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  #1  
Alt 28.01.2009, 21:37
Geske Geske ist offline
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Standard Zuhause verstorben

Zuhause verstorben

Ein Thread für Hinterbliebene und zu Hause pflegende Angehörige, gern auch für Personen, die Ihre Lieben in professionelle Pflege geben mussten, weil eine Pflege Zuhause nicht möglich war.

Liebe Forumsuser,
ich beginne hier mal einen neuen Thread über das Sterben von an Krebserkrankten in ihrem Zuhause.
Ich will keinen dieser beiden Wege Zuhause/ Krankenhaus bewerten. Mir geht es vielmehr um einen Gedankenaustausch mit Hinterbliebenen in ähnlicher Situation, aber auch mit Angehörigen, die jetzt schon absehen können, dass sie diesen Weg in absehbarer Zukunft gehen müssen.

Mein Mann ist vor fünf Monaten infolge eines Krebsleidens zu Hause verstorben, damit ist er den Weg gegangen, den er sich schon seit sehr langer Zeit für den Notfall vorgenommen hatte. Nach einer ersten Krebserkrankung 1973 (wir leben damals schon zusammen) und anschließender Bestrahlung lebten wir über 30 Jahre ein insgesamt „normales Leben“, jedoch nicht ganz ohne physische und psychische Belastungen, so dass wir über das Sterben vielleicht häufiger nachgedacht und gesprochen haben als „Gesunde“.

Es war von vornherein klar, dass mein Mann zu Hause bleiben möchte, diesem Wunsch wurde auch entsprochen, mit der Begleitung durch einen Hausarzt. Hier fängt das Problem schon an: Der Hausarzt verschreibt Medikamente, schaut mal vorbei – kurz wie in der Sprechstunde, aber eben nur zu Hause. Ein Palliativdienst ist zwar gleich am Anfang gekommen, aber das war wohl zu früh, mein Mann wollte so wenig Schmerzmittel einnehmen wie möglich, die körperliche Pflege hat er mit meiner Hilfe allein erledigt, was sollte der ambulante Palliativdienst also bei uns tun.

Gespräche mit einer ehrenamtlichen Sterbebegleitung - einer ihm unbekannten Person, zu seinem ganz persönlichen Befinden -lehnte mein Mann ab. Er hat seine Situation mit sich selbst abgemacht und in Gesprächen mit mir. Familienmitglieder und ein Freund haben sich „gelegentlich“ telefonisch gemeldet, aber dann auch überwiegend von ihren eigenen Problemen erzählt. Entferntere Bekannte, die sich spontan zu Besuchen bereiterklärt hatten, wollte mein Mann, so gebrechlich wie er sich vorkam, nicht mehr empfangen. Es wurde um uns recht einsam, da wir auch nicht mehr mobil waren. Im August letzten Jahres spitzte sich der gesundheitliche Zustand zu, jetzt musste ein Pflegedienst eingeschaltet werden, weil mein Mann bewegt werden musste, dazu wurden starke Schmerzmittel erforderlich. Ich habe mit dem Palliativdienst, einer Diakoniestation gleich in unserer Nähe keine guten Erfahrungen gemacht. Es kamen nacheinander zwei leitende Mitarbeiterinnen zur Besprechung, aber auch gleich mit der Ansage, dass die Gabe des Schmerzmittels nicht von ihnen erledigt wird, das erledigte eine Pflegekraft - einmal, mein Mann ist kurz darauf verstorben.

Der Palliativdienst wirbt dafür, mit Fachpersonal die Sterbebegleitung zu übernehmen - bei uns bestand die Begleitung aus zwei Telefonaten mit der Nachfrage, ob mein Mann ruhig atme. Als er dann verstorben war, kam nichts mehr, keine Nachfrage, kein Beileid, auch vom Hausarzt nicht. Der Fall war medizinisch abgeschlossen.

