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  #1  
Alt 06.05.2008, 13:44
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo,

mir ist aufgefallen, dass fast alle Angehörigen und Betroffenen mit den ersten, gleichen Ängsten in dieses Forum stürmen. In erster Linie sind es glaube ich die unbekannten Dinge, die es einem kalt den Rücken herunter jagen lassen. Deshalb habe ich mir vorgenommen, hier in diesem Thread hereinzuschreiben, wie sich der Verlauf meiner Mutter ergeben hat.

Angefangen bei der Symptomatik über die verschiedenen Diagnoseverfahren, die Behandlung, die Prophylaxe, die Symptombekämpfungen der Nebenwirkungen und das Auftauchen der Metastasen. Als Neuankömmling war ich auf der Suche nach solchen Erfahrungsberichten und habe sie mir aus verschiedenen Threads herausgesucht. Vielleicht kann dies dem ein oder anderen helfen, die Situation besser einzuschätzen und verschiedenes als "normales Prozedere" zu akzeptieren. Bitte aber immer bedenken, bei jedem läuft es eben doch ein bißchen anders.
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  #2  
Alt 06.05.2008, 13:48
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Die Symptome:

Meine Mutter litt unter Kurzatmigkeit und starken Husten. Sie ging zu mehreren Ärzten, unter anderem erhielt sie die Diagnose dass sie unter Allergien leidet, es wurden zuhause Schimmelpilze vermutet die sich allerdings nicht nachweisen ließen. Meine Mutter wurde geröngt, der Befund war unauffällig. Meine Mutter wies die behandelnden Ärzte darauf hin, dass sie seit 35 Jahren raucht - auch dies führte nicht zu weiteren Untersuchungen. Meiner Mutter ging es immer schlechter und ein junger Lungenfacharzt kam nun endlich auf die Idee und bestand auf eine CT Aufnahme. Das war im Juni 2007, zu diesem Zeitpunkt war sie 48 Jahre jung und fiel somit deutlich aus dem Raster.
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Geändert von Bianca-Alexandra (07.05.2008 um 15:37 Uhr)
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  #3  
Alt 06.05.2008, 13:53
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Die Diagnostik:

Röntgen Aufnahmen:
Allesamt ohne Befund, es konnte keine Veränderung an der Lunge festgestellt werden, man vermutete weiterhin Allergien als Ursache.

CT Aufnahme Thorax:
Hier konnte nun der Tumor gesehen werden. Dadurch, dass er relativ weit oben um die Aorta lag, konnte er bei normalen Röntgenaufnahmen nicht lokalisiert werden weil er verdeckt wurde.

06 2007

Bronchoskopie und Mediastinoskopie
Befund: kleinzelliges Bronchialkarzinom rechtszentral (ca. 5x6 cm), anliegende Lymphknoten metastasiert. -> Das Karzinom sitzt hierbei um die Aorta; die Hauptblutzuführung der Lunge. Diese gabelt sich wie ein umgekehrtes Y in die beiden Lungenflügel. Um die Aorta, die den rechten Lungenflügel versorgt, saß der Tumor.
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Geändert von Bianca-Alexandra (08.07.2008 um 12:06 Uhr)
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  #4  
Alt 06.05.2008, 14:14
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Die Therapie:
- bitte beachten: die wirkenden Chemomedikamente sind vom Allgemeinzustand, der Vorbehandlung, der individuellen Struktur des Tumors und der Metastasen sowie der Verträglichkeit verschiedener Medikamente abhängig. Ein hier nicht wirkendes Medikament kann bei einem anderen Betroffenen durchaus das Medikament der ersten Wahl sein. Hier soll nur verdeutlicht werden, dass ein Wechsel der Medikamente und ggf. ein imunes Verhalten gegenüber best. Mitteln normal ist. Es soll aber auch aufzeigen, dass dann immer noch weitere, erfolgversprechende Möglichkeiten gegeben sind.

06 2007 - 10 2007 - Chemo Cisplatin, Strahlentherapie

6 x Chemotherapie alle drei Wochen für jeweils 3 Tage. Dosis: Cisplatin 100 mg, Dexamethason 8 mg, Etoposid 200 mg (später Wechsel auf Tablettengabe bei Etoposid da das Trägermaterial in der Infusion allergische Reaktionen hervorrief).

Zeitgleich: Strahlentherapie 1,8 Gy tgl.; Gesamtdosis 50,4 Gy; Radiatio Tumorregion, Mediastinum und rechter Hilus (fast gesamter Brustkorb wurde bestrahlt). Der Patient muss sich in immer gleicher Position (mittels Markierungen auf dem Körper und Laser findet die Kontrolle statt) auf einen Tisch legen. Die Bestrahlung selbst dauert nur wenige Minuten.

08 2007 - TBC Verdacht

Aufgrund einer Kaverne im rechten Oberfeld der Lunge wurde ein TBC Verdacht mittels fiberoptischer Bronchoskopie untersucht. Der Verdacht hat sich nicht bestätigt, die Kaverne ist nach und nach rückläufig.


10 2007 - 11 2007 - prophylaktische Ganzhirnbestrahlung

Da der Tumor auf den CT Aufnahmen nicht mehr nachweisbar war, wurde die prophylaktische Ganzhirnbestrahlung gestartet. Hierbei wird eine Kopfmaske erstellt, mittels derer der Patient auf dem Tisch fixiert werden kann. Die Bestrahlung selbst dauert nur 1-2 Minuten. Insgesamt wurden 5 x pro Woche jeweils 2 Gy verabreicht, die Gesamtdosis lag bei 30 Gy. Durch die prophylaktische Ganzhirnbestrahlung sinkt das Risiko, an Kopfmetastasen zu erkranken, erheblich. Diese Maßnahme kann daher lebensverlängernd sein! Die prophylaktische Bestrahlung wird nur durchgeführt, wenn eine Komplettremission eingetreten ist; der Tumor mitsamt evtl. Metastasen auf der CT Aufnahme nicht mehr nachweisbar ist.

