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  #1  
Alt 02.02.2010, 21:18
taylo taylo ist offline
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Registriert seit: 02.02.2010
Beiträge: 9
Standard Zu spät?

Hallo liebes Forum,

ich bedanke mich im Voraus und hoffe, dass man mit so wenig Infos etwas anfangen kann. Eigentlich ist es ein Unding, dass diese Geschichte so einen Verlauf nehmen mußte...vorallem, weil Hodenkrebs so eine tolle Prognose hat.

Aber ich fange am besten einfach an...
Mein Bruder(33), der leider im Ausland in Haft ist, hatte vor 2 Jahren die typischen Beschwerden und so ging es los..leider mag sich das alles gleich auch etwas chaotisch und wirr anhören, denn wir haben nie wirklich Infos bekommen und mein Bruder hat viel geschwiegen, weil er uns keinen Kummer machen wollte.Und nun stehen wir wohl vor vollendeten Tatsachen.

Jedenfalls haben sie ihn operiert und auch Hodenkrebs diagnostiziert. Sie haben ihm etwas entnommen(Tumor?Gewebe?Zyste?), was 380g wog.Was kann das gewesen sein?
Seinen Hoden hat er behalten. Er sollte eine Strahlentherapie bekommen, doch aufgrund der Umstände in Haft ist es einfach nicht passiert. Er wurde ein paar mal verlegt, hat sich selbst nicht beschwert und so ist das Ganze komplett untergegangen.Unglaublich.
Das ist wie gesagt etwa 2 Jahre her und er wurde nicht großartig behandelt.

Vor etwa 3-4 Wochen fiel seine Gewichtsabnahme auf(8kg in 3 Wochen) und er sollte nun endlich behandelt werden. Es sollte nächste Woche los gehen, doch er hat letzten Sonntag wohl eine sehr starke Blutung bekommen, so dass er in Ohnmacht fiel und nun an der Dialyse hängt!Was kann da passiert sein?Wieso Dialyse?!Er hat soweit ich es verstanden habe auch Metastasen in der Lunge...und weiß Gott noch wo.
Leider ist das alles, was wir wissen.Wir sind dabei irgendwelche Ärzteberichte zu bekommen, aber es ist ausweglos. Es dringt kaum etwas heraus und einem sind die Hände gebunden.

Aber es hört sich einfach nicht gut an.Dabei hat dieser Krebs so super Aussichten. Es wäre ein verschenktes Leben..so kampflos...
Ich würde gern wissen, wo die Krankheit gerade steht. So schlimmes habe ich unter Hodenkrebs nirgends lesen können.Sie haben meinem Bruder ja nicht mal den Hoden abgenommen vor 2 Jahren...also wie schlimm kann es gewesen sein?
Leider kennt man nicht alles aus dem Verlauf.
Ist dies das Endstadium?
Was würde man jetzt tun müssen? Chemo? OP?Selbst fortgechritten hat man bei Hodenkrebs gute Chancen, oder?
Aber , dass er dort ist, wo er ist, macht alles so schwierig und zunichte.

Ich danke allen und hoffe, dass der ein oder andere mit so wenig Material etwas anfangen kann...mehr als ich

lG, Taylo
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  #2  
Alt 02.02.2010, 22:25
Jaymz Jaymz ist offline
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Beiträge: 287
Standard AW: Zu spät?

Hallo Taylo,

es ist natürlich schwierig, eine Diagnose aus der Ferne zu stellen. Es liegen wenige präzise Informationen vor. Jedoch wurde nach deiner Information definitv Hodenkrebs bei ihm festgestellt.

Ich finde es wirklich traurig, dass deinem Bruder bürokratische Knüppel zwischen die Beine geworfen worden, so dass er keine sofortige medizinische Maßnahmen erhielt und dass dein Bruder die Sache leichtfertig (wohl aus Unwissenheit) bei Seite gelegt hatte.

Ich möchte dich aber ermutigen.
Hodenkrebs ist auch in späteren Stadien (bei vermehrter Metastasierung) heilbar!!!

Für mich hört es sich an, dass der Tumor mitsamt Hoden entfernt wurde. Bei Hodenkrebs wird im Regelfall der betroffene Hoden entfernt. Der andere Hoden bleibt im Hodensack. Du hast auch geschrieben, dass er seinen (!) Hoden behalten hat.Vielleicht hat dein Bruder es aber auch aus Scham verneint, dass sein Hoden entfernt wurde. Man kann jedoch ausgehen, dass der Tumor selber nicht mehr da ist.
Da er eine Strahlentherapie beginnen sollte, gehe ich davon aus, dass es sich um ein reines Seminom handelt (bei Nicht-Seminomen wird keine Strahlentherapie durchgeführt) und bereits Metastasen vorlagen. Diese Tumorart Seminom spricht besonders gut auf die Strahlentherapie an. Man kann ein Seminom sehr gut therapieren. Leider wurde die Bestrahlung nicht durchgeführt, so dass sich die Krebszellen weiter im Körper ausbreiten konnten. Das ist sehr schade und man sollte die Verantwortlichen zu Rechenschaft ziehen! Aber in erster Linie gilt nun die Genesung.

