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  #166  
Alt 23.11.2005, 11:23
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Alina,

ich bin mir sicher, du hättest in meinem Alter auch nicht anders gehandelt!
Mit meiner Angst geht es dank Hilfsmittel einigermaßen gut. Ich blende alles, was die nahe Zukuft betrifft, einfach aus. Aber meine körperliche Verfassung läßt derbe nach. Ich habe Schlafprobleme, und bin tagsüber so k.o. Habe starke Probleme mit dem Lernen, und mit dem Alltag. Ich erledige zwar alles, aber habe gestern sogar verschlafen....das ist nicht so gut, denn die Prüfungen sind schon bald.
Ich kann morgens einfach kaum aufstehen. Egal wie lange ich schlafe, ich fühle mich immer kaputt. Es macht mir Angst, dass mir meine "Disziplin" entgleitet. Und mein Körper so schlapp macht.
Mama ist psychisch auch schlecht drauf. Sie hat einen Durchhänger, will endlich gesund werden. Sie sagt, dass sie so ungeduldig ist...was soll ich in dem Moment dazu sagen? Ich kann ihr ja nicht sagen, dass sie nicht wieder gesund wird, und jetzt einfach die Zeit so gut wie möglich genießen soll!?! Wie auch, sie ist ja so schlapp, dass sie kaum die Augen aufhalten kann, und fast den ganzen Tag über schläft.
Es ist schwer mit ihr umzugehen, wenn sie so schlecht drauf ist. Denn ich fühle mich leicht verletzt, und bilde mir ein, dass ich der Grund für ihre schlechte Laune bin. Denn manchmal wird sie so ungerecht, unbeabsichtigt zwar, aber es tut weh.
Das macht ja auch diese Hilflosigkeit, dass ich ihr rein garnichts abnehmen kann, nur reden um sie zu stärken, aber letzendlich stehe ich nur blöd daneben. Wieso nehme ich mich in dieser Situation so wichtig, dass ich mir die Schuld an ihrer schlechten Laune gebe???? Ich könnte gerade nur heulen. Schließlich bin ich durch sie auch so stark verwöhnt worden. Die ganze Zeit ist sie so stark, und macht es mir (uns) so leicht. Kaum hat sie einen psychischen Durchhänger, weiß ich nicht mehr, wie ich dann stark bleiben soll. Gerade dann muß ich doch stark sein!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Siehst du Alina, so stark bin ich wirklich nicht.
Eine liebe Umarmung, Saphir

P.S. Wie geht es dir?
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  #167  
Alt 24.11.2005, 18:51
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

ich bin momentan gar nicht so gut drauf - es bahnt sich etwas in Richtung Verkühlung an.

Daher heute nur ganz kurz ein lieber Gruß, eine angedeutete Umarmung für Dich und Deine Mama.

Beim "an Dich denken" bin ich aber noch gut dabei!!
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  #168  
Alt 24.11.2005, 19:37
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Briele,

dann wünsche ich dir schnell ganz warme Genesungswünsche, und hoffe, dass es nichts Ernstes ist. Es ist schön, dass du so an mich und meine Mama denkst, auch wenn du selber ganzschön was um die Ohren hast.
Ich denke auch an dich und Werner, euch beiden alles Gute und Liebe. Deine Saphir
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  #169  
Alt 24.11.2005, 21:54
Alina Alina ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

also jetzt muss ich dich mal ganz energisch vor dir selber in Schutz nehmen.Ich finde, du legst dir die Latte so hoch, Saphir, das entmutigt doch ! Du kannst doch nun nicht allem 100 %ig gerecht werden und dabei noch unentwegt stark, geduldig und noch dazu im Studium erfolgreich sein. Das ist zuviel und dein Körper sagt dir das auch.
Also, Saphir, mache mir eine Freude und sieh mal hin, was du schon monatelang leistet und erkenne das an. Wäre es so schlimm, wenn du ein paar Prüfungen ganz bewusst nicht machst ? Du hast Zeit.

