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Alt 22.08.2009, 21:25
Benutzerbild von Kalest
Kalest Kalest ist offline
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Registriert seit: 20.06.2009
Ort: Wuppertal
Beiträge: 7
Standard Vorstellung (hoffentlich nicht zu lang) und Anliegen

Hallo ihr tapferen Kämpferinnen,

vor einer Weile schon habe ich mich registriert, allerdings nie den Mut gehabt zu schreiben.
Zunächst war ich von den hinter mir liegenden Erlebnissen derart traumatisiert, dass ich nicht in der Lage war zu schrieben. Doch allein eure selbstbewusste Art mit der Erkrankung umzugehen, half mir ungemein. Es gibt sehr stake Frauen hier „ziehe meinen Hut“.

Am 14.08 verstarb mein Schwiegervater an Krebs (der Tumor ging vom Blinddarm aus). Als er die Diagnose erhielt, gaben ihm die Ärzte höchstens ein Jahr, da der Tumor gestreut hatte und inoperabel war. Doch er nahm den Kampf auf und scheute sich auch nicht weite Wege in Kauf zu nehmen, um die besten Therapien zu erhalten. Zuletzt hielt er 5 Jahre durch, machte Reisen und erfreute sich an seinem Garten, den er sehr liebte. Mein Mann sagte dieser Tage „Er hat den Kampf nicht verloren, er hat gewonnen“!
Seine Kraft und geistige Beweglichkeit, nehme ich mir zum Beispiel um es mit dieser Krankheit aufzunehmen, ich werde zur Kriegerin! Wir alle sind Kriegerinnen!

Seit einem Jahr schon hatte ich arge Probleme mit meiner Periode. Sie war sehr stark und schmerzhaft, dauerte zuweilen 10 Tage und länger. Leider war ich in den letzten Jahren nicht mehr beim Gynäkologen gewesen, wofür ich mich heute ohrfeigen könnte. Eine Arbeitskollegin empfahl mir eine gute Ärztin, die wirklich klasse ist. Sie berücksichtigte bei
der Untersuchung dass ich „Angstpatientin“ bin, unter Panikattacken und sozialen Phobien leide. Menschen an mich heran zulassen war und ist ein großes Problem für mich. Auch habe ich das „Borderlinesyndrom“, welches auch ein Grund war, nicht zum Arzt zu gehen, denn ich schämte mich der Verletzungen an Bauch und Brust, die ich mir vor vielen Jahren selbst zugefügt hatte.
Dr. K. stellte vergrößerte Eierstöcke und eine verdickte Gebärmutterschleimhaut fest, worauf sie mich sofort ins KH einwies.
Im April wurden eine Gebärmutterspiegelung und eine Bauchspiegelung gemacht. Meine Eierstöcke waren stark vereitert, woraufhin ich hohe Dosen Antibiotika per Vene erhielt. Die verdickte Gebärmutterschleimhaut stellte sich als Gebärmutterschleimhautkrebs G1 heraus, für die vereiterten Eierstöcke gab man mir die Diagnose „hochentzündliche Eierstockabszesse“ mit auf den Weg.
Ein neuer OP Termin wurde im Mai vereinbart, meine Gebärmutter musste raus und die Eierstöcke sollten auch noch mal angesehen werden. Da ich keinen Kinderwunsch mehr habe, nahm ich die Diagnose Gebärmutterkrebs (und Entfernung derselben) zunächst gelassen hin, zumal die Prognosen, wie man mir versicherte gut seien.
Dr. H die operierende Oberärztin schoss leider ein wenig übers Ziel hinaus, als sie mir die Diagnosen mitteilte, denn ihre Worte waren „Seien sie froh, dass es nicht die Eierstöcke sind, sonst wären sie in zwei Jahren tot gewesen“. War die Gute vielleicht übermüdet, oder sollte es Humor sein?

Ende Mai wurden dann per Bauchschnitt die Gebärmutter, beide Eierstöcke, das Bauchnetz, ein Stück der Scheide (Scheidenplastik), 41 Lymphknoten (davon zum Glück nur zwei befallen) 20 cm Darm, eine Metastase, die am Magen saß und zum Glück, alle anderen Metastasenreste (bis auf 1-5 mm) entfernt. Das Bauchnetz war durchsetzt von Metastasen und hatte sich um den Darm gewickelt. Zum Glück blieb mir ein künstlicher Darmausgang erspart. Beide Eierstöcke waren tumorös und wogen zusammen fast 500 g. Zuletzt stellte sich heraus, dass der Primärtumor von den Eierstöcken ausging. Bei der am Tage zuvor gemachten Darmspiegelung wurden 3 Polypen entfernt, die sich als gutartig herausstellten.

Noch auf Intensiv sprach ich Dr. H. auf diesen Satz an „seien sie froh, dass es nicht die Eierstöcke sind, sonst….“, den sie mir bei meinem ersten KH Aufenthalt sagte. Sie wurde puterrot, stritt dann aber alles ab. Ich glaube, so etwas passiert ihr nie wieder. Fachlich hat sie allerdings hervorragende Arbeit geleistet. „Danke Dr. H.“
Ich habe nicht vor, mich von dieser Krankheit klein kriegen zu lassen. Ich trete den Krebs in den Dreck und spucke drauf .
Habe nun schon die dritte Chemo mit Carboplatin/Paclitaxel hinter mir, meine Haare halten sich hartnäckig, dafür gehen mir die Finger und Fußnägel aus, Lymphstau im linken Bein, Sensorikstörungen in Händen und Füßen, ansonsten außer Übelkeit keine weiteren Probleme.

Fachlich wurde ich hervorragend beraten, doch habe ich in der Klinik Erlebnisse gehabt, die mich traumatisierten. Obwohl meine psychischen Erkrankungen bekannt waren (Attest meiner Psychiaterin), wurde darauf keinerlei Rücksicht genommen. Noch immer kann ich nicht darüber sprechen, wenn ich es versuche, kommt nur ein leiser, knarrender Ton.
Ich bin der Meinung, dass der seelischen Belastung krebskranker Menschen zu wenig Beachtung geschenkt wird, ob sie nun psychisch erkrankt sind, oder nicht. Man schickte mir einen Psychologen aufs Zimmer, doch einige Fachärzte verhielten sich wie sibirische
Holzfäller. Ein Widerspruch an sich!

Depressionen sind häufig, selbst mein tapferer Schwiegervater, so stark er auch war, konnte sich ihnen nicht erwehren. Ich finde Fachärzte sollten in der Hinsicht besser geschult werden.

Gestern war die Beerdigung meines Schwiegervaters. Kurz vor seinem Tod habe ich ihm versprochen zu kämpfen. Versprechen habe ich schon immer gehalten!


Ich sende euch ganz liebe Grüße und Energie


P.S. am 1. Sep bekomme ich einen Port, ich habe eine Heidenangst davor (vielleicht ist es dieses „Ausgeliefert sein“, weil ich es mitbekomme und nicht schlafe), was für Erfahrungen habt ihr bei der OP gemacht. Für Erfahrungsaustausch wäre ich sehr dankbar.
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