strahlentherapie bei prostata ca

[knuspertrude]

mein erster beitrag hier im forum und ich hab gleich eine frage:
bei meinem vater (71) wurde eine biopsie der prostata durchgeführt und in 2 von 10 proben bösartiges gewebe gefunden. der psa-wert war erhöht (6,?). daraufhin wurde die biopsie empfohlen.
nun hat ihm heute der urologe zu einer strahlentherapie geraten, wobei in einer op kleine stäbchen(?) in die prostata eingelegt werden, die dann bestrahlt werden.
er hat jetzt 2 wochen zeit, sich zu entscheiden, ob er das machen lassen möchte.

gibt es hierforums erfahrungsberichte zu dieser art therapie?

(wir stehen alle noch etwas neben uns mit dieser diagnose)

[Sunni]

Liebe Knuspertrude,

ich habe das Thema Prostatakrebs mit meinem Vater hinter mir. Ich möchte dir empfehlen eine zweite Meinung einzuholen, am besten bei einem spezialisierten Prostatazentrum. Bei der Entscheidung, die ihr treffen müßt, spielen auch noch andere Werte hinein, die es zu berücksichtigen gilt. auf jeden Fall der Gleason-Wert. Darüber hinaus gibt es Richtlinien zur Behandlung des Prostatakrebses (für jeden Krebs), der Behandlungsempfehlungen ausspricht. Wenn der Gleason kleiner als 6 ist und bis zwei von 10 Proben positiv und der PSA stehen einem fast alle Optionen zur Behandlung zur Verfügung. Allerding muss noch geprüft werden, wie es mit den Lymphknoten und eventuell Metastasen aussieht. diese Dinge würde ich abklären, bevor ihr euch entscheidet. Wie gesagt, auf jeden Fall eine zweite Meinung einholen.
Vielleicht magst du noch einmal den genauen Befund eingeben.

Liebe Grüße
Sunni

[knuspertrude]

einen genaueren befund hab ich leider nicht in der hand. ich wohne etwas weiter entfernt von meinen eltern und habe nur mit meiner mutter telefoniert. meinen vater hat die diagnose heute etwas "zusammengehauen" und er ist am nachmittag erstmal schlafen gegangen. er ist insgesamt psychisch sehr labil, nimmt lithium seit längerer zeit.... und jetzt das.
ich werde morgen nochmal zu hause anrufen. sie haben irgendwelche prospekte mitbekommen, wo sie sich durchlesen sollen.
ich werde auch mal nach dem anderen wert fragen. vielen dank für den hinweis!

[Sunni]

Bitte verzweifelt nicht. PSA 6 und zwei positive Stanzproben von zehn sind noch kein Grund zum Verzweifeln. Wenn der Gleason unter oder bis 6 ist, empfehlen manche Unikliniken bei diesem Befund sogar einfach nur aktives Abwarten ab einem Alter von 70 Jahren. Das heißt, engmaschig kontrollieren und sonst nichts tun. Mit der Bestrahlung, die deinem Vater vorgeschlagen wird, ist glaube, ich die Brachytherapie gemeint, danach kannst du mal googlen.
Manchmal genügt auch eine Hormontherapie.
An der Uniklinik erklärