist wohl nicht das Thema. Wir schweifen nur manchmal ab.

Gruß Tanja
Mit Zitat antworten
  #71  
Alt 04.11.2002, 06:48
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Lillebror, hallo Susan!

Wir sind immer noch beim gleichen Thema, die Diskussion hat sich nur weiterentwickelt. Zumindest ist sie nicht oberflächlich...

Hallo Tanja,
ich glaube, wenn Lillebror dein Zitat liest, wird er sich über den Ausdruck "es nicht nötig haben" das eigene Sterben bis zum Ende zu leugnen, ärgern. Er behauptet ja gerade, dass es ein Leugnen gar nicht geben kann, sondern, dass man die Äußerungen und Gesten eines Betroffenen wörtlich nehmen muss. Ansonsten würde der Betroffene in seiner Individualität und seiner Hoffnung nicht ernstgenommen und erführe so etwas wie Entmündigung. So habe ich ihn verstanden.

Anja
Mit Zitat antworten
  #72  
Alt 04.11.2002, 10:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo, Tanja,
"Unter den vielen Patienten, deren Sterben wir verfolgt haben, gab es nur wenige, die bis zu ihrem Ende das Leugnen nötig hatten. Es ist sehr wichtig, dieses Leugnen nicht zu entlarven, sondern die Bedürfnisse des Patienten und seine innere Abwehr zu respecktieren.
Also in diesem Absatz ist ja einiges drin. Wieso leugnen nötig hatten? Kann es nicht einfach so sein, dass diese Menschen bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben haben? Dass sie an solche Dinge wie Spontanheilung und Selbstheilung des Körpers glaubten? Und zwar entgegen der Meinung der Ärzte und aller Statistiken dieser Welt? Was heißt dann in diesem Zusammenhang "das Leugnen nicht entlarven"? Für mich beinhaltet schon der Ausdruck entlarven einen negativen Beigeschmack. Der Betroffene maskiert sich also, alle wissen zwar Bescheid, tun aber so als ob? Wie wär's mal mit uneingeschränkter Unterstützung ohne Hintergedanken? Weißt Du eigentlich, wieviel Kraft es eine/n Betroffenen kostet, mit dem wohlmeinenden, fürsorglichen, nachsichtigen Umgang umzugehen, den einem "liebe Angehörige" zukommen lassen? Wieviel hilfreicher es wäre, alle Modelle über Bord zu werfen und lieber gemeinsam nach Dingen zu suchen, um das Ruder doch noch rumzuwerfen? Es gibt nur eine winzige klitzekleine Chance? Na und? Wieviele Leute spielen Lotto in der Hoffnung auf den großen Gewinn? Frag doch hier noch mal ein paar Leute, wie das ist mit der Chemo. Nach der ersten sagen die meisten, nie wieder. Und, wenn es notwendig ist, gehen alle wieder hin. Auch wenn die Chancen noch so klein sind. Man macht immer weiter. Jemanden, der mir sagen will, also das ist doch jetzt eigentlich sinnlos, hat ja sowieso keinen Zweck mehr, Du leugnest zwar noch, aber ich "respektiere" das, leugnet doch eher meinen eigenen Willen als ich meine Krankheit, oder? In diesem Zusammenhang finde ich das Wort respektieren schon gewagt. Respektieren heißt für mich, die Ansichten eines anderen nicht in Frage stellen und ihn in seinem Bestreben zu unterstützen. Und nicht einfach, nicht zu widersprechen. Und jemand, der aus meinen Gesten und Symbolen etwas "herausdeuten" will, der müßte mich doch schon wirklich sehr, sehr gut kennen. Denn vielleicht gebrauche ich ganz andere Symbole als andere, gibt ja schließlich keine Dolmetscher für sowas oder ist die Symbolsprache sowas wie Esperanto? "Aber sogar diejenigen, die bis zuletzt an ihrem Nichtwahrhabenwollen festhielten, waren imstande, ihr Wissen um ihren bevorstehenden Tod in einer verbalen oder nichtverbalen Symbolsprache zu vermitteln. (Kübler-Ross)" Auch wenn jemand bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben hat, nicht wahrhabenwollte (also nicht einsichtig war?), also allen gesagt hat, ich glaube an meine Heilung, so unwahrscheinlich sie auch ist, trotzdem hat Frau KR irgendwelche Gesten oder Sätze so interpretiert, dass es trotzdem zu ihrer Theorie passt? Ist es dann nicht eher so, dass die Symbole so gedeutet werden, wie es einem gerade sinnvoll erscheint? Wie es einem selbst Trost und Erklärung gibt? Weiss man denn wirklich genau, ob der Betroffene es so und nicht anders gemeint hat?
Mit Zitat antworten
  #73  
Alt 04.11.2002, 12:39
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Liebe Susan,
vielen Danke für deinen Beitrag! Du schreibst so, wie ich es gern ausdrücken würde, allein mir fehlen die Worte.
Ich möchte an dieser Stelle nochmals betonen, daß sowohl Susan als auch ich Lillebrors Meinung unterstützen und ganz genauso unterschreiben! Das halte ich für notwendig, es einmal ganz klar - wiederholt - auszudrücken, da Lillebror immer wieder in eine isolierte Stellung geschoben wird. Ich denke da an Äußerungen wie "nur Lillebror versteht es nicht".

