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  #1  
Alt 27.01.2010, 16:59
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illian illian ist offline
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Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Zitat:
Eben. Genau so soll es sein: die Selbstbestimmung eines Menschen über sein Leben _und_ über seinen Tod ist eines der höchsten Güter in unserer Gesellschaft.

Gegenfrage an dich: was würde es bedeuten, "freiwillige" Sterbehilfe (damit meinst du was genau?) zu untersagen.
ich möchte in keinster weise jmd sein selbstbestimmungsrecht nehmen, aber wenn jeder das recht hätte zum Arzt zu gehen und zu sagen lass mich sterben (obwohl er vll gar nicht krank ist, bzw. es nur ein kurzes leiden ist), frag ich mich wie viele Menschen die eig. keinen ausweg mehr sehen dies dann nutzen würden. Natürlich hat jeder das Recht zu sterben, aber dies von einem Arzt zu verlangen oder von einer anderen Person ist mein Punkt an dem ich sage stopp!!! WEnn der Arzt dazu "verpflichtet" wäre einen Menschen zu töten, könnte er es glaub ich kaum mit seinem Gewissen vereinbaren
__________________
Aus dem unendlichen Chaos erhob sich eine Stimme, sagte zu mir "Lächle und sei fröhlich es könnte schlimmer sein". Ich lächelte und war fröhlich und es kam noch schlimmer. Ich lächelte immernoch und war glücklich und auf einmal lächelte die Welt zurück. That´s mean live
  #2  
Alt 29.01.2010, 11:21
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Zitat:
Zitat von illian Beitrag anzeigen
aber wenn jeder das recht hätte zum Arzt zu gehen und zu sagen lass mich sterben (obwohl er vll gar nicht krank ist, bzw. es nur ein kurzes leiden ist), frag ich mich wie viele Menschen die eig. keinen ausweg mehr sehen dies dann nutzen würden.
Die Menschen, die noch in der Lage sind, zum Arzt zu gehen, betrifft das überhaupt nicht. Die machen ihre Sterbehilfe selbst: In D begehen nach konservativer Statistik jährlich etwa 10.000 Menschen Suizid - jede Stunde einer. Bei hoher Dunkelziffer, z.B. Verkehrs"unfälle". Wer noch in der Lage ist, sich ohne fremde Hilfe zu töten, braucht keine Sterbehilfe.

"Nutzen" tun die Menschen diese Möglichkeit sowieso, egal ob todkrank oder nicht. In den westlichen Industrieländern seit Jahrzehnten auf ähnlichem Niveau.

Zitat:
Natürlich hat jeder das Recht zu sterben, aber dies von einem Arzt zu verlangen oder von einer anderen Person ist mein Punkt an dem ich sage stopp!!! WEnn der Arzt dazu "verpflichtet" wäre einen Menschen zu töten, könnte er es glaub ich kaum mit seinem Gewissen vereinbaren
Auch darum geht es beim Thema Sterbehilfe überhaupt nicht. Die Forderung, dass Ärzte dazu "verpflichtet" werden sollen, hat noch niemand gestellt. Wird auch nicht passieren.

Es geht beim Reizthema Sterbehilfe nur um den Fall, dass jemand krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage ist, sich selbst zu töten, aber den Wunsch äußert, getötet zu werden, und dass sich dann ein Mediziner findet, der das ohne Strafandrohung mit Zustimmung des Patienten tun kann. Mehr nicht. Und Mediziner in D dürfen das eben (noch) nicht. Privatmenschen dürfen das (passiv), und der Patient selbst darf das natürlich auch.

Eine beträchtliche Anzahl von Patienten wählt in der Situation aus der Not heraus das, was Mediziner als "passiven Suizid" bezeichnen: sie hören auf zu essen und verhungern irgendwann. Ob das humaner ist...

Viele Grüße,
Stefan
  #3  
Alt 29.01.2010, 13:31
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illian illian ist offline
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Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

hi,

ok jetzt fass ichs nochmal schnell zusammen irgendwie hab ich da nicht alles richtig durchdacht glaub ich...ok zurück zur Urfrage

aktive Sterbehilfe: fände ich in keinster Weise in Ordnung (wie schon gesagt) ist ja die aktive Einwirkung zur Lebensverkürzung. Bei einer Legalisierung würde einfach die Hemmschwelle für Eingriffe in menschliches leben gesenkt und es gäbe Missbrauchsgefahren. Und das meinte ich dann auch mit freiwillger (<-- unglücklich formuliert), denn bei aktiver wären ja dann auch gesunde Menschen mit einbezogen, quasi selber sagen dass sie umgebracht werden wollen. Zum Thema Suizid ich denke es macht für einen Menschen in so einer Situation einen Unterschied ob er sich selber umbringt oder die Möglichkeit/Recht hat zu jmd. zu sagen er soll ihn umbringen ohne rechtliche Konsequenzen.