Mein Mann wollte friedlich sterben und eigentlich wollte er den Zeitpunkt selbst festlegen, aber das ist uns in unserer Kultur ja verwehrt bzw. es ist sehr schwer, das selbst zu steuern, zumal die Ehefrau (ich) damit ohne Begleitung psychisch überfordert gewesen wäre, dachte ich zumindest. Mein Mann ist eines natürlichen Todes verstorben, aber sein plötzliches Ende hat ihn dann doch wohl selbst überrascht, mich auch. Er ist auch relativ ruhig verstorben, wir haben das gerade noch so hinbekommen, d.h. wirklichen Einfluss hat man da nicht mehr.

Geholfen haben mir die Berichte einiger „Töchter“ aus dem Angehörigenforum des KK. Diese Threads liefen unauffällig, und ich habe (nur) still mitgelesen. Die häufigen Verweise auf PN-Schriftverkehr, wären für mich keine Lösung gewesen, da ich hier im KK niemanden näher kannte. Eine Kontaktaufnahme gestalte sich für mich insofern schwierig, da die meisten Threads von Hoffnung getragen wurden. Mein Mann konnte sich damit nicht anfreunden, er wollte nicht von Hoffnung per PC inspiriert werden, er wollte sich mit seinem Lebensweg real ohne Verschönerung der Realität auseinandersetzen.

Ich schreibe unsere Geschichte hier rein, um vielleicht mit Personen, die auch ähnliches erfahren haben, oder den Weg in absehbarer Zukunft vor sich haben, ins Gespräch kommen. Hätte ich vorher schon einen aktiven Erfahrungsaustausch gehabt, wie er hier im Forum schon einmal begonnen hat, dann aber leider abgebrochen wurde, wäre ich vielleicht weniger verkrampft mit der Situation umgegangen (ich bin leider keine Krankenschwester).

Ich bitte alle eventuellen Beitragsschreiber diese Thematik zu beachten und wertende Kommentare zu Fragen der Moral an einem anderen Ort zu besprechen. Ich habe auch nicht an Hinweise darauf, wo man professionelle Hilfe erhalten könnte gedacht, oder an Ratschläge wie man es besser machen könnte.

Es würde mich freuen, wenn ich hier mit Betroffenen ins Gespräch kommen könnte.

Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (28.01.2009 um 21:50 Uhr)
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  #2  
Alt 28.01.2009, 22:44
Benutzerbild von condesa
condesa condesa ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Geske,

es tut mir sehr leid mit deinem Mann!
Sehr interessanter Thread
Wir haben unsere Mutter auch nach Hause geholt aus dem Krankenhaus-leider ist sie dann nur noch 9 Tage bei uns gewesen
Ich muss sagen das ich jederzeit daran geglaubt habe das sie noch lange lebt, trotz der schweren Erkrankung. Denke dabei handelt es sich aber wohl evt. um einen Schutzmechanismus. Unsere Mutter hat phychologische Hilfe jederzeit abgelehnt. Sie hatte sich mit ihrer Krankheit arrangiert, hat nicht mit ihrem Schicksal gehadert und ich muss sagen das es richtig angenehm war immer bei ihr zu sein.
Wir hatten ebenfalls einen ambulanten Pflegedienst. Im Erstgespräch sagte uns die Dame "Sie würde es ja verstehen, sie könnte auch niemanden aus ihrer Familie pflegen" - vor unserer Mutter! Nach kurzer Spachlosigkeit dieser "gedankenlosen Aussage" konterte meine Schweter glücklicherweise. Öfter kam mal ein anderer Pfleger...die enzigen Aufgaben (An,-und abhängen der Nahrung, Wundversorgung von 2 offenen Stellen-hätten wir am liebsten auch noch selbst gemacht,wollte uns aber keiner zeigen ) - waren irgendwie schon pure Überforderung (hatte jedenfalls das Gefühl). Unsere Mutter hat denen vertraut, man ist ja auch abhängig , da haben wir dann nicht viel gesagt, da wir wollten das sie sich wohlfühlt. Toilettengänge e.t.c haben wir gemacht. Der Lebenspartner unserer Mama war Tag und Nacht bei ihr - (ich/wir bin/sind ihm unendlich dankbar, das ist wahre Liebe)
Unsere Mutter ist nachdem wir Weihnachten mit der ganzen Familie verbracht haben morgens nach Besuch des Notarztes (sie hatte wieder Angstzustände) verstorben...
Ich bin unendlich glücklich das wir sie aus dem Krankenhaus geholt haben, und bin mittlerweile davon überzeugt das dies ihr einen Schub gegeben hat noch ein wenig bei uns zu bleiben.
Jeder Mensch und jeder Krankheitsverlauf ist anders und jeder Mensch geht mit dieser Situation anders um, nimmt sein Schicksal an oder kann es einfach nicht. Der Kranke und die Angehörigen müssen entscheiden wie und für welchen Weg sie sich entscheiden, soweit sie noch die Möglichkeit dazu haben.
Ich wünsche allen Bertoffenen die vor Entscheidungen stehen viel Kraft und die positive Energie den richtigen Weg zu finden!

