Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Allgemeine Themen > Umgang mit Krebs und Krankheitsbewältigung

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 27.09.2013, 22:54
Benutzerbild von Chilipeperli
Chilipeperli Chilipeperli ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.03.2011
Ort: Schweiz
Beiträge: 282
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Guten Abend,

Diese Diskussion regt zum Nachdenken an.

Das Wort: "Kämpfen" im Bezug auf die Krebserkrankung kann sicher verschieden angeschaut werden.

Die Krebserkrankung ist eine ganzheitliche Erkrankung. Sie betrifft sowohl Körper, Seele wie auch der Geist.
Für mich persönlich bedeutet: Kampf, etwas aktiv gegen die wild wuchernden Zellen im Körper zu tun. Doch ein(e) Erkrankter kann in dieser Hinsicht nichts tun ausser die von aussen zugeführten Therapien über sich ergehen lassen. Diese Therapien mögen hart und keinesfalls lustig sein. Doch bei diesen Therapien stehen wir nicht auf und nehmen das Schwert in die Hand. Wir befolgen lediglich den Rat des Fachpersonals, lassen die Chemo in uns laufen, liegen auf dem Bestrahlungs- od. Op Tisch und ertragen! Das empfinde ich als passiv auch wenn diese Therapien oftmals mühsam, eklig, schmerzvoll, unangenehm, etc. sind.
In seelischer und geistiger Hinsicht kann man meiner Meinung nach gut von Kampf sprechen. In meinem Blog (leider schon lange nicht mehr geschrieben) verwende ich dieses Wort: "Kämpfen" auch. Ich verwende auch das Wort: "Sieg" im Bezug auf die Krebserkrankung und ich meine damit genau das: seelischer und geistiger Kampf.
Ich finde Helmut hat sehr schön beschrieben, was dieser Kampf ist.

"Ich bestimme mein Leben! Nicht der Krebs." Das Leben nach einer Krebsdiagnose verändert einfach alles und egal ob die Krebserkrankung nun überwunden ist oder noch vorhanden ist. Verändert wird das Leben in vielen negativen ABER auch in vielen positiven Hinsichten.

Mit meinem letzten Abschnitt merke ich, dass sich der Kreis schliesst und ich wieder beim Wort: "Kampf" angelangt bin. Ja, ich glaube man kann in jeder Hinsicht von Kämpfen sprechen.

Und somit wünsche ich Euch allen eine gute Rüstung um möglichst wenig Wunden in unserem Kampf davonzutragen.

Liebe Grüsse
Chili
__________________
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
http://chili-fight.blogspot.com/
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 28.09.2013, 08:17
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.07.2005
Ort: Main-Kinzig-Kreis
Beiträge: 3.388
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@all


wenn ich mir so die Beiträge der letzten Tage alle so in Ruhe durchlese stelle ich fest, dass sozusagen Alle irgendwie Recht haben

Beispielsweise nutze auch ich öfter mal fast unmerklich das Wort KÄMPFEN in Situationen, die noch nicht mal so dramatisch wie Krebs sind....... beispielsweise werde ich heute vormittag mit etwas Fahrradfahren gegen die Arthrose kämpfen und morgen ist Schwimmen dran

Ich wünsche Euch einen guten beschwerdefreien Spätsommertag

mit herzlichen Grüßen.....nicht zuletzt an den selten hier postenden Helmut


__________________
Ilse
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 28.09.2013, 13:57
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hi Ilse, hi chili & @all,

ich möchte kein Haarspalter sein (ok, manchmal bin ich es schon ). Man kann das Thema durchaus so sehen, wie einige es tun.

Normalerweise versuche ich zunächst die Situation so realistisch wie möglich einzuschätzen. Siehe oben. Natürlich ist das immer auch persönlich gefärbt. Jeder Mensch denkt anders, hat ein anderes Umfeld und eine andere Vorgeschichte. Selbst eine sogenannte 'realistische Einschätzung' ist immer auch eine persönliche und muss vielleicht irgendwann mal revidiert werden.

