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Alt 06.10.2003, 11:45
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard ich habe schuld

Lieber Shalom,
siehe es nicht Blasphemie, wenn ich Deinen Satz für mich umwandele in; "Somit ist das Schicksal leben zu müssen oder schon sterben zu dürfen in seine Hände gelegt........"
Ich versuche auch so wie Du, zu begreifen, warum meine Frau sterben musste und ich weiterleben soll. Ich bin, und das ist die Wahrheit, zu nichts mehr Nutze. Lieber Shalom, sage mir jetzt bitte nicht :"u.a. für die Kinder"!
Sie haben ihre Familien, ein Haus gebaut, bzw der Sohn ist noch dabei und sind voll beschäftigt. Die Jüngste studiert und ist weit weg. Ich kann noch nicht mal die Enkel aufpassen, weil ich durch die Erkrankungen dazu nicht mehr in der Lage bin.
Das folgende schreibe ich nicht gerne, ist aber zum Verstehen vielleich notwendig.
Ich schlucke 3x am Tag 100 mg Morphinhemisulfat und kann trotzdem noch wegen der Schmerzen schreien. Morgens, wenn ich aufstehe, spritze ich mir die ersten 2 von insgesamt 5 oder 6 Spritzen Insulin. Dann muss ich den Bauch von Blut und Eiter säubern, weil das Loch in der Bauchdecke sich durch den suprapubischen Blasenkatheter immer wieder entzündet. Ebenso entzündet sich die Blase. Durch den Diabetes und auch weil ich Marcumar nehme, heilen die Wunden sehr schlecht. Bedingt durch die schwere KHK mit 5fach Bypass Op. und der pAVK bin ich schlecht zu Fuss, das heisst, sehr viel im Rollstuhl. Ich habe schon einige schwere Herz Op. mit Herzlungenmaschine u.a.m. hinter mir. Auch eine TMLR mit 33 Kanälen hat man ausprobiert. Meine Herzkranzgefäße sind Totalverschluss. Die Bypässe sind bis auf die Mammaria Totalverschluss. Die 33 Löcher in das Herz haben auch keine Wirkung gezeigt. Ich nehme seit dem Tod meiner Frau immer Sauerstoff und gegen die Depression bekomme ich Antidepressiva, u.v.a.m. doch die Dosis muss immer mehr erhöht werden.
Jetzt verstehst Du Afra vielleicht, weshalb ich mal "austherapiert" geschrieben habe.
Und doch waren die Kardiologen bereit, zwar mit dem Hinweis der erschwerten Bedingungen und mit allen Freistellungen für die Klinik, mich als Spender zu akzeptieren. Kannst Du, Shalom, Dir vorstellen wie glücklich ich war, meiner Frau dieses Geschenk zu geben. Und meine Frau, die ja alle meine Operationen miterlebt hatte, gesehen hatte wie gut ich sie überwunden habe, glaubte ja ebenfalls ohne eine Einwendung, das wir es zusammen schaffen. Sie war jedenfalls diese zwei Tage ein sehr glücklicher Mensch. Dann, nach der Absage, hatte sie dieses Vertrauen, diese Zuversicht, nicht mehr.
Vielleicht ist jetzt ein klein wenig Verständnis für meinen Wunsch bei meiner Frau zu sein.
Ich möchte jetzt schliessen, aber eins noch loswerden.
Ich habe, wie Du mir geraten hast, die Tochter gebeten, Mamas Kleidung aus den Schränken zu nehmen und sie einer sozialen Einrichtung zu geben. Sie war sofort hier und hat das gemacht. Ich brauchte nicht zusehen, auch nicht helfen. Ich glaube sie war froh über meine Entscheidung.
Du hattest recht, ich habe noch soviel anderes von Ihr. Die Kleidung wäre ja nur stockig geworden und das hätte meine Frau nicht gewollt.
Viele Grüsse, auch an Anja und Afra. Ich drücke Euch wieder ganz fest.
Auf deine Zeilen, Anja, werde ich noch antworten, hoffentlich quält Dich der Tinnitus nicht zu sehr.
Rollo
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