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Alt 23.04.2006, 16:28
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~Jessie~ ~Jessie~ ist offline
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Registriert seit: 31.03.2006
Beiträge: 41
Standard Endlich ist sie erlöst von ihren Leiden, und doch sitzt der Schmerz so tief

Einige kennen mich und meine meine Geschichte vielleicht schon aus dem Angehörigen-Forum. Nun bin ich auch eine Hinterbliebene.

Vor knapp drei Jahren ist meine Mum an Unterleibskrebs erkrankt. Nach einer OP, Chemo und Bestrahlung dachten wir der Krebs wäre besiegt. Aber er ist wieder gekommen und hat mir meine Mutter genommen. Seit November hat sie gekämpft und gelitten. Sie war sehr tapfer. Auch als sie im Januar entgültig erfahren hat, dass die Ärzte nichts mehr für sie tun können, hat sie versucht, das beste daraus zu machen. Ich habe sie während der ganzen Zeit so gut es ging begleitet und miterlebt, wie der Krebs ihr nach und nach die Kräfte geraubt hat. Sie war tapfer bis zum Schluss, obwohl ihr Leben nicht mehr lebenswert war. Die letzten zwei Monate lag sie im Bett und musste gepflegt werden. Irgendwann konnte sie nicht mehr aufstehen. Sie konnte nicht mehr essen. Sie wurde künstlich ernährt, hatte künstlichen Darm- Blasen- und Nierenausgang. Sie musste gewindelt werden. Hatte ständig Fieber. Durch das Schmerzmittel hatte sie keine SChmerzen mehr, aber dafür wurde ihr Geist immer schwächer. Zum Schluss konnte sie kaum noch reden.

Am Ostersonntag ist sie ins Koma gefallen. Man hat ihr angesehen, wie der Körper kämpft. Wir alle wussten, dass dieser Kampf nun bald zu Ende gehen wird. Es war ein erlösendes Gefühl und doch war es gemischt mit einer riesen Angst.... An diesem Tag war noch eine Pastorin da und hat sie selig gesprochen. Obwohl ich kein religiöser Mensch bin und auch nicht an Gott glaube, wusste ich, dass meine Mutter beruhigt gehen kann. Sie hat auch einen Tag zuvor davon gesprochen, dass sie schon "oben" war und sich alles angeschaut hatte. Ich wusste, dass sie bereit war, zu gehen. Ich habe an diesem Tag die ganze Zeit an ihrem Bett gesessen, ihre Hand gehalten und sie gestreichelt. Als ich am Abend ging, habe ich mich zweimal von ihr verabschieded und ihr gesagt, dass ich sie ganz doll lieb hab und sie immer in meinem Herzen tragen werde.

Am nächten Morgen (Ostermontag) 8.00 Uhr kam der Anruf, dass meine Mum 7.30 Uhr eingeschlafen ist. Ich wußte, dass es DER Anruf sein wird. Ich habe nichts gefühlt in dem Moment. Ich hatte riesen Angst, dass ich meine Trauer vollkommen verdränge. Die ganze Woche war ich beschäftigt mit Besorgungen, Ämtergängen, Bestattung vorbereiten, Versicherungen etc.

Jetzt am Samstag war die Trauerfeier. Als die Rednerin anfing mit sprechen, schossen die Tränen. Da hab ich sie gespürt die schmerzliche Trauer und den riesen Verlust. Aber ich war auch froh, dass sie nun endlich von ihrem Leiden erlöst war. Ich hatte eine sehr schöne Zeit mit meiner lieben Mum und ich weiß, dass sie immer in meinem Herzen bleiben wird.

Nun ist es endlich vorbei das Leid, dass mir fast das Herz zerrissen hat. Meine Mum hat ihren Frieden. Aber sie fehlt mir ganz schrecklich. Sie ist nur 51 Jahre alt geworden. Jetzt steh ich da mit 24. Ein Alter, indem man zwar erwachsen ist, aber nicht erwachsen genug, um ohne Mutter klar zu kommen. Noch so viele Dinge wollte ich mit ihr erleben. Aber das Schicksal meinte es anders.

Liebe Grüße

von der trauernden Jessie

Geändert von ~Jessie~ (23.04.2006 um 21:01 Uhr)
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