Ich baue mir damit ein Fundament, auf die ich meine weiterführenden Gedanken und Entscheidungen aufsetze. Spätestens da kommen dann Emotionen wie Wut, Angst, Verzweiflung, Glaube und Hoffnung ins Spiel und auch manchmal gedankliche Klimmzüge, welche ein anderer vielleicht nicht so einfach nachvollziehen kann. Die Bedeutung und Inhalte einzelner Wörter ist nicht nur dabei unter Umständen von Mensch zu Mensch und im Kontext gesehen verschieden. Was zu großen Missverständnissen führen kann.

Ich sehe durchaus einen Sinn darin, das Wort 'kämpfen' nicht zu mögen. Kein Problem, es wird durch ein anderes ersetzt oder umschrieben. Z.B. durch "Ich will leben!" oder "Ich bestimme, nicht der Krebs!". oder wesentlich subtiler "Ich lebe!". Kämpfen, das riecht nach Blut, Schweiss und Tränen, ist also eher negativ besetzt. Nicht besonders gut in dem Moment. Nagtives hat man bereits genug oder davon irgendwann die Nase voll. Die Umschreibungen jedoch bauen auf, sie haben einen positiven Charakter und zeigen deutlich den Weg nach vorne. Für sich selbst und für andere. Gerade bei dieser Erkrankung sehr wichtig. Obwohl, sowohl das Wort als auch die Umschreiben haben für uns hier prinzipiell die gleiche Bedeutung: leben und/oder überleben.

So gesehen gebe ich den Menschen recht, die das Wort 'kämpfen' nicht mögen oder gar aus ihrem Wortschatz gestrichen haben und ehrlich gesagt: ich mag es auch nicht besonders. Ich hoffe, ihr habt mich verstanden.

In einem muss ich dir widersprechen, Chili: kein Patient muss wie entmündigt irgendetwas über sich ergehen lassen. Man sollte durchaus selbstbestimmt mit den Ärzten zusammenarbeiten. Meine Frau hatte damals in der Regel sehr genau gewusst, was sie will und was sie nicht will. Ich kann mich an so manche Diskussion mit den Ärzten erinnern und manchmal setzte sie einfach einen Punkt. Viele machen das genau so und sie haben recht. Wie mir ihr Onkologe hinterher sagte, sei es ihm genau aus diesem Grund sehr schwer gefallen, die beiderseitig meist nötige menschliche Distanz zu wahren und letztendlich sei es ihm auch nicht wirklich gelungen.


In diesem Sinne auf das Leben,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 28.09.2013, 14:23
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.07.2005
Ort: Main-Kinzig-Kreis
Beiträge: 3.388
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@Helmut

Du bist kein Haarspalter und mir hat besonders Dein letzter Absatz gefallen
__________________
Ilse
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 28.09.2013, 15:24
J.F. J.F. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.04.2007
Beiträge: 1.483
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Hallo zusammen

Helmut, ich würde bei dem Wort "Kampf" ebenfalls differenzieren wollen. Es kommt auf die Assoziationen an, die sich im Kopf des Jeweiligen im jeweiligen Moment aufbauen. Wer Kampf mit Krieg kombiniert, wird natürlich dies ablehnen. Aber das wäre zu einfach gemacht.

