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Alt 28.11.2005, 20:53
NicoleK NicoleK ist offline
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Registriert seit: 13.11.2005
Ort: Thüringen
Beiträge: 26
Unglücklich Wann kommt der Schmerz???

Hallo ihr Lieben!

Vor kurzem habe ich noch im Angehörigenforum getextet. Nun bin ich im Hinterbliebenenforum gelandet.

Mein Vater ist letzten Mittwoch, zwei Stunden nach der so lang erkämpften Verlegung ins Hospiz, eingeschlafen.

Mein Vater hatte seit dem Frühsommer eine schlimme Diagnose nach der anderen bekommen. Es folgten Operationen am laufenden Band (tumorbefallenen Niere wurde entfernt, ein künstlicher Darmaussgang gelegt nach einem geplatztem Darm, bedingt durch Metastasen usw).
Er bekam Bestrahlungen, Chemo, starke Medikamente und eigentlich schon von der ersten Diagnose an Morphium.
Es war nach feststellen des Krebses schon zu spät um wirklich noch etwas bewirken zu können, er war unheilbar erkrankt und es war nur eine Frage der Zeit.

Der *Zeitpunkt* nun war am 23. November mittags gegen 13 Uhr, ca. 2 Stunden, nachdem er von der ITS, auf der er fast 3 Wochen wegen einer Lungenembolie und der Darm-OP lag, nach dem Einzug in sein Zimmer im Hospiz.
Auch wenn es erwartet war, so war es dennoch völlig überraschend.

Ich bin unsagbar glücklich, daß uns durch das Hospiz die Möglichkeit einer Totenwache gegeben wurde. Im Krankenhaus wäre er nach dem Sterben doch sofort *weggekarrt* worden und wir als Angehörige hätten uns nicht mehr richtig verabschieden können.

So saßen mein Bruder und ich (meine Mama starb vor 14 Jahren am 11. November) noch viele Stunden am Bett meines Vaters um Abschied zu nehmen. Wir redeten mit ihm, weinten um ihn und verabschiedeten uns von ihm.
Ich habe für mich festgestellt, es gab nichts mehr zu sagen. Es hätte noch vieles gesagt werden KÖNNEN, aber es gab nichts mehr, was gesagt hätte werden MÜSSEN.

Ich habe nun die letzten Tage wahnsinnig viele Wege zu gehen, wie hier wohl leider alle wissen. Zudem habe ich noch zwei kleine Töchter, die jüngste gerade mal 6 Monate alt, bin also von früh bis nachts sehr gut beschäftigt und *abgelenkt*.

Nur, ich WÜNSCHE mir so sehr, endlich diesen Schmerz, diese Trauer zu spüren. Ich fühle mich so unsäglich schlecht, so schuldig, weil ich hier sitze und über meinen so geliebten Papa schreibe, als wenn es um einen Fremden ginge. Der Abstand ist zu groß!

Ich habe schon meine Mama im Alter von 19 Jahren verloren und ich weiss, daß meine Trauer leise abläuft und ich mich dazu zurückziehe, nicht *öffentlich* trauere und mir daher schon lange den Ruf einer kaltherzigen Frau eingehandelt habe.
Aber das ich nun tatsächlich nichts spüre?
Was stimmt nicht mit mir?

Ich MUSS doch trauern und ich WILL auch trauern.
Ich habe einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren, unter bestialischen Bedingungen verloren, einen Menschen in der Blüte des Herbstes, im Alter von 64 Jahren durch eine bösartige Krankheit aus dem Leben gerissen!

Ich will trauern, ich habe Angst vor dem kompletten Zusammenbruch, wenn ich es nicht herauslassen kann.

Wann kommt der Schmerz?

Nicole
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