Liebe Grüsse
__________________
In endloser Liebe, tiefer Dankbarkeit & ewiger Verbundenheit!
Deine Töchter Elisabeth & Katarina


Diagnose CUP Syndrom im August 2008

* 26.03.1953 + 25.12.2008 3:53h

Frage nicht, welche Krankheit der Mensch hat, sondern frage, welcher Mensch die Krankheit hat...
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  #3  
Alt 29.01.2009, 00:09
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Condesa,
danke für Deinen Beitrag. Zum Tode deiner Mutter möchte ich Dir mein herzliches Beileid aussprechen. Deine Mutter war ja noch jung, na ja, jedenfalls zwei Jahre jünger als ich.

Meinem Mann und mir war auch klar, dass Situationen eintreten können, in denen eine Pflege zu Hause nicht mehr möglich ist, wir mussten unsere Entscheidung zum Glück nicht überdenken.

Liebe Grüße
Geske
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  #4  
Alt 29.01.2009, 10:22
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condesa condesa ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Geske,

danke für deine Anteilnahme
Wir haben nach ihrem Tod gedacht das es gerne hätte so weitergehen können, hauptsache sie ist bei uns. Natürlich ist uns dann auch sofort klargewesen das es weiterhin bergab gegangen wäre, und sich der Zustand nicht mehr hätte verbessern können.
Sie ist nun aber auch "eingeschlafen". Da gibt es durchaus auch andere Fälle, die die Pflege eines Schwerkranken sehr erschweren, und ich kann mir vorstellen das man dann schon an das Ende seiner Kräfte gelangt bez. das so nah miterlebte "Sterben" schwer verarbeiten kann , obwohl es eigentlich "ein natürlicher Weg ist" der früher oder später nun Jedem bevorsteht...

Liebe Grüsse
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Deine Töchter Elisabeth & Katarina


Diagnose CUP Syndrom im August 2008

* 26.03.1953 + 25.12.2008 3:53h

Frage nicht, welche Krankheit der Mensch hat, sondern frage, welcher Mensch die Krankheit hat...
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  #5  
Alt 29.01.2009, 13:54
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Condesa,

Zitat:
Zitat von condesa Beitrag anzeigen
Wir haben unsere Mutter auch nach Hause geholt aus dem Krankenhaus-leider ist sie dann nur noch 9 Tage bei uns gewesen
(...)
Unsere Mutter ist nachdem wir Weihnachten mit der ganzen Familie verbracht haben morgens nach Besuch des Notarztes (sie hatte wieder Angstzustände) verstorben...
Meine Frau ist Anfang des Jahres an Brustkrebs verstorben, und bei ihr war es ähnlich wie bei deiner Mutter. Sie hatte ihr Schicksal "akzeptiert" (zumindest vom Kopf her; es war klar, dass sie sterben muss), wollte unbedingt noch Weihnachten Zuhause erleben, und es ist uns gelungen, sie am 18.12. nach Hause zu holen. 2 Wochen später ist sie gestorben, nachdem sie Weihnachten hier erlebt und ihre Familie, ihre Tiere und manche ihrer Freunde nochmal gesehen hat.

Zitat:
Ich bin unendlich glücklich das wir sie aus dem Krankenhaus geholt haben, und bin mittlerweile davon überzeugt das dies ihr einen Schub gegeben hat noch ein wenig bei uns zu bleiben.
Genau so empfinde ich das auch. Es war für meine Frau und mich eine große Gnade, dass sie Zuhause in ihrer gewohnten Umgebung und mit ihren geliebten Menschen sterben durfte, so wie sie es wollte. Es hätte so viel dazwischen kommen können, und bei vielen kommt halt auch etwas dazwischen, das verhindert, dass der Sterbende seine letzte Zeit so verbringt, wie er es möchte (ob nun in Klinik, Hospiz oder Zuhause). Insofern war das ein großes Glück für uns alle, und dafür bin ich zutiefst dankbar.

