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  #1  
Alt 26.12.2005, 23:03
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Ylva Ylva ist offline
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Standard Man spürt selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war.

Vergänglich.

Alles im Leben ist vergänglich. Diese Erfahrung habe ich des öfteren gemacht. Sie ist bitter und tut unheimlich weh. Aber sie lässt einen auch "erwachen". Erwachen aus der Traumwelt, in der ich lebte. So danke ich zuerst den Personen, die mir weh getan haben, die gegangen sind und mir dadurch gezeigt haben, dass sie nicht das sind, wofür ich sie hielt.
Vergänglich ist die Liebe.
Die Freundschaft, Geld und auch das Leben. Erlebtes und Vergangenes ist ein Teil von jedem Menschen. Dadurch zeichnen wir uns aus, werden so wie wir sind. Ich trauere oft Vergangenem hinterher. In besonders schönen, glücklichen Momenten möchte ich die Zeit anhalten - für immer. Den Duft des Glückes einatmen und mich in ihm sonnen. Aber die Uhr des Lebens tickt unaufhörlich weiter. Immer weiter.
tick tack tick tack
Die Lebensuhr. Wieso erlebt man die schlimmen Stunden viel länger als die schönen? Aber ich denke auch, dass man durch negatives/positives Vergangenes lernt. Das ist in dem Moment nicht fassbar, aber später wird man sich dessen bewusst. So bekommt man zum Beispiel ein gutes Gespür für Menschen. Wenn man früher oft Schaden von Menschen zugefügt bekam, weiß man zumindest meistens schon anhand einzelner Verhaltensweisen, wie dieser Mensch dich behandeln wird. Aber mir reicht es nicht mehr, in meiner Vergangenheit mit meinen Erinnerungen zu leben. Ich will bestimme Gefühle und Momente nochmal erleben. Das mit den bestimmten Momenten erleben ist gar nicht so schwer, aber leider lassen sich die Gefühle nicht nocheinmal fühlen. Jeder Augenblick, jede Sekunde, jedes Wort ist vergänglich und setzt sich doch tief in dich hinein. Wie widersprüchlich und parodox. Und die Lebensuhr tickt unaufhaltsam weiter...
tick tack tick tack tick tack..

Ylva

Geändert von Ylva (04.01.2006 um 18:05 Uhr)
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  #2  
Alt 26.12.2005, 23:21
Eifel Eifel ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

...wie wahr...
so ein schöner Text, Ylva !
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  #3  
Alt 26.12.2005, 23:26
Liz und Willy Liz und Willy ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Liebe Ylva

Wie recht du hast mit deinen so treffenden Worten.......

Danke dir für diese wunderschöne Zeilen der Zeit die wir nicht zum Stehen bringen können, um unaufhörlich weiter laufende Lebensuhr nur einen Moment anhalten zu können und die schönen, wertvollen und glücklichen Momente immer wieder zu spüren, zu erleben und beleben.

Leider geht es nicht, Und doch aus unserer Schatztruhe des herzens un dder Erinnerungen werden sie nie gelöscht und sind durch wenige, ja gar Bruchteil von Begebenheiten sofort wieder abrufbar und spürbar. So reicht eine Note einen Duft, ein Licht ein Ort etc. um alles wieder lebendig zu spüren.

Danke für deine Worte .....

Liebe Grüsse Liz und Willy im Doppelpäggli
__________________
***

Willy 54 J. LK Pancoast Tumor Adeno. ES 8/02 ED 11/02, Radio-Chemo, Op. 2/03 seither Teilgelähmt, O2-abhängig
Liz MS im Rolli. Gebärm.ca. 8/05
Mami 10.4.1934 - 7.9.2009
inoper. Hirntumor 10/07, Blasenkrebs 1/09
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Unsere Welt:
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GEMEINSAM SIND WIR STARK - seit 30 Jahren das DOPPELPÄGGLI!
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  #4  
Alt 27.12.2005, 00:11
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Hallo,
vielen dank für eure lieben worte.
es tut mir gut zu schreiben auch wenn ich oft nicht die passenden worte finde , für dass was ich fühle und beschreiben will.
wisst ihr,es ist so kompliziert etwas in worte zu fassen,auf papier zu bringen was eigentlich lebt.
Ich habe lange überlegt ob ich mir ein tagebuch anlegen soll.Jetzt habe ich diesen Schritt gewagt und bin froh darüber.
Und auch über eure worte die mir gut tun,die mir das gefühl geben das ich nicht ganz alleine bin..
denn die einsamkeit nimmt wieder überhand und legt ihren schwarzen mantel um mich...
Ihr lieben..ich wünsch euch viel kraft!! Ich weiss das ihr sie brauchen könnt.
Und dankt mir nicht für meine worte sind nicht nicht halb soviel wert wie eure!!!!