Saphir, ich kann so gut verstehen, dass du auch verzagst, wenn deine Mama psychisch einen Durchhänger hat. Das ging mir so, vielen anderen Angehörigen auch ! Es ist so, dass man als Angehöriger mit dem Kranken bei den Aufs und Abs mitschwingt, dass kann man willentlich nicht beeinflussen.
Kübler-Ross hat sich mit den verschiedenen psychischen Verarbeitungs-Stufen bzw.Phasen von sehr kranken Menschen beschäftigt und festgestellt, dass auch die Angehörigen die gleichen Phasen mitdurchlaufen, manchmal zeitgleich, manchmal hinterherhinkend. Die Phase der Wut, der Aggression und der Depression gehören dazu, für die Kranken und die Angehörigen.
Ihr Buch hat mir sehr in der Begleitung von Mama geholfen, u.a. konnte ich Mamas zeitweisen Agressionen viel besser verstehen und nahm sie nicht so persönlich. Wem konnte meine Mutter denn schon ihre hilflose Wut über ihr Schicksal zeigen und ein wenig abreagieren wenn nicht mir bzw. an mir! ( Das Buch heißt "Interviews mit Sterbenden",wobei mir eher ihre Beschreibungen halfen, weniger die tatsächlichen Interviews. Es konnte mir viel an Unsicherheit und Ratlosigkeit nehmen ). Vielleichst kaufst du das Buch und hast es dann einfach mal zuhause, auch wenn du jetzt ev.nicht darin lesen magst ? Wie gesagt, mir gab es mehr Sicherheit und Halt.

Ich finde,stark ist nicht der, der nie verzagt, nie an sich und der eigenen Kraft zweifelt, sich nie in Frage stellt, sondern der, der trotz allem da bleibt, ausdauernd und trotz der eigenen Ängste ! Und das tust du, Saphir.

Es brennt eine Kerze für deine Mama und dich bei mir zuhause !

Alles Liebe,
Alina
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  #170  
Alt 27.11.2005, 18:29
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

danke für Deine lieben Wünsche. Eigentlich brüt ich seit einer Woche so herum, fühl mich nicht gut, denk nun wird ich gleich krank und dann krieg ich`s doch wieder hin. Werner hat es vor einer Woche dick erwischt: eitrige Mittelohrentzündung, eitrige Bindehautentzündung und eine Bronchitis. Es geht ihm besser, wenn er auch behauptet nun auf einem Ohr nichts mehr zu hören.

Wie geht es bei Euch, liebe Saphir?

Ich weiß, es ist schwer nicht alles persönlich zu nehmen, aber es trifft einen so unglaublich wenn man sich angegriffen fühlt. Im Kopf erklärt man sich alles, aber das Herz tut einem weh. Es ist ja auch die eigene Verzweiflung, die eigene Angst leichter zu ertragen, als die des Betroffenen. Das hält man wirklich kaum aus.

Wie gerne würde ich Dir etwas sagen was Dir hilft. Das ist an sich schon schwer, aber mit dem doch Wenigen was ich weiß und kenne, fast unmöglich. Optimismus zu verbreiten scheint mir nicht richtig, Worte, die in Richtung „Abschied“ gehen, möchte ich auch nicht schreiben. Vielleicht gibt es ja noch Hoffnung für eine längere, gute Zeit. Du weißt wie sehr ich das für Euch wünsche.

Ich schließe mich – wie so oft – Alina an, und finde auch Du solltest lieber und freundlicher mit Dir sein. Wenn Dein Körper Signale sendet, dann versuch bitte auf sie einzugehen!

Saphir, Liebes, besser, aufmerksamer und liebevoller kann man das alles nicht machen, nur auf Dich selbst musst Du auch ein wenig aufpassen.

Hat Deine Mama nun weiterhin Therapie?

Ich umarme Dich und heute brennen bei mir viele Kerzen. Eigentlich gar nicht so sehr weil der erste Adventsonntag ist, sondern weil zur Zeit so viele ein Licht brauchen.

