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Alt 18.12.2008, 17:14
anamae anamae ist offline
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Registriert seit: 12.11.2008
Beiträge: 9
Standard AW: Meine Oma

Hallo Oma,

ich habe hier länger nicht geschrieben aber ich habe das Verlangen danach.
Die letzte Zeit war sehr stressig.

Deine Beerdigung hat mir ehrlich gesagt nichts gegeben im Bezug auf meine Trauer. Verabschiedet habe ich mich bei dir, dazu brauchte ich den Sarg in der Kapelle nicht.
Es hat geschüttet wie aus Eimern. Mama war ziemlich fertig.
Viele Leute sind nicht gekommen, sicherlich auch wegen dem Wetter, sind schließlich meistens auch ältere Menschen.
Lars und Nils waren nicht da, mit fadenscheinigen Begründungen. Ich war stinke sauer auf die Beiden, habe ihnen auf Margots Geburtstag dann auch nicht die Hand gegeben. Sie waren auf jedem deiner Geburtstage, aber lebe wohl können sie nicht sagen?
Die Familie akzeptiert das wiedermal einfach so. Wären Rolf oder ich nicht zu Tante Marthas Beerdigung gekommen, oh man wir wären bestimmt halb verstoßen worden. Das macht mich so wütend, wir kann man nur so sein?

Ich denke sehr viel an dich, du fehlst mir so. Es sind erst 45tage ca. die du nicht mehr bei uns bist, aber die Zeit im Krankenhaus hast du uns auch schon so gefehlt.
Ich muss jetzt oben in die Dachwohnung deines Hauses ziehen, weil Mama und Papa ja weggehen. Ich finds sehr traurig und es geht auch nur, weil du dort oben so gut wie nie warst, wenn ich unten gehe sehe ich dich sofort vor mir, wie du dort sitzt oder gehst.
Ich bin froh, dass das Haus nicht leer steht oder verkauft wird, das hättest du sicher auch nicht gewollt?

Das Testament ist noch nicht eröffnet aber Onkel Hanne hat uns erzählt, was es wohl beinhalten wird.
Das war für Mama ein ganz schöner Schlag. Aber dann hab ich gehört, dass es von 1993 ist. Da war die Situation in der Mama und Papa waren eine ganz andere und daher kann ich es eigentlich auch verstehen. Ich hätte nie damit gerechnet und für Rolf und mich bedeutet es einen guten und sorgloseren Start in die Selbstständigkeit (im Sinne von auf sich allein gestellt sein).
Es ist das, wofür du und Opa eure Lebzeiten über für geackert haben und ich bin stolz darauf, was ihr geschafft habt.

Diese Entgültigkeit macht mich verrückt. Kannst du nicht einfach wiederkommen? Mir kommt es vor, als seist du in den urlaub gefahren und hättest vergessen zurück zu kommen. In meinem Kopf bist du noch so lebendig und ich bete jeden Abend dafür, dass ich dich in meinem Kopf und Herzen behalten kann und nicht beginne zu vergessen.

Heute Nacht habe ich von dir geträumt. Ich stand an deinem Bett, wohl im Krankenhaus oder so und es war die Zeit nach deiner Krankheit, du hattest dort im Traum es geschafft.
Du lagst dort und hattest überall so Art Brandwunden oder schürfwunden, ähnlich der, die du von der Bestrahlung damals hattest, nur überall.
Wir haben über die Beatmungsmaske gesprochen und hast gesagt wie schrecklich das für dich war und du das nicht mehr haben willst.
Dann habe ich dir angeboten deine Stellen einzucremen, du hast dich gefreut und ich wollte anfangen und dann war da eine große Stelle. Die Schmerzen beim einreiben waren zu groß, dann hast du selbst an die Wunde gefasst und quasi ein wenig abgerieben, das war so schlimm, weil ich dachte du musst unheimliche Schmerzen haben. Das ich aufgewacht bin.
Im Traum hast du gesagt, als ich dir helfen wollte: "ach du bist doch die Beste". Das war so real, das hast du so oft auch in echt gesagt, aber daran habe ich die letzten Wochen gar nicht gedacht. Als ich dann wach war dachte ich, das sollte ich als Erinnerung in mein Andenkenbuch an sich schreiben und hab es Stunden später, nach dem Aufstehen dann auch notiert.
Du hast es zu Rolf auch immer gesagt "Ach du bist doch der Beste".
Vorhin ahbe ich noch so gedacht, dass das auch ein Grund ist warum ich deine Nähe so gemocht habe. An sich warst du ja schon ein naja `strenger` Mensch aber du hast mich immer gelobt für Dinge die ich für dich gemacht hab "was du alles so kannst". Wann wird man als junge Erwachsene schon mal gelobt? und wenn dann denkt man immer die Leute loben mit Hintergedanken. Männer, weil sie einem schmeicheln wollen. Beim Sport die Spieler und Trainer, weil sie für das nächste Spiel bei mir gute Karten haben wollen? Die Reporter, damit sie besser ins Gespräch kommen?
Bei dir weiß ich, dass es ehrlich war.

Hab dich so unendlich lieb Oma und ich vermisse dich.
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