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  #1  
Alt 13.11.2015, 22:05
Vanguard Vanguard ist offline
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Registriert seit: 13.11.2015
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Beiträge: 4
Standard Verlassen nach dem Horror !

Hallo, ich bin auch neu hier und möchte mich kurz vorstellen. Ich bin 36 Jahre alt und bin (bzw. war ) fast sechs Jahre mit meiner Frau zusammen. Als wir uns 2010 kennenlernten war es die Liebe auf den ersten Blick, ich war noch nie so verliebt in meinem Leben. Für uns war klar das es ewig so sein würde, wir entschieden uns sehr schnell für ein Kind welches im Juni 2011 geboren wurde, ein wunderschönes kleines Mädchen. Doch bereits im November des Jahres brach unsere Welt auseinander. Bei einem ersten Besuch beim Frauenarzt hieß es noch Sie hätte einen Milchstau in der rechten Brust. Aber die Schmerzen wurden schlimmer und nach zwei Wochen und unserem Gang in die Notausnahme wussten wir was los ist. Sofort zerriss die Nachricht "Brustkrebs" alle unsere Träume. Der Alptraum begann Chemo, komplett Op der beiden Brüste, dann die Bestrahlung, die Entfernung der Gebärmutter und der Eierstöcke. Dann folgte die Antihormontherapie. Die Medikamente wurden immer mehr zu einem Teil unseres Lebens. Zoladex, Tamoxifen, Calziumtabletten und und und . Sie kämpfte wie ein Löwe. Alles überstand Sie mit dem Willen wieder gesund zu werden. Auch der Horror der Metastasen traf uns, erst in Ihrem Oberschenkel und dann im Rücken. Sie gab aber nie auf. Sie kämpfte um die Rekonstruktion Ihrer Brüste aus eigenem Gewebe und schaffte es Schritt für Schritt wieder zurück ins Leben. Ich war immer bei Ihr half Ihr wo in nur konnte und liebte Sie mit jedem Tag mehr. Seit Juli dieses Jahres wurde es immer besser und die Aussicht auf Absetzung der Medikamente bestand und auch der gehasste Port wurde endlich entfernt. Wir planten unsere Zukunft, wohin wir reisen könnten und vieles andere und dann zerstörte Sie plötzlich alles von heute auf morgen. Es traf mich wie ein Schlag ... wenn sie mich Anschaut sieht Sie nur noch die Schlimme Zeit sagt Sie aber nicht mehr mich und meine Liebe. Sie sucht jetzt nur noch den Spaß und geht von Party zu Party und Konzert zu Konzert und verliebt sich auch dauernd neu. Ich habe mich hier angemeldet um hier vielleicht Hilfe zu finden oder Antworten oder Menschen die sich ebenfalls so missbraucht vorkommen. Meine kleine ist jetzt ziemlich oft bei mir und ich versuche das ganze so gut es geht von ihr zu verbergen. Sie kannte Ihr ganzes kurzes Leben fast nur das Krankenhaus und jetzt kommt auch noch das auf Sie zu.
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  #2  
Alt 13.11.2015, 22:42
Susi705 Susi705 ist offline
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Registriert seit: 04.08.2015
Beiträge: 255
Standard AW: Verlassen nach dem Horror !

Hi Vanguard,

schön, dass du einen eigenen Thread aufgemacht hast.

Ich würde noch an einer "Verirrung" deiner Frau glauben, aber das kann ich natürlich niemals sicher sagen, das kann nur sie selbst.

Die Frage ist, wollt ihr psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, du und deine Tochter? Ich weiß, sowas ist ein schwieriger Gang, aber es kann helfen, vorallem dem Kind. Kinder merken oft mehr als man denkt.

lg,
Susi
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  #3  
Alt 14.11.2015, 04:01
Chances Chances ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Verlassen nach dem Horror !

Hallo Vanguard,

Es tut mir Leid, dass du nach all dem vor den Scherben eurer Beziehung stehst.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Konfrontation mit dem Tod den Lebenshunger deiner Frau gesteigert hat und sie nichts verpassen möchte. Manchmal kommt es auch vor, dass bei sehr negativen Erlebnissen (wovon ich mal ausgehe nachdem was du beschreibst) alles was damit in Verbindung steht mit gespeichert und dann verdrängt wird.
Naja und nur weil man Krebs hat, kann man trotzdem einen nicht ganz so tollen Charakter haben. Krebs macht nicht heilig. Ihr hattet nicht viel Zeit euch kennen zu lernen, bevor die Krankheit über euch herein gebrochen ist. Vielleicht wäre das auch ohne diese Erkrankung so gekommen. Letztlich wird dir das niemand sagen können - nicht mal sie selbst.

