Unsere Tochter, unser Engelchen (17) hat es nicht geschafft

[vintage]

Was kann ich tun
Wenn ich nichts mehr tun kann
Und was soll ich sagen
Wenn alles gesagt ist
Du bist nicht mehr da
Und ich bin immer noch da

Und hätte ich einen Wunsch frei
Dann wäre ich jetzt bei dir
Bei dir

In einer anderen Welt
Wo die Zeit nicht mehr zählt
Und die Sehnsucht
Nur noch sich selbst sucht
Da bin ich bei dir
Und genau dafür
Würde ich mein Leben geben

Und hätte ich einen Wunsch frei
Dann wäre ich jetzt bei dir
Bei dir


Text: Klee
Quelle: www.youtube.com/watch?v=lNmg3DWyHqA

liebe ute,
die welt dreht sich weiter - ohne mel.
ich weiss auch nicht, wie das für verwaiste eltern zu schaffen ist.
deshalb einfach mal dir/euch kraft zusendend! liebe gruesse, jana.

[vintage]

"Alles kreuzt sich, Eure Trauer mit meiner Trauer,
Eure Sehnsucht mit meiner Sehnsucht
und in allem kommen wir zum gleichen Schluss:
Wir werden immer trauernde Mütter/Väter sein und bleiben!
Es werden bessere Tage kommen,
wir werden das Lachen wiederfinden,
die Dankbarkeit,
dass wir Eltern solch wunderbarer Kinder sein konnten,
aber es wird auch die Bitterkeit bleiben,
dass wir sie verloren haben.
Unsere Umwelt wird unseren Schmerz vergessen,
glauben, dass wir ”überstanden” haben
und nur wir wissen,
dass uns dieses Schicksal nie loslassen wird -
und auch nicht verlassen soll."

Gabriele Gerard
Quelle: http://trauerumflorian.blogspot.com/

[Artemis]

Liebe Ute,
vielen Dank das du an mich gedacht hast.
Ich schicke dir auch ganz liebe grüße zurück
Und nochmal nachträglich zu deinem Geburtstag!!!!

Liebe Grüße Artemis

[Ute08]

Liebe Artemis,
danke für deine lieben Zeilen!

Liebe Jana,
eigentlich ist das gar nicht zu schaffen. Zumindest weiß ich manchmal nicht, wie das gehen soll. Gerade jetzt, wenn die Ferienzeit / Sommerzeit kommt, und irgendwie alle Familien mit Kindern dieser Stadt beschlossen haben, mir über den Weg zu laufen und schöne Dinge zu machen. Im Winter bekommt man das alles nicht so mit.
Da kommt schon die Frage auf, wie man den nächsten, übernächsten ... Tag noch schaffen soll. Abends stellt man dann fest, dass man wieder einen Tag irgendwie überlebt hat.
Ich schicke dir einen lieben Gruß
Ute

[Ute08]

Und wieder sind einige Tage vergangen und irgendwie geschafft.
Kommt da irgendwann noch was anderes?
Kann man sich irgendwann mal wieder über einen Tag freuen
und nicht nur denken, dass man wieder einen geschafft hat?
Oder geht das jetzt immer so weiter, bis irgendwann der letzte
Tag geschafft ist?
Ich will nicht behaupten, dass es mir immer und immer nur schlecht geht.
So ist es nicht. Sicherlich habe ich in komischen Situationen auch schon gelacht. Aber sich über etwas freuen? Ne, dass ist mir völlig abhanden gekommen. Abends einen Tag mal richtig schön gefunden haben? Kann ich mich nicht dran erinnern. Dabei bin ich da nicht anspruchsvoll.
Aber ich möchte, dass die Tage mehr werden als "gottseidank geschafft".
Ist das nach dem ganzen Scheiß zu viel verlangt? Kann doch nicht sein!

[HelmutL]

Liebe Ute,

ich weiss nicht, wie es ist, ein Kind zu verlieren. Ich weiss nicht, wie es ist, gerade als Mutter ein Kind zu verlieren. Ich bin zum einen Vater und zum anderen habe ich meine Frau verloren. Ich kann deine Trauer und deine Gefühle höchstens erahnen und ich hoffe inständig, niemals in eine Situation zu kommen wie ihr.

Doch eines ist mir beim Lesen deines Beitrages regelrecht ins Auge gesprungen. Auch Birgit hat genau das zitiert.

