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  #1  
Alt 07.05.2008, 20:10
Benutzerbild von Sternschnuppe07
Sternschnuppe07 Sternschnuppe07 ist offline
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Standard Achterbahnfahren



Hallo,

mein Name ist Manuela und bei mir wurde im August vergangenen Jahres ein Ovarialkarzinom diagnostiziert. Der Boden wurde mir, sinnbildlich gesehen unter den Füßen weggezogen. Dann folgte die 1. OP, wo man jedoch nur das Netz entfernen konnte, weil das OP Gebiet zu groß war zu dem Zeitpunkt. Ich hatte Stadium FIGO IIIb. Es sollten Chemos folgen, aber ich erholte mich von der 1. OP nur sehr schwer, bekam eine Sepsis, meine Nieren versagten, Gottseidank nur kurzfristig ihren Dienst und ich wurde in die Uniklinik überwiesen. Dann ging es mir besser und ich bekam meine 1. Chemo, es folgten 2 weitere, alles verlief gut, das darauffolgende CT war auch gut, deshalb operierte man mich das 2. Mal mit Erfolg, es konnte der allergrößte Teil entfernt werden bis auf ein paar Stippchen auf dem Darm und im Bauchfell. Diese sollten 4 weitere Chemos weg bekommen, schafften sie auch, bis auf Restchen im Bauchfell, die aber so minimal waren, das man eine Therapiepause einlegte, weil es sonst so gewesen wäre, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen, so wörtlich. Außerdem erhoffte man sich, das diese Restchen auch inaktiv sein könnten. Ich also wieder steil nach oben mit meinem Achterbahnwagen, zumal der TM bei meiner Hausärztin auf 29 lag, also gut im Normbereich. 3 Wochen später, Verlaufskontrolle bzw. Nachsorge in der Uniklinik mit CT und Bestimmung des TM. Großer Schock, dieser war auf 70 angestiegen, die Restchen waren von 11 auf 16 mm angewachsen. Aber man meint, es sei nicht so schlimm, ich habe nächste Woche einen Gesprächstermin und ich komme hoffentlich in die Ovarstudie 2.11. Da wird man mit dem Medikament SU11248 behandelt.
Meine Hausärztin meinte auch, das das ansteigen des TM bedeuten würde, das die Reste vielleicht wieder aktiv geworden sind, sie meinte ebenso wie die Ärzte in der Uniklinik, das 16 mm nicht groß sei, alles, was unter 2 cm sei, würde man noch zufrieden betrachten. Hört sich gut an, aber trotzdem, ich fahre gefühlsmässig total Achterbahn, weiß nicht mehr weiter im Moment, immer wieder abwarten, hoffen und dergleichen. Ich habe Familie, u.a. 2 Kinder im Alter von 14 und 16 Jahren, die brauchen mich doch noch und mein Mann doch auch, außerdem lebe ich viel zu gerne, habe noch so viel vor.
Ich weiß, das jeder Krankheitsverlauf anders ist, manche haben Glück, manche eben weniger. Ich gönne es jedem von ganzem Herzen, das sie oder er Glück hat und diese Krankheit besiegt, aber wieso kann ich nicht auch Glück haben? Wenigstens eine längere Verschnaufspause von 2 Jahren oder mehr??? Und dann wieder eine Komplettremission. Ich mache mir sehr viele Gedanken, warum hatte die Chemo, die sonst so gut angeschlagen ist, ausgerechnet da nicht wirklich komplett gewirkt? Wieso sind ausgerechnet Restchen am Bauchfell, wo man schlechter operieren kann? Was natürlich nicht heißt, das ich mir nun wünschen würde, das diese auf irgendeinem Organ sitzen, denn das wäre noch schlimmer, aber man könnte das da evtl. operativ entfernen, aber dennoch will ich dort natürlich niemals welche haben, bewahre, denn das würde ja auch bedeuten, dass man evtl. Teile des Darmes, der Blase und dergleichen mit entfernen müsste, davon bin ich bislang Gottseidank verschont geblieben, ich hoffe und bete auch sehr, das es so bleibt!!!
Ich frage mich auch, wie hoch jetzt meine Lebenserwartung ist? Manchmal kommt es mir so vor, als würde diese wie eine Art Aktie gehandelt, mal ist der Kurs hoch, mal niedrig. Gibt es jemals eine Heilung für mich? Es ist ja nun kein Rezidiv sondern eine Progression, aber macht das einen großen Unterschied?

