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  #1  
Alt 03.12.2013, 21:26
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Guten Abend,

gibt es in diesem Forum Hinterbliebene, die um ihre verstorbenen erwachsenen Geschwister trauern? Ich selber habe vor einem Vierteljahr ganz plötzlich meinen geliebten Bruder im Alter von 32 Jahren verloren, der vor 10 Jahren an Leukämie erkrankt war und der eigentlich als geheilt galt. Ich bin Mitglied in einer Trauergruppe und die Einzige, die nicht dort ist wegen des Verlusts ihres Partners, andere Gruppen und auch Trauerliteraur beschäftigen sich in der Regel neben dem Verlust des Partners mit dem Verlust von Kindern oder auch von Eltern, was alles auch unsagbar schlimm und traurig ist, aber ich habe das Gefühl, dass die Trauer um verstorbene Geschwister nicht so wirklich in unserer Gesellschaft etabliert ist. Hier ist das vielleicht anders und es würde mich so sehr freuen, mich hier mit Angehörigen austauschen zu können, die so sehr wie ich um verstorbene Geschwister trauren, weil ich diesen Austausch im wirklichen Leben einfach nicht finde. Ich möchte keinesfalls verschiedene Trauerformen bewerten, bin aber einfach der Meinung, dass es doch kleine "Unterschiede" gibt; ich z. B. bin nicht alleine, wenn ich nach Hause komme, da dort mein Partner auf mich wartet, der mir Schutz und Halt gibt und meine Zukunft ist. Hingegen habe ich dass Gefühl, dass mit meinem Bruder, der 32 Jahre in meinem Leben war und in dem dasselbe Blut wie in mir floss, ein Teil meiner eigenen Identität, meines Urspungs und meiner Vergangenheit verlorgen gegangen ist. Ich werde es vielleicht gerade mal so schaffen, mit meinem aktuellen Partner überhaupt 32 Jahre meines Lebens zu teilen; wisst Ihr, was ich meine?

Liebe Grüße
Störchin
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  #2  
Alt 03.12.2013, 22:25
Benutzerbild von Sternschnubbe
Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo störchin,

Es tut mir leid für deinen großen Verlust deines Bruders. Ich weiß, ich bin nicht diejenige, die du sprechen möchtest, weil ich habe meine Mama und kein Geschwisterteil verloren. Aber ich wollte dir sagen, dass meine Mama ein Zwilling war und dementsprechend meine Tante nun allein ist. Ihr geht es sehr schlecht. Daher weiß ich, wie es dir gehen muss. Ich kann deine Erklärung mit deiner Identität auch nachvollziehen, erstens geht es mir genauso, aber außerdem ist für meine Tante eine Welt zusammengebrochen. Sie haben ja nun wirklich ihr ganzes Leben zusammen geteilt. Keiner davon länger als der andere. Außerdem waren sie beste freunde. Meine Tante wird nun immer einen schweren Geburtstag haben, einfach weil sie immer zu zweit waren.
Dein Bruder war auch noch viel zu jung. Wie gesagt, ich kann nicht mitreden, aber ich kann dich trotzdem verstehen und deine Trauer als Schwester ist nicht weniger oder minder wert als die Trauer eines Kindes, Elternteils oder Partners.

Ich schicke dir liebe Grüße
__________________
Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.


Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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  #3  
Alt 04.12.2013, 08:40
Benutzerbild von Rachel
Rachel Rachel ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

mein aufrichtiges beileid zu deinem schweren verlust - viel kraft für die kommenden zeit wünscht dir von herzen

gitti
__________________
mein Mann: Adenokarzinom

man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka
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  #4  
Alt 04.12.2013, 20:45
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Störchin,

ich habe bereits in deinem anderen Thread mitgelesen und möchte dir sagen, wie sehr mich der plötzliche Tod deines Bruders betroffen gemacht hat.

Deine hier gestellte Frage ist auch für mich von großem Interesse. Meine beiden Söhne sind verwaiste Brüder und haben ihre Probleme damit. Die beiden sind allerdings viel jünger als du.