12 2007 - Neue Lymphknotenmetastasen - Chemo Vincristin

Es wurden 2 neue Lymphknotenmetastasen entdeckt, eine war bereits durch meine Mutter zu fühlen; es war der Lymphknoten direkt an der rechten Hauptschlagader am Hals, der zweite wurde zwischen Luft- und Speiseröhre lokalisiert. Medizinisch ausgedrückt: 1 dorsolateral an der rechten Vena jugularis, 1 weitere zwischen Trachea und Ösophagus prävertebal.

Chemo alle drei Wochen; 4 mg Dexamethason, 2 mg Vincristin, 1.500 mg Cyclophosphamid

02 2008 - Gewebeentnahme Lymphknoten Hauptschlagader

Da die Chemo keinerlei Veränderung bewirkte, wurde eine Gewebeprobe des Lymphknoten an der Hauptschlagader entnommen. Der Befund lautete nach wie vor auf kleinzellig.

02 2008 - Chemokombination ohne Erfolg - Wechsel der Zytostatika auf Bendamustin

Es wurde von der Kombinationstherapie auf die Monotherapie unter Bendamustin gewechselt. Leider brachte auch diese keine Änderung der Verhältnisse.

02 2008 - Kontroll CT

Auffällige Lymphknoten in der Primärtumorregion

03 2008 - Wechsel auf das Zytostatika Topotecan (Wirkstoff Hycamtin), zeitgleiche Bestrahlung der Lymphknoten im Halsbereich

Verabreicht wurden nur 80 % der regulären Dosis aufgrund der Vorbehandlung und der hohen Knochenmarktoxität von Topotecan.

04 2008 - Abfall der Blutwerte

Die reduzierte Dosis (von 100 auf 80%) musste noch einmal um 20% auf jetzt 60% gekürzt werden, außerdem wurde die zweite Chemorunde, in der auch die Kürzung statt fand, um eine Woche verschoben. Die Blutwerte fielen zu stark ab; Leukozyten lagen nur noch bei 1,6 (sonst in der Chemo ca. 5), HB lag bei 10,2 (sonst ca. 13/14) und die Trombozyten bei 11 (sonst ca. 280). Es wurde drei Tage in Folge Neupogen in die Bauchdecke eingespritzt; ein Mittel zur Pushung der Leukozyten; durch die Gabe wird die Produktion im Knochenmark angeregt und die Ausschüttung in den Blutkreislauf schneller veranlasst. Leider fielen die Leukos jedoch viel zu schnell nach Absetzen der Spritzen wieder ab. Manchmal genügen die Spritzen als "Anschubmotivation". Da sich die Leukozyten und weiteren Blutwerte jedoch nicht stabilisierten erfolgte die Reduktion.

Leukozyten sind die Abwehrkörper, die Infektionsgefahr steigt also erheblich.
HB sind die Sauerstofftransporter im Blut, die Kurzatmigkeit und Schlappheit steigt also.
Trombozyten sind die Blutgerinnungskörperchen. Blaue Flecken ohne sich einer Verletzung bewusst zu sein, Hämatome von Blutabnahmen. Sämtliche Dinge, die Verletzungen verursachen sollten also vermieden werden.

Ergebnis:
Die Lymphknoten verkleinern sich deutlich
, zumindest der, den wir von außen fühlen können hat merklich abgenommen. Von der Form einer "Babybanane" von ca. 5cm Länge ist jetzt noch die Form einer Kidneybohne zu ertasten...

Die Chemorunde, die ebenfalls bei 60% bleibt, läuft seit dem 13.05.08 und dauert 3 Tage.
Meine Mutter klagt zurzeit über vermehrten Husten. Der Hustenreiz kommt seltsamerweise vor allem in der Nacht so dass sie meist am Tag schläft. Wie man es auch von einer Erkältung kennt nimmt der Husten zu, wenn sie flach liegt oder sich gerade bewegt hat. Heute (14.05.08) wird sie den Arzt konsultieren. Ich hoffe, es stellt sich nichts unerwartetes heraus.

Morgen wird aufgrund der Beschwerden eine außerplanmäßige CT statt finden.

05 2008 Kontroll CT Thorax[/U]
Die CT Aufnahme zeigte folgende Befunde: Lymphknoten an der Halsschlagader: Rückläufig (allerdings eher aufgrund der Bestrahlung als aufgrund der Chemo). Lymphkoten zwischen Luft- und Speiseröhre: stagniert. Des weiteren zeigten sich neue Metastasen; eine um den Bronchus der rechten Lunge und mehrere Herde im rechten Lungenflügel. Die Meta um den Bronchus bewirkt eine arge Verengung und ist damit auch Verursacher der Luftnot und des Reizhustens.

05 2008 neue Metastasen - Wechsel von Topotecan auf Cisplatin
Nachdem die letzten drei Tage Topotecan verabreicht wurde, wird nun wieder Cisplatin gegeben. Leider kann die übliche Pause nicht abgewartet werden, die Zeit drängt ein bißchen. Die Wahl fiel auf Cisplatin weil leider nur Mittel genommen werden können, die nicht zu knochenmarktoxisch sind. Die Blutwerte halten sich nicht mehr stabil. Dann bleibt nur noch Vincristin und Cisplatin. Vincristin hat nicht funktioniert, fällt aus. Cisplatin hat in der ersten Runde sehr gut angeschlagen. Allerdings kamen die Metastasen in <3 Monaten nach Vollremission, eigentlich würde es daher in der Second Line Therapie nicht verwendet. Da dies aber der gangbare Weg ist, beginnt morgen die Therapie mit Cisplatin. Bleibt die Behandlung ohne Erfolg, muss evtl. auf die Stent Methode zurückgegriffen werden. Wir versuchen dies hinauszuschieben weil der Stent evtl. palliative Bestrahlungen ausschließen würde.