Zitat von Ute08

Ist das nach dem ganzen Scheiß zu viel verlangt? Kann doch nicht sein!

Mit diesem Satz schreist du deine Wut, deine Angst heraus. Du hast recht, das kann nicht sein, es muss nicht sein, es braucht auch nicht zu sein. Genau wie unser Körper nach übergrosser Anstrengung sich erholen muss, so sind es hier dein Kopf, dein Herz und deine erschöpfte Seele, die nach einer Erholung verlangen.

Kein Mensch hält das aus. Ständig unter Vollast. Eigentlich wissen wir das alle. Nur, das gilt auch für unser Innerstes, unsere Seele. Auch ich und viele andere haben diesen Moment erlebt. Den Moment, in dem du feststellst, dass da noch was anderes sein müsste. Niemand wird dir je deine Trauer abnehmen können. Doch du kannst jetzt versuchen, deinen Blick auch auf anderes zu richten. Vielleicht mal ganz vorsichtig nach vorne schauen, anstatt immer nur rückwärts? Nicht nur nach innen, auch mal wieder nach aussen? Du kannst jetzt vorsichtig versuchen, mit deiner Trauer zu leben, nicht für.

Bestimmt nicht heute, nicht morgen ..... vielleicht übermorgen? Hab Geduld mit dir.


Ich drück euch ganz fest die Daumen,

Helmut

[Ute08]

Liebe Birgit, lieber Helmut,
danke für eure netten Worte.
Ja, vielleicht ist das so. Vielleicht muss man auch einfach mal was zulassen.
Aber irgendwie geht das im Moment noch nicht.
Ihr habt ja selbst geschrieben, ein KInd zu verlieren ist nicht das Gleiche wie den Partner, die Eltern oder einen Freund. Das ist wahrscheinlich der Unterschied. Ich will mir nicht anmaßen, da eine Wertigkeit reinzubringen,
absolut nicht. Ich denke, jeder Verlust eines geliebten Menschen ist schmerzhaft und tut unglaublich weh. Aber es gibt Unterschiede - nicht im Schmerz, aber für das weitere Leben. Ein Kind zu verlieren ist ja auch ein Stück Zukunft zu verlieren, weil die komplette Lebensplanung auf den Kopf gestellt wird. Alles, was man sich für die Zukunft erträumt oder erhofft hat, ist plötzlich weggewischt. Ich werde z.B. nie ein Enkelkind haben, was für mich immer fest in meiner Vorstellung existierte. Ich will nicht sagen, dass das schlimmer ist, als den Partner zu verlieren. Das kann ich gar nicht beurteilen.
Aber viele haben vielleicht das Glück, einen anderen Partner zu finden und auf andere Art glücklich zu werden, obwohl das sicherlich nie den verstorbenen Partner ersetzt. Aber ich werde ja nie ein anderes Kind "haben". Da gibt es ja keine Hoffnung, diesbezüglich jemals einen Traum zu erfüllen. Ich hoffe, ihr versteht das nicht irgendwie falsch. Wollte nur mal meine Gefühle ausdrücken.
Ein lieber Gruß
Ute

[Ariadne]

Zitat von Birgit763

..........Sie will nicht verstehen, dass es meinen Schmerz nicht mindert, egal WAS oder WEN ich noch habe. Mein MAX ist nicht mehr da.

Dieser Satz ist es! Er sagt alles - jedes weitere Wort ist überflüssig..

Und dem passe ich mich an: Mein Leo ist nicht mehr da!

Und sie verstehen mich nicht, die Nachbarn und Verwandten. Gucken mich irritiert an, wissen nicht wirklich was ich meine.

Wir sind mit unserem Wissen und Fühlen um so vieles reicher, als so manch einer. Wir könnten es in diesem Sinne auch positiv betrachten.

Wenn mir Gott auch ferner ist als der Mond, so mag ich doch manchmal dieses Gedicht von R.M. Rilke.......

Wenn etwas uns fortgenommen wird,
womit wir tief und wunderbar zusammenhängen,
so ist viel von uns selber mit fortgenommen.

Gott aber will, dass wir uns wiederfinden,
reicher um alles Verlorene und vermehrt um
jenen unendlichen Schmerz.

Liebe Grüße
Ariadne

[Ariadne]

Zitat von Ute08

...........Aber viele haben vielleicht das Glück, einen anderen Partner zu finden ...........