Ich hoffe, dass sich hier weitere Betroffene melden und du Unterstützung und Austausch findest. Werde in jedem Fall fleißig mitlesen.

Herzliche Grüße
Simi
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  #5  
Alt 04.12.2013, 22:13
Daggi1 Daggi1 ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Störchin,
es tut mir sehr leid das du deinen Bruder verloren hast, er war noch so jung.
Am 2.4.2009 habe ich meine Schwester verloren. Im Oktober 2008 wurde Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. Im April 2009 ist sie verstorben. Ich kann sehr gut nachfühlen wie es dir geht. Ich habe immer gedacht es ist ein Alptraum und ich würde erwachen und alles wäre wieder gut. Meine Schwester und ich hatten ein sehr inniges Verhältnis, habe mit ihr wirklich alles besprechen können. Es hat glaube ich 2 Jahre gedauert bis ich Fotos von ihr ansehen konnte ohne in Tränen auszubrechen. Im 1.Jahr konnte ich kein Foto von ihr ansehen. Habe immer darauf gewartete das das Telefon klingelt oder sie vor meiner Tür steht.
Es ist nun schon über 4 Jahre her, aber der Schmerz ist immer noch da. Wir waren früher immer gut drauf, waren beim Feiern auch ohne Alkohol lustig, hatten immer irgendwelchen Blödsinn im Kopf, trotzdem wir beide ja schon älter waren, wir waren einfach ein gutes Team. Der Verlust meiner Schwester hat mich geprägt, ich bin ernster geworden,sehe viele Dinge im Leben anders als früher. Meine Schwester hat Weihnachten immer die "Sissi-Filme" im Fernsehen gesehen, habe sie immer belächelt. Seit sie tot ist sehe ich mir Weihnachten die Filme an und fühle mich dann meiner Schwester nahe. Oder ich kaufe mir die Joghurtsorte die meine Schwester so gerne gegessen hatte.
Liebe Störchin, ich wünsche dir viel Kraft für die kommende Zeit, ganz liebe Grüße
Daggi
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  #6  
Alt 04.12.2013, 23:43
cicabohna cicabohna ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Stoerchin
Ich kann dir leider auch nur indirekt weiterhelfen..aber deine Worte haben mich angesprochen. Mein Mann ist vor knapp 3 Monaten an BSDK gestorben und ich und seine Schwester verstehen uns sehr gut und unterstützen uns bei der Trauer um ihn. Wir waren
12 Jahre ein Paar. Aber genau was du angesprochen hast ist Tatsache. Seine Schwester kannte ihn vom ersten Tag an und er war ihre Familie. Ich habe ihr gesagt, dass ich so froh sei sie noch zu haben. Wir beide ergänzen uns zum gesamten Leben meines Mannes. Sie wird unserer Tochter erzählen wie er als Kind war...was sie für Seich gemacht haben und ich werde ihr erzählen wie glücklich er war als er sie zum ersten Mal im Arm hielt.
Verstehst du was ich sagen möchte? Du bist ein Teil und wirst immer dieser bleiben. Ich kann dich sehr gut verstehn und wünsche dir, dass du dich vielleicht auch mit seiner Freundin austauschen kannst.
Alles Liebe Cica
__________________
Mein Mann
Bsdk ED Juli 2012
Whipple August 2012
Chemo Gemzar und Bestrahlung
Mai 2013 Lebermetastasen und Peritonealkarzinose
6 Zyklen 5FU palliativ
geb. 18.04.1982 - für immer eingeschlafen am 16.09.2013

Danke für deine Liebe
Danke für dein Lachen
Danke für deine Wärme
Danke für dein grösstes Geschenk

Dini Schatzis
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  #7  
Alt 04.12.2013, 21:57
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Sternschnubbe,
liebe Rachel,
ich danke Euch sehr für Eure tröstenden und einfühlsamen Worte, die Ihr ausgesprochen habt, obwohl ich Euch ja nicht direkt "angesprochen" habe. Sternschnubbe, auch Deine Mutter ist ja an einer Sepsis nach der heimtückischen Krankheit Leukämie gestorben, nur dass bei meinem Bruder noch 10 Jahre dazwischen lagen...