Entscheidend ist, dass du wieder beginnst auf DICH zu schauen. Und es ist gut, dass eure Tochter noch eine Mutter hat. Ich kann mir vorstellen, dass du dein Leben in den letzten Jahren sehr in den Dienst deiner Frau gestellt hast. Du hast vielleicht gelernt überwiegend in einem Wir zu denken, oder ihre Belange sehr in den Vordergrund zu stellen. Ich nehme an, du hast es gerne gemacht. Es ist sicher ein Schlag, wenn man erfahren muss, dass es dafür keinerlei Anerkennung, oder Dankbarkeit gibt.

Was habt ihr denn nun vor, oder vereinbart?

lg
chances

Geändert von Chances (14.11.2015 um 04:04 Uhr)
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  #4  
Alt 14.11.2015, 10:33
Vanguard Vanguard ist offline
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Ort: Leipzig
Beiträge: 4
Standard AW: Verlassen nach dem Horror !

Ich weiß noch wie verzweifelt Sie war, als Sie durch die Chemo ihre geliebten Haare verlor. Und es traf mich bis ins Herz ihre Traurigkeit zu erleben als nach und nach selbst beste Freunde sich langsam von uns entfernten. Unsere Welt wurde langsam immer immer kleiner. Trotzdem hatten wir auch unsere schönen Momente an denen die Sonne wundervoll nur für uns schien. Ich kämpfte zusammen mit Ihr jeden neunen Tag, weil ich wusste das wir irgendwann wieder eine Zukunft ohne den Krebs haben werden.

Gestern habe ich nochmal versucht ein Gespräch mit ihr zu führen weil ich einfach eine kurze Antwort haben wollte die mir das alles endlich erklärt. Doch die Antwort zerstörte endgültig meine Welt und meinen glauben an das gute.

Sie sagte "Ich brauche in Zukunft einfach in meinem Leben einen richtigen Mann der sich das nimmt was er will und mich auch so behandelt und mich damit endlich wieder Leben spüren lässt. Und keinen Krankenpfleger.

Ich fühle mich irgendwie total missbraucht und so irre verletzt und ich weiß das ich wahrscheinlich in Zukunft nicht noch einmal so handeln würde.
Was mit unserer kleinen wird weiß ich noch nicht weiter, Sie ändert sich gerade so sehr in Ihrem Verhalten, das ich nicht einmal mehr weiß wie ich mit Ihr reden kann.

Geändert von Vanguard (14.11.2015 um 10:37 Uhr)
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  #5  
Alt 14.11.2015, 12:18
Swabs Swabs ist offline
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Registriert seit: 08.03.2015
Beiträge: 253
Standard AW: Verlassen nach dem Horror !

Lieber Vanguard
Dein Eintrag hat mich sehr berührt und es tut mir leid, dass Du für Deinen selbstlosen Einsatz von Deiner Frau keine Anerkennung bekommst!.

Du hast bestimmt nichts falsch gemacht! Deine Frau scheint nicht zu realisieren was Du alles für sie gemacht hast. In ihren Augen hast Du ihr Leben bestimmt und ihr nicht den gewünschten Freiraum gegeben. Leider ist das bei Kranken oft der Fall. Ich bin selbst krebskrank und höre im KH wo ich meine Chemotherapie habe oft Frauen, die sich über ein "zu viel betreuen" durch ihre Partner beklagen. Ich habe das nie so empfunden. Ich bin froh "betüddelt" mich mein Partner. Er kauft ein, kocht, wäscht Geschirr und vieles mehr. Ich bin dafür unendlich dankbar, aber ich bin auch schon etwas älter (51), da sieht man gewisse Dinge mit andern Augen.

