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Alt 16.11.2011, 19:17
PieW PieW ist offline
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Registriert seit: 17.10.2011
Beiträge: 7
Unglücklich Hirnmetastasen und die Verzweiflung

Hallo,

ich(M,34 J) bin bereits seit einiger Zeit im "Krebs-Kompass" eingeschrieben, habe aber nie die richtige Traute gehabt, selbst zu schreiben. Nun bin ich aber an einem Punkt wo ich nicht anders mehr kann, und mir endlich was von der Seele schreiben möchte.

Es geht um meine Mutter (61 J). Vor zwei Jahren bekam sie die diagnose Blasenkrebs. Für uns alle ein sehr großer Schock.
Meiner Mama wurde darauf die gesamte Blase und einige Lymphknoten entfernt. Alles schien in Ordnung, und noch früh genug von Statten gegangen zu sein. Das Jahr 2010 verlief problemlos und an den künstlichen Ausgang gewöhnte sich meine Mutter sehr rasch. Dann Anfang diesen Jahres ein CT wegen Schmerzen beim Heben des linken Armes und Nachziehen des linken Beines. Es war furchtbar. Der Blasenkrebs hatte wohl doch schon gestreut. 21 Hirnmetastasen. Zwei große und neunzehn kleine. Zudem auch noch Knochenmetastasen an den Becken. Wir fielen aus allen Wolken, da die Ärtzte sagten, das die Sache nicht heilbar sei. Die beiden großen Metas würden allerdings so liegen, das man sie operativ wegkriegen könnte. Andere Organe sind nicht befallen. Die OP wurde jedoch wieder fallengelassen und Ende März startete man mit Ganzkopf-und Knochenbestrahlungen, was meine Mama total schlauchte. Durch Gabe vom Kortison ging es ihr aber schnell wieder besser. Eine orale Chemotherapie wurde begonnen und wieder abgebrochen, da bei der Herkunft der Metastasen keine Erfolge zu erwarten seien.
In den folgenden Monaten mussten wir sie immer wieder ins Krankenhaus bringen, wegen großer Schwächezustände. Stets ging es ihr dann wieder besser, aber die Schwächeanfälle wiederholten sich in Abständen von zwei bis drei Wochen. Irgendwann wurde sie dann in das "Palliativ"-Zimmer verlegt, was ihr schon unangenehm war, keimte doch der Verdacht auf von wegen "Sterbezimmer" usw. Man versicherte uns aber, das dies nichts mit Sterbemedizin zu tun hätte. Ihr längster Aufenthalt war September/Oktober. Acht lange Wochen. Als wir sie hinbrachten war sie müde, kraftlos, erschöpft. Ich denke jede/r in diesem Forum kann das nachvollziehen. Stets bankt man ob es nun bald zu Ende ist, und riesig ist die Freude wenn man sieht wie der Mensch den man lieb hat sich wieder erholt. Man fand eine neue Metastase in ihrem Nackenwirbel, welcher er ihr auch Schmerzen bereitete. Er wurde mitsamt dem Wirbel herausopperiert und durch Knochenmehl und ein Titanstäbchen ersetzt. Die Ärtzte hatten eine Querschnittslähmung befürchtet, welche aber zum Glück ausblieb. Im Laufe der Monate wurden dann mehrere CTs angefertigt.
Jubel!
Die neunzehn kleinen Metastasen waren vollständig verschwunden, und die beiden großen um dreivirtel kleiner geworden, wobei sie noch weiter schrumpfen. Die Knochenmetas waren unverändert. Kein schrumpfen, kein wachsen. Ich glaube so etwas nennt man "Verkapselt". Die letzte CT war im August. Ende September mussten wir sie erneut ins Krankenhaus bringen.
Diagnose:Harnwegsinfekt
Wurde erfolgreich behandelt.
Nach diesem Aufenthalt wurde sie in ein "Palliativ"-Netz gesteckt, um (so sagte man uns) bei erneutem Auftreten von Infekten oder Dergleichen nicht immer wieder ins Krankenhaus zu müsse. Dann der nächste Schock beim Antrittsbesuch der Ärtztin: Man sagte uns, das es nur noch ums Sterben ginge, und das es nur eine Frage von Monaten wäre. Wir waren völlig fertig aufgrund dieser Aussage. Es war ein Schlag mit der Keule. Die Ärtztin im Krankenhaus mit der ich noch einmal Rücksprache hielt erzählte mir auch nichts anderes. Weitere Kontrolluntersuchungen oder MRTs sind nicht angesetzt oder geplant. Die einzige die uns aufmuntert ist unsere Hausärtztin, die uns sagte das meine Mutter doch da sei, uns darauf hinwies das es Menschen gibt, die Jahre und sogar Jahrzehnte mit einer solchen Erkrankungen leben. Es käme immer anders als man denkt. Ihr Blut ist in Ordnung, ausser einer leichten Schilddrüsenüberfunktion und einem erhöhten Eiweißbefund. Nichts jedoch was einer raschen Abklärung bedürfe. Einige Wochen bekam sie Flüssigkeitszufuhr üder Port, welcher aber dazu führte das sich sehr viel Wasser in ihren Füssen staute. In den letzten vier Wochen, ging es ihr wieder richtig gut. Wach, kräftig und tatendurstig Essen und trinken tat sie auch gut.
Wie waren zusammen einkaufen, fuhren viel spazieren. Der Rollstuhl ist für uns kein Problem, und es schien alles in Ordnung.
Bis vorgestern.
Sie wurde auf einmal schlapp und müde, und legte sich wieder ins Bett. Dann sagte sie das sie in den Zehen ein seltsames Kribbeln spüre. Dieses steigerte sich innerhalb der nächsten anderthalbstunden zu furchtbaren Schmerzen. Ich rief sofort beim "Palliativ"-Netz an, welche mir auftrugen ihr ein Morphin zu verabreichen, welches auch wirkte, aber nicht verhinderte, das die Schmerzen bald wiederkamen. Darauf verabreichte ich ihr auf Anweisung eine Art "Schmerzmittelcoktail", der sie dann die Nacht hindurch gut schlafen ließ.
Am heutigen Morgen bemerkte die Pflegerin das ihre Füsse komplett frei von Wasser sind. Ich staunte auch nicht schlecht, als ich die dünnen Füsse sah. Sie sagte, das die Absaugung des Wassers aus dem Gewebe durch den Körper eine große Kraftanstrengung wäre, und das daher ihre Müdigkeit käme, kombiniert mit den Medikamenten. Sie liegt heite den ganzen Tag im Bett. Schläft einen Schlaf der so fest ist, das sie gar nicht ansprechbar ist. Sogar auf einen Kuß den ich ihr auf die Wange drücke reagiert sie nicht. Tabletten oder etwas zu trinken kann ich ihr nicht geben. sie ist zu schwach.
Ich habe aufgrund dessen, das ihr Gesicht rötlich ist, und ihre Stirn warm ist, einmal bei ihr Fieber gemessen, und es zeigte sich eine leicht erhöhte Temperatur von 37.9. Dabei erwähnte sie das sie seit einigen Tagen eine Art von Schleimbildung im Hals hätte. seitdem denke ich: Könnte sie sich eine Erkältung eingefangen haben, die sie jetzt bei ihrem angegriffenen Zustand doppelt umwirft ? Ich hoffe das es es sich darum handelt, und sie sich wieder wie zuvor erholt.
Die "Palliativ"-Ärtztin sagte uns nun wieder das sie nun bald sterben werde, aber ich gebe zu das ich das nicht glauben möchte.