Liebe Simi,
auf jeden Fall hoffe ich auch für Deine beiden Söhne auf Unterstützung und Austausch hier (und auch für die Zwillingsschwester Deiner Mutter, Sternschnubbe). Ich denke auch nicht, dass das Alter von hinterbliebenen trauernden Geschwistern eine Rolle spielt...

Mein Bruder hatte nie die Chance auf ein sorgenfreies Leben: Als er 4 Jahre alt war, erkrankte unsere Mutter an Brustkrebs und starb, als er 12 war, an Lebermetastasen. Die nächsten Jahre kümmerte sich mein Bruder um unseren depressiven und äußerst unselbstständigen Vater. Mit 22 erkrankte er an Leukämie, hatte jahrelang mit chronischen Abstoßungen und Folgen der Behandlung zu kämpfen und starb 10 Jahre später ganz plötzlich an einer Sepsis. Seine Bachelor-Arbeit hatte er wenige Stunden vorher abgegeben. Sie wurde bewertet und sein Betreuer brachte uns die Urkunde auf die Beerdigung. Die Note hat er nicht mehr erfahren, sie lautet: 2,1. Obwohl ich mich freue, dass er sein Studium noch beenden konnte - auch wenn es ihm ja nicht mehr dazu dienen wird, Geld zu verdienen, ist all dies so wahnsinnig traurig, der Gedanke, wie sehr er um sein Leben "betrogen" wurde, ist für mich fast noch schlimmer zu ertragen als die Tatsache, dass er nicht mehr da ist. Das Positive war allerdings, dass er eine ganz tolle Freundin hatte, die ihm seit der Diagnose stets zur Seite stand. Die beiden waren bis zu seinem Tod 11 Jahre zusammen. Und mein Bruder war die ganze Zeit über der positivste und optimistischste Mensch, den ich kenne.

Allen hier Trauernden wünsche ich alle Kraft der Welt!

Liebe Grüße
Störchin
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  #8  
Alt 08.12.2013, 18:42
mel2013 mel2013 ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Störchin,
ich glaube in diesem Thread bin ich richtig. Ich habe im April diesen Jahres meine Schwester durch metastisierten Brustkrebs verloren. Ich habe sie sehr lange mit dieser Erkrankung begleitet und eine Zeit lang sah es auch sehr gut aus. Doch ab Januar ging es steil bergab. Sie hat es nicht geschafft und hinterlässt eine unglaublich große Lücke in meinem Leben. Bis heute komme ich nicht wirklich darüber hinweg. Und jetzt auch noch diese Weihnachtszeit, bin total am Boden. Wie gehst du damit um? Ich weiß nicht, wie wir dieses Weihnachten überstehen sollen.

Ich dich mal ganz fest

Natürlich auch alle anderen, die einen geliebten Menschen verloren haben.

Liebe Grüße
Mel
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  #9  
Alt 08.12.2013, 21:46
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Sternschnubbe,

es muss sehr schwer für Euch gewesen sein, so wenig Zeit zu haben, überhaupt zu begreifen, dass Deine Mutter krank ist, bis sie dann schon von Euch gegangen ist. Mein Bruder hatte ALL (akute lymphatische Leukämie) und davon die aggressivste Form, die eine Stammzelltransplantation unbedingt erforderlich machte. Ich habe mich damals auch überhaupt nicht mit dem Thema befasst und voll und ganz den Ärzten vertraut (wie er auch). Jeden Tag rechneten wir mit dem Schlimmsten, bis die Angst irgendwann besser wurde und er wirder ganz normal lebte. Ich habe allen immer so stolz davon erzählt, dass es das größte Glück in meinem Leben sei, dass mein Bruder geheilt wurde. Und dann - 10 Jahre später innerhalb weniger Stunden...Ja, eine Sepsis überlebt man wohl nicht, erst recht nicht, wenn man nicht ganz gesund ist. Aber auch seine Ärzte konnten es nicht fassen. Von daher beruhigen mich Deine Worte dahingehend, dass mein Bruder nicht der einzige tragische Fall (Sepsis nach eigentlicher Heilung) war. Lass Dich nochmal Bist Du als Stammzellspenderin typisiert? Als sie mich damals typisiert hatten, um zu gucken, ob ich für meinen Bruder passe, was ja aber nicht der Fall war, er wurde ja mit meiner Schwester transplantiert, habe ich dann gleich gesagt, sie sollen mich in ihre Kartei aufnehmen.