Wer aber Kampf auch mit den täglichen (unangenehmen) Entscheidungen und Weggabelungen, an denen man doch des öfteren steht, verbindet sieht es dann mit anderen Wertmaßen. Das Leben beginnt mit einem Kampf . Die Geburt, das Duchquälen durch den Geburtskanal ist der erste Akt im Leben eines Jeden. Also nicht mal auf der Welt und der Kampf beginnt . Manch eine(r) musste mit Hilfe anderer auf die Welt geholt werden. Dann das laufende Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Manch Entscheidung wurde nach einem langen Kampf mit sich selber oder mit anderen getroffen. Da ist auch kein Blut geflossen (hoffentlich), aber nicht umsonst heißt es "nicht aus der Haut können", "Dir ist was auf den Magen geschlagen", "ist Dir was an die Niere gegangen", "Du beißt Dich durchs Leben" etc pp. Der Kampf wurde ggf mit Ignorieren aus dem Weg gegangen. Aber viele kennen es, dann kommt die nächste Lektion um so heftiger. Bis man sich dem Kampf stellt. Es muss nicht immer gleich Krebs sein. Es können auch "banale" Dinge sein. Und es müssen nicht immer gleich die Waffen ausgepackt werden. Für manch Erkrankte ist schon das morgendliche Aufstehen zu einem Kampf mit sich selber geworden, zB beim burnout oder Fatigue.

Und da wäre ich beim Posting von Chili . Nein, man duldet nicht was die Ärzte einem als Therapie auf den Weg mitgeben, man nimmt sie aktiv an. Klar ab und an hat man das Gefühl mit dem Rücken an der Wand zu stehen. Der Kampf mit sich: Ja oder nein zur Therapie und seinen Nebenwirkungen. Man entscheidet sich für die Therapie, nimmt den Kampf auf. Gegen die Krankheit, gegen die Widrigkeiten, die sich in den Weg stellen. Ich mag zB keine Boxkämpfe, für mich ist das Brutalität, die in meinen Augen kein Sport ist. Aber das ist rein meine Meinung, ich akzeptiere es, dass andere dies anders sehen. Im Kampf gegen den Krebs habe ich meine Rolle im Ring gesehen (das zum Thema Assoziation). Und bisher sind die Runden an mich gegangen, auch wenn ich sehr angeschlagen bin. Und mich manchmal fühle als würde man mich auszählen. Aber ich stehe wieder auf. Und mache weiter. Und geniesse in den Zwischenzeiten das Leben, denn dies habe ich mir schwer erarbeitet.

Auch Angehörige von Erkrankten, die auf dem letzten Weg sind, kämpfen um die vermeintlich richtige Entscheidung, um allen den Abschied zu erleichtern. Auch für sie ist es nicht einfach heraus zu finden was sowohl für sie als auch für den Sterbenden der Weg ist, damit alle ihren jeweiligen weiteren Weg beschreiten können. Da wären wir dann beim Ende eines Menschenlebens. Der Kreis schliesst sich.

In diesem Sinne hoffe ich, dass alle das heutige supertolle Wetter geniessen und für sich für ein paar Minuten, Stunden innehalten und friedlich verschnaufen können. Denn auch die Natur mit ihren Herbstfarben und den beginnenden morgendlichen Frösten ist das langsame Zurückfahren der Ressourcen, um den Winter trotzen zu können.
__________________
Alle im Forum von mir verfassten Beiträge dürfen ohne meine Zustimmung nicht weiterverwendet werden.
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 28.09.2013, 19:52
Benutzerbild von Chilipeperli
Chilipeperli Chilipeperli ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.03.2011
Ort: Schweiz
Beiträge: 282
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Lieber Helmut, lieber JF

Zitat:
Nein, man duldet nicht was die Ärzte einem als Therapie auf den Weg mitgeben, man nimmt sie aktiv an.
Da bin ich gleicher Meinung.

Aber während dessen man auf dem Op-Tisch liegt, unter dem Bestrahlungsgerät liegt oder an der Chemo hängt, schenkt man sein Vertrauen den Ärzten, der Technik und der Chemie. Der aktive Entscheid hat man vorher getan. Wenn die Chemo in die Vene läuft, das Bestrahlungsgerät in Gang gesetzt ist, die Narkose gespritzt ist, dann übergibt man sich in Verantwortung Fremder. Klar, die Folgen der Nebenwirkungen dieser Therapien muss der eigene Körper tragen und erdulden und dann ist man wieder in den Kampf eingestiegen.