06 2008 Chemowechsel von Topotecan/ Cisplatin auf Docetaxel in Kombi mit Cisplatin
Docetaxel 130 mg. Start am 02.06.08. Inzwischen befinden wir uns kurz vor der dritten Runde welche am 14.07.08 verabreicht wird. Zu den zahlreichen Nebenwirkungen habe ich unter "Nebenwirkungen" alles reingetragen.

07 2008 Kontroll CT (09.07.08)
Der Tumor um den Bronchus gewährt nun 10% mehr Durchfluss. Bereits in der letzten Untersuchung größenregredienten, jetzt nochmals leicht größenregredient abgebildeten Lymphknotenmetastasen paratracheal bzw. supraclaviculär beidseits rechtsbetont.
Die peribronchialen und insbesondere infracarinalen Lymphknotenmetastasen sowie die rechts perihiläre Tumorformation ist ebenso wie die vorbestehende rechstseitige Bronchuskompression im Vergleich zur Voruntersuchung rückläufig, es besteht eine Abnahme der Durchmesser der Lymphknoten um ca. 30%, das Tumorvolumen hat um bis zu 50% abgenommen. Rückläufige Bronchuskompression rechts, tendenziell leichte Befundbesserung der belüftungsgestörten und zum Teil pneumonischen Areale pulmonal peripher, auch der peripher subpleurale Rundherd ist in der Größenausdehnung rückläufig. Die infradiaphragmalen Strukturen sind im Wesentlichen unverändert zur Voruntersuchung, weiterhin kein HInweis auf eine ossäre oder parenchymorganische Malignom Manifestation.

Beurteilung:
Rgressive disease, Größenrückgangder infracarinalen und perihilär rechtsseitigen Tumorformation, rückläufige Bronchuskompression, verbesserte pulmonale Belüftung.

07 2008 Docetaxel in Kombi mit Cisplatin
Aufgrund der starken Nebenwirkungen wurde Docetaxel von 130 mg auf 100 mg pro Infusion reduziert. Leider hat der ARzt zuvor nicht darüber informiert und meine Mutter war sehr erschrocken. Blutwerte sind weiterhin seit Docetaxel sehr gut.

09 2008 Kontroll CT
Das Kontroll CT zeigte nicht nur eine Vergrößerung der vorhandenen Metastasen (Verdoppelung, teilweise Verdreifachung), sondern leider auch neu aufgetretene. Eine außerhalb des Bauchfells Richtung Rücken, eine unterhalb des Zwerchfells. Die weiteren Metastasen sitzen um den rechten Hauptbronchus, paracaval, paraaortal, im rechten Lungenflügel, neu auch im linken Lungenflügel, rechts von der Hauptschlagader am Hals in der Mulde des Schlüsselbeins, neu auch linke Seite am Hals. ...

Beurteilung:
nach zwischenzeitlicher Befundbesserung zwischen der vorletzten und letzten CT Untersuchung mit Regredienz des Tumors um 30 bis 50% jetzt erneuter deutlicher Progress mit ca. Verdoppelung bis vereinzelt auch verdreifachung des Tumors, insbesondere rechts hilär (= Hilus ist die Stelle, wo die Hauptbronchien in die Lunge stoßen). Erstmalig auch aufgetrene Lymphknotenmetastasen infradiaphragmal retroperitoneal. Bislang kein Hinweis auf eine parenchymorganische oder ossäre Filialisierung.

09 2008 Chemowechsel von Docetaxel und Cisplain auf Irinotecan (100 mg) und Cisplatin (50 mg)
Leider hat die letzte Therapie keinen Erfolg gezeigt. Da mittlerweile alle Chemomedis, die auf den Kleinzeller zugelassen sind, ohne Erfolg verwendet wurden, sind wir nun auf obige Therapie umgestiegen. Irinnotecan kommt ursprünglich aus dem Bereich der Darmkrebserkrankung, zeigte aber auch in den bisherigen Studien zum SCLC sehr gute ERfolge. Wenn sich die Zahlen halten wird überlegt, die ursprüngliche Standardtherapie auf Irinotecan zu ändern. Üblicherweise ist die Dosis allerdings wesentlich höher. Verabreichung: Tag 1 und Tag 8 je 100 mg Irinotecan und 50 mg Cisplatin, Widerholung nach zwei Wochen.
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Geändert von Bianca-Alexandra (16.09.2008 um 10:50 Uhr)
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  #5  
Alt 06.05.2008, 14:43
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Die Nebenwirkungen: - bitte beachten, Nebenwirkungen sind stark abhängig vom Allgemeinzustand, der Vorbehandlung und der aktuellen Medikation und variieren daher deutlich! Meine Mutter befindet sich auch 1 Jahr nach der Diagnose in einem vergleichsweise guten Allgemeinzustand. Hier werden individuelle Erfahrungswerte wiedergegeben.

Cisplatin / Eteposid

Haben Übelkeit verursacht die aber recht gut behandelbar war. Natürlich viel die Kopfbehaarung aus, die Blutwerte fielen zwar, hielten sich aber dann recht stabil. Eine Spätfolge der Behandlung ist sog. Mißempfinden; die Fingerkuppen sind z. B. teilweise taub. (Hier bin ich nicht mehr sicher ob es eine direkte Folge dieser Medikamte oder eines anderen Chemoproduktes ist. Die Folgen traten erst vor ein paar Wochen auf und können auch durchaus ein Ergebnis der Mischung sein.) Gegen die Übelkeit hat sie Emend Kapseln erhalten (jeweils kurz vor der Chemo an den Chemotagen einzunehmen. Sofern es nicht ausgereicht hat, oder weitere Beschwerden auftraten wurde nach Bedarf Cortison in die Infusionsflasche hinzugegeben.

