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Alt 29.09.2012, 08:19
Dom0815 Dom0815 ist offline
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Lächeln Meine (ausführliche) Geschichte

Hallo alle zusammen,

nachdem ich nun einige Wochen gelesen habe, habe ich mir gedacht, mal meine Geschichte aufzuschreiben:

Es begann alles vor genau 5 Wochen. Wenn ich jetzt drüber nachdenke, kommt es mir vor, es wäre schon viel viel länger...

Samstagabend, der 25.8.2012, ich lag in der Badewanne, als ich spürte, mein rechter Hoden fühlte sich irgendwie komisch an, ganz hart, oben ein kleiner Knubbel drauf. Als ich aus der Badewanne kam, googelte ich gleich nach, was das denn sein kann. Als ich las, dass es Hodenkrebs sein kann, dachte ich erst: das kann nicht sein, ich bin gerade 30 geworden. Ich hab mir dann erst mal nichts weiter dabei gedacht, die Nacht schlief ich aber nicht gut. Am nächsten Tag habe ich wieder viel im Internet gelesen. Immer kam ich auf die gleiche „Diagnose“. Überall las ich, man solle sofort zum Urologen gehen. Habe mir dann einen Urologen rausgesucht, wo ich am nächsten Tag (Montag) gleich morgens anrufen kann. Die Nacht schlief ich fast gar nicht.

Montagmorgen, 27.08.2012: ich rief gleich beim Urologen an und sagte, was ich ertastet habe. Bekam auch sofort um 9 Uhr einen Termin. Mit viel Nervosität und Bauchweh fuhr ich also hin, viel zu früh. Musste noch warten, bis 9 Uhr war. Als ich drankam, war das Bauchweh irgendwie verflogen. Der Arzt war sehr freundlich, erklärte alles ganz genau. Er machte auch gleich einen Ultraschall, wo er eine Veränderung sah. Ich bekam auch noch Blut abgenommen. Der Arzt meinte, er melde mich im Krankenhaus an, ich solle mich dort gleich vorstellen. Also heim, Sachen gepackt, Frau angerufen und mich ins Krankenhaus fahren lassen. Komischerweise war ich total entspannt, ich weiß bis heute nicht warum…anscheinend hatte ich mir durch meine Recherche im Internet die ganze Angst genommen, da ich mehrfach las, was auf mich zukam. Das ich nun wahrscheinlich einen Hoden verliere, war mir eigentlich egal, bis heute. Wir haben schon ein Kind, das zweite kommt in ein paar Wochen zur Welt, die Kinderplanung ist eigentlich abgeschlossen.

Im Krankenhaus: Ich melde mich in der Urologie an. Sie wissen schon Bescheid. Ich soll mich noch einen Moment setzen. Eine Frau, die mir gegenüber sitzt, beschwert sich schon bei der Schwester, wann sie denn endlich dran kommt. Ich denke mir: „da warte ich bestimmt 2 Stunden…“. Aber ich werde nach 5 Minuten aufgerufen und gehe mit meiner Frau zur Assistenzärztin. Es wird nochmals Ultraschall gemacht, auch von Niere und Blase. Die gleiche Feststellung: „muss operativ abgeklärt werden“. Blut wurde mir auch nochmals abgenommen. Ich würde wahrscheinlich sogar heute noch dran kommen. Ich bin dann auf meine Station geschickt worden, hab mein Zimmer bekommen, einige Zettel ausgefüllt und nach kurzer Wartezeit schon in den OP gekommen. Ich lag ca. 2-3 Stunden im OP. Es wurde ein Schnellschnitt durchgeführt. Dabei kam raus, dass der Tumor bösartig war. Der Hoden wurde entfernt.
Diagnose:
3cm großes klassisches Seminom
pT1, L0, V0, R0
Beta-HCG: 37,8

Ich blieb bis Mittwoch im Krankenhaus. Mir ging es eigentlich relativ gut, das Aufstehen bereitete mir etwas Schwierigkeiten, ist aber denke ich normal, wenn man in der Leiste operiert wird.

Am Donnerstag hatte ich wieder einen Termin bei meinem Urologen, dort wurde Blut abgenommen. Der Beta-HCG fiel schon auf 3,8. Am Montag, 03.09.2012 war der Beta HCG schon bei 1,0.

Nun sollte ich einen Termin zum CT ausmachen, bekam eine Überweisung und seltsamerweise schon 2 Tage später einen, bzw. zwei Termine. Ich musste die CT-Untersuchungen aufteilen, wegen der hohen Strahlenbelastung: am ersten Tag Abdomen, am zweiten Tag Thorax. Mein Urologe sprach auch schon mal das Thema Chemotherapie an. Im jetzigen Fall sieht es noch gut aus, man müsste aber die CT abwarten. Ich sollte aber, falls nichts gefunden wird, auf jeden Fall eine prophylaktische Chemo bekommen, eine einmalige Dosis.

Computertomographie, 10. und 11.09.2012: Hatte ich vorher noch nie bekommen, ich war noch nie richtig krank. Ich bekam ein Kontrastmittel, zwei Liter, die ich innerhalb von zwei Stunden gleichmäßig trinken sollte. Im CT bekam ich noch Kontrastmittel in die Vene. Ich lag nur etwa 5 Minuten im CT. Das Kontrastmittel verursachte Bauchschmerzen und Durchfall. Am nächsten Tag brauchte ich zum Glück kein Kontrastmittel mehr trinken, nur noch in die Vene. Nach der Untersuchung sprach ich kurz mit dem Radiologen. Er meinte zu mir, auf den ersten Blick sehe er keine Veränderungen. Mir fiel schon mal ein Stein vom Herzen. Die endgültigen Ergebnisse bekam zwei Tage später mein Arzt.

Wieder beim Urologen: Er hatte die Ergebnisse. Es wurden glücklicherweise wirklich keine Metastasen oder ähnliches gefunden, was Anlass zur Sorge gibt. Jetzt besprachen wir die Chemo. Das war eigentlich das einzige, wovor ich wirklich Angst hatte, obwohl es nur eine einmalige Gabe ist.

20.09.2012, 14 Uhr: Ich bekam also ambulant beim Urologen meine Chemo. Zuerst 15 Minuten Kochsalzlösung mit 8mg Cortison. Dann das „Gift“: 90 Minuten lang 606mg Carboplatin. Mir ging’s gut. Keine Übelkeit, nichts…ich hatte doch so viel Schlechtes gelesen. Aber egal, man kann ja auch Glück haben. Abends haben wir noch Pizza gegessen, haben gemütlich Fernsehen geschaut und sind ins Bett gegangen.

Um 23:30 Uhr ging’s los. Ich wachte auf, war ganz unruhig. Auf einmal war die Übelkeit da, ich musste mich übergeben. Und das im 15-Minuten-Takt. Wir hatten MCP-Tropfen da. Das Problem dabei: sie kamen natürlich auch wieder mit raus. Also hat mich meine Frau mitten in der Nacht ins Krankenhaus gefahren. Eimer auf dem Schoß und los. Dort bekam ich gleich eine Spritze mit MCP in den Gesäßmuskel. Und es wurde innerhalb 10 Minuten besser. Zu Hause bin ich sofort eingeschlafen. Die Übelkeit war morgens wieder da, aber zum Glück kein Erbrechen mehr. Ich hatte auch keinen Appetit. Gegen die Übelkeit ließ ich mir einmal Akkupunktur geben. Zwei Stunden später konnte ich das erste Mal wieder was essen. Mir war die folgende Woche noch ständig schlecht und ich fühlte mich sehr schlapp.

25.09.2012: Blutabnahme, mal wieder. Dann Besprechung beim Urologen. Er hätte sich mit seinem Kollegen (auch Urologe in dieser Praxis) beraten. Die Richtlinien nach so einer Diagnose hätten sich geändert. Man soll ein Jahr nach der Einmalgabe Carboplatin nochmals eine Dosis bekommen. Das traf mich nun doch etwas. So was hat man natürlich jetzt das kommende Jahr im Hinterkopf. Anders betrachtet kann ich froh sein. Bei dieser Erkrankung habe ich (denke ich) ganz schön Glück gehabt. Von der schlechten Diagnose habe ich mir echt das „Beste ausgewählt“. Wenn ich den Tumor erst später bemerkt hätte, hätte vielleicht schon etwas gestreut,…dann bekäme ich gleich eine viel stärkere Chemotherapie. Der Arzt meinte auch, ich müsste in 6 Wochen nochmals eine CT-Untersuchung machen. Die erste CT war zu früh. Das liegt jetzt also noch vor mir. Ich denke aber, es ist erträglich, wenn man die anderen Erfahrungsberichte hier liest.

Im Moment geht es mir eigentlich gut, außer dass ich total schlapp bin und öfters Kopfweh habe. Ich habe auch noch Schmerzen von der OP. Aber nicht an der Schnittwunde, die ist schon gut verheilt. Mir tut es innen am Bein, in der Beuge weh. Außerdem unter dem Schnitt. Da ist der Leistenkanal. Der Arzt sagt, es kann 9 Monate dauern, bis es besser wird. Am Bein ist auch noch eine taube Stelle.

Die Wartezeiten auf Termine oder das Warten in Wartezimmern haben mich in der ganzen Zeit positiv überrascht. Ich habe eigentlich nie richtig lange Warten müssen. Ob das nun an meiner Diagnose oder einfach an den richtigen Ärzten lag, weiß ich nicht.

Nun noch 3 Fragen an euch:
1.Habt ihr schon mal gehört, dass die CT erst einige Wochen nach der OP gemacht werden soll?

2.Habt ihr schon mal gehört, dass eine Chemo nach einem Jahr wiederholt wird?

3.Wer kennt diese Schmerzen nach der OP?


Danke fürs Lesen und viele Grüße,
Dominik
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