Da du beschrieben hast, dass die Lunge von Metastasen betroffen ist, wird es sich bei ihm um ein medizinisches Stadium III handeln. Selbst in diesem Stadium kann man den Hodenkrebs besiegen!!! Die Aussichten sind zwar nicht mehr bei über 90%, aber es ist trotzdem noch möglich. Zumal es sich nicht um ein Rezidiv handelt. Auf der Seite http://www.urologielehrbuch.de/hodentumoren_02.html findest du Informationen zur Stadiumeinteilung sowie ihre Erfolgsaussichten: Bei Seminom mit sogar Metastasen im Gehirn (ZNS) ist die Überlebensrate bei ca. 70-80%!

Bei Hodenkrebs im Stadium III kenne ich mich wegen der Therapieform nicht genau aus.
Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass ca. 4 Zyklen Chemotherapie (nach dem Schema PEB) anstehen oder sogar eine stärkere Chemotherapie (PEI, VIP oder Hochdosischemotherapie). Das ist aus der Ferne sehr schwer zu beurteilen. Sollten sogar Metastasen in den Kopf gewandert sein, könnte es zusätzlich zu einem operativen Eingriff kommen oder zu einer Bestrahlung des Kopfes.

Da es ihm gerade sehr schlecht geht, wird er wohl vor einer Therapie erst einmal im Krankenhaus aufgepäppelt bis er wieder in einem besseren Zustand ist.
Es wird sicherlich keine einfache Zeit für ihn. Versuche deinem Bruder viel Unterstützung zu geben. Als Vorbild kannst du ihm Lance Armstrong, den mehrfachen Tour de France Bezwinger, nennen. Er hatte es geschafft, den Hodenkrebs zu besiegen. Er hatte mit ca. 25 Jahren Metastasen im Gehirn und in der Lunge. Es handelte sich bei seiner Tumorart nicht um einen Seminom, sondern um eine aggressivere und gefährlichere Art. Nach 4 Zyklen Chemotherapie hatte er es geschafft. Danach gewann er 7x die Tour de France und ist sogar mehrfacher Vater geworden! Vielleicht bringst du ihm als Geschenk das Buch "Tour des Lebens" von Lance Armstrong vorbei. Darin schreibt er wie er die Krankheit wahrnahm, besiegte und danach zum ersten Mal die Tour de France gewann.

Ich drücke deinem Bruder die Daumen und wünsche euch viel Kraft!!!



(Meine Annahmen über den Krankheitszustand deines Bruders bitte ich unter Vorbehalt zu betrachten, da ich keine Ferndiagnose stellen kann und ich sie anhand deiner Informationen gestellt habe. Des Weiteren bin ich kein Arzt.)

Geändert von Jaymz (02.02.2010 um 22:57 Uhr)
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  #3  
Alt 02.02.2010, 22:28
PantaRei PantaRei ist offline
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Beiträge: 470
Standard AW: Zu spät?

Hallo,
ja, das klingt alles sonderbar.
Es gibt aber Varianten von Hodenkrebs, wo der Hoden eben nicht abgenommen wird (extragonadaler keimzellentumor).
http://www.meb.uni-bonn.de/cancernet...ch/203773.html
Das könnte eine Erklärung sein, aber ich bin kein Arzt.
Aber das hilft natürlich auch nichts, wenn er nicht behandelt werden kann. Sehr traurige Situation.
VIele Grüße,
PantaRei
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  #4  
Alt 02.02.2010, 22:36
Jaymz Jaymz ist offline
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Beiträge: 287
Standard AW: Zu spät?

@PantaRei: Das ist natürlich auch eine Möglichkeit!!!

In dem Falle könnte es sich um einen extragonadalen Keimzelltumor in Form eines Seminoms (da ursprüngliche Strahlentherapie geplant) handeln.

Geändert von Jaymz (02.02.2010 um 22:42 Uhr)
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  #5  
Alt 02.02.2010, 23:10
taylo taylo ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Zu spät?

Ich danke euch sehr!!!! Es hat sehr gut getan, so viel Gutes zu lesen. Ich bin ja auch voller Hoffnung, doch die Umstände in dem Land sind erschreckend.


Zitat:
Für mich hört es sich an, dass der Tumor mitsamt Hoden entfernt wurde. Bei Hodenkrebs wird im Regelfall der betroffene Hoden entfernt. Der andere Hoden bleibt im Hodensack. Du hast auch geschrieben, dass er seinen (!) Hoden behalten hat.Vielleicht hat dein Bruder es aber auch aus Scham verneint
Das habe ich mir auch überlegt. Kann sehr gut möglich sein und so wirds sicher auch sein.