Docetaxel / Cisplatin

Diese Kombi scheint starke "Missempfindungen" auszulösen. Bisher kannte ich das "nur" als zum Beispiel starkes Stechen im Fuß oder Taubheitsgefühl in den Füßen (vorwiegend Zehen) und teilweise Fingern. (Das nachfolgende ist eine untypische Nebenwirkung) In den Fersen haben sich Entzündungen gebildet. Das darunter liegende Gewebe scheint zerstört. Durch die Taubheit kann auch kaum Heilungskontrolle stattfinden; das Schmerzgefühl bleibt aus. Die Fersen meiner Mom sind knallrot, vorzustellen als hätte man mit dem Hornhauthobel zuviel abgetragen, so sieht es aus. Wenn sie steht (was sie jetzt sehr vermeidet) sieht es aus, als hätte jemand parallel zum Boden rund um die Ferse einen 2 cm breiten Streifen gerötet. Laut aktueller Diagnose hat sie in beiden Fersen eine Entzündung, das Gewebe darunter ist zerstört. Leider müssen wir damit rechnen dass sich die Haut ablöst - was wir natürlich ncith hoffen. Des weiteren hat sie jetzt mehrere Stellen die sich verfärben, an den Zehen, an der Seite der Füße. Die Stellen sind rot/braun. Es haben sich auch teilweise etwas ähnliches wie Blasen gebildet. Die Fersen schmerzen schon wenn sie mit der Bettdecke in Berührung kommt. Salben oder ähnliches kann sie allein aufgrund dessen schon nicht auftragen. Inzwischen sind sowohl die Zehen als auch die Fersen taub. Dadurch fällt es ihr schwer einzuschätzen ob sie die Füße wieder aufsetzen kann oder so den Heilungsprozeß verzögert. Der Arzt hat darauf hingewiesen dass die Gefahr besteht, dass die Finger- und Fußnägel ausfallen. Die verfärben sich dann zuvor und lösen sich im Anschluss. Wachsen aber i. d. R. wieder normal nach. Im Gesicht haben sich ähnliche Verfärbungen gezeigt. Die PArtien um die Wangenknochen sind stark gerötet, die Partie rund ums Kinn ist wiederum rotbraun. Die Verfärbungen im Gesicht scheinen stärker zu werden wenn sie gelegen hat, sind aber bis dato ohne Schmerzen. Im Anschluss an die Verfärgungen schuppt sich die Haut der betroffenen Stellen ab. Sieht aus wie bei einem abklingenden Sonnenbrand. Des weiteren hat sie in den ersten Tagen nach Chemo Verabreichung verstärkt Magenschmerzen. Wir sind aber nciht sicher ob hier auch ein Zusammenhang zu Ihrem latenten Morbus Crohn bestehen kann. Bis die STARKEN Missempfindungen und Entzündungen in den Fersen auftraten hatten wir den Eindruck dass sie diese Kombi im Vergleich sehr gut verträgt. Die NW waren sehr gering und die Blutwerte werden bei Weitem nicht so angegriffen. Allerdings scheinen sich die Auswirkungen von Chemo zu Chemo sehr zu steigern. Die Nebenwirkungen sind am stärksten ca. 5-7 Tage nach der Chemo, nach weiteren 7 Tagen flauen sie wieder ab (bis auf das Missempfinden), die Erholungsphasen werden aufgrund der 3-wöchigen Therapiepausen sehr gering. Die Blutwerte allerdings scheinen sich stetig zu bessern. Eine geringe und fast eher angenehme Nebenwirkung scheint zu sein dass sie zunimmt. Gemäß entspr. Lektüre im Internet werden neben den anderen Behaarungen nun wahrscheinlich auch die Wimpern ausfallen die bisher immer standhaft ihren Platz verteidigt haben.

Der Arzt hat uns auch erläutert dass wir leider keine Alternative haben.


Dexamethason
Als Maßnahme wurde uns Cortison (Dexamethason) empfohlen, in der Anleitung stand allerdings, dass Dexa. schon allein bei der Therapie empfohlen wird. Unser Arzt scheint sich allerdings etwas gegen proph. Anwendung auszusprechen. Ob das gut ist? Die Dosis wird vom Onko so niedrig wie mgl. gehalten. Langsam scheint es zu wirken, die Schmerztropfen Tramal wirken bisher am besten gegen die Schmerzen. Meine Mutter ist durch das Dexa etwas unruhig ist und kann nicht richtig schlafen. Außerdem fällt mir jetzt, wo sie ca. 1,5 Wochen Dexa nimmt auf, dass sie sich Dinge nicht mehr gut merken kann. Sie setzt z. B. ihr Glas weg und beginnt zu diskuttieren warum man es weg gestellt habe. Sie vergisst Gesprächsinhalte, ist fahrig, leicht reizbar. Sicher kann ein Teil der NW auch an dem "nichtschlafen können" durch den Push Effekt liegen.


Bestrahlung Brustkorb:


Die Haut ist recht sensibel; sie darf unter und in der ersten Zeit nach der Bestrahlung keiner Sonne oder Solarium ausgesetzt werden. Während der Dauer der Behandlungen darf die Haut nicht gewaschen, sondern bestenfalls abgepudert werden (Penaten Babypuder). Dies dient nur der Vermeidung von Nässe die wiederum eine Entzündung der Haut begünstigen würde. Je nach Einstellung können leichte Verbrennungen wie von einem Sonnenbrand auftreten. Hierbei ist aber nicht nur die Stelle zu beobachten, in die die Strahlen eindringen, sondern auch die gegenüberliegende, an der sie den Körper wieder verlassen. Es gibt Salben die das Abklingen beschleunigen sollen.