Wie immer umarm ich Dich und auch Deine liebe Mama.
Deine Briele
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  #171  
Alt 02.12.2005, 21:23
Alina Alina ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

habe gerade an dich und deine Mama gedacht. Wie geht es deiner Mama ? Und wie geht es dir ?

Ich hoffe so sehr, dass ihr eine "gute" Zeit habt, trotz allem und dass deine Mama keine schlimmen Schmerzen hat.

Alles Liebe von
Alina
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  #172  
Alt 04.12.2005, 13:30
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Briele, liebe Alina,

wie immer habt ihr so recht. Ich trete mit dem Lernen ein wenig kürzer. Gehe nur noch zu den wichtigsten Stunden und hoffe, dass ich es so auch schaffen werde. Aber in dieser Zeit geht es nun mal nicht anders.
Mama hat seit den letzten Tagen zunehmende Schmerzen, und die Metastasen in der Wirbelsäule verursachen ein Abklemmen der Nerven in Richtung Beine. Daher wird sie immer schwächer was das Aufstehen betrifft. Auch droht eine Querschnittslähmung. Aber eine O.P. würde sie garnicht überstehen, wäre zudem ja auch ziemlich riskant.
Mein Bruder und ich sind aber ein starkes Team.
Nur hat Mama gestern etwas gesagt, was mich in die Enge treibt.
Ich habe ihr bisher die Prognose verschwiegen. Weil ich es sinnlos finde, ihr so etwas zu sagen. Erstens, weil Prognosen immer wage sind, und zweitens, weil ich Angst habe, dass sie dann aufgibt.
Nur jetzt sagte sie mir, dass sie es ganz schrecklich finden würde, wenn man ihr was verschweigen würde. Sie sagte, dass sie viel besser damit klar kommen würde, wenn sie die ganze Wahrheit wissen würde. Alles andere fände sie traurig.
Aber das ist jetzt so schlimm für mich. Denn sie hat noch so viel Hoffnung und Zukunftspläne. Würde ich ihr das jetzt nicht alles nehmen, wenn ich ihr sage, dass die Mediziner ihr nur noch wenige Wochen geben?
Auf der anderen Seite hat sie im gleichen Gespräch wieder von der Planung ihrer Beerdigung gesprochen. Was sie im Sarg tragen will, wie sie die Grabrede haben möchte, etc.....!!!
Bisher war es "leicht" für mich. Denn ich mußte ihr nur etwas verschweigen. Nun hat sie aber gezielt nachgefragt, und jetzt lüge ich sie an, wenn ich ihr nichts von dem Gespräch mit den Ärzten erzähle.
Was soll ich nun tun?
Ich drücke euch beide ganz stark, ihr seid so wichtig für mich!!!
Viel Herzenswärme für euch, Saphir
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  #173  
Alt 04.12.2005, 16:20
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Meine liebe Saphir,

das ist eine schwere Situation. Sie ist mir nicht unbekannt und ich weiß, auf die Frage, was soll ich bloß machen, wünscht man sich sehnlich eine Antwort, die so richtig ist, daß es gar keinen Zweifel gibt.

Aber das gibt es leider nicht. Da ist schon einmal die ganz unterschiedliche Sicht der Dinge weil die einen sagen, es ist das Recht des Patienten zu wissen wie es um ihn steht, er muß völlig aufgeklärt werden, nur so kann er Entscheidungen treffen, es geht ja um sein Leben. Und das ist alles ganz richtig. Dann gibt es die anderen, die sagen, gibt es überhaupt jemanden der sichere Prognosen stellen kann, belastet dieses Wissen nicht schrecklich, nimmt jede Zuversicht, Hoffnung, nein, es soll alles ferngehalten werden. Und auch das ist alles ganz richtig.

Es gibt Kranke, die wollen es haargenau wissen, löchern Ärzte, Schwestern, Angehörige, wissen über Befunde Bescheid, informieren sich.
Und es gibt andere, die wollen nichts Näheres wissen, auch nicht darüber reden, vertrauen ihren Ärzten, legen ihr Schicksal in die Hand Gottes.