Liebe Mel,

mein Beileid zum Tod Deiner Schwester. Ein weiterer lieber Mensch, der mich in meiner großen Trauer um meinen Bruder versteht, auch wenn er auch so leidet. Ja, die Weihnachtszeit ist eine große Herausforderung für alle hier. In meiner Trauergruppe wurde gesagt, dass entweder, wenn man es kann und es einem damit gut geht, alles wie sonst auch machen soll oder wenn man es eben nicht kann und so ist es auch bei mir, etwas völlig anderes tun soll. Dies hat sich dankenswerterweise ohne großes Zutun meinerseits ergeben, da die Eltern meines Freundes den Rest meiner Familie mit Übernachtung zu sich eingeladen haben - an einen Ort, an dem mein Bruder noch nie war. Nun freue ich mich tatsächlich ein bisschen. Vielleich wäre etwas in der Richtung auch eine Option für Dich? Und obwohl ich mir geschworen hatte, dieses Jahr den Weihnachsmarkt zu boykottieren, war ich am Wochenende mit einer Frendin da und habe es sogar ein wenig genossen. Bei einer Sache bin ich mir allerdings unsicher: immer wenn ich bei letzten Familientreffen meinen Bruder ins Spiel bringen wollte (z. B. mal kurz für ihn in den Himmel prosten) hatte ich das Gefühl, dass die anderen nicht unbedingt dafür waren. Seufz, so vieles davon, die die anderen am liebsten mit der Situation umgehen (viel reden, wenig reden...) muss ich irgendwie erst noch herausfinden.

Ganz liebe Grüße
Störchin
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  #10  
Alt 11.12.2013, 15:28
mel2013 mel2013 ist offline
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Unglücklich AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Störchin,
leider hat sich meine Familie in den letzten Jahren sehr verkleinert, meine Mama, Tante, Onkel und nun meine Schwester habe ich alle an diese Sch..Krankheit verloren Ja, ich habe meinen Mann, meinen Sohn und meinen Papa noch, aber wir wohnen alle im selben Ort, können somit leider nicht vor Weihnachten "flüchten", selbst meine Schwiegermutter wohnt nur wenige Meter entfernt.
Auch ich habe oft das Gefühl, das meine Freunde meine Trauer nicht mehr mit mir teilen möchten. Ich verstehe es ja in gewisser Weise, ich weiss auch das ich mich verändert habe, aber oft überkommen mich und ich kann nichts dagegen tun. Die meisten von ihnen haben auch noch ihre gesamte Familie und ich denke so wirklich kann sich keiner in meine jetzige Situation versetzten. Am liebsten würde ich mich für die nächsten Wochen vergraben. Es ist wirklich so, die Krankheit lässt nicht nur den geliebten Menschen sterben, sondern auch einen Teil in uns. Ich hoffe auf Zeit (wird einem ja immer gesagt), die lässt angeblich ja alles besser werden.

Liebe Grüße
Mel
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  #11  
Alt 16.12.2013, 08:06
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Sternschnubbe Sternschnubbe ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Stoerchin,

