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  #1  
Alt 10.11.2014, 15:27
Ursula1983 Ursula1983 ist offline
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Registriert seit: 10.11.2014
Beiträge: 4
Standard Meine beiden liebsten an Krebs verloren

Hallo Ihr Lieben.
Ich lese schon seit einiger Zeit in diesem Forum mit und möchte nun meine eigenen Erlebnisse mit Euch teilen.
Ich bin der Nachzügler bei uns in der Familie. Mama und Papa waren schon 42 bzw 45 Jahre als ich zur Welt kam. Irgendwie hatte ich ein besonderes Verhältnis zu meinen Eltern. Es waren eben schon alle anderen Kinder verheiratet, hatten ihr eigenes Leben. Nur ich war bis 28 Jahre noch zu hause und hab es total genossen. Mama erkrankte schon 2005 an Krebs, Gebärmutterkrebs, mit Metastasen in der Bauchdecke. Aber wir haben den Krebs besiegt. Die Metastasen wurden kleiner...... Mama ging es besser und so konnte ich 2011 im Dezember in eine eigene Wohnung im Nachbarort ziehen. 2 Monate danach fing Papa an sich zu verändern. Er war schneller müde, hatte ein Ziehen im Bauch. Am Aschermittwoch 2012 dann die niederschmetternde Diagnose: Darmkrebs! Und er hatte schon in die Leber gestreut. Von da an ging ein ständiger Wechsel von Krankenhaus und Zuhause für ihn los. Es war schlimm ihn so zu sehen. Er versuchte tapfer zu sein, doch er nahm mir immer öfter das Versprechen ab, für Mama da zu sein. Ich wollte das nicht hören. Am 12.08.2014 machte mein Papa für immer die Augen zu. Ich konnte das nicht glauben. Ich konnte meine Trauer nicht zeigen. Ich musste doch stark sein für Mama. Ich betete das ich wenigstens sie noch ein paar Jahre an meiner Seite haben würde. Doch Anfang 2013 dann der Schock. Mamas Krebs war wieder da. Ich zerbrach innerlich. Im Mai 2013 wurde ihr der Brusttumor entfernt, ihr ging es besser. Wir hatten noch ein viertel Jahr, wo es ihr einigermaßen gut ging. Im Herbst wurde es immer schlechter. Ich brachte Sie zu jedem Artzttermin. Im Dezember 2013 dann der erneute Schock. Wir konnten nur noch Zeit gewinnen durch die Chemo. Eine Heilung war nicht mehr möglich. Es ging nur noch um Monate. Sie war bereit eine stärkere Chemo zu versuchen. Sie wollte mich nicht zurück lassen. Es folgten Krankenhausaufenthalte und Kurzzeitpflegeaufenthalte im Seniorenheim. Als wir am 4. Januar 2014 heirateten konnte Sie schon nicht mehr mit aufs Standesamt. Aber wir besuchten Sie direkt nach der Trauung im Seniorenheim. Ich dachte nach 1, 2 Wochen Aufenthalt dort könnte ich Sie wieder mit nach Hause nehmen und es würde zumindest noch ein Sommer für uns gemeinsam möglich sein. Ende Januar kam Mama für eine Woche nach Hause, es sollte das letzte Mal gewesen sein. Nachdem Mama wieder Schmerzen hatte, mussten wir sie wieder ins Krankenhaus bringen. Sie sollte am 26. Februar nach Hause entlassen werden. Früh morgens wurde noch alles mit dem Krankenhaus geklärt, damit auch jemand da ist wenn Mama mit dem ambulanten Pflegedienst nach Hause gebracht werden würde. Um 09:30 der Anruf bei mir in der Arbeit: Ich sollte sofort ins Krankenhaus kommen. Ich raste dorthin. Meine Schwester und ich betraten das Patientenzimmer. Mama lächelte uns an. Kurz darauf bekam sie Atemnot, ein Arzt kam. Er teilte mir und meiner Schwester mit, dass sich der Zustand dramatisch verschlechtert hatte und es nun Zeit wäre Abschied zu nehmen.ich wusste nicht was ich tun sollte. Mama bekam ein Einzelzimmer. Bedingt durch Ihre Patientenverfügung wurde auf lebensverlängernde Maßnahmen verzichtet. Wir saßen nun auf ihrem Bett und warteten, dass Mama für immer ging. Ich kann und will das heute noch nicht glauben. Sie schlief friedlich im Beisein eines Priesters und uns ein. Noch heute kann ich es nicht akzeptieren, dass ich nie wieder mit ihr sprechen kann. Was gäbe ich darum noch mal ihre Stimme zu hören. Der Tod von Mama und Papa hat mich sehr, sehr verändert. Es ist wohl eher als würde ich funktionieren anstatt wirklich leben. Es ist nun fast 9 Monate her und es tut noch immer weh. Mir graut es schon vor Weihnachten ohne sie. Manchmal habe ich das Gefühl es wird jeden Tag schlechter. Allerdings tröstet es ein wenig, hier zu lesen, dass es auch anderen so geht und es vielleicht doch irgendwann wieder bergauf geht. Ich bin nun 31 und es tut weh, dass meine kirchliche Trauung ohne Mama und Papa stattfinden musste. Auch wenn ich mal Kinder haben sollte, werden Sie diese leider nie kennen lernen. Das alles macht mich sehr traurig. Ich werd sie beide wohl immer vermissen.
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  #2  
Alt 10.11.2014, 15:42
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Registriert seit: 26.11.2013
Beiträge: 203
Standard AW: Meine beiden liebsten an Krebs verloren