So gerne ich Dir etwas von Deinen Sorgen abnehmen möchte, ich kann Dir nicht einmal einen Rat geben, ich kann Dir nur von mir und meinen Eltern erzählen.

Bevor meine Mama an Krebs erkrankte hat sie eigentlich immer gesagt, sie möchte dann einmal alles wissen, fände es schlimm wenn man Kranken etwas vorgaukelt.
Dann wurde sie krank. Der Arzt, der sie operierte war seit Jahren mein Frauenarzt und ich konnte gut mit ihm sprechen. Er informierte mich über alles, über das Ausmaß ihrer Erkrankung, was gemacht werden kann, was nicht, über die Therapie und auch über die Prognose.
Mama war damals 78, geistig kristallklar, schnell im Denken wie eh und je.
Ich saß an ihrem Bett und fragte sie, was der Chefarzt gesagt hatte. Sie erzählte mir über Unterhaltungen die Oper betreffend, mit dem Oberarzt, der auch ein ganz Netter sei, habe sie über die Bücher gesprochen, die sie am Nachtkästchen hatte. Ich hakte nach, was wurde über die Operation gesagt, und sonst ....? Sie sagte, ich hab gar nicht gefragt.

Sie wußte ich würde mit den Ärzten sprechen. Im Dezember wurde sie operiert, für Januar hatte ich für zwei Aufführungen Karten für die Wiener Staatsoper. Ihre Lieblingsopern. Ich konnte es kaum fassen als sie mich dann fragte, hast du mit dem Arzt gesprochen, geht es in Ordnung, daß wir nach Wien fahren? Sonst kam keine Frage.

Ich habe das für mich als Zeichen aufgenommen, daß sie nichts wissen will. Es war oft schwer, aber ich habe mich fast drei Jahre daran gehalten.

Und dann, ich hab es Dir, glaube ich, schon einmal geschrieben, als ihr Leben dem Ende zuging, da wurde es anders. Als sie ins Krankenhaus kam da war sie erst noch guter Dinge, aber plötzlich fragte sie, wollte sie alles wissen. Und von der Stunde an, in der man ihr gesagt hatte, daß es keine Hilfe mehr gäbe, daß sie nicht mehr gesund werden kann, aber man sonst alles für sie macht, da gab sie komplett auf. Ließ sich fallen, wäre am liebsten heute gestorben als morgen.

Der Arzt hatte ein schlechtes Gewissen, denn über all die Jahre war die Vereinbarung, daß ich über alles informiert werde und ich ihr alles sage.
Aber es war der richtige Weg gewesen. In jeder Beziehung.

Vielleicht hätte Mama noch ein paar Monate länger gelebt, aber um welchen Preis?

Papa war anders. Er wollte immer alles wissen, schüchterte die Ärzte fast ein bisschen ein, lockte alles aus ihnen heraus und dann sackte er zusammen, weil er das Schlechteste für sich annahm. Ich konnte ihn aber immer gut und schnell wieder aufrichten. Er hatte ganz schlimme Durchblutungsstörungen in den Beinen, zwei Zehen waren ihm amputiert worden, am Ende drohte die Amputation eines Beines. In seinem Fall wäre es doppelt schrecklich gewesen, denn seit einem Schlaganfall war er halbseitig gelähmt, aber doch imstande selbständig aufzustehen und auch zu gehen. Das wäre dann nicht mehr möglich gewesen.
Er war so hin und her gerissen. Einerseits hatte er oft arge Schmerzen, andrerseits wollte er nicht völlig abhängig von anderen weiterleben, und doch war ein Teil in ihm, der sich dem Leben zuwandte.