Viele Grüße,
Stefan
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  #6  
Alt 29.01.2009, 19:08
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condesa condesa ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Stefan,

von Herzen viel Kraft für Dich! Es tut mir sehr leid mit deiner geliebten Frau!
Ich habe einen riesen Respekt vor "Männern" die ihre Frauen bis zum Ende begleiten, das ist für mich wahre Liebe. Und ich hoffe sollte ich jemals in eine solche Situation kommen, das mein Partner mir ebenfalls so zur Seite stehen wird (es ist leider nicht selbstverständlich).
Desweiteren denke ich das man mit der Trauer anders umgeht wenn der geliebte Mensch zuhause stirbt. Das kann aber auch nur mein Empfinden sein

Alles Liebe
Katarina
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Diagnose CUP Syndrom im August 2008

* 26.03.1953 + 25.12.2008 3:53h

Frage nicht, welche Krankheit der Mensch hat, sondern frage, welcher Mensch die Krankheit hat...
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  #7  
Alt 29.01.2009, 20:47
mana mana ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

hallo zusammen
auch ich habe meinen Mann zu Hause gepflegt und er konnte, so wie er es wollte zu Hause in seinem Bett sterben.
2 Monate vor seinem Tod mußte ich ihn nach dem Sport, den er trotz Schmerzen noch immer gemacht hat,ins Krankenhaus bringen.Er bekam zu dieser Zeit noch Chemoth. und hatte auf einmal hohes Fieber. Nachdem er untersucht wurden war,sagten die Ärzte, dass das Fieber Tumorfieber ist und keine Infektion.
Nach diesem Aufenthalt im KH, sagte er mir,dass er nie wieder ins KH will. 2 Wochen ging es ihm noch relativ gut, die Kraft ließ nach, aber er sagte immer, naja dann mach ich eben langsam.Dann fingen die starken Schmerzen an, er wurde immer schwächer, ich ließ mich krankschreiben,mein Arbeitgeber und die KollegInnen haben mich in dieser Zeit sehr unterstützt, und war von diesem Tag an rund um die Uhr bei ihm. Zuerst stand er immer noch auf und legte sich dann auf sein Sofa, doch es dauerte nicht mehr lange und auch dieses ging nicht mehr.Ich hatte zu dieser Zeit schon einen ambulanten Hospizdienst eingeschaltet, doch von den fremden Menschen wollte er sich nicht helfen lassen, sie kamen trotzdem jeden Tag um mich zu unterstützen und wenn es bei einer Tasse Kaffe nur das Reden war. 3 Wochen vor seinem Tod sollte ich alle Bekannten und Verwanten anrufen und sie nach einander einladen zum Kaffee. Immer wenn jemand kam, raffte er sich auf und setzt sich mit an den Kaffeetisch. Es war unglaublich welche Anstengung das für ihn sein musste. Jeden Tag kam meine Nichte und jeden zweiten der Hausarzt, der uns immer sehr unterstützt und begleitet hat. Nachdem auch seine Mutter und Schwester bei ihm waren verkündete er mir, dass er ab jetzt nichts mehr essen würde, dem war auch so. 2 Wochen danach starb er in der Nacht von Samstag auf Sonntag, ich, seine Schwester,meine Schwester und unser Hausarzt waren bei ihm. Seine letzten Worte waren" Ich will nach Hause,ich weis nur nicht wohin". Das letzt Buch was er 1 Woche vorher noch gelesen hat, hatte den Titel" Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling.
Auch wen das jetzt schon 2 Jahre her, ist diese Zeit immmer noch sehr präsent für mich. Sie war schwer,anstrengend und leidvoll, aber sie war auch eine sehr intensive und reiche Zeit.
ich wünsche euch allen viel Kraft
Mana
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  #8  
Alt 30.01.2009, 11:37
Geske Geske ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo zusammen,

ich habe mal gelesen, dass Männer sehr standfeste Betreuer in der partnerschaftlichen Pflege wären. Das hat mich damals ungemein beruhigt, auf meinen Mann hätte ich mich auch voll verlassen können.