Hallo Ursula,
zunächst einmal mein herzliches Beileid. Die Geschichte ist sehr traurig. Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit.
Liebe Grüße
Hermann
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  #3  
Alt 10.11.2014, 16:00
Ursula1983 Ursula1983 ist offline
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Registriert seit: 10.11.2014
Beiträge: 4
Standard AW: Meine beiden liebsten an Krebs verloren

@Hermann: vielen Dank.
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  #4  
Alt 10.11.2014, 16:08
Chari Chari ist offline
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Registriert seit: 20.11.2013
Beiträge: 164
Standard AW: Meine beiden liebsten an Krebs verloren

Hallo Ursula

Es tut mir leid dass du in deinem Alter schon beide Eltern verlieren musstest an diese Krankheit. Ich hoffe du findest genügend Halt und Hilfe bei deinen älteren Geschwistern oder Freunden.

Meine Mama hat sich immer noch einen Sohn gewünscht aber jetzt wo ich so deine Geschichte höre bin ich froh dass daraus nichts geworden ist. So konnte sie noch den 18ten Geburtstag meiner Schwester erleben und ihren Schulabschluss. Wäre viel schlimmer für uns gewesen wenn wir jetzt noch ein jüngeres Geschwisterchen in der Situation hätten.
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  #5  
Alt 10.11.2014, 16:25
Ursula1983 Ursula1983 ist offline
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Registriert seit: 10.11.2014
Beiträge: 4
Standard AW: Meine beiden liebsten an Krebs verloren

Tja leider ist es für mich schwer, mich an meine Geschwister zu wenden. Richtig gekümmert um Mama und Papa hat sich mit mir nur eine Schwester. Der Rest hat auch im Krankenhaus nur ab und an nach den beiden gesehen. Irgendwie geht für alle das normale Leben weiter. Alle machen Pläne für die Zukunft. Leben Ihr eigenes Leben mit der eigenen Familie. Irgendwie gehöre ich dort nicht dazu und will auch nicht dazu gehören. Ich kann dieses "Wir tun als wenn nichts geschehen wäre" nicht ab. Es ist als würde niemand verstehen, dass es doch erst 9 Monate sind und es sich für mich anfühlt als wenn es gestern gewesen wäre, als sie ging.
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