Ich saß bei ihm, wir beide eingehüllt in seinem Zigarettenrauch, und er hätte so gerne von mir gehört, Papa, mach dies oder mach das. Wie hätte ich das sagen können, was hätte ich sagen können. Ich sagte zu ihm, daß ich ihn brauche, auch wenn ich so ein altes Kind bin, und das stimmte durchaus. Er war alt, er war gebrechlich, er war krank, aber sein Geist sprühte, er gab mir Sicherheit, er war nach wie vor eine Instanz, er wußte so viel. Ich sagte ihm, daß mir einfach sein „Dasein“ so viel bedeutet, viel gibt. Ich sagte ihm auch, daß das alles von mir vielleicht egoistisch ist, aber weil ich ihn lieb hab, will ich ihn behalten. Ich zeigte ihm aber auch mein Verständnis, mein Verstehen, wenn er sagte, das hat doch alles keinen Sinn mehr, so möchte er nicht mehr weiterleben. Jedes Gespräch endete eigentlich gut, nämlich in dem ich ihm versichtere, immer bei ihm zu sein, ihn in jeder Entscheidung zu unterstützen.

Als seine Hausärztin ihn ins Krankenhaus einweisen lassen wollte, waren wir wie paralysiert. Ein mehr oder weniger außenstehender Mensch, aber doch einer, der es gut meinte, sagte dann zu meinem Papa, wollen sie das wirklich machen lassen? Und Papa sagte nein, das will ich nicht. Legte sich ins Bett und vier Tage später starb er.

Jetzt hab ich viel geschrieben, aber was nützt es Dir?
Du hast einige Male Eure lieben, guten Ärzte erwähnt. Kannst Du Dich mit ihnen beraten?

Ehrlich gesagt glaube ich, Deine Liebe wird Dein bester Ratgeber sein. Du bist sensibel, hellhörig, Du bist voll von gutem Willen, Du wirst zum richtigen Zeitpunkt die richtige Antwort finden. Und zum richtigen Zeitpunkt schweigen.

Letztlich, ganz letztlich, ist dann doch jeder allein. Man kann nur versuchen alles so gut zu machen wie man kann, und das tust Du bei Gott, Saphir.

Mach Dir bitte nicht das Herz schwer mit solchen Begriffen, wie anlügen, nicht die Wahrheit sagen, in diesem Zusammenhang haben sie keinen Wert und du brauchst nicht einmal daran denken.

Nur Mut!

Feste Umarmung und gute Wünsche
Von Deiner Briele
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  #174  
Alt 04.12.2005, 20:48
Mom 21 Mom 21 ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Briele, liebe Alina!
Danke, dass es noch Menschen wie euch gibt. Ich habe mir heute alle Postings in Euerem Thread "Russisch Roulette" durchgelesen und mir sind die Tränen gekommen. Mit wieviel Herzenswärme, Einfühlungsvermögen, Verständnis, Liebe, Ehrlichkeit, Rat, Erfahrung, Trost...............ihr Euch um Saphir "kümmert" finde ich echt bewunderns- und bemerkenswert.

Ich habe meine Diagnose Hautkrebs letztes Jahr 3 Tage vor Weihnachten erhalten. Der Diagnoseschock hat mich völlig aus der Spur geworfen und das erste halbe Jahr nach der Diagnose war für meine Kinder (25, 23 und 16 Jahre alt) sehr schwer. Ich habe mir zu dieser Zeit immer gedacht "ich möchte doch, dass sie ihre Jugend unbeschwert geniessen können" und es tat mir echt leid, dass ich allen soviel Kummer bereitet habe.

Ich habe zwar keine Ahnung wie alt ihr alle seid (ist ja auch egal), aber Saphir, nehme ich mal an, ist im Alter meiner beiden "Großen". Es ist wirklich tragisch, wenn man in so jungen Jahren schon mit soviel Leid konfrontiert wird, aber man kann sich sein Schicksal nicht aussuchen.

Im Moment habe ich noch keine Metastasen, aber sollte es irgendwann mal soweit sein und sich mein Leben dem Ende neigen, dann wünsche ich meinen Kindern so verständnisvolle Menschen, wie ihr beiden es seid, an ihrer Seite. Liebe Grüsse Siggi

An Saphir sende ich ein dickes Kraftpaket!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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  #175  
Alt 05.12.2005, 19:48
Briele Briele ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Siggi,

danke für Deinen lieben Brief.

