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  #1  
Alt 10.02.2010, 08:48
Benutzerbild von Bini1967
Bini1967 Bini1967 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Liebe Gabi-Diana,

als Mutti noch da war habe ich mich manchmal gefragt, wie es wohl werden soll, wenn sich ein Ende abzeichnet. Bereuts bei Diagnosestellung war klar, dass es nur noch eine begrenzte Zeit sein wird, die uns bleibt. Mein Papa ist für die Krankenpflege denkbar ungeeignet und das wusste auch Mutti. Von der Wohnungsaufteilung ganz zu schweigen. Also hatte ich mir für mich auch schon mal so heimlich Gedanken um ein Hospiz oder eben einen Palliativdienst gemacht. Aufgrund Deiner Erfahrungen in WI bin ich dann aber wieder ganz schnell davon abgekommen und habe geglaubt, das hat ja noch viel Zeit. Im September noch sagte Mutti zu mir, dass sie sich ja kerngesund fühle. Die Schwäche wurde dann auf die NW der Bestrahlung geschoben. Ich war einfach blind. Aber ein Hospiz wäre auch nicht in Frage gekommen, da das wohl in BAd Soden sehr schwierig sein muß. Insofern hat sich alles "glücklich" gefügt.
Das Einzige was mir bleibt und das ist wirklich ein Geschenk, ist, dass Mutti nicht gelitten hat. Ich bin überzeugt, Ihr ist sehr viel Leid erspart geblieben. Sie hatte immer Angst, irgendwie dahin zu siechen, wollte nicht an Geräte angeschlossen daliegen.

Liebe Mariesol,
ja, ich weiß, die Sterbenden suchen sich den Moment selber aus. Aber wenn ich jetzt so darüber nachdenke, habe ich das Gefül, meine Mutter hat sich ganz bewusst von mir verabschiedet. Die letzte Umarmung war irgendwie anders. Warum hat sie mir nicht einen Wink gegeben. Auch wenn sie dann alleine gegangen wäre, ich hätte mich doch ganz anders verabschiedet.
Ich weiß, das klingt sehr egoistisch, doch auch ich muss ja nun irgendwie mein Leben neu sortieren. Als mein Opa am 7.1.10 starb, da war er auch alleine. Ich war zuletzt am 29.12. bei ihm. Mir war klar, dass ich ihn danach nicht mehr lebend sehen werde. Klar hat es mich auch geschmerzt, aber ich konnte bewusst Abschied nehmen. Das ist es, worüber ich einfach nicht fertig werde.

Ich drücke Euch,
LG
Sabine
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Wenn Liebe einen Weg zum Himmel fände
und Erinnerungen Stufen wären,
würden wir hinaufsteigen und Dich zurückholen
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Meine liebe Mama *15.04.1947 ist am 29.01.1010 nach nur 3 Wochen und 1 Tag ihrem Papa gefolgt

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  #2  
Alt 10.02.2010, 14:14
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Hallo Sabine,

Zitat:
Zitat von Bini1967 Beitrag anzeigen
Warum hat sie mir nicht einen Wink gegeben. Auch wenn sie dann alleine gegangen wäre, ich hätte mich doch ganz anders verabschiedet.
Auf dieses "Warum?" gibt es keine Antwort mehr. Vielleicht wollte deine Mutter eben gerade nicht, dass du dich "ganz anders" verabschiedest. Sondern "normal" wie immer.

Für das Krankenhauspersonal möchte ich da eine Lanze brechen. Sicher war es instinktlos von den Schwestern, die nachher zu sagen, dass sie wußten, deine Ma liegt im Sterben. Das hätten sie sich verkneifen sollen. "Im Sterben liegen" ist zeitlich ein weiter Begriff. Das kann 2 Stunden oder eine Woche oder... dauern - und das wussten auch die Schwestern vorher nicht, das weiss niemand.

Das Klinikpersonal hat da normalerweise schon einige Erfahrung. Z.B. mit Angehörigen, die gar nicht wissen wollen, wann es soweit ist, um nicht dabei sein zu müssen - davon gibt es auch nicht wenige. Und mit Patienten, die lieber allein sterben, sowieso. Vielleicht haben die einfach "instinktiv" gehandelt. Wenn deine Mutter dich hätte dabeihaben wollen, hätte sie sicher dem Personal gesagt, die sollen dich anrufen. Und noch die 10 oder irgendwas Stunden ausgehalten, bis du dagewesen wärst.

Es gibt nunmal Menschen, die wollen allein sterben. Ich denke, ich wäre auch so einer. Gut, meine Frau würde ich dabei haben wollen, aber die ist ja leider schon tot. Aber sonst niemanden. Höchstens den Hund. Und Beispiele wie das von Mariesol gibt es endlos. Eine gute Freundin von mir, selbst Krankenschwester von Beruf, hat ihre Mutter jahrelang Zuhause gepflegt. Und sie hat vorher schon öfter gesagt: meine Mutter wird allein sterben. Und so war es auch. Die hat gewartet, bis ihre Tochter gerade weg war.

Ich finde gar nicht, dass du egoistisch bist mit deinen Gefühlen dazu! Meine Frau wollte mich zum Glück dabei haben, als sie starb. Wenn sie sich einfach so heimlich "davongestohlen" hätte - oder sogar "geplant", indem sie gewartet hätte, bis ich mal bnicht da bin... dann würde mich das "Warum?" auch nicht loslassen. Seit Jahrezehnten engestens verbunden, und dann sowas ?!?!

Mir fällt dazu nicht mehr ein, als dass deine Mutter das sichedr nicht "böse" gemeint hat. Sie hat es halt so getan, wie sie es für sich tun musste...

Viele Grüße,
Stefan
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  #3  
Alt 10.02.2010, 15:04
Kerstin G. Kerstin G. ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Hallo Sabine,
zunächst mein aufrichtiges Beileid.
Ich mußte meinen Papa am 25.07.2009 gehen lassen. Wir haben ihn aus dem Krankenhaus nach Hause geholt. Er ist in meinen Armen eingeschlafen. Glaube mir, das war hart. Natürlich bin ich froh, daß ich bei ihm sein konnte, aber wenn man das dann miterlebt...
Wahrscheinlich wollte Deine Mutti Dir diesen Anblick ersparen. Bei meinem Papa konnte man an letzten Tag seines Lebens von Stunde zu Stunde zusehen, wie das Leben aus seinem Körper wich.
Mache Dir keine Vorwürfe, Deine Mutti würde das ganz sicher nicht wollen.
Ich wünsche Dir für die kommende Zeit ganz viel Kraft, vor allem für die Beerdigung.
Sei lieb gegrüßt von Kerstin
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  #4  
Alt 10.02.2010, 17:13
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Bini1967 Bini1967 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Lieber Stefan,

auch Dir danke ich von Herzen für Deine tröstenden Worte. Ich muss schon sagen, Du hast eine Art zu schreiben, die bringt es sehr gut auf den Punkt, ist gut nachvollziehbar und tröstet ungemein.
Deine Geschichte habe ich auch immer im Stillen mitverfolgt und die Schilderung Deiner letzten Zeit zusammen mit Deiner Frau, sowie den letzten Dienst, den Du ihr erwiesen hast, das hat mich sehr beeindruckt. Den geliebten Menschen noch zu waschen und anzukleiden, da gehört schon was dazu und ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor Dir. Du hast eine bemerkenswerte Art, mit der Trauer umzugehen.

Liebe Kerstin,
Dir auch mein Beileid. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Für Dich mag es hart gewesen sein, dass Dein Papa in Deinen Armen gestorben ist, ich hätte alles dafür gegeben, in diesem Moment bei meiner Mama sein zu können. Natürlich ist es schwer für die Angehörigen dabei zu sein, aber wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich es getan. Wenigstens ist meine Mama friedlich eingeschlafen, ohne Schmerzen und ohne Luftnot.