Indirekte Sterbehilfe: Nebenfolge von einer Therapie die das Leben verkürzt. Mit Zustimmung seh ich dem eig. nichts entgegen, obwohl man eben nicht weiß ob man ihm damit einen Gefallen tut oder ob er vll in zwei jahren wieder eine gute lebensqualität hätte, aber halt länger zur Genesung brauchen würde(auch so ähnlich formuliert) ohne Zustimmung ähm ne auf keinen Fall, das wäre ja dann fast schon Gott spielen

Passive Sterbehilfe: Verzicht/ Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen mit Zustimmung OK wobei ich hier auch wieder unterscheiden müsste wie schwer krank der Mensch ist. Ohne Zustimmung ist es schwer, auch hier kommt es wieder darauf an wie schwer krank.

Nochmal zum Thema selbstbestimmung: Es wird doch auch psychisch kranken in Psychiatrien ihr Selbstbestimmungsrecht genommen, und ein Mensch der Sterbehilfe verlangt, ist ja wie gesagt die Unterscheidung ob er wirklich krank ist (körperlich) oder ob er einfach keinen Sinn mehr sieht.

lg
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Aus dem unendlichen Chaos erhob sich eine Stimme, sagte zu mir "Lächle und sei fröhlich es könnte schlimmer sein". Ich lächelte und war fröhlich und es kam noch schlimmer. Ich lächelte immernoch und war glücklich und auf einmal lächelte die Welt zurück. That´s mean live
  #4  
Alt 29.01.2010, 15:08
Stefans Stefans ist offline
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Beiträge: 426
Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Hallo,

Zitat:
Zitat von illian Beitrag anzeigen
Passive Sterbehilfe: Verzicht/ Abbruch lebensverlängernder Maßnahmen mit Zustimmung OK wobei ich hier auch wieder unterscheiden müsste wie schwer krank der Mensch ist.
Wieso müßtest _Du_ das? Der Kranke weiss am besten, ob er sterben oder am Leben erhalten werden möchte. Der hat ganz sicher lange darüber nachgedacht. Du maßt dir an, Gott zu spielen, wenn du dir zutraust, seine Entscheidung je nach Ergebnis deiner "wie krank ist der wirklich"-Überlegungen abzulehnen oder anzunehmen.

Zitat:
Es wird doch auch psychisch kranken in Psychiatrien ihr Selbstbestimmungsrecht genommen
Da hast du wohl zu viele schlechte Filme gesehen

Also, zur Versachlichung: Du meinst mit "Psychiatrie" sicher die sog. "geschlossene" Psychiatrie, wo Patienten ohne Zustimmung des Personals nicht raus können - und gegen ihren Willen zwangsbehandelt werden. Das ist eine kleine Minderheit. Ansonsten kann jeder in einer psychiatrischen Klinik seine Sachen packen und nach Hause gehen, wann er will.

Bei der "geschlossenen" gibt es 2 Möglichkeiten, dahin zu kommen. 1. mit Einwilligung der Patienten (und das ist der Normalfall - die Leute weisen sich selbst ein und sagen "schützt mich bitte vor mir selbst"!), 2. gegen den Willen des Patienten. Bei 2. geht das in D nur unter sehr strengen Kriterien. Voraussetzung sind 1. Selbst- oder Fremdgefährdung, also z.B. nach misslungenem Suizidversuch. Oder, wenn du durch die Gegend läufst und mit einem Messer jeden bedrohst, der dir über den Weg läuft. 2. ist diese Zwangsbehandlung nur im akuten Gefährdungsfall zulässig. Spätestens am nächsten Werktag muss ein Richter die Zwangseinweisung bestätigen (nachdem er persönlich beim Patienten war); und auch das gilt nur temporär.

So einfach wird in D also niemandem sein Selbstbestimmungsrecht genommen - die Hürden dafür liegen extrem hoch. Und niemand wird hierzulande in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen, weil er öffentlich sagt "ich will nicht mehr leben" oder " ich bringe mich morgen um".

Gefährlicher in Sachen Zwangsbehandlung leben Menschen, deren Recht auf Selbstbestimmung per Gesetz eingeschänkt ist. Das betrifft 1. Minderjährige (da entscheiden Eltern und Psychiater) und 2. gesetzlich betreute (früher: entmündigte) Menschen. Bei denen entscheiden Psychiater und gesetzlich bestimmter Betreuer. Natürlich auch da der Richter, aber der wird im Zweifelsfall auf die gesetzlich bestimmten Betreuer und Ärzte hören.

Zitat:
und ein Mensch der Sterbehilfe verlangt, ist ja wie gesagt die Unterscheidung ob er wirklich krank ist (körperlich) oder ob er einfach keinen Sinn mehr sieht.
Nochmal: das ist eben nicht die Unterscheidung! Willst du im Einzelfall über Leben und Tod anderer entscheiden, indem du selektierst zwischen "wirklich krank" oder "sieht einfach keinen Sinn mehr"?

Was qualifiziert dich (oder irgendjemanden sonst) zu so einer Entscheidung?

Viele Grüße,
Stefan
  #5  
Alt 29.01.2010, 17:10
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Beiträge: 1.688
Standard AW: Sterbehilfe - was meint ihr dazu ?

Eben weil ich nicht Gott spielen will, würde ich keinen Menschen töten, ob er es nun verlangt oder nicht. Insofern lehne ich aktive Sterbehilfe ab.
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
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