weil alles so schnell ging, verdrängt man die Zeit auch ganz gut. Sie war ja kurz und nicht so lange so präsent, aber das hat zum Nachteil, dass ich immer wieder vergesse, dass Mami wirklich gestorben ist. Ich habe wirklich immer noch Probleme damit, den Tod zu realisieren und als Wahrheit anzunehmen. Es ist für mich immer noch so abwägig, dass meine Mama nicht mehr da ist, dass es Momente gibt, in denen ich es echt nicht verstehe.
Zum Beispiel suchen wir seit dem 1. Advent den Schwippbogen meiner Eltern. Meine Eltern sind im März umgezogen und dementsprechend weiß nur meine Mami, wo der Schwippbogen hingekommen ist... Ich möchte sie anrufen und fragen. Überhaupt habe ich so oft das Bedürfnis mich ihr mitzuteilen. Sie hat mir zugehört, wie kein anderer. Ich merke sehr, dass sie mir fehlt. Ich konnte ihr einfach alles erzählen, sie hat mir zugehört, mich verstanden. Niemanden sonst habe ich so viel erzählt, wie ihr. Das kann keiner ersetzen, nicht mein Freund, nicht meine Schwester, nicht meine Freunde.
Aber um auf deine Frage zurück zukommen. Meine Mama hatte wohl auch eine sehr aggressive Art des AML. Ich sage "wohl", weil wir nie das Ergebnis aus der ersten Knochenmarkpunktion erfahren haben, soweit kam es nämlich nicht. Daher wissen wir auch nicht, ob Mama je eine Transplantation gebraucht hätte. Aber wir Kinder wären ja eh nicht in Frage gekommen. Trotzdem habe ich damals gleich mir bei der DKMS die Typsierungsunterlagen schicken lassen. Erst letztens habe ich es aber gemacht und nun bin ich als Stammzellenspender registriert. Auch wenn es bei meiner Mama nie soweit kam, möchte ich anderen Menschen damit helfen!

Es fällt mir wirklich sehr schwer alles zu akzeptieren und ich vermisse meine Mama so unendlich doll...

Liebe Mel,

es tut mir so leid, dass du soviele liebe Menschen durch diese schreckliche Krankheit verloren hast. Du hast ja so Recht mit der Aussage, dass die Krankheit nicht nur die Menschen sterben lassen, sondern auch ein Teil in uns. Seit dem Tod meiner Mama fehlt auch bei mir ein großes Stück Herz. Und das sage ich nicht nur so, sondern meine es ernst. Denn auch ich habe mich in der kurzen Zeit verändert. Ich bin ernster geworden, kann weniger lachen und habe wirklich ein Stück Glauben an diese Welt verloren! Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod und auch wenn ich mir noch immer ein erfülltes Leben wünsche, so würde ich mich auch freuen, wenn auch bei mir das Schicksal zuschlägt und ich bei meiner Mami sein kann...

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es mit der Zeit besser wird. Es gehört dazu und der Schmerz wird immer mitschwingen, auch wenn man deswegen irgendwann nicht mehr gleich weinen muss!

ICh euch beide.. und wünsche euch noch eine "frohe" Weihnachtszeit!
__________________
Die Trauer hört niemals auf,
sie wird ein Teil unseres Lebens.
Sie verändert sich und wir verändern uns mit ihr.


Mami
am 06.02.1958 geb.
Diagnose Leukämie: am 26.08.2013
ein Engel seit dem 20.09.2013

Papi
am 06.03.1956 geb.
tödlich verunglückt und
ein Engel seit dem 03.02.2014

Ihr fehlt mir
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  #12  
Alt 16.12.2013, 21:52
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Sternschnubbe,
liebe Mel,
liebe alle,

mir tun Eure Beiträge so gut und ich finde mich darin so sehr wieder; ich glaube, ich lasse sie mir bald als Buch binden.

Zitat:
Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod und auch wenn ich mir noch immer ein erfülltes Leben wünsche, so würde ich mich auch freuen, wenn auch bei mir das Schicksal zuschlägt und ich bei meiner Mami sein kann...
Sternschnubbe: oh ja, wie sehr kann ich diese Gedanken nachvollziehen, für die uns vermutlich jeder in eine Therapie stecken würde, auch meine Schwester hat einmal etwas in der Richtung gesagt. Traurig, wir sollten uns doch am Leben erfreuen und daran, dass wir gesund sind...

Liebe Mel, genau, lass Dich noch einmal , auch Du hast ja neben Deinen anderen lieben Verwandten ein Geschwister- und ein Elternteil, also zwei Mitglieder Deiner engsten Familie, verloren. Wir haben familiären Brust- und Eierstockkrebs in der Familie, aber Leukämie führt man eigentlich nicht darauf zurück, also hat noch ein zusätzliches Schicksal zugeschlagen.