Und ja, da bin ich durchaus gleicher Meinung Helmut, jeder sollte selbstbestimmt mit den Ärzten zusammenarbeiten. Man sollte für sich entscheiden können, was für einen gut ist und was nicht. Das ist doch des Menschens gutes Recht, wenn er handlungsfähig ist.
Leider kommt es immer wieder vor, dass über den Patienten hinweg entschieden wird. Doch da sind wir bei einem anderen Thema.

Ich hoffe, ich konnte mich gut genug ausdrücken, sodass man nachvollziehen kann, was ich mit passivem Kampf meine!

Einen ruhigen Abend wünsche ich Euch
Chili
__________________
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
http://chili-fight.blogspot.com/
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 28.09.2013, 22:53
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Liebe Chili,
Zitat:
Zitat von Chilipeperli Beitrag anzeigen
Ich hoffe, ich konnte mich gut genug ausdrücken, sodass man nachvollziehen kann, was ich mit passivem Kampf meine!
jou, hast du. Das war ein kleines Misverständnis meinerseits. So schnell geht das. Sorry.

Es ist schon interessant, wieviele Ansichten, Deutungen und Meinungen es zu dem kleinen Wörtchen 'kämpfen' gibt. Trotz eigentlich doch allgemeiner inhaltlicher Übereinstimmung.


Allseits eine gute Nacht,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 12.12.2013, 15:58
NancyChemnitz NancyChemnitz ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 08.12.2013
Ort: Chemnitz
Beiträge: 4
Standard AW: Kämpfen - Diskussion um das Kämpfen gegen die Krankheit

Hallo,
Mein name ist Nancy. Ich bin 21 jahre alt und habe dieses Jahr die Diagnose Hirntumor bekommen.Ich bin leider nur mit Handy online aber ich würde alles dafür geben zu sehen, dass ihr hier noch aktiv seit und ich jemanden zum reden finden würde. Ich fühle mich so alleine weil ich zu niemanden Kontakt habe oder finde der ähnliches erlebt hat und noch nicht über 50 ist. Nichts gegen das Alter, aber es ist einfach ein Unterschied.
Ich würde mich riesig über eine Reaktion freuen.
Ganz liebe Grüße.
Nancy
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 29.09.2013, 14:07
Volker.M Volker.M ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.09.2013
Ort: Bereich HH
Beiträge: 5
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Erst ein mal ein Hallo in die Runde. Als "Neuer" habe ich diese Diskussion gefunden, habe lange überlegt ob ich mich dazu äußern sollte und mich entschlossen es doch zu tun:
Zitat:
Zitat von Chilipeperli Beitrag anzeigen
Diese Diskussion regt zum Nachdenken an.

Das Wort: "Kämpfen" im Bezug auf die Krebserkrankung kann sicher verschieden angeschaut werden.
Ich kann viele meiner eigenen Gedanken in deiner Beschreibung wiederfinden und habe versucht es mit meinen eigenen Erfahrungen abzugleichen. Als mir vor nunmehr 12 Monaten die Diagnose "inoperabler Lungentumor" eröffnet wurde (hier eine kurze Zusammenfassung), habe ich ohne Kenntnis der möglichen Therapien innerlich meine Koffer bepackt und ging nicht mehr davon aus, das Ende des letzten Jahres zu erleben.
Nachdem ich dann in die Therapie im Krankenhaus übernommen wurde konnte ich erleben, wie trotz jeder negativen Prognose immer noch eine kleine gute Seite daran zu finden war, die mir Hoffnung auf ein paar weitere Tage/Wochen gab. Wenn ich da aber so im Nachherein betrachte, dann war das nie ein Kampf ums Überleben - eher die Erkenntnis, dass es irgendwie weiterging.