Liebe Ute,

du hattest mit deiner Tochter ein sehr inniges Verhältnis, über viele Jahre. Das macht es für dich schwer. Ihr wart eine Einheit, unzertrennbar.
Nicht alle Eltern haben diesen Zusammenhalt.

Und dieses Innige und Wunderbare macht den Unterschied aus, auch wenn man einen Partner verliert. Nach Leo wird und kann nichts anderes kommen! Mag sein, dass wir eine Ausnahme sind; war doch auch unsere Geschichte eine Ausnahme; wie ein Märchen, so meinte heute eine Nachbarin. Und ich dachte leiste: Ok, wie ein Märchen, aber später wie einer Tragödie .

Dieses Thema wird gerade heiß bei Helmut diskutiert: Neuer Partner oder nicht.
Es ist wohl so, dass die Menschen mit unterschiedlich emotionaler Intelligenz an dieses Thema herangehen.
Aber damit möchte ich dich hier nicht quälen.

Vielleicht wäre es für dich gut, dir ein Hobby zuzulegen, dass dir Freude machen würde.
Brauchst du Vorschläge . Ich könnte einige liefern.

Liebe Grüße
Marian

[HelmutL]

Liebe Ute,

du hast recht, das ist etwas, was ich noch garnicht bedacht habe. Eine schreckliche Vorstellung für mich, bei dir ist es Realität geworden. Tut mir leid ..............


ein leiser Gruss

Helmut

[silverlady]

hallo ihr Lieben

ich gehöre zu denen die beides mitmachen mussten. Am 17.07 vor genau10 Jahren starb mein Sohn. Er verunglückte und ich durfte ihn nicht noch einmal sehen. Bis heute kann ich ihn nicht loslassen.
mit ihm ging in meinem herzen die Sonne unter.
Vor 3,5 Jahren starb mein Männe. mit ihm starb auch ein Teil meines lebens. ohne ihn hätte ich es nach dem Tod meines Sohnes nicht verkraftet.

jede trauer ist einzigartig, nicht miteinander zu vergleichen. Jede Trauer steht für sich. Man kann nicht sagen, das eine ist schlimmer wie das andere.

warum ich noch weiterlebe weiß ich nicht. Für wen, für was wozu
Keine Ahnung
silverlady

[vintage]

Das Lied von der Anderwelt

Es gibt einen See in der Anderwelt,
drin sind alle Tränen vereint,
die irgendjemand hätt’ weinen sollen
und hat sie nicht geweint.

Es gibt ein Tal in der Anderwelt,
da geh’n die Gelächter um,
die irgendjemand hätt’ lachen sollen
und blieb statt dessen stumm.

Es gibt ein Haus in der Anderwelt,
da wohnen die Kinder beinand
Gedanken, die wir hätten denken sollen
und waren’s nicht imstand.

Und Blumen blüh’n in der Anderwelt,
die sind aus Liebe gemacht,
die wir uns hätten geben sollen
und habens nicht vollbracht.

Und kommen wir einst in die Anderwelt,
viel Dunkles wird sonnenklar,
denn alles wartet dort auf uns,
was hier nicht möglich war.


Michael Ende

[Ute08]

Ja, jede Trauer ist einzigartig!
Schön, dass es hier Menschen gibt, die das verstehen.
Ist leider im realen Leben nicht immer so.

Danke für eure lieben Worte. Es tut gut, wenn man hier verstanden wird.
Euch allen einen lieben Gruß
Ute

[mollie]

liebe ute,
es gibt momente, da weiß ich nicht wie ich etwas ausdrücken soll. lange hab ich deshalb nichts mehr bei dir geschrieben.
doch ich denk an dich.
eine liebe umarming,
mollie

[vintage]

Das ist die Sehnsucht: wohnen im Gewoge
und keine Heimat haben in der Zeit.
Und das sind Wünsche: leise Dialoge
täglicher Stunden mit der Ewigkeit.

Und das ist das Leben. Bis aus einem Gestern
die einsamste von allen Stunden steigt,
die, anders lächelnd als die andern Schwestern,
dem Ewigen entgegenschweigt.


(Rainer Maria Rilke)

liebe ute,
ich wünsche dir eine nacht ohne schlimme träume und gedanken.
die nächsten tag sind (wieder besonders) hart, aber sie gehen vorbei!
ich schicke dir viel kraft!!
deine jana.