Ich wollte Euch fragen: Wie geht Ihr mit der (gut gemeinten) Frage "Wie geht's Dir" um? Wie ich diese Frage "liebe". Wann wird man wohl jemals wieder mit einem Lächeln "gut" erwiedern können? Ich traue mich schon gar nicht mehr, darauf mit "nicht so gut" zu antworten, da mittlerweile alle dann schon wieder nachfragen "warum das denn" - und einen anderen Grund vermuten.

Ich "liebe" auch diese täglichen Grübeleien über ein Leben nach dem Tod. In meinem Alter (ich bin 36 Jahre alt) haben sich wohl noch die wenigsten in meinem Umfeld damit beschäftigt, viele meiner Heile Welt-Freunde und Kollegen haben "gerade ma"l ihre Großeltern verloren.

Ich habe gerade das Weihnachtsgeschenk für meinen Bruder bestellt: eine Grabvase.

Allen wünsche auch ich eine so gut wie möglich schöne, weitere Vorweihnachtszeit!

Liebe Grüße
Störchin
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  #13  
Alt 25.01.2014, 18:37
Remo Remo ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Störchin,

ich habe letztes Jahr ende November 2013 meine Schwester verloren.
Auch mir fällt auf das die meisten Foren sich mit verstorbenen Partnern, Kindern bzw. Geschwistern im Kindesalter beschäftigen.

Aber zurück zu meiner Schwester. Weihnachten 2012 klagte meine "Big Sister(53 Jahre)" über Magenbeschwerden. Schon die kleinsten Mengen Speisen verursachten Völlegefühl und leichte Übelkeit. Karfreitag dann die Diagnose:
Magenkrebs.
Bei der ersten Magenspiegelung hatte der Arzt gesagt das es sich um eine Entzündung des Magens handelte. Aber nach dem die Magenschwellung trotz Antibiotika nicht zurück ging , wurde der Arzt stutzig. Die zweite Magenspiegelung mit Gewebegroben aus tieferer Wandschichten brachte dann die tatsächliche Ursache zum Vorschein. Da es sich um ein sehr bösartiges Siegelringkarzinom mit Metastasen im Bauchfell und Leber handelte, gab es keinerlei Chance auf Heilung. Palliative Chemo verlängerte ihr leben nur um Monate. Am 27. November 2013 starb sie.

Ich (48 Jahre) kann es immer noch nicht fassen das sie nicht mehr da ist. Ich denke zwar nicht ständig an sie. Alltagsdinge, Arbeit und Freunde geben genug Ablenkung. Aber es bleibt in mir eine tieftraurige Grundstimmung, wie ein negatives Grundrauschen, seelischer Tinitus, der mich träge, Lust und -Freudlos macht. Hobbies wie Gitarre spielen lernen oder Sport treiben übe ich nur Halbherzig aus.

Ja ! Beziehungen zu Geschwistern ist anders als mit Lebenspartnern. Man kennt sie von Anfang an. Sie sind normalerweise das Ganze Leben mit dabei während Liebesbeziehungen und selbst Freundschaften wechseln.
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  #14  
Alt 26.01.2014, 16:56
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo, Ihr Lieben,

liebe Birgit: wie hast Du die Beerdigung erlebt/"überstanden"? Ich hoffe sehr, dass sie einigermaßen erträglich war. Bei dem Wetter stelle ich es mir schwierig vor dadurch, dass man ja nicht so lange am offenen Grab Abschied nehmen kann. Bei der Beerdigung meines Bruders hatten wir strahlenden Sonnenschein und bestimmt 25 Grad, wir haben noch eine Zeit lang da gestanden und sind auch nach dem Restaurant noch einmal wieder gekommen.