Mein Fazit daraus: Ich habe gelernt mit der Krankheit zu leben, hoffe (weiterhin) auf positive Entwicklungen und versuche mich selbst durch durch zwei unterschiedliche Kontrollinstanzen (1x Kankenhaus mit der Therapie, 1x Radiologie mit unabhängigen CT´s) immer auf einem aktuellen Stand meiner Krankheit zu halten.

Ansonsten bemühe ich mich den Rest meiner Zeit so intensiv wie möglich zu (er)leben.

Volker
__________________
Volker

Stand meiner Erkrankung: Hier
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 29.09.2013, 16:30
evelyn-wieda evelyn-wieda ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 01.10.2011
Ort: Niedersachsen, in Wieda
Beiträge: 83
Standard AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

Ein harzliches Hallo in die Runde,

und was für eine interessante Diskussion um so ein kleines Wörtchen, die mich zum Nachdenken inspiriert hat. Danke für all die Denkanstöße und Meinungen.

Wie so schön treffend Helmut schreibt:
Zitat:
Es ist schon interessant, wie viele Ansichten, Deutungen und Meinungen es zu dem kleinen Wörtchen 'kämpfen' gibt. Trotz eigentlich doch allgemeiner inhaltlicher Übereinstimmung.
Aber nach wie vor mag ich dieses Wort nicht für mich benutzen. Assoziiere ich es doch mit Schlacht, Krieg, Gemetzel und das stelle ich mir dann in meinem Körper vor.
Geht gar nicht.
Ich stelle mir viel lieber vor, wie sich bestimmte Zellen auflösen, wie sie schrumpfen und verschwinden, wie sich mein Körper selbst hilft und mein Immunsystem stark, kraftvoll und liebevoll mit Hilfe von Medikamenten, Therapien, Meditationen, Tees usw. reagiert.

Ebenso nenne ich z. B. das morgendlich manchmal mühselige Aufstehen nicht Kampf, sondern einfach Überwindung, wie ich auch nicht die schlimmen Nebenwirkungen von Chemotherapie oder Operationen mit kämpfen interpretiere, sondern ich ertrage diese und nehme sie an, ganz nach dem Motto: das schaffe ich, dass schafft mein Körper.

So ist gerade das Annehmen für mich ganz wichtig und bedeutet für mich: leben.
Doch diese Überzeugung war nicht einfach da, nein, es ist ein Entwicklungsprozess, ein Weg, den ich beschreite. Bevor ich Annehmen konnte, durchlebte ich Zweifel und Wut, Traurigkeit und Hilflosigkeit, Schmerz und Erdulden, Suchen und Lernen. Am Anfang, als ich die Diagnose bekam, war ich einfach hilflos und ohnmächtig, irgendwann reagierte und funktionierte ich und schließlich begann ich die Situation anzunehmen, mich mit ihr bewusst auseinander zu setzen und ich fing an selbst zu agieren. Heute sind für mich z. B. meine behandelnden Ärzte, Therapeuten usw. gleichberechtigte Partner, mit denen ich gemeinsam überlege, diskutiere und die nächsten Schritte auslote. Genau deshalb informiere ich mich und bin offen für verschiedene Therapieansätze und bei all dem ist mir wichtig, dass ICH letztendlich bestimme, was, wie, wo, wann geschieht.

In der Diskussion ist mir aufgefallen, dass gesagt wird: Man setzt seine Kräfte, seinen “Kampf“ gegen den Krebs ein.
Ich jedoch setze meine Kräfte, mein Handeln für die Gesundheit, das Leben ein.