Ylva
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  #5  
Alt 29.12.2005, 19:21
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Tränen schmecken salzig..

Wann war das eigentlich mal anders?
Wie lange ist es her,dass ich meine Mutter das letzte mal lachen sehen habe?
Warum muss ich sie ständig weinend vorfinden?
Was macht der verdammte Krebs mit ihr?
Sie ist nicht mehr die,die sie mal war.
Wird es nie wieder sein. Der Krebs hat alles zerstört. Alles.
Ich weiss das sie sich aufgegeben hat.

Jedesmal wenn ich heimkomme,die Tüer aufschliesse oder in ihr Zimmer komme,sehe ich sie weinen oder sehe ihre roten, verquollenen Augen.
Es tut so weh.
Und da der Krebs niemand ist,dem ich weh tun kann,den ich hassen kann, den ich anschreien kann,lasse ich es an mir aus.
Vielleicht haette ich mehr für sie tun können,vielleicht haette ich sie mehr unterstützen muessen,vielleicht haette ich sie oefter im Krankenhaus besuchen sollen..nein nicht vielleicht,sogar ganz bestimmt.
Aber ich konnte nicht,ich konnte einfach nicht.

Und jetzt liegt sie in ihrem Zimmer auf ihrem Bett und weint..und hat mich weggeschickt.
Was soll ich denn machen?? Bitte sagt mir doch einfach was ich machen soll.
Ich fühle mich mit der Situation überfordert..ausserdem weiß ich wie der Krankheitsverlauf von Krebs sein kann,schliesslich arbeite ich im Krankenhaus.

Wenn ich nur was tun könnte,glaubt mir ich würde alles tun..alles...


Worte gleiten in Sekundenschnelle ueber deine Lippen und können alles zerstören.


manchmal habe ich das beduerfniss zu schreien und zu weinen und zu schreien so laut es geht.manchmal?eigentlich fast immer.egal wo ich bin.ob es in der s-bahn ist oder zuhause.so viele gedanken in meinem kopf,soviele Worte.worte.was sind worte?
Macht es einen sinn,worte auszusprechen?macht es einen unterschied ob ich sie mir denke oder sage?kommen sie an?Was machen sie? sie verwirren,zaubern ein lächeln aufs gesicht,machen traurig. aber was machen,wenn die worte nicht ankommen?oder wenn man sie nicht an sich heran läßt?

aber sie müssen raus.sie koennen nicht in meinem kopf bleiben.er ist voll,zuvoll.so das er schon fast wieder leer ist.

mir geht es zerissen,einsam,und auch lächelend.denn ich habe meine worte wieder gefunden.ich will schreiben und ich will meine worte mögen,sie verletzen manchmal aber nicht immer.
aber sie sind mir,sie sind das einzigste über das ich frei verfügen kann,ganz allein entscheiden kann,wann ich welches benutze und wie.ich habe die macht über meine worte.zumindest meistens.aber manchmal haben auch die worte die macht.und man ist machtlos.dann sagt man ein wort und will es gar nicht sagen,und schon ist es im umlauf und zerstört alles.kennt ihr das?was man mit einem kurzen satz anrichten kann?

worte sind für mich sehr viel.und während ich noch über den sinn,_meiner_ worte nachdenke,habe ich schon wieder einen Menschen ärgerlich gemacht.

Was sind Worte?

ylva
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  #6  
Alt 04.01.2006, 18:04
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Mein Weg


Man spürt selten, was Glück ist, aber man weiß meistens, was Glück war.

"Wer mein Schweigen nicht versteht, wird auch meine Worte nicht verstehen können."