Wie immer, wenn man gelobt wird, freut es einen, zugleich weiß man nicht was man darauf sagen soll.

Es ist noch kein Jahr her, da hätte ich es nicht für möglich gehalten im Internet Menschen zu finden die mir nun viel bedeuten, mit denen ich mich freundschaftlich verbunden fühle. Ich weiß nicht was hauptsächlich der Motor ist: der gemeinsame Ansatz, Gründe, die einen hierher geführt haben, die Anonymität? Vielleicht alles zusammen, aber eines kommt mit Sicherheit dazu – sich angesprochen fühlen, auf der gleichen Wellenlänge liegen. Es gibt hunderte Beiträge, auf manche reagiert man. Und manchmal entsteht dann etwas wie hier bei Saphir, oder wie bei Marios Thread und auch bei anderen.

Ganz schnell erlebt man daß es ein stetes Geben und Nehmen ist. Ja, ich denke, wir sind für Saphir eine kleine Stütze, aber Saphir gibt mir ebenfalls viel. Ich bin 58, ich habe keine Kinder und das meiste was ich bei Freunden und Bekannten sehe und höre (Kinder betreffend) gefällt mir nicht so gut. Ich muß hier nicht das Hohe Lied auf Saphir singen, Du hast den thread gelesen und weißt, daß sie eine feine Tochter ist.
Ich bin sehr beeindruckt von ihr.

Siggi, es tut mir leid, daß auch über Dich und Deine Familie die Diagnose einer Krebserkrankung gekommen ist. Wie geht es Dir jetzt? Ich wünsche Dir alles Gute.

Liebe Grüße
Briele
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  #176  
Alt 05.12.2005, 22:54
Alina Alina ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

bei deinen Zeilen steigen auch wieder ganz intensiv meine Bilder von Mama in mir hoch und ich kann die Schwere und den Kummer wieder so intensiv fühlen. Es tut so weh, zuschauen zu müssen, wie der Körper langsam abbaut, die gesamte Liebe, die man als Angehöriger hat, kann nichts dagegen ausrichten.
Ich bin so froh, dass du deinen Bruder nun an deiner Seite hast !

Saphir, auch ich wage es nicht, dir zu "raten", ob du deiner Mama die Wahrheit sagen solltest oder besser nicht.
Ich möchte dir statt dessen ganz ehrlich sagen, welche Gedanken ich mir dazu mache bzw. wie ich es mit meiner Mama erlebt habe.
Ich glaube,dass deine Mama auch ohne Aufklärung nun ein inneres Wissen davon hat, dass sie nicht mehr so viel Zeit hier hat.Ich glaube wirklich, sie weiß das, ohne dass du ihr die Prognosen der Ärzte sagst.Es ist so wichtig, dass sie dir nun ihre Wünsche z.B.zu ihrem Begräbnis mitteilen kann und du nicht abwehrst, nicht beschönigst, sondern zuhörst.
Neben diesem Wissen aber macht deine Mama Pläne und hat Hoffnung- genauso war dies auch bei meiner Mama, obwohl sie von den Ärzten von Anfang an informiert worden war, dass ihr Krebs unheilbar ist. Das hat mich damals so irritiert, ich habe mich auf die Kübler Ross-Bücher gestürzt und dort Antworten gefunden, die mir halfen, damit umzugehen. Auch ich habe ja wider aller Prognosen bis zuletzt Hoffnung gehabt, dass ich Mama nicht verlieren muss. So haben wir miteinander Pläne gemacht, für meine Geburtstagsfeier, für den Garten, für eine Reise....Und trotzdem wussten wir beide ohne große Aussprache, dass es wohl doch anders kommen wird.
Saphir, mir hat es sehr geholfen, dass ich sehr "hellhörig" geworden bin in der letzten Zeit, die Mama noch hatte. Immer öfter hat sie dann nämlich durch verschiedene Bemerkungen mitten in einem anderen Gespräch darauf hingewiesen, dass sie sich nun vorbereiten muss zu gehen. Ich glaube, sie wollte mich auch mitvorbereiten.
Ach, was will ich dir nun mitteilen, Saphir ? Dass du dir keine Sorgen machen solltest, dass du sie "belügst", denn ich meine wirklich, dass deine Mama weiß. Kübler Ross schrieb viel darüber, wie verlassen sich Menschen, die Abschied nehmen müssen, fühlen, wenn sie niemandem sagen können, was sie beschäftigt, was sie noch regeln möchten, was sie denken, weil dies keiner ihrer Angehörigen "aushält", weil diese ausweichen und sagen:" Ach, du stirbst doch nicht, was redest du denn da ". Ich bin sicher, Saphir, dass du "es"aushältst, dass deine Mama spüren wird, dass sie dir das, was ihr wichtig ist, anvertrauen kann.