Hallo Mana, wie du es beschreibst, so ging das auch bei uns los. Mein Mann wurde zunehmend dünner und schwächer, weigerte sich dann aber zum Arzt zu gehen. Er hat auch darüber nachgedacht, die Nahrung einzustellen. Es kam dann nicht mehr dazu, diesen Weg zu gehen - ich stelle mir die Begleitung sehr schwer vor.

Beste Grüße
Geske
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  #9  
Alt 03.02.2009, 16:56
Tinuviel Tinuviel ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo zusammen,

meine Mutter konnte leider nicht zuhause sterben, sie war zuletzt in einem Pflegeheim. Allerdings nur kurz, weil es viel zu schnell zu Ende ging. Man hört ja oft, dass Pflegeheime unmenschlich sind, aber wir hatten wirklich Glück mit unserer Wahl. Obwohl die PflegerInnen sehr viel zu tun hatten, waren allesamt immer sehr freundlich und unterstützten uns nicht nur tatkräftig sondern auch durch Beistand und Gespräche. Man hatte nie das Gefühl, sie wären genervt, weil sie unter Druck standen oder ähnliches. Im Gegenteil, man hatte immer Zeit für die Nöte meiner Mutter, aber auch für uns die Angehörigen. Es war selbstverständlich, dass wir alle mit Essen und Getränken versorgt wurden und auch Übernachten war kein Problem.

Als meine Mutter dann gestorben ist haben sie sie gewaschen und umgezogen. Sie mussten ihr leider ein Handtuch unter das Kinn klemmen, weil meine Mom schon Tage mit offenem Mund lag und dieser sich einfach nicht von alleine schließen wollte. Sie haben sie schön gebettet und einige Blütenblätter von den Sonnenblumen, die ich ihr zum "Einstand" gebracht hatte, auf der Zudecke drapiert. Außerdem wurde ein schönes Tuch auf das Nachtkästchen gelegt und darauf eine Kerze gestellt. Es war mit viel Liebe und sehr schön gemacht.

Wir durften so lange Abschied nehmen, wie wir wollten. Wir hätten auch einen größeren Raum nutzen können, der eigens für das Abschiednehmen von Verwandten, Bekannten und Freunden zur Verfügung gestellt wird, aber das wollten wir nicht. Meine Mom erinnerte zu sehr an den Holocaust, sie war völlig ausgemergelt und von der Krankheit gezeichnet. Da sie selbst zuletzt keine Besuche mehr wollte, hatten wir uns entschieden, dass nur die engsten Verwandten und Freunde sie sehen dürfen, die anderen sollten sie so in Erinnerung behalten, wie sie sie zuletzt gesehen hatten.

Aber dass wir vom Pflegeheim keine Einschränkungen hatten, war wirklich toll für uns alle. Meine Mutter konnte schon seit Wochen nicht mehr aufstehen und war auf Pflege angewiesen. Da wir die Pflege nicht leisten konnten, war dies eine akzeptable Alternative zum tristen Krankenhaus. Eigentlich hätte sie nach dem letzten KH-Aufenthalt und Anraten der Ärzte ins Hospiz gehen sollen, aber das lehnte sie ab. Sie sprach nicht über den Tod und das Sterben, obwohl sie wusste, dass es inzwischen richtig schlimm um sie stand. So haben wir ihren Wunsch erfüllt und sie in das Pflegeheim gebracht, in dem sie keine 2 Wochen später gestorben ist.

Jetzt ist sie fast 4 Monate tot und sie fehlt an allen Ecken und Enden und ich würde alles geben, wenn sie wieder bei uns sei könnte.