Sorry, das ich hier mein Herz so spontan ausschütte, aber ich hoffe, das es gerade hier am besten ist, wo es auch noch andere Betroffene gibt.

Ich mag keine Achterbahn mehr fahren, außer, diese fährt immer nur nach oben und bleibt auch da.

liebe Grüße

Manuela
__________________




Der Krebs kam leider ungefragt einfach so in mein Leben, nun kann er gefälligst ebenso wieder verschwinden und zwar auf NIMMERWIEDERSEHEN !!!
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  #2  
Alt 07.05.2008, 22:55
Christianchen Christianchen ist offline
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Standard AW: Achterbahnfahren

Dazu weiß man gar nicht, was man sagen soll. Es tut mir unendlich leid. Ich fühle immer noch mit allen Betroffenen mit, obwohl ich die Akutphase hinter mir habe.
Oh ja, diese Höhenflüge und Abstürze kenne ich zur Genüge. Ich mache sie immer noch durch.

Wie deine Zukunft aussehen wird, kann leider niemand sagen. Ich kann dir nur von ganzem Herzen wünschen, daß du bei einem guten Onkologen bist, der die richtigen Mittel und Wege für dich findet.
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  #3  
Alt 08.05.2008, 00:00
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Sternschnuppe07 Sternschnuppe07 ist offline
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Standard AW: Achterbahnfahren



Hallo Christianchen,

dankeschön für Deine lieben Worte. Sorry, dass Du leider eine meiner Talfahrten mitbekommen hast. Im Moment baue ich mich wieder ein wenig auf, es bringt ja auch nichts gell? Sterben müssen wir leider alle einmal, wann es sein wird, weiß niemand, das ist vielleicht auch gut so, es muss ja nicht der Krebs sein. Aber dennoch denkt man, wenn man diese Krankheit hat, oft darüber nach, ich zumindest - leider. Besonders wenn man Höhen und Tiefen erlebt. Aber ich habe ja auch Glück dabei gehabt.

Welche Höhen und Tiefen hast Du denn erlebt wenn ich fragen darf? Und nun bist Du aus der Akutphase heraus? Schön, das freut mich sehr.

liebe Grüße

Manuela
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Der Krebs kam leider ungefragt einfach so in mein Leben, nun kann er gefälligst ebenso wieder verschwinden und zwar auf NIMMERWIEDERSEHEN !!!
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  #4  
Alt 08.05.2008, 14:27
Benutzerbild von blueblue
blueblue blueblue ist offline
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Standard AW: Achterbahnfahren

Hallo Sternschnuppe,

durch Zufall bin ich auf deine "Achterbahnfahrt" gestoßen und möchte dir mitteilen, dass es dir nicht alleine so geht. Ich kann deine Gefühle gut nachvollziehen, stecke ich doch grad auch mittendrin in den Berg- und Talfahrten, mal Himmelhoch jauchzend dann wieder zu Tode betrübt.

Bei mir allerdings ausgelöst durch ein Rezidiv eines Cervix-Ca., 2002 war mir die Gebärmutter entfernt worden und diese Jahr am 06. März war es dann mit einem Donnerschlag zurück. Das hat mich erstmal total umgehauen. Ich brauchte zunächst beinahe zwei Tage um zu realisieren, was da eben mit mir passierte.

Inzwischen habe ich eine Radio-Chemo-Therapie hinter mir, weil der Tumor einfach zum einen zu groß zum Operieren war und zum anderen sich ins Unterbauchbindegewebe gewachsen hat. Ein riesiger Schock als mir der behandelnde Professor sagte, dass ich unter Umständen auch die Blase verlieren könnte. Auch das habe ich zunächst nicht wirklich richtig verstanden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es ginge nicht um mich.

Jetzt hoffe ich, dass die anstehende Kontrolluntersuchung zeigen wird, dass man mir bei der OP die Blase lassen kann, weil der Tumor weit genug zurück gegangen ist, eigentlich hoffe ich nicht, ich weiß, das es so sein wird. Davon bin ich fest überzeugt.

Ich versuche positiv zu denken, klappt auch nicht immer, sollte aber.

Mir helfen Gespräche mit Freunden und Bekannten, der sehr offene Umgang mit der ganzen Problematik.

Ach ja, vielleicht das noch, ich bin 47 und habe zwei Kinder der Große ist inzwischen 25 und die Kurze ist 14. Und ich habe auch noch 'ne Menge vor in meinem Leben. Ich habe mir geschworen, dass der Krebs mich nicht bekommt. Basta!!!!