Und aus der Diskussion habe ich mich ausgelinkt, weil ich momentan nicht die Kraft und Nerven habe, mich mit Leuten wie Tanja auseinander zu setzen.

LG Susanne
Mit Zitat antworten
  #74  
Alt 04.11.2002, 17:48
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Hallo Susanne,

ich habe wirklich den Eindruck, dass ich nicht ganz verstanden werde, aber das hat nichts damit zu tun, dass ich Lillebror deshalb in eine isolierte Position dränge. Ich ärgere mich eher über mich selbst, dass ich meine Gedanken nicht so formulieren kann, dass klar wird, was ich meine. denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir hier alle irgendwie das gleiche meinen. Aber es ist halt unheimlich schwer, die richtige Wortwahl zu treffen, ohne dass sich nicht jemand von uns diskriminiert fühlt. Letztlich geht es ja vor allem Susan, Lillebror und dir darum, dass ein Mensch in seiner Individualität wahrgenommen werden muss! Ihr wehrt euch dagegen, dass man den einzelnen Menschen in irgendein Raster packt.
Ja, in diesem Punkt sind wir uns alle einig. Niemand wird sich mehr dafür einsetzen, dass man Menschen und Prozesse individuell annimmt. Ich arbeite seit Jahren mit Menschen zusammen, es ist mein Lebensinhalt, so zu denken.
Und dies steht für meine Begriffe auch nicht im Widerspruch zu KR, das ist der Punkt, an dem unsere Ansichten auseinandergehen. Oder vielmehr "stand" es bis jetzt nicht im Widerspruch. Zur Zeit mache ich hier nämlich nichts anderes als meinen bisherigen Standpunkt zu überdenken, zu hinterfragen und eventuell neu zu definieren. Dazu ist aber erstmal ein Austausch notwendig. Ich kann doch nicht einfach eine Ansicht über Bord werfen, wenn sie für mich nicht hinreichend diskutiert wurde.
Mit Zitat antworten
  #75  
Alt 04.11.2002, 17:54
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Kübler-Ross und ihr Sterbephasen Modell

Sorry, ich war noch gar nicht fertig mit meinem Text.
Also: Für Lillebrors Argumente gibt es für mich im Moment einfach noch zu viele Gegenargumente, deshalb bin ich hier noch nicht fertig. Und deshalb finde ich es von Susan auch ein bisschen unfair, wenn sie äußert, dass wir unseren Thread hier "Wir diskutieren" nennen sollen. Schließlich tun wir das ja nicht nur, weil wir alle sonst nichts zu tun haben, sondern weil es umfundamental wichtige Fragestellungen geht und wir uns im Umgang mit anderen Menschen optimieren möchten.
Und euch geht es doch sicher auch so, dass ihr immer ganz gespannt weitere Antworten erwartet, oder?

Viele Grüße. Anja
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Frage zum Hamburger Modell Rechtliches & Finanzielles (Krankenkasse, Rente etc.) 1 17.04.2005 17:12
Hamburger Modell Rechtliches & Finanzielles (Krankenkasse, Rente etc.) 6 16.12.2004 22:30


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:54 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55