Was sollen wir nur machen ? Mein Vater und ich sind total am Boden. Ich kann mir nicht vorstellen, das alles umsonst war. Die Bestrahlungen, die Infussionen, die Nacken-OP. Alles was meine Mama so tapfer durchgestanden hat, soll auf einmal unnütz sein ? Ich habe meine Mama sehr sehr lieb, und sie ist doch erst 61 Jahre.
Wir haben doch noch so viel vor. Wir haben uns vorgenommen Weihnachten und Sylvester zusammen zu feiern. Sie versprach uns auch selbst das sie heute in einem Jahr noch immer bei uns sein wird, und das sie nicht aufgibt. Manchmal kann ich mich nicht beherrschen und heule wie ein Hund.
Auch jetzt wo ich dieses hier schreibe, und ihre Atemgeräusche aus dem Schlafzimmer nebenan höre, ist es so. Wir wissen nicht mehr weiter.
Ich kann mir nicht vorstellen das sie bald nicht mehr da sein soll, und hoffe, das sie sich in den nächsten Tagen wieder erholt, entgegen der Aussage der Ärtztin. Als ich klein war, habe ich aufgrund der unheilbaren MS-Erkrankung meines Vaters und des daraus resultierenden Umstandes das meine Mama arbeiten musste, nicht viel Zeit mit ihr verbringen können, und jetzt mehr als je zuvor das Gefühl das wir unendlich viel verpasst haben. Sie darf einfach noch nicht gehen.

Ich hoffe, das meine Schrift nicht zu lang geworden ist, und das uns das eine oder andere Mitglied des Forums die Daumen drückt.
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