Prophylaktische Ganzhirnbestrahlung:


Bei meiner Mutter wurde der Schädel von links und rechts bestrahlt, das Bestrahlungsfeld muss man sich wie eine Rundung auf jeder Seite rund um das Ohr herum vorstellen. Diese Rundung stoppt am Nacken und zur anderen Seite am Gesichtsfeld. Die Strahlen gehen also nicht auf die Gesichtshaut und treffen beim Eindringen in den Schädel nicht auf die Augäpfel. Die Nebenwirkungen habe ich als dezent - und im Vergleich zu der viel geringeren Gefahr der Hirnmetastasen - als "ertragbar" empfunden, allerdings kann ich auch nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Bei meiner Mutter fielen die Haare aus. Die Haut wurde empfindlich und vor allem die Ohren schienen die Hitze der Besrahlung aufzufangen und über den Rest des Tages wieder abzugeben. Die Haut hinter den Ohren war sehr entzündungsanfällig weil sie gerne nässt. Ich denke, eine prophylaktische Puderung aber der ersten Bestrahlung beugt vor. Des Weiteren hatte sie (sehr leichte) Konzentrations- und Gedächtnisstörungen sowie manchmal Schwierigkeiten mit dem Sehen. Die leichte Übelkeit war gut behandelbar, gegen die Gereiztheit half nur schnelles Ducken. Hier ist alles gelistet, aber die Nebenwirkungen insgesamt waren - vor allem im Vergleich zur Chemo - vergleichsweise gering und gut zu handeln.

Schmerzmedikationen, Übelkeithemmer, zu wenig Trinken

Leider sind fast alle Schmerzmittel und Übelkeitshemmer (z. B. Zofran, Emend) verstopfungsfördernd. Gerade innerhalb der Chemo - die auch gerne Verstopfungen begünstigt, ist deshalb ganz besonders, vor allem wenn zusätzlich Schmerzmittel genommen werden, darauf zu achten, das der Stuhl in Ordnung bleibt. In Ordnung bedeutet, dass spätestens alle zwei Tage eine Verdauung erfolgen sollte. Der Stuhl darf keine Schmerzen verursachen. Prophylaktische Abführmittel können eine normale Konsistenz begünstigen. Meine Mutter wurde kurz vor dem Darmverschluss eingeliefert. Hiermit ist also nicht zu spassen. Schmerzmittel machen je nach Dosis und Mittel auch gerne lethargisch und teilnahmslos. Falls dies der Fall ist und reduziert werden soll - bitte langsam reduzieren. Die Schmerzen sollten im Idealfall erst gar nicht wieder auftreten.

Trinken ist sehr wichtig. Zum einen müssen die Giftstoffe aus Leber/Niere und dem Gewebe ausgespült werden, zum anderen trägt auch das Trinken (!) zur normalen Verdauung bei. Während dem Gang durch den Darm wird der Nahrung Wasser entzogen um später über die Blase ausgeschieden zu werden. Der Arzt erkannte damals bei meiner Mutter sofort dass sie akuten Flüssigkeitsmangel hat und sie kam direkt ans Kochsalz. Wenn meine Mutter nicht trinken mag half es am ehesten, ihr immer wieder irgendetwas hinzustellen. Vorzugsweise indem ich mir selbst auch etwas genommen habe. 2 Ltr. müssen sein. Wenns so gar nicht schmecken will oder das Schlucken schwierig wird hilft auch der Strohhalm Trick. Warum auch immer. Hilft alles nichts, kann man den Arzt fragen ob zumindest unterhalb der Chemo ein Beutel Kochsalz extra gegeben werden kann. Zwar schwellen dann Gelenke und so weiter mehr an, aber es hilft zumindest kurzfristig ein bißchen die Giftstoffe wieder auszuschwemmen. Unser Arzt hat es damals gemacht.

Abfall der Blutwerte

Die Chemo und - je nach Bestrahlungsregion - auch die Bestrahlung haben die Folge, dass sich die Blutwerte verschlechtern. Dies tritt zumeist phasenweise auf und ist - wenn man davon weiß - relativ gut kalkulierbar. Jedes Chemomedikament hat sog. "Tiefphasen" in denen die Werte am schlechtesten sind. Davor findet der Abbau und danach der Aufbau der Werte statt. In der Regel liegt dieser Tiefpunkt zwischen 7 und 15 Tagen nach der Chemo. Wenn man das weiß, erschrecken einen die tiefen Werte um diese Zeit nicht mehr so. In der Regel findet der Blutkontrolltermin zu etwa der Zeit statt, zu der die Werte vom Arzt am tiefsten vermutet werden. Es gibt auch eine Übersicht im Internet (oder beim Arzt erfragen), die mit ungefähren Zeitangaben des Tiefstpunktes zu den einzelnen Chemomedis versehen ist.