Viele Grüße von Mia
__________________
Die meisten Fehler, die wir im Leben begehen,
entstehen daraus, dass wir denken, wo wir
fühlen sollten und fühlen, wo wir denken sollten.
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  #10  
Alt 03.02.2009, 17:35
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Desi Desi ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo alle zusammen!
Mein Vater hat letztes Jahr am 08.02 seinen Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren.
Er ist jetzt fast ein Jahr schon nciht mehr bei uns, und mit kommt es immer noch so vor als wenn es gestern geewsen wäre.
Mein Dad war 54 Jahre alt als er Starb.
Er hat fast 2 Jahre gegen diese beschi... Krankheit gekämpft.
Mein Dad hat mitten im Leben gestanden, und dann mit einem Mal war alles vorbei.
Mein Dad ist zuhause gestorben, im Beisein von meiner Mum, meinem Bruder und mir.
Es war immer sein Wunsch zuhause zu sterben, und ich bin Gott dankbar das wir ihm diesen Wunsch erfüllen konnten.
Meine Mum hatte erst Angst davor, Angst vor dem was auf sie zu kommt.
Ich hatte Angst vor dem Wie. Ich komme aus dem medizinischen Bereich, aber ich hatte trotzdem Angst davor.
Mein Dad ist an einem Freitag gestorben.
Meine Mum rief morgens in der Praxis an und sagte das mein Vater phantasieren würde.
Es ging ihm schon die letzten Wochen davor immer schlechter.
Er hatte starke Aszites die ihn sehr quälte.
Mein Chef ist also hin, kam dann zurück in die Praxis und sagte es dauert nicht mehr lange.
Slbst wenn ich es ja wusste, aber trotzdem ist für mich eine Welt zusammen gebrochen.
Ich bin dann nachhause.
Erkannt hat er mich noch.
Aber er hat die ganze Zeit nach oben geguckt und gelächelt. Dann sah es zwischendurch so aus als wenn er Triangel gespielt hätte.
Hab ihm noch was zu trinken gegeben, und einen Joghurt hat er auch noch halb gegessen. Habe ihn gefüttert.
Aber er hat schon nichts mehr gesehen, immer daneben gegriffen, wenn er was haben wollte. Er hat bis dahin im Sessel gesessen.
Dann ahben wir ihn irgendwann ins Bett gebracht.
Haben ihn auf die Seite gelegt. Er konnte sich ja alleine nicht mehr drehen.
Meine Mum ist dann ins Wohnzimmer, und ich habe mich neben ihn ins Bett gelegt und seinen Rücken gestreichelt.
Irgendwann kam meine Mum und hat sich zu ihm ans Bett gesetzt.
Wir haben ihm dann gesagt das es okay ist und er jetzt gehen kann.
Dann wurde seine Atmung immer flacher und leiser, dann war es vorbei.
Oh Gott, jetzt muss ich wieder weinen, kommt alles wieder hoch.
Er fehlt mir so sehr!
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #11  
Alt 03.02.2009, 18:06
Nawinta Nawinta ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Stefan,

meine Mutter wurde auf der Palliativstation sehr gut gegen die Schmerzen eingestellt. Auch bei Ihr hat es gut geklappt die richtige Dosies zu finden. Sie war bis zum Schluß klar im Kopf.

Nur Zuhause war das hin- und her. Es ging auch alles so schnell mit den Schmerzen.

Sie hätte, wenn sie nach Hause gekommen wäre auch die Schmerzpumbe mitbekommen.