Liebe Maira, liebes Waldkäuzchen,

Zitat:
Waldkäutzchen: Genau diese Hoffnung hält auch mich aufrecht. Die Hoffnung auf ein Wiedersehen.
wenn Ihr wüsstet, wieviele Bücher über Nahtoderfahrungen ich inzwischen gelesen habe in der Hoffnung, eine Antwort über ein mögliches Leben nach dem Tod zu finden, denn einfach nur glauben kann ich nicht, auch wenn ich sehr katholisch erzogen wurde (wie könnte man auch, so ungerecht, wie alles ist), und ich wollte Euch von dem Eindrücklichsten in dieser Richtung berichten: ich habe eine Nahtoderfahrung aus erster Hand geschildert bekommen! Ich habe eine Frau kennengelernt, die vor ca. 10 Jahren einen schlimmen Autounfall hatte, um Zuge dessen sie wohl klinisch tot gewesen sein musste. Sie berichtete, dass sie ein sehr, sehr helles Licht gesehen habe und die Stimme ihrer verstorbenen Mutter hörte, die ihr sagte, sie solle kommen, da es "hier schön" sei. Sie entschied sich dann aber doch dafür, noch einmal zur Erde zurückzukehren. Dies hat mich sehr beeindruckt und meine Hoffnung, dass es mein Bruder und auch meine Mutter irgendwo anders weiterleben und es ihnen gut geht, am Leben erhalten.

Liebe(r?) Remo,
mein tiefes Mitgefühl zum Tod Deiner Schwester und willkommen hier bei uns. Magenkrebs muss auch ein besonders heimtückischer Krebs sein - wie schrecklich. Vor allem die "tieftraurige Grundstimmung", die Du beschreibst, kenne ich sehr gut und ich habe das Gefühl, dass sich diese durch mein weiteres Leben ziehen wird. Ich werde das Beste drauf machen - aber einfach mal wieder ganz unbeschwert und fröhlich sein? - das kann ich mir im Moment einfach nicht vorstellen. Im Moment gilt jeden Morgen der erste Gedanke meinem Bruder.

Gestern waren wir in einem Musical, zu dem mein Vater eingeladen hatte. Vor ca. einem Jahr waren wir am selben Ort in einem anderen Musical, da war mein Bruder dabei und ich musste so sehr an ihn denken. Es ist so, so komisch/ungewohnt/traurig, dass er nun einfach nicht mehr dabei ist (wie Du auch schon schreibst, Birgit) und ich musste irgendwie immer an die Strophe von Grönemeyer denken "wir feiern hier ne Party, und Du bist nicht dabei...". Mein Vater sagte, dass es doch gar nichts bringen würde, wenn wir all diese Dinge nun nicht mehr tun würden. Das ist wohl war. Manchmal habe ich das Gefühl, ich nehme den Schmerz, den ich mir für meinen Vater und die Freundin meines Bruders vorstelle, mit in mich auf, dabei sind die beiden eigentlich recht stark. Übermorgen habe ich Geburtstag, eine weitere Party ohne ihn...

Danke, dass Ihr mich und wir uns gegenseitig verstehen. Ich wünsche Euch allen trotz allem noch einen schönen Sonntag!

Liebe Grüße
Störchin
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  #15  
Alt 28.01.2014, 23:45
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo,

meine Gäste sind weg und ich bin sehr betrübt. Ich habe das Gefühl, dass wir das nicht mehr machen können, uns in so einer großen Runde treffen, da die Abwesenheit meines Bruders so sehr auffällt und so weh tut. Dies war wieder überhaupt kein Gesprächsthema (wie sollte es auch - an meinem Geburtstag). Alle (Familie und einige Freunde) waren nur für mich da und eigentlich tut es auch gut, zu sehen, dass immer noch viele von ihnen da sind und auch ihre Kraft gibt mir oft Kraft, aber dennoch: heute hat diese große Runde mal wieder extrem geschmerzt. Wir haben ein lustiges Spiel gespielt und ich habe sogar gelacht. Aber dennoch war ich tieftraurig - ich weiß so genau, wie mein Bruder an einigen Stellen reagiert/was er geschrieben hätte. Ich kannte ihn schließlich 32,5 Jahre. Ich verstehe es einfach nicht: der Liebste von allen darf einfach nicht mehr dabei sein.

Mit hoffentlich bald wieder zuversichtlicheren Worten in die Nacht grüßend
Störchin

Geändert von Stoerchin (28.01.2014 um 23:47 Uhr) Grund: Ergänzung
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