"Blutpusher" hier Neupogen und Neulasta

Um die Blutwerte bei starkem Abfall wieder etwas in die Höhe zu bringen, können so genannte Pusher verwendet werden. Meine Mutter hat bisher dann Neupogen erhalten, im Forum habe ich auch einiges über Neulasta in Erfahrung bringen können. Die Wirkweise ist bei beiden fast identisch. Neupogen wird per Spritze (wie eine Trombosespritze) 1x tgl. in die Bauchdecke injeziert. Meine Mutter hat das zuhause gemacht. Wieviele Tage die Behandlung erfolgt ist abhängig von den Werten. Durch die Injektion wird das Knochenmark (Wirbelsäule und Brustbein) animiert, mehr Blutstoffe zu bilden. Gleichzeitig werden die neuen Plättchen früher in die Blutlaufbahn ausgeschüttet. Die Menge wird also erhöht und die "Produktion" verkürzt. Das bedeutet leider auch, dass die ausgeschütteten Leukozyten noch nicht ganz fertig sind wenn sie in die Blutbahn gelangen. Ein Teil davon entwickelt sich im Blut fertig, ein anderer Teil stirbt relativ schnell ab. Daher ist Neupogen nur eine Überbrückung bis der Körper die Produktion wieder selbst im Griff hat. Vorteil von Neulasta ist hier, dass die sog. "Halbwertzeit", also die Überlebensdauer der Zellen im Blut, länger ist. Beide Medikamente haben durch die Stimulation des Knochenmarks Knochenschmerzen zur Folge. Laut Aussage unseres Arztes sind die Schmerzen bei Neulasta stärker und die zu verabreichende und notwendige Menge schlechter kalkulierbar. Neulasta scheint länger zu wirken.

Remission / Komplettremission

Konnte der Ursprungstumor unterhalb der Nachweisgrenze (üblicherweise < 5 mm) zurückgedrängt werden, so spricht man von der Remission. Eine Komplettremission ist erreicht, wenn kein Krebs mehr nachweisbar ist.

Gerade beim Kleinzeller ist ja leider die Gefahr des Wiederauftritts sehr hoch. Gerade im Hinblick auf die Chemopräperate falls er wieder auftaucht, wird unterschieden ob er innert 3 Monaten wieder auftrat oder später. Kommt der Krebs innerhalb der 3 Monate zurück wird man versuchen, ein Medikament zu verwenden dass in der ersten Chemo nicht enthalten war.
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Geändert von Bianca-Alexandra (15.07.2008 um 11:02 Uhr)
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  #6  
Alt 04.12.2008, 10:40
christiane1979 christiane1979 ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

hallo an alle,

mein papa hat am 29.11. die letzte chemo des 2. zyklus bekommen und ist nun zuahuse. es geht ihm soweit ganz gut, nur seit 2 tagen leidet er nachts an übelkeit mit brechreiz und ziemlich heftigen hustenattacken. ich vermute, das sind die nebenwirkungen der chemo..er wurde mit 80 mg cisplatin und 120 mg etoposid behandelt. hat jemand einen tip wie wir die übelkeit wieder in den griff bekommen? komisch, dass das nur nachts ist, oder? appetit hat er ganz normal und er trinkt auch viel. husten muss er komischerweise auch meistens nachts..das hat er am anfang gar nicht gehabt.

tausend dank für eure hilfe..
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  #7  
Alt 04.12.2008, 10:45
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Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

Hallo liebe Christiane,

das kann viele Ursachen haben. Eventuell sollte er tagsüber etwas nehmen um gelösten Schleim abhusten zu können, z. B. ACC. DAss er nur nachts hustet liegt wahrscheinlich weniger an der Uhrzeit, sondern mehr daran, dass er flach liegt und der Schleim dann hindert. Meine Mutter hat deshalb eine Art Kopfkeil im Bett, das vereinfacht es ihr sehr. Eventuell hilft auch ein Raumbefeuchter ein bißchen, falls er das Schlafzimmer heizt. Gegen Übelkeit gitb es so viele Medis. In jedem Fall den Doc fragen. Bloß keine Hemmungen!
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  #8  
Alt 04.12.2008, 10:50
christiane1979 christiane1979 ist offline
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Liebe Bibi,

danke für deine schnelle antwort!! das mit dem kopfkeil wäre noch eine idee. meine mama hat die federbettwäsche schon gegen allergie bettwäsche getauscht..seitdem ist es auch bissel besser.
acc hab ich mir auch schon überlegt, aber vielelicht wäre es besser vorher den arzt zu fragen...
hoffentlich geht es ihm bald wieder besser

ganz liebe grüsse
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  #9  
Alt 04.12.2008, 10:55
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Falls ACC dann in jedem Fall nur Tagsüber und spätestens gegen 4 Uhr Nachmittags die letzte, sonst leidet er die ganze Nacht. In der Nacht dann zum Beispiel einen Hustenblocker, z. B. Decodid.
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  #10  
Alt 20.01.2009, 21:40
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Standard AW: Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC

liebe bianca, bisher bin ich eine stille leserin, die sich im hintergrund hält... ich finde es sehr bewundernswert was du hier leistest!!!! ich trage das gleiche schicksal mit mir herum, meine mama hat auch lungenkrebs, alles was du in deinem lebenslauf beschreibst, haben wir auch durchgemacht, es hilft mir sehr deinen lauf zu lesen... mir fehlt oft die kraft, man ist so hilflos und gibt doch sein bestes... ihr zustand verschlimmert sich von tag zu tag, ich habe so grosse angst um sie... ich bin oft in gedanken bei dir und deiner mama, du gibst mir unbekannterweíse kraft, dafür möchte ich dir danken... ich hoffe auch für euch, dass es wunder gibt!!!
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  #11  
Alt 09.05.2008, 11:35
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Standard Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo ihr Lieben,

da sich im Thread "Lebenslauf kleinzelliger Lungenkrebs SCLC" eine rege Diskussion zum Thema "Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander" ergeben hat, haben wir uns entschieden, hierzu einen eigenen Thread ins Leben zu rufen.

Sofern alles funktioniert werden wir die Beiträge, die dieses Thema betreffen, aus dem alten Thread hier herüber schaufeln.
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Liebe Grüße - Bibi
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  #12  
Alt 09.05.2008, 21:45
Häsi Häsi ist offline
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Registriert seit: 30.11.2007
Beiträge: 26
Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo Bianca,

ich hoffe mal, dass auch Betroffene/Angehörige von Nicht-Kleinzellern willkommen sind. Wenn ja, habt Ihr mich zummindest mal als Mitleserin gewonnen.