Und aus diesem Grund ist für mich die Aussage nicht zutreffend:
Zitat:
„Ich bestimme mein Leben! Nicht der Krebs“ ist falsch.“
Natürlich bestimme ich mein Leben bewusst, weil ich stets die Wahl habe und Entscheidungen treffen kann oder auch nicht. Ich ordne mich nicht meiner Erkrankung unter, sondern ich ordne diese meinem Leben unter. Das ist für mich ein wesentlicher Unterschied. Denn ich entscheide, wann ich welche Termine wahrnehme, welche Medikamente ich einnehme oder welche zusätzlichen Therapien, Wohlfühlmaßnahmen ich in Anspruch nehme. Dabei ist mir wichtig, dass ich das, was ich tue, gerne mache. So sehe ich z. B. die „Mädels“ in meiner „Onkopraxis“ als liebe Vertraute an. Ich fahre seit 2010 alle 3 bzw. 4 Wochen dort hin und bekomme meine jeweiligen Medikamente mittels Tropf verabreicht. Es ist wie vieles Andere zu einem Teil von meinem Leben geworden, was ich positiv angenommen habe. Dazu zählt auch, dass, wenn plötzlich mal wieder mein Leberstent verstopft und ich ins Krankenhaus „darf“, es dann einfach so ist wie es ist.

Richtig ist, dass sich mein Leben durch die Diagnose total verändert hat und eventuell verändern wird, es ist auch ein wachsender Prozess für mich und für meine Angehörigen. Auch ich musste lernen, mit den Veränderungen im positiven wie negativen Sinn umzugehen. Anfangs dachte ich, ohne Arbeit geht mein Leben gar nicht. Doch es geht, gut sogar. Dann kamen die finanziellen Einschränkungen und ich dachte wieder, dass geht gar nicht. Doch es funktioniert. Schließlich musste ich mich der Angst stellen und ich dachte anfangs, sie bestimmt mein Leben. Doch es kam anders und ich bestimme über meine Angst. Ich habe einen freien Willen und kann entscheiden, ob das Glas halb voll oder halb leer ist, ob ich mich von der Krankheit beherrschen lasse oder ob ich mich dem Leben zuwende.

Nun möchte ich noch kurz auf JFs „Lebenskreis“ eingehen. Interessant und gut beschrieben. Doch ist es wirklich so, dass das ganze Leben ein großer Kampf ist?
Ich habe dazu eine weniger kämpferische Meinung. Für mich ist das Leben in vielen Dingen ein ganz natürlicher Vorgang, was manchmal anstrengend, schmerzhaft, traurig, wunderschön, ängstlich … ist. Es ist das Leben und dazu gehört auch der Tod.

Chili, du hast deinen Weg wunderbar beschrieben und ich finde gerade diese Aussage einfach schön und möchte mich ihr gerne anschließen:
Zitat:
„Ich wünsche jedem Betroffenen einen Ort an dem er sich genug sicher fühlt, auch einmal schwach zu sein, schwierige Gefühle und Gedanken ohne Scham und Hemmung zum Ausdruck bringen kann und danach gestärkt seinen Weg weiter gehen kann.“
Volker, dir ein herzliches Willkommen hier im Forum und du beschreibst es treffend:
Zitat:
„Wenn ich das aber so im Nachherein betrachte, dann war das nie ein Kampf ums Überleben - eher die Erkenntnis, dass es irgendwie weiterging.“
Und genau das wünsche ich allen, dass das Leben weitergeht und man gerade mit der Diagnose Krebs intensiv, bewusst und positiv lebt.

Allen noch einen wunderschönen sonnigen Herbstsonntag
Evelyn
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 29.09.2013, 16:51
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 30.07.2005
Ort: Main-Kinzig-Kreis
Beiträge: 3.388
Cool AW: Sprüche... für Umgang mit Krebs, Durchhalten, Mut, Hoffnung...

@all


wie stark man als Betroffene/r sein Leben nach Diagnose und Therapie als selbstbestimmt bezeichnen kann, ist sicher subjektiv.

Ich bin dankbar um die Unterstützung meiner Lieben, aber auch dafür, dass ich bisher nicht jede Minute auf Hilfe angewiesen bin.


Euch Allen wünsche ich das Beste

und natürlich noch weiterhin einen schönen spätsommerlichen Sonntag

mit herzlichen Grüßen
__________________
Ilse
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:59 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55