LG
Sabine
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Meine liebe Mama *15.04.1947 ist am 29.01.1010 nach nur 3 Wochen und 1 Tag ihrem Papa gefolgt

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  #5  
Alt 11.02.2010, 09:24
Benutzerbild von assifant40
assifant40 assifant40 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Liebe Sabine,

auch von mir, mein herzlichstes Beileid.
Auch wenn Dich der Gedanke quält nicht bei Deiner Mutter gewesen zu sein, ist es doch ein Trost, wie Du auch schreibst, dass sie nicht so leiden musste.

Mir ging es auch wie Dir, als meine Omi im Pflegeheim starb, wir hätten die Pflege bei ihr nicht geschafft, sie hatte ein Glioblastom, war ich soo traurig dass ich da nicht bei ihr war.
Jeden Tag war ich zweimal für mehrere Stunden bei ihr und habe mich, im Wechsel mit meiner Schwester, dort um sie gekümmert-füttern usw.
Aber auch sie hat sich innerhalb von 2 Stunden wo die Nachtschwester nach ihr sah, einfach davongemacht...
Der Gedanke, wie das wohl für Sie gewesen sein muss, quält mich auch heute noch.
Doch sei sicher, es wird weniger und die schönen Gedanken an die geliebten Menschen überdecken mehr und mehr alles andere...
Das Du ein wenig sauer auf die Schwestern bist,kann ich auch nachvollziehen, grade wo sie wussten dass Du von weiter weg herkommst.

Fühl Dich lieb gedrückt
von Astrid
__________________
Unsere geliebte Omi
Diagnose Glioblastom 30.03.2008
-16.04.2008

.....Die Erinnerung ist ein Fenster
durch das wir Dich sehen können, wann immer wir wollen....
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  #6  
Alt 12.02.2010, 08:37
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Bini1967 Bini1967 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Guten MOrgen Ihr Lieben,

nun ist es schon 2 Wochen her. In einer Stunde ist es soweit, da habe ich das letzte Mal mit ihr telefoniert. Sie erzählte mir, dass sie noch einen ZVK gelegt bekommen sollte, das sie immer so zerstochen war. Ich habe ihr noch gesagt, dass das eine gute Idee ist, einen Port wollte sie ja auf gar keinen Fall. Meine letzten Worte waren, dass ich an sie denke. Ich fasse es immer noch nicht. Heute nachmittag haben meine Kinder wieder Hockeytraining. Um 15:22 kam der Anruf. Ich weiß, allein schon der Kinder wegen muss wieder Normalität eintreten, doch wie soll ich heute beim Training zuschauen, wissentlich, dass 2 Wochen zuvor meine Mama eingeschlafen ist.

Mein früherer Chef rief mich gestern abend an. Er hatte damals das SD-Ca. entdeckt. Er hatte sie im Januar noch untersucht. Er wollte mich trösten und mir sagen, dass, mit dem Befund im Kopf, meine Mama bald zum Pflegefall geworden wäre. Sicher , dass weiss ich ja auch alles, aber es tut so weh.

LG
Sabine
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  #7  
Alt 13.02.2010, 08:44
Nita31 Nita31 ist offline
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Standard AW: Schluss, aus und vorbei :-(

Liebe Sabine,

so etwas wie normalität wird es bald wieder geben. Man rutscht einfach so rein. So war es bei mir jedenfalls. Das heist nicht das ich nicht jeden Tag weine und an sie denke oder an Situationen die kurz vorher gewesen sind aber es wird "normaler". Du schaffst das!!

__________________
Wenn Engel einsam sind
in ihren Kreisen,
dann gehen sie von Zeit
zu Zeit auf Reisen.

Sie suchen auf der ganzen Welt
nach ihresgleichen,
nach Engeln, die in Menschgestalt
durchs Leben streichen.

Sie nehmen diese mit
zu sich nach Haus –
für uns sieht dies Verschwinden
dann wie Sterben aus.


Meine geliebte Mama *25.07.1953 + 08.11.2009
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