Mein Partner hatte vor 10 Jahren einen schweren Motorradunfall. In der ersten Phase wussten wir nicht, ob er je wieder auf eigenen Beinen stehen wird. Es hat sich nach monatelanger REHA fast alles normaliert. Er hat immer noch Nervenschmerzen, aber damit hat er zu leben gelernt. Ich habe damals gelernt, dass es sehr wichtig ist eine neue Situation anzunehmen und lernen damit zu leben. Als Angehöriger ist man ja eher hilflos in gewissen Situationen. Aber es ist auch gut wenn man loslassen kann. Ein Kranker ist nicht unmündig, er will als vollwertig angesehen werden. Einige wollen zeigen, dass sie das Leben selber meistern können, andere nicht. Deine Frau braucht offensichtliche diese Herausforderung dass sie es alleine schaffen kann.

Der Weg zu einer "gesunden" Einstellung bei der Bewältigung/Akzepttanz einer Krankheit ist für jeden unterschiedlich. Für Deine Frau bedeutet das so richtig aus dem vollen schöpfen und alles machen, was sie denkt "verpasst" zu haben. Es ist natürlich sehr bitter für Dich, dass Du nicht Teil von diesem neuen Leben sein kannst. Lass Dich davon aber nicht entmutigen, ich denke es ist sehr wichtig, dass Du Dir sagst "ich habe alles mögliche getan - mehr geht nicht mehr", denn Du hast das gemacht, was Du für richtig empfunden hast. Viele wären froh, wenn sie einen so engagierten Partner hätten. Für Deine Frau war das offensichtlich "zu viel". Schade hat sie Dir das nicht früher sagen können, aber Du solltest deswegen keine Schuldgefühle empfinden.

Ich kann Dir keinen Rat geben, wie Du die jetzige Situation bewältigen kannst. Ich denke professionelle Hilfe wäre sicherlich ein guter Anfang. Es ist wichtig für Deine Tochter zu spüren, dass Du ein zuverlässiger "Partner" bist und sie bei Dir immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen hat. Sie fühlt sich im Moment vielleicht ganz ähnlich "betrogen". Du hast hier eine ganz wichtige Aufgabe - Deiner Tochter zu zeigen wie wichtig sie in Deinem Leben ist und dass sie keinesfalls eine Last ist.

Ich hoffe Ihr könnt trotz der "aussichtslosen" Lage eine gute Lösung für beide Seiten finden.
Liebe Grüsse Swabs
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  #6  
Alt 14.11.2015, 15:26
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Tündel Tündel ist offline
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Registriert seit: 01.11.2013
Ort: Südbayern
Beiträge: 877
Standard AW: Verlassen nach dem Horror !

Au weh!

Das hört sich nicht schön an!
Mir scheint es so, als sei deine Frau noch nicht so ganz erwachsen gewesen als sie krank wurde, so dass sie nun ihre Jugend nachholen will!
Früh gebunden, Kind bekommen, krank geworden, extreme Therapie durchgestanden.... und immer warst du da. Sie kennt nix anderes, hatte den Tod vor Augen und will nun leben! Ohne Rücksicht auf Verluste.
Das ist wie es ist und wird sich nicht ändern! Sie wird eines Tages aufwachen, aber dann wirst du vermutlich nicht mehr da sein!

Du wolltest helfen, hast ihr vielleicht zuviel abgenommen, sie fühlte sich überbehütet und vertuddelt und meint nun, das und dich nicht mehr ertragen zu können! Das darf sie, aber sie hat nicht das Recht, dich zu beleidigen und zu beschimpfen!

Ich jedenfalls würde mir sowas weder gefallen lassen, geschweige denn durchhalten.

Du selber hast auch ein Recht auf ein fröhliches Leben, ein Leben ohne Pflege und Krankendienst, Niemand hat das Recht, dir derartig weh zu tun!
Aber nun kommt es auf dich an!
Was willst DU?
Wenn du Geduld und viiiiiiieeeel Liebe aufbringst, dann könntest du es vielleicht schaffen. Für eure Kleine! Aber du würdest dich und dein Recht auf ein zufriedenes Leben aufgeben! Und dich und dein Leben von ihren Launen abhängig machen!

Aaaaaaber es wird sicher viel Streit geben, viel Mut und Kraft kosten, zu warten, bis sie wieder "normal" tickt. Willst du das auf dich nehmen??? Uuuuund willst du es dem Kind zumuten??? Die Kleine braucht Kontinuität, Liebe, Ruhe, damit auch sie zufrieden aufwachsen kann, kein HickHack!
Was ist, wenn es ein Rezidiv gibt?
Geht dann alles wieder von vorne los?

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

Ich wünsch dir alles Gute und seeeeeehr viiiiiel Kraft!
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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