Liebe Grüße
Alex

Geändert von Nawinta (03.02.2009 um 18:08 Uhr) Grund: falsch gelesen
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  #12  
Alt 04.02.2009, 23:27
mana mana ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Zusammen,
ich habe hier schon einen Beitrag geschrieben,jetzt möchte ich aber noch ein bißchen mehr berichten, da ich dass Gefühl habe, dass ich vieles einfach verdrängt habe. Als mein Mann bettlägig wurde habe ich große Hemmungen gehabt ihn zu pflegen..... er war mein Mann, nicht die Eltern, nicht das Kind..... ich hoffe ihr versteht was ich damit meine.Das war aber nur das pflegerische, was viel schlimmer war, das der Mann, mit dem ich 27 Jahre zusammen war anfing, ob es nun von der Schmerzmedikation oder schon von anderen Dingen, wie Leberversagen kam, mich beschimpfte, immer verwirrter wurde.... .
Ihm auszureden noch mit dem Auto in die Stadt zu fahren( er war LKW-Fahrer) um sich selber einen Clo- Stuhl zu holen, ins Kino zu gehen, obwohl er es nicht mehr geschafft hat alleine auf die Toilette zu kommen und zu sehen wie er daran verzweifelt,manchmal war das für mich fast nicht zum aushalten. Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, als er auf die Idee kam Essen zu gehen, weil ich ja nicht immer kochen sollte ( das war eigendlich seine "Aufgabe" in unserer Beziehung), ich habe gedacht "oh je", abendes zog er sich an, frage ob ich nun entlich mal fertig wäre und fuhr mit mir( ich habe keinen Führerschein, er fuhr selber) zum Essen. Es war für mich der pur Horror, es passiert nichts und er saß 2 Std. in einer Gartenkneipe, natürlich musste ich sein bestelltes Essen essen, da er zu diesem Zeitpunkt fast nichts mehr gegessen hat, aber er war zu frieden!!! Ich sah das er fast nicht mehr sitzten konnte, doch er bestand darauf, dass ich mir noch einen Wein genennigen sollte,da ich doch so gern Wein trinke und er meinte dann, dass wäre ja für einige Zeit der Letzte, da ich ja jetzt aufpassen müsste.- der Letzte vor seinem Tod war es nicht aber der Letzt, den ich mit ihm getrunken habe.
Es gibt viele von solchen oder anderen Begebenheiten, die ich noch berichten könnte, doch ich glaube, diese Bruchstücke spiegeln einfach wieder, wie schwer es für uns als Angehörige ist, aber auch wie schwer es für die eigendlichen Betroffenen ist Abschied zu nehmen, ob wir sie nun zu Hause pflegen oder sie in dre Klinik oder einem Hospitz begleiten.
Mana
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  #13  
Alt 05.02.2009, 08:02
elisabeth2 elisabeth2 ist offline
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Beiträge: 165
Standard AW: Zuhause verstorben

Ich bin auf eure Seite gestossen und möchte euch allen mein tiefes Mitgefühl aussprechen.
Auch ich habe meine geliebten Eltern gehen lassen müssen Mum03 und Dad 08 ich werde später ein wenig erzählen unter:Meine geliebten Eltern.
Seid alle lieb umarmt.Elisabeth
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  #14  
Alt 05.02.2009, 12:44
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 426
Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo Mana,

Zitat:
Zitat von mana Beitrag anzeigen
was viel schlimmer war, das der Mann, mit dem ich 27 Jahre zusammen war anfing, ob es nun von der Schmerzmedikation oder schon von anderen Dingen, wie Leberversagen kam, mich beschimpfte, immer verwirrter wurde....
Zum Glück kann ich das nicht aus eigener Erfahrung nachempfinden. Aber meine Frau und ich haben längere Zeit vor ihrem Tod auch darüber gesprochen. Was ist, falls sie dement wird (kann ja beim Krebs vorkommen, z.B. wenn es Hirnmetastasen gibt). Und da habe ich ihr gesagt, dass das für mich ein Grund wäre, sie gegen ihren Willen ins Hospiz zu geben, auch wenn ich die "körperliche" Pflege noch schaffen würde. Die Vorstellung, dass der Mensch, den ich am meisten auf der Welt liebe und mit dem ich über 2 Jahrzehnte zusammen war, mich plötzlich nicht mehr erkennt... nein, ich bin mir ganz sicher, dass ich das nicht ausgehalten hätte. Und sie hat das schon verstanden und mir ihr OK dazu gegeben. Ich weiss nicht, auf welche Weise es viele Menschen (v.a. Frauen) es schaffen, die Kraft aufzubringen, einen dementen Partner zu pflegen. Die seelische Belastung dabei muss unfassbar gross sein :-(

Ich bin zutiefst dankbar, dass meiner Frau und mir diese Erfahrung erspart blieb. Wüßte nicht, wie ich damit (auch im nachhinein) umgehen sollte. Wie auch die Frage der (aktiven) Sterbehilfe, über die wir ebenfalls rechtzeitig gesprochen hatten. Bei allem Leid haben wir dann doch noch viel „Glück im Unglück“ gehabt.

Viele Grüße,
Stefan
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