Zitat:
Da du beschrieben hast, dass die Lunge von Metastasen betroffen ist, wird es sich bei ihm um ein medizinisches Stadium III handeln. Selbst in diesem Stadium kann man den Hodenkrebs besiegen!!!
Wir haben soeben erfahren, dass die Leber auch befallen sei und auch die Nebenniere.

Die Blutung von der ich schrieb war wohl eine Nierenblutung...er hat sehr viel Blutverlust gehabt. Es ist wohl nur so geflossen, so dass er auch Blutkonserven bekommen hat und sie sind immernoch dabei, die Blutung zu stillen, doch ganz ist es nicht gelungen.
Es wurde von Sprachproblemen berichtet. Er würde etwas lallen und etwas wirr reden.Es ist grausam , nicht vor Ort helfen zu können.


Zitat:
Als Vorbild kannst du ihm Lance Armstrong, den mehrfachen Tour de France Bezwinger, nennen. Er hatte es geschafft, den Hodenkrebs zu besiegen. Er hatte mit ca. 25 Jahren Metastasen im Gehirn und in der Lunge. Es handelte sich bei seiner Tumorart nicht um einen Seminom, sondern um eine aggressivere und gefährlichere Art. Nach 4 Zyklen Chemotherapie hatte er es geschafft. Danach gewann er 7x die Tour de France und ist sogar mehrfacher Vater geworden! Vielleicht bringst du ihm als Geschenk das Buch "Tour des Lebens" von Lance Armstrong vorbei. Darin schreibt er wie er die Krankheit wahrnahm, besiegte und danach zum ersten Mal die Tour de France
Das ist wirklich der Wahnsinn. Werde es ihm auf alle Fälle schenken.Es gibt Wunder...

Zitat:
Sehr traurige Situation.
So ist es. Man kann es nicht glauben.Dort ist ein Menschenleben nicht viel wert.
Hinzu kommt noch ein Gedanke, der bedauerlicherweise nahe liegen kann:
Diese so starke Blutung, die er plötzlich hat...vielleicht hat man die ihm dort zugezogen.
Er ist Krebspatient, hat Krebschmerzen(!), stört die anderen damit und wird von den Wärtern getreten. Er sitzt mit 30 Männern in 1 Zelle
Das ist dort nichts Ungewöhnliches.Weiß mans...
Nicht, dass etwas passiert bevor er überhaupt die Behandlung bekommt und ob er dort die beste Behandlung bekommt oder zumindest die, die lebensrettend wär...ich weiß nicht...
Er liegt jetzt in einem Einzelzimmer , in einem wohl tollen Krankenhaus. Die Ärzte sind dort bemüht, aber ich hab ein sehr doofes Gefühl.
Mal sehen, was morgen ist...

Ach so..er hat wohl einen recht aufgeblähten Bauch.Das hört sich einfach nicht gut an.

Ich danke euch...das hat alles viel Hoffnung gemacht, aber fast erscheint mir sein Umstand dort zu sein, als noch gefährlicher als sein Krebs, für den er hoffentlich noch genug Kraft haben wird.

lG,Taylo
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  #6  
Alt 02.02.2010, 23:35
Jaymz Jaymz ist offline
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Standard AW: Zu spät?

Hallo Taylo,

ich bin es nochmal.

Es ist wirklich eine komplizierte Situation für ihn, weil er neben der Erkrankung auch noch in Haft in einem fremden Land sitzt. Daher ist es für euch auch sehr schwer, genauere Informationen zu bekommen.

Ist es denn irgendwie möglich, euch an die deutsche Botschaft zu wenden, damit er wegen der Hodenkrebs-Behandlung in die Heimat zurückkommt? Ich denke, dass er in D eine bessere Behandlung bekommen könnte. Vielleicht kann man da etwas aushandeln, dass er in D unter polizeilicher Aufsicht sowie Hinterlegung einer Kaution im Ausland die Therapie erfährt und anschließend seine Reststrafe dort weiter verbüßt. Es ist vielleicht ein wenig naiv von mir, aber evtl. kann man da was "drehen". Probiert es auf jeden Fall! Vielleicht unterhält die deutsche Botschaft gute Kontakte zu dem Land.
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  #7  
Alt 03.02.2010, 09:05
PantaRei PantaRei ist offline
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Beiträge: 470
Standard AW: Zu spät?

Hallo,

ich denke auch, dass es fast das wichtigste ist, dass er aus dem Gefängnis und vielleicht aus dem Land herauskommt.

Ich denke außerdem, dass sich in so einem Fall die Deutsche Botschaft drum kümmern müsste und wird und dass solche Sache dann ggf. auch schnell gehen können. (Angenommen Dein Bruder ist Deutscher).

Viele Grüße,

PantaRei
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