Denke positiv

blueblue


Wer nicht kämpft, hat schon verloren!
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  #5  
Alt 08.05.2008, 20:02
Christianchen Christianchen ist offline
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Standard AW: Achterbahnfahren

Hallo Sternschnuppe!

Jeder unserer Forumsteilnehmer hat eine schlimme Geschichte erlebt. Talfahrten? Die hat wohl auch jeder von uns.

Bei mir war es einmal einige Wochen lang so schlimm, daß ich sogar Selbstmordgedanken mehrfach laut äußerte.
Trotzdem habe ich aus dem Tal irgendwann wieder herausgefunden, dank der Hilfe von einigen lieben Menschen. Jetzt genieße ich mein Leben bewußter und intensiver als früher.
Ich hoffe, daß du in deiner Familie Rückenhalt hast und bald wieder auf die Beine kommst. Wie hörte ich mal in einer Predigt: "Wir alle müssen einmal im Leben ein Tal durchschreiten, um danach auf dem Berg unser Glück besser schätzen zu können. Wer immer nur Glück hat, wird unglücklich, weil er es nicht mehr sieht."

Ich möchte meine Geschichte nicht öffentlich erzählen, aber wenn es dich interessiert, kannst du mich gerne per Privater Nachricht anschreiben.

Gruß Christiane
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  #6  
Alt 08.05.2008, 21:01
Benutzerbild von Sternschnuppe07
Sternschnuppe07 Sternschnuppe07 ist offline
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Standard AW: Achterbahnfahren



Hallo blueblue, hallo Christianchen,

danke für Eure lieben Antworten. Ja, der Thread liegt wirklich etwas versteckt, wohl wahr.

Es tut gut, wenn man merkt und weiß, das man nicht alleine damit ist, ich weiß, das diese Krankheit an sich, egal um welche Krebsart es sich auch handeln mag, individuell verläuft, das merkt man an vielen Patientinnen. Die einen haben viel Glück und durchlaufen das ganze scheinbar "spielerisch", Ihr wisst wie ich das meine? Sie haben bei der OP entweder eine 0 Resektion oder aber es schafft die Chemo, andere haben einige Jahre Zeit bis zum Rezidiv und andere leider wieder nicht. Na ja und bei mir ist es eben leider eine Progression. Ich traue mich gar nicht, mich zu freuen oder zu hoffen, weil ich Angst davor habe, den nächsten Schlag zu bekommen. Ich hoffe und wünsche mir sooo sehr, das ich in die Ovar 2.11 Studie komme, da soll ich nämlich rein und dann erhoffe ich mir von den Tabletten, das alles doch noch gut wird im Endeffekt. Auch ich habe noch sehr, sehr, sehr viel vor, aber wenn man dann solche Nachrichten hört, denkt man wieder, wie lange noch?

Es ist wirklich eine Achterbahnfahrt, ich finde Krebs schrecklich. Ja, vielleicht muss man erst einmal durch das sogenannte Tal um dann wieder auf den Berg zu gelangen. Mal ehrlich, so richtig das Leben zu schätzen, das lernt man doch leider erst, wenn man krank ist oder? Wie oft lebt man am eigentlichen Leben ein wenig vorbei, lässt sich stressen, lädt Probleme von anderen auf seine Schultern und vergisst sich selbst dabei ganz und gar. Dann wird man krank, es trifft einen wie ein Hammerschlag und man hat irgendwie damit fertig zu werden. OP, Chemo, das alles zieht an einen vorbei wie ein Film, mir ging es zumindest so, man kann das alles erst gar nicht so richtig begreifen und dennoch ist es leider da.
Ich glaube manchmal, andere, die nicht betroffen sind, können das gar nicht richtig nachvollziehen, wie auch. Wenn man dann solche Sprüche hört wie stets positiv denken und wenn man immer glücklich ist, wird man nicht krank bekomme ich die Krise. Ich denke auch gerne positiv, ich bin auch vorwiegend glücklich, lache sehr gerne und unternehme viel, aber manchmal kommen eben diese Talfahrten, da kann man gar nichts dagegen machen. Eine positive Denkweise führt nur dazu, dass man mit der Krankheit und dem ganzen drumherum viel besser fertig wird, sie beeinflusst aber leider den Verlauf wenig bis gar nicht und sie kann auch den Ausbruch der Krankheit nicht verhindern.

Ja, meine Familie ist mein ein und alles, deshalb war ich auch noch nicht zur Reha, würde eh nur Heimweh bekommen.

liebe Grüße

Manuela
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