Mir ist schwer ums Herz, wenn ich an euch denke.

Ich umarme dich und deine Mama,
Alina
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  #177  
Alt 05.12.2005, 23:17
Alina Alina ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Siggi,

auch von mir ein Danke schön für deine lieben Zeilen, sie haben mich gefreut.
Wie Briele möchte ich auch sagen, dass es hier ein Geben und Nehmen ist. In Saphirs Thread habe ich Briele gefunden, die mich an der Hand nahm und durch meine damals noch sehr akute Trauer führte.Dann kam Isa dazu...

Liebe Siggi, ich möchte noch etwas zu deinem Satz sagen, dass es dir so weh tut, dass deine Kinder nun Schweres erleben müssen. Ich bin ja schon eine alte Tochter ( 39 J, als meine Mutter starb), aber ich habe so ab dem 17 Lj. eigentlich fast immer mit schweren Krankheiten meiner Eltern gelebt.Mein Vater hatte Herzinfakte, Nierenversagen, Dialyse,..., meine Mutter Depressionen. Ich war also auch belastet als junger Mensch, aber wirklich, Siggi, auch wenn es abgedroschen klingt, es hat mich eben zu dem Menschen geformt, der ich bin.Und rückblickend würde ich mein Leben nicht tauschen wollen, auch wenn ich es ein wenig schwerer hatte als meine damaligen Freundinnen.Dass man die Krankheit von den Eltern nehmen könnte, das wünscht man sich immer als Kind.
Deine Kinder haben eine Mutter, die sie liebt- auch wenn du krank bist, das ändert nichts daran.Das wird ihnen helfen.

Liebe Sigi, ich wünsche mit, dass deine Kinder Unterstützung haben werden, wenn es denn sein sollte, dass du sie einmal verlassen musst. Viel mehr wünsche ich aber, dass du bei ihnen bleiben kannst. Wie geht es dir ?

Ich finde auch, Saphir ist ein feine,treue und mutige Tochter.

Alles Liebe,
Alina
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  #178  
Alt 11.12.2005, 15:37
Mom 21 Mom 21 ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Briele, liebe Alina,
ich habe mich in der vergangenen Woche viel bei Ärzten aufgehalten, darum antworte ich erst jetzt auf eure Frage nach meinem Befinden.
Wie ich ja schon geschrieben habe, bin ich im Moment metastasenfrei. Das Schlimme bei mir ist, dass ich beim kleinsten Zwicken denke, aha, jetzt ist es soweit, die erste Meta ist da. Dann muss mir ein Arzt sofort!!!! bestätigen, dass es nichts mit meinem Melanom zu tun hat (habe hier im KK den Spruch gelesen "Lieber Gott gib´ mir Geduld, und zwar sofort!!!!).