Wünsche alen Lesen und damit irgendwie mit dieser Krankheit verbundenen Leuten alles erdenklich Gute!!!!! Dieses Forum ist wunderbar und hat mir schon viele Male gehofen. Wir sind nicht alleine.

Viele Grüße
Häsi
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  #13  
Alt 13.05.2008, 10:31
östel östel ist offline
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Beiträge: 842
Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Guten morgen Bibi in Deinem Büro, wir waren an dem Punkt, dass gesagt wurde, das die Rollenmuster sich verändern in den Familien, zumindest habe ich das behauptet. Die unsterblichen Mütter werden sterblich unter Umständen sogar gebrechlich. Mein Sohn läuft in Berlin z. B. immer hinter mir her, egal ob ichden Weg finde oder nicht. Das ist sein inneres Programm: Mama geht voran. Heute lachen wir über diese Restverhaltensweisen aus früherer Zeit.
Derzeitig schaun mein Mann und ich Wohnungen in Grunewald an. Es wäre mein Wunsch mich noch mal zu verändern, raus aus der City. dabei stossen wir auf finanzielle Grenzen, wo ich immer sage: Du kannst nicht mit mir rechnen, finanziell gesehen, Du kennst meine Krankheit. Er meint: ich lebe jetzt mit Dir und hoffe auf eine noch lange Zeit. Immer wieder sucht er im netz tolle Wohnungen, für ihn allein zu aufwendig und teuer. Immer wieder sage ich: ich kann schon bald sterben, Du must die Hütte dann allein tragen. Aber insgeheim hoffe auch ich, auf noch einige Zeit....der Umgang mit Zeit ist so schwer. Der kranke Partner wird unverlässlich...das macht es so schwer Ruhe zu finden. Ich habe nie wirklich gefühlt wieviel Planung ein Leben bestimmt und das Leben des Partners gleich mit. Bei mir wirds zum teil völlig verrückt: ich plane die zeit nach meinem Tod: hier könnt ihr zwei sicher schön essen gehen und wenn Sohne schatzbacke Kinder hat, passen die auch noch hierher bei besuch. Irgendwie tun wir, als ginge das Leben immer weiter. Was mein Mann aber ganz genau denkt, kann ich nur phantasieren. jedenfalls ist mir aufgefallen, dass ich meine Interessen letztlich zurückstelle, ich denke, ich habe nicht mehr das Recht dazu, meine Planspiele müssen die Anderen auslöfflen. Aber das Weiterleben durch gestaltung einer Zukunft hilft enorm über Tiefs und Monsterattaken hinweg. LG Regina
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  #14  
Alt 13.05.2008, 11:59
anna-karin anna-karin ist offline
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Beiträge: 86
Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Hallo,IhrLieben,
Regina,dass was Du gerade geschrieben hast, könnte genauso von mir stammen, und ich denke da oft, mein Gott meine drei sind erwachsene Menschen, was willst du alles für die regeln. Aber dieses mir vorstellen beschäftigt. Seit einem Jahr vesuche ich, eine gewisse Struktur in unseren doch recht aufwendigen und früher durchaus chaotischen Haushalt, um den ich mich, solange ich gesund war neben meinem Beruf federführend gekümmert habe, zu bringen. Ich habe Keller, Schränke und Schubladen entrümpet, in Kisten verpackt, was nicht ausgemistet, sondern vielleicht für die Kinder aufbewahrt werden soll, in der Hoffnung, dass sie es eines Tages kapieren. Bei 8 Stunden zusätzlicher Zeit am Tag bleibt dazu ..und zum Silberputzen z.B. genug Zeit, auch wenn inzwischen alles langsamer geht. Außer gelegentlich mich Andeutungen mag ich allerdings weder in Familie noch mit Freunden darüber reden, weil ich fürchte, dass dass keiner versteht.LG AK
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  #15  
Alt 13.05.2008, 12:15
Benutzerbild von Bianca-Alexandra
Bianca-Alexandra Bianca-Alexandra ist offline
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Standard AW: Betroffene und Angehörige im Umgang miteinander

Liebe Östel,
liebe Anna-Karin,

ich habe Dich schon viel gelesen und finde Deine Beiträge immer sehr interessant. Was Du ansprichst fällt mir auch an meiner Mutter das ein oder andere Mal auf. Meine Mom allerdings ist weniger in materiellen Dingen so - was da ist gibt sie schon gerne aus , sondern viel mehr im Emotionalen.

Meine Mutter hat im vorletzten Jahr Dezember (nach 7 Jahren Beziehung) standesamtlich ihren Partner geheiratet. Im darauf folgenden Sommer sollte eigentlich die kirchliche Trauung nachrücken. Ich glaube, Du hast ja den Lebenslauf gelesen, da folgte die Diagnose und andere Dinge rückten in den Vordergrund. Bei uns ist es eigentlich so, dass eine Heirat erst dann so richtig komplett ist, wenn auch die Kirche abgehalten wurde. Meine Mom hat damals meinen Vater geheiratet. Nach 16 Jahren Ehe ist er ja leider an Krebs verstorben.

Nun hat der Mann meiner Mutter wieder auf die kirchliche Heirat angesprochen. In einem Gespräch mit meiner Mutter habe ich dann sehr schlucken müssen.

