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  #1  
Alt 24.11.2018, 22:01
kiaaa kiaaa ist offline
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Registriert seit: 06.08.2010
Beiträge: 3
Standard Brauche offene Ohren

Hallo zusammen

Meine Geschichte wird etwas länger und ich hoffe ich behandle das Thema nicht zu unsensibel.

Mein Mann hat seine Mutter vor 18 Jahren an Lungenkrebs verloren. Er leidet bis heute. Durch Drogen und Alkoholkonsum hatten sie damals keinen Kontakt und somit verpasste er ihre Krankheit und ihren Tod. Bis heute kann er nicht auf den Friedhof gehen. Und er weint sehr oft. Hilfe will er aber nicht.

Jedenfalls haben wir eine Beziehungskriese. Er ist fremdgegangen und wir versuchen das wieder auf die Reihe zu bekommen.
Wie das Leben so spielt bekam er ein Telefon das sein Bruder nicht mehr lange Leben wird. Er hat den genau gleichen Krankheitsverlauf wie die Mutter.
Sie haben seit 3 Jahren keinen bis kaum Kontakt. Und seit mein Mann das weiss macht er alles für seinen Bruder. Uns und unsere 5 Kinder vergisst er dabei total. Wir haben doch auch noch so viel zum aufarbeiten. Ich fühle mich furchtbar. Ich will das er seinem Bruder hilft und für ihn da ist. Aber ich fühle mich sooo alleine
Und die Vorstellung das sein Bruder bald stirbt und er vielleicht wieder in so ein Loch stürzt.... ich bin gerade sooo verzweifelt und fühle mich unglaublich alleine.
Ich weiss das sein Bruder ihn mehr braucht als ich... aber ich bin alleine... wie soll ICH mit all dem umgehen? Und mein Mann will einfach keine Hilfe annehmen.
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  #2  
Alt 26.11.2018, 11:17
hierfalsch hierfalsch ist offline
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Registriert seit: 10.02.2012
Ort: Tief im Westen
Beiträge: 395
Standard AW: Brauche offene Ohren

Zitat:
Zitat von kiaaa Beitrag anzeigen
Ich weiss das sein Bruder ihn mehr braucht als ich... .


Liebe kiaaa,


ketzerische Frage: Bist Du da SICHER? Ich meine: Du brauchst Deinen Mann, die Kinder brauchen ihren Vater. Eine Beziehungskrise ist kein Pappenstil, fünf Kinder sind keine Nebenbeschäftigung und Liebe ist nichts, was man "zwischendurch" erledigen kann. Ich will sagen: Völlig unabhöngig von Gründen und Motiven - kann man seiner Familie nur so und so lange so und so viel Aufmerksamkeit entziehen, bevor sich daraus Konsequenzen ergeben. Das ist keine Frage von "schuld" sondern von logischen Konsequenzen.

Dummes Beispiel:
Wenn Dein Mann von Marsmännchen entführt worden wäre und er die ersten 5 Lebensjahre eines Eurer Kinder verpasst hätte, wäre das Vertrauensverhältnis Kind-Papa gestört. Es wäre die Frage wieviel da noch wie gut zu kitten wäre... Nicht weil der Papa etwas FALSCH gemacht hätte - sondern WEIL das einfach so WAR.

Wenn man als Ehemann und Vater in einer kritischen Phase keine Zeit für seine Ehe und keine Aufmerksamkeit für seine Kinder hat, dann HAT das die Konsequenz, dass die Ehefrau alleine mit einem riesigen Haufen Arbeit und Sorgen dasteht. Und es HAT die Konsequenz, dass die Kinder ohne Papas Hilfe über den Mathehausaufgaben brüten...
Auch das ist keine Frage von schuld - es ist sehr ehrenhaft sich um den kranken Bruder zu kümmern - sondern eine Tatsache.

Die Frage ist demnach, wie lange Du (bzw. Du und die Kinder) das wegstecken könnt, ohne dass die Konsequenzen für Eure Familiensituation zu schlimm werden. (Ich verzichte gern eine ZEITLANG auf Aufmerksamkeit und Zeit, wenn ich dafür weiß, dass mein Mann ein Mensch ist, der sich um kranke Angehörige kümmert!)

Eure Ehe steckt in einer Krise und Du stehst da mit fünf Kindern und Du weißt nicht ein noch aus? - JA, es IST sehr ehrenhaft sich um den kranken Bruder zu kümmern und NEIN ich will nicht sagen, dass Dein Mann sich rücksichtslos verhält. - Aber vielleicht kommt bei Euch langsam die Grenze in Sicht, an der die Konsequenzen für Eure Familie so nicht mehr ohne weiteres tragbar sind? Vielleicht ist bald der Punkt erreicht, wo Ihr AUCH Zeit, Aufmerksamkeit und Kraft BRAUCHT, weil das nunmal so IST in einer Familie? Weil man das nur so und so lange auffangen KANN? Bevor es knallt?

Du sagst, Dein Mann will keine Hilfe annehmen... Okay. aber wie ist es denn mit DIR? Und mit dem annehmen von Hilfe?
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  #3  
Alt 27.11.2018, 14:41
Clea Clea ist offline
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Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 561
Standard AW: Brauche offene Ohren

Liebe Kiaaa,
meine Mutter ist auch an Lungenkrebs verstorben, von der Diagnose bis zum Tod sind sieben Wochen vergangen.
Ich war, bis auf wenige Ausnahmen, bei ihr im Krankenhaus, vormittags, wenn mein Sohn im Kindergarten war, selten bis in den Nachmittag hinein, wenn er zum Spielen irgendwo war. Damit war ich zumindest abends Zuhause, zumindest war ich körperlich anwesend, das Essen stand auf dem Tisch und oberflächlich im Eingangsbereich war es sauber, falls mal wer kommt.
Mehr ist in dieser Zeit aber nicht passiert bei uns.
Mein Mann hatte nicht so viel Verständnis, hat mich aber gelassen, weil er gesehen hat, dass ich leide. Und in dieser Situation hätte ich mich erstmal für meine Mutter entschieden.
Für das Familienleben war es schon gut, dass das Ganze nicht ewig lang ging.
Wir hätten ja auch zwei Jahre oder noch länger damit zu tun haben können.
Ich würde aber jederzeit wieder so handeln.
Mein Mann würde das aber für seine Mutter nicht tun, da bin ich sicher.
Und die beiden haben ein deutlich besseres Verhältnis als ich zu meiner Mutter.
Will sagen, jeder Mensch ist anders.
Auch ich wünschte noch heute, ich hätte schon früher mehr Zeit mit meiner Ma verbracht.
Die Zeit ist aber vorbei und kommt nicht wieder.
Auch ich leide heute noch, knapp zwei Jahre danach.
Aber nach so langer Zeit noch so zu leiden, ist pathologisch und bedarf professioneller Unterstützung. Sonst ist das nächste Loch vorprogrammiert.
Wenn er jetzt die nötigen Kontakte knüpft, käme er doch sicherlich an einen Psychoonkologen, über seinen Bruder, der sich zumindest mal anhören kann, wo es hakt.
Sonst bist auch du irgendwann ein Wrack. Und was ist dann mit den Kindern?
Es wird Zeit, Verantwortung zu übernehmen, für euch beide.
Denn mit deinem Aushalten deckst du nur sein Verhalten.
Bin fremdgegangen, ist ja nicht schlimm, das ist nur, weil mein Leben so aus den Fugen ist, und Frauchen verzeiht mir ja alles, also kann ich ja jederzeit...
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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