In 10 Tagen habe ich das erste Jahr nach der Diagnosestellung "rum", aber ich glaube, die Angst vor Metastasen wird mich den Rest meines Lebens begleiten. Na klar könnte mir ja auch morgen ein Dachziegel auf den Kopf fallen oder ich könnte mit meinem Motorrad verunglücken. Ich sollte die Zeit, wo es mir körperlich gut geht, nicht mit Sorgen über die Zukunft belasten. Eine ordentliche Portion Optimismus würde mir guttun. Mache zur Zeit eine Psychotherapie, um besser mit allem umgehen zu können.


Natürlich gehe ich brav alle 3 Monate zur Nachsorge (am 14.12. ist es wieder soweit). Die Tage vor diesen Untersuchungen sind nicht so prickelnd, immer die Angst, dass sie was finden.................
Hoffentlich kann ich am Mittwoch aufatmen und die restliche Weihnachtszeit und den Jahreswechsel geniessen (war ja letztes Jahr nicht möglich).
Euch beiden wünsche ich von Herzen alles Gute und bleibt wie ihr seid.
Liebe Grüsse von Siggi
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  #179  
Alt 12.12.2005, 15:34
Saphir Saphir ist offline
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Standard AW: Russisch Roulette.......

Liebe Siggi,

ich danke dir für dein Kraftpaket, kann es gut gebrauchen. Ich kann dir nur zustimmen, was du über Alina und Briele geschrieben hast. Sie haben mich so manches Mal aus einer tiefen Grube gezogen. Ich wünsche dir und deiner Familie alles Liebe und Gute!!!

Liebe Briele, liebe Alina!

Danke für eure lieben Worte über mich. Das baut mich auf. Ich bin momentan sehr überfordert, und das "Leben" fliegt an mir nur so vorbei.
Nach der letzten Prognose würde Mama spätestens diese Woche von uns gehen. Aber so wie es jetzt aussieht bin ich mir sicher, dass wir noch Weinachten mit ihr feiern können.
Soviel zu den Prognosen...........Sie ist wahnsinnig stark, wer weiß, vielleicht wird ihre Krankheitsgeschichte irgendwann in die medizinischen Bücher einfließen. Die Ärzte sind auf jeden Fall fasziniert von ihr und ihrem Lebenswillen.
Auf jeden Fall werde ich ihr diese Woche ein Weinachtsgeschenk kaufen. Und das kann ich ihr auch am 24. geben, dabei laß ich mich nicht entmutigen.
Übrigens habe ich ihr nichts von der Prognose erzählt. Nach reichlicher Überlegung habe ich einfach nicht den Sinn gefunden, sie damit zu konfrontieren. Und es reicht schon, wie mich diese Sache fertig macht. Und letzendlich ist sie schließlich immer noch bei uns. Nichts anderes zählt!!!
Liebe Grüße, Saphir
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  #180  
Alt 14.12.2005, 11:27
Briele Briele ist offline
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Liebe Saphir,


Es ist schon so, auch in einer schrecklichen, sorgenvollen Zeit gibt es Hoffnung und so etwas wie Glück. Das versteht nur jemand, der bereits im Kummertal war.

Ich hab keinen Zweifel daß Du etwas falsch entscheiden könntest, Saphir, Du wirst alles richtig machen. Vieles liegt gar nicht in unserer Hand, aber was wir mit Liebe, Achtsamkeit und Hingabe tun, in bestem Wissen, das ist dann stimmig. Zumindest sehe ich es so.

Nun ist bald Weihnachten. Ich hoffe mit Dir.

Ich bedaure Deine bemerkenswerte Mama nicht zu kennen, aber ein wenig tu ich es ja durch Deine Erzählungen. Daß sie ein ganz besonderer Mensch ist weiß ich allein durch Dich, Deine Person. Fast immer (ich mag nicht „immer“ sagen) hat eine tolle Tochter eine tolle Mutter. Und das bist Du – wunderbare Tochter einer wunderbaren Mutter. „Bemerkenswert“ ist in diesem Zusammenhang eigentlich ein Unwort, denn bemerkenswert ist wirklich jeder Mensch. Nun lass ich es trotzdem stehen.

Liebe Grüße und Umarmung
Deine Briele
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