Sie hat sich verschiedenes gefragt. Sie hat mich angeschaut, hatte nasse Augen und hat gesagt: Man heiratet aber doch nur einmal, es wäre nicht richtig, jetzt vor die Kirche zu treten. Ich weiß doch dass ich nicht mehr so lange leben werde. Er hätte es dann bestimmt schwer wenn er später vielleicht nochmal soweit ist dass er die richtige Frau findet. Sie machte mir den Eindruck, als wäre sie der Meinung, dass er sich die Kirche für eine andere Frau aufheben sollte, für eine Frau, die vielleicht länger lebt.

Liebe Östel, ich habe ihr darauf geantwortet dass die Kirche das Eheversprechen komplett macht. Dass sie so oder so an seiner Seite sein wird - auch falls er noch einmal diesen Schritt mit einer anderen Frau gehen sollte. Sie wird immer dabei sein. Genauso, wie mein Vater es heute bei ihr ist. Ich habe ihr gesagt, dass er meiner Meinung nach das schönste Eheversprechen an sie gibt, dass es geben kann. Er ist sich der schwierigen Zeit bewusst, er durchlebt sie jeden Tag. Seine Liebe ist so groß, dass er dennoch - und gerade jetzt - vor Gott bezeugen möchte, dass sie zusammen gehören. Und zu guter Letzt. Er möchte sie gerne heiraten. Es ist vermutlich auch für ihn die Geste, die es erst komplett macht.

Ich glaube, ich bin ein bißchen abgedriftet. Was ich Dir damit aus meiner "Angehörigen-Perspektive" sagen möchte: Es weiß ja niemand wie es laufen wird, wann der Zeitpunkt kommen wird an dem sich die Wege leider trennen werden. Es muss ja nicht sein, dass man wieder aller Vernunft handelt. Aber wenn es doch Wünsche gibt, die umsetzbar sind. Wenn es doch Wünsche sind, deren Erfüllung Auftrieb geben, warum sie dann nicht umsetzen?

Natürlich kann ich Deine Sorge um das Danach und wie Dein lieber das schaffen wird verstehen - und finde es sogar in gewissen Maße gut dass Du nicht denkst "Nach mir die Sinnflut". Aber ich finde es so schade wenn manch Betroffener in Erwartung dass es schlimmer werden wird, sich die Freude und die schönen Momente bis dahin versagt.

Ich finde, gerade jetzt: Wenn Dein Mann Dir doch etwas Gutes tun möchte - und auch wenn er sich dabei (langsichtig) vielleicht übernimmt, dann nimmst Du vielleicht auch ein bißchen ihm die Freude daran, Dir diesen Wunsch zu erfüllen. Letztlich wird er irgendwann in der Zukunft vieles ändern müssen. Du wirst ihn bestimmt nicht vor allem bewahren können.

Was die Wohnungssuche angeht habe ich noch ein paar Tipps, ich weiß nicht ob Du diese Adressen schon kennst. Teilweise (vor allem bei Annonza) können die Inserate hier kostenlos aufgegeben werden, das erhöht die Chance auf günstige Wohnungen ohne Makler.

www.annonza.de (Anzeigen aus regionalen, kostenlosen Blättchen)
www.kaleydo.de (Generalanzeiger)
www.immobilienscout24.de
www.immonet.de

Ich habe meiner Mama vor der ersten OP einen Nasenstecker mit Diamant geholt. Sie hat auch über mein Konto nachgedacht. Mir war das den Moment der Freude aber so sehr wert. Jedesmal wenn ich ihn funkeln sehe bin ich froh, dass ich ihn gekauft habe. Ich bin froh, dass ich ihr etwas gutes tun konnte. Das tut mir auch gut.

Ich hoffe, die Sicht aus meiner Perspektive hilft Dir vielleicht ein bißchen. Und ich hoffe, Du kannst noch unendlich viel und lange die Zeit im Jetzt genießen.
Liebe Östel, auch was Anna-Karin schreibt kenne ich von zuhause. Meine Mutter hat zum Beispiel sämtliche digitalen Fotos durchgesehen und jene gelöscht, die sie von sich nicht mag oder wo sie der Auffassung ist, dass die später niemand sehen sollte. Genauso hat sie alle Unterlagen sortiert, gemistet und mir einen Teil ihres Schmucks schon jetzt gegeben.

Natürlich verursacht das immer wieder Herzweh. Aber ich finde es gut. Es hilft ihr, damit umzugehen. Es hilft mir, sie zu verstehen. Ich finde gerade auch den Austausch darüber sehr gut. Manchesmal hat sie es falsch verstanden wenn ich auf Ihre Kommentare zum Thema Tod abwiegelnd reagiert habe. Als sie zum Beispiel sagte dass sie hofft, den frisch gepflanzten Flieder noch blühen zu sehen, habe ich gesagt Och Mamma, natürlich!

Und gar nicht gemerkt, dass sie eigentlich über das sprechen wollte was ihr Angst macht. Sie hat mir inzwischen gesagt, dass meine Versuche Optimismus auszustrahlen für sie manchmal eher wie ein Maulkorb für Ihre Gedanken sind.

Jetzt versuchen wir auch damit besser umzugehen. Nicht plattzubügeln sondern zu verstehen. Und sind dann genauso, wie wir uns zusammen diebisch freuen können, auch manchmal zusammen tief traurig. Ich kann es Dir nicht besser erklären. Für mich ist es wichtig, ihre Sorgen zu kennen. Wahrscheinlich eben, weil es immer so wahr. Ich wüsste sonst auch gar nicht, wie ich unterstützen kann wenn nicht gerade hier. Ganz liebe, nachdenkliche Grüße

Mr ist gerade ein Spruch wieder eingefallen den ich hier in dem Zusammenhang wiedergeben möchte.

Warum den Toten Blumen schenken
warum Ihnen denn im Leben nicht
Wenn lebend man mehr Blumen schenkte
so lebte länger manches Herz.

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Geändert von Bianca-Alexandra (13.05.2008 um 12:37 Uhr)
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