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  #1  
Alt 26.06.2014, 21:03
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Miminini,
die Enkelin ist etwa in Deinem Alter, ich bin quasi ihr Stiefopa. Meine Frau wäre sehr enttäuscht, wenn sie sich aufgeben würde. Aber das macht sie nicht. Sie wird studieren und erfolgreich sein. Dein Vater wäre auch enttäuscht, wenn Du aufgibst. Trotzdem kann ich die Zweifel gut verstehen.. Warum müssen einige Männer und Frauen früher sterben als andere. Es kann nicht sein dass sie schlechter sind als die anderen. Ich habe keine Antwort auf die Frage. Aber wenn meine Angehörigen sich aufgeben würde, würde mir das überhaupt nicht helfen. Vielleicht gibt es ein Leben nach dem Tode. Dann möchte ich, dass meine Frau zufrieden mit mir und der Familie ist.
Mit besten Grüßen.
Hermann
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  #2  
Alt 18.07.2014, 17:48
Mimimini Mimimini ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo hermannJohann,

mein Vater ist nun vor wenigen Tagen verstorben. Es war kein schöner Tod. Ich werde aber das Studium antreten! Eine gute Freundin der Familie hat mir erzählt, dass Papa immer voller Stolz berichtet hat, dass ich einen Studienplatz bekommen habe. Er wäre, wie du auch sagtest, sehr enttäuscht gewesen.

Ich glaube, ich muss auch mal raus. Es sind erst vier Tage vergangen, doch es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Ich habe schon depressive Anzeichen.

Gestern war der Pastor bei uns. Auch er hat gesagt, dass der Tod meines Vaters völlig sinnlos war. Tja, soviel zur Frage nach der Sinnhaftigkeit.

In der guten Momenten sehe ich die Welt, wie sie ist: hell schön, voller Leben. Im den schlechten Momenten denke ich mir, dass alles aussichtslos ist.

Das einzige, was mich trägt, ist der Glaube daran, dass Papa mich eines Tages abholen wird.

Zwei Tage vor seinem Tod, hat er erzählt, er habe von meiner verstorbenen Oma geträumt. Sie warte mit Essen auf ihn (er hat schon tagelang nichts mehr gegessen) und er habe mit einem verstorbenen Nachbarn schöne Dinge erlebt. Am letzten Tag, hat er auch schon das Licht gesehen, aber er wolltenicht gehen.

IOhne diesen Glauben würde ich wohl in der Trauer wahrlich ertrinken.


Liebe Grüße
Mimi
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  #3  
Alt 19.07.2014, 08:10
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Mimi,
zunächst einmal mein herzlichen Beileid. Ich denke, dass Dein Vater mit Deiner Entscheidung zufrieden ist. Die Enkelin meiner Tochter wird auch bald studieren. Sie hätte es gerne miterlebt, aber sie wollte auch, dass ich nach Ihrem Tod die Enkelin weiter unterstütze Die Frage nach dem Sinn stellt sich mir häufig auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel wenn ich nach dem Sinn meines eigenen Lebens frage. Nach 63 Lebensjahren bleiben wahrscheinlich keine 20 Jahre mehr übrig- Nur zu leben, reicht nicht. Irgendwann betrachtet man sein Leben und findet einiges, mit dem man zufrieden ist und anderes mit dem man unzufrieden ist. Bei Deinem Vater wird zur positiven Seite gehören, dass er eine Tochter hat, die beruflich erfolgreich ist.
Die nächste Zeit wird sicherlich schwer für Dich. Ich wünsche Dir viel Kraft und liebe Freundinnen und Freunde, die Dich unterstützen.
mit besten Grüßen
Hermann
ps.
Daria hat einen Studienplatz in Medizin;Tanja, ich weiß, dass Du Dich darüber freust.

Geändert von hermannJohann (20.07.2014 um 08:00 Uhr)
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  #4  
Alt 21.07.2014, 11:29
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Es kann nicht sein dass sie schlechter sind als die anderen.
Hallo Hermann, hallo Mimi,

mein Mitgefühl für dich, Mimi.

Mit gut oder böse hat das absolut nichts zu tun und mit dem alten Mann mit Bart da oben auch nicht. Wir sind Teil der Natur. Genau wie eine Giftschlange, eine Blume oder Krebszellen. Letzteren ist es gleichgültig, wen sie gerade erwischen. Das ist nichts persönliches sondern eine logische Folge diverser natürlichen Faktoren, die sich unserer Erkenntnis (noch) verschließt.

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Aber wenn meine Angehörigen sich aufgeben würde, würde mir das überhaupt nicht helfen. Vielleicht gibt es ein Leben nach dem Tode. Dann möchte ich, dass meine Frau zufrieden mit mir und der Familie ist.
Das kann ich unterstreichen. Wir leben jedoch nicht nur, damit andere (auch unsere Verstorbenen) zufrieden sind oder es ihnen gut geht, sondern auch für uns selbst. Nur Beides zusammen macht Sinn und sollte sich die Waage halten. Dann kann es ein zufriedenes Leben werden. Egal, wieviel Zeit einem noch bleibt.

Hermann, wir sind fast gleich alt (bin 2 Jahre 'jünger'). Ich für meine Person will Beides für den Rest meiner Tage. Ich arbeite fleißig daran.