"Irgendwann kommt immer dieser Moment. Der Punkt, an dem die Umkehr unmöglich wird, an dem klar ist, dass Weitergehen bedeutet, nie wieder zurückzukönnen."


Und so frage ich mich, wann ich diesen Punkt erreichen werde, wann es so weit sein wird, und ich spüre ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, ich, die doch Angst vor allem hat, was neu ist. Ein Gemisch meiner Gefühle begibt sich auf eine Reise, eine Gedankenreise.

Denn auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt.

"Nichts bleibt bestehn, selbst dieser Augenblick ist jetzt schon vorbei."

Und ich sehe Bilder von früher, aus glücklichen, unbeschwerten Tagen..

"Es ist schlimm, erst dann zu merken, dass man keine freunde hat, wenn man wirklich einen braucht."

..sehe Menschen und Tiere, die mir die liebsten waren und jetzt einfach nicht mehr da sind..

"Verbunden mit jedem und doch allein."

..höre Stimmen, Wortfetzen fliegen mir entgegen, ich verstehe nicht alles, aber ich erkenne, dass es Worte von mir sind, Worte, die ich mal sagte, Worte, die einem so schnell über die Lippen gleiten und alles zerstören können, Worte, die in einer Sekunde für ewig trennen können, denn Worte - so flüchtig wie Schall und Rauch - haben Macht, mehr als du dir vorstellen kannst.

"Ich höre höhnisches Gelächter, wenn ich daran denke, wie ich war.."

..sehe alte Plätze, Gemäuer, Ruinen, wo ich früher gerne war, höre lautes Lachen aus allen Ecken, aus vollem Herzen und fröhlich, zuerst erkenne ich es nicht aber dann.. ja, dann merke ich, dass einst ich so lachte.. unbeschwert und frei.

"Wir sehnen uns nicht nach bestimmten Plätzen zurück, sondern nach den Gefühlen, die sie in uns auslösen."

..denke an meine Kindheit, an meine Eltern, deren Leben ich anfangs noch bereicherte, an die schönen Stunden im Garten unter der großen Birke..

"Weißt du noch, wie’s war?
Kinderzeit wunderbar,
die Welt ist bunt und schön
bis du irgendwann begreifst,
dass nicht jeder Abschied heißt
es gibt auch ein Wiedersehen."

..dann sehe ich mich über den Spielplatz nahe an unseres Hauses fliegen, laufen, neben mir meine Oma, eine alte Frau, das Gesicht gezeichnet vom Krieg. Auf einmal geht ein Ruck durch sie, ihr Gesicht wird zu einer verzerrten Maske, die Augen aufgerissen und weiß, ich stehe neben ihr, hilflos, gelähmt, ich war doch noch so klein, ich begriff nicht, dann fing ich an zu schreien und ich schrie noch als meine Oma mit dem Krankenwagen wegfuhr..

"Und diese Zeiten, in denen es dir schlecht geht, die werden nunmal leider immer wieder kommen."

..ich sehe mich glücklich mit Menschen, die mein Leben bereichern, sehe mich lachend und tanzend, damals, und ich frage mich fast wütend, warum es nicht mehr so ist.. dennoch

"Was getan ist, ist getan, was jetzt ist wird nie mehr so geschehen. Es geht kein Weg zurück."

..jemand sagte mal zu mir, ich müsse loslassen, wenn ich wieder leben möchte.

LOSLASSEN

Wie kann ich das kostbarste, das einzige, was ich noch habe - die Erinnerungen - loslassen?

Ylva
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  #7  
Alt 04.01.2006, 23:39
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Ylva Ylva ist offline
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Standard AW: la follia della realtà

Verdammnochmal,warum lassen sich Gedanken nicht wie lästige Insekten mit einer Handbewegung verscheuchen?
Nein,sie gehen einfach nicht weg.
Dabei würde ich so gerne mal abschalten.
Es ist ja nicht nur die belastende situation zu hause, die sorgen um mama und das wissen sie gehen zu lassen, es ist auch noch mein verkorkstes leben mit dem ich so unzufrieden bin.
und keine stütze,keine schulter zum anlehen, zum ausweinen.
leere.

ylva
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