Liebe Grüße,

Helmut

PS: Glückwunsch an Daria für den Studienplatz.
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Geändert von HelmutL (21.07.2014 um 11:31 Uhr) Grund: PS
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  #5  
Alt 23.07.2014, 13:00
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Helmut,
vielen Dank für Deinen Beitrag. Ich gehe davon aus, dass sich die Wünsche meiner Frau, der Enkelin und von mir nicht widersprechen. Natürlich ist in erster Linie wichtig, was die Enkelin will. Es ist ihr Leben.
Mit dem Glauben ist das so eine Sache. In den Monaten vor dem Tod meiner Frau haben wir gebetet. Jetzt betete ich nicht mehr. Wenn es einen Gott gibt, der Leben retten kann, kann er auch Leben nicht retten. Dann fragt man sich warum?
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (24.07.2014 um 08:03 Uhr)
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  #6  
Alt 28.07.2014, 01:21
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Zitat:
Zitat von hermannJohann Beitrag anzeigen
Wenn es einen Gott gibt, der Leben retten kann, kann er auch Leben nicht retten. Dann fragt man sich warum?
Hallo Hermann,

meinst du mit dem 'Warum', es wäre ihm vielleicht egal, was mit uns passiert? Oder vielleicht Willkür, dass er das eine rettet und das andere nicht? Ein Würfelspiel? Oder ob diese Wahlmöglichkeit für einen (guten) Gott überhaupt Sinn macht? Wie kann es sein, dass ein guter Gott so ein Sterben zulässt? Oder fragst du, warum er andere gerettet hat und deine Frau nicht?

Ähnliche Fragen habe ich mir auch gestellt.

Denk mal über folgendes nach: vielleicht sind unsere Vorstellungen von einem guten Gott nur etwas zu 'kindlich'?


Ich wünsche dir eine gute Nacht,

Helmut
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  #7  
Alt 28.07.2014, 20:02
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Helmut,
ich erinner mich an meine Schulzeit. Der Mythos des Sysiphos von Camus. Ist man frei, wenn man die Sinnlosigkeit akzeptiert? Eines kann ich zumindest sagen. Mich an die weltlichen Dinge des Lebens zu klammern, ist absurd. Was ist mein Stein?
Liebe Grüße
Hermann
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  #8  
Alt 28.07.2014, 23:05
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Hermann,

dein Stein? Gute Frage. Jedenfalls keine Strafe der Götter für irgend etwas, wie bei Sisyphos.

Ich denke, es ist nicht unser Ding, Sinnlosigkeit an sich in Frage zu stellen oder sie generell zu akzeptieren. Sinnlosigkeit besteht darin, nicht zu erkennen, dass das eine oder andere eben sinnlos ist und auch, dass wir unsere Grenzen nicht erkennen. Es gilt also nicht die Sinnlosigkeit eines Tuns oder Seins zu akzeptieren, sondern unsere Grenzen.

Das ist sinnvoll. Das beseitigt zwar nicht die Sinnlosigkeit einer Sache, macht sie jedoch für uns lebbar indem wir unsere Grenzen akzeptieren. Günter Grass sagt: „Sisyphus ist nichts anderes als das Wissen, dass der Stein oben nicht liegen bleibt - und dann das Jasagen dazu." ->

Im übrigen kann man einen zu dicken Stein auch in kleine Stücke klopfen. Ist allerdings sehr mühselig und manche dieser kleinen Steine geben dann vielleicht trotzdem keinen Sinn. Die anderen schon und aus diesen Steinen kann man sich ein neues Haus bauen. Das hätte doch Sinn. Oder?


Liebe Grüße,

Helmut
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  #9  
Alt 29.07.2014, 17:28
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo Helmut,
ich glaube, es ist die Nähe des Todes, die mich veranlasst, radikale Fragen zu stellen. Aus meinem Tagebuch 2013
Dienstag war ein schlechter Tag für sie. Der Oberarzt mit dem griechischen Namen kam auf Visite. Sie meint, er habe sich skeptisch über ihren Zustand geäußert. Die Schmerztherapie wurde umgestellt. Unter anderem wurde die Schmerzpumpe und der Zugang am Rücken entfernt. Dadurch hatte sie erheblich mehr Schmerzen und war schlechter Stimmung. Ich rief Schwester Elke an. Sie sagte, es könne auch daran liegen, dass der Oberarzt gesagt habe, der künstliche Darmausgang werde erst einmal bleiben. An diesem Tag war ich sehr traurig.
Der Tod war schon da, ich habe ihn damals nur noch nicht gesehen bzw. gedacht, dass er erst später kommt.. Der Oberarzt hat ihn gesehen, meine Frau auch. Wenige Tage später habe ich ihn auch gesehen. Tanja kam auf die Intensivstation, dann zurück auf die Normalstation. Man brachte sie ins Hospiz, wo sie gestorben ist. Danach ist der Tod nicht einfach weg gegangen. Er kommt immer mal wieder und dann frage ich mich nach dem Sinn. Ich bin traurig wegen Tanja, aber Angst habe ich vor ihm nicht.
Liebe Grüße
Hermann

Geändert von hermannJohann (30.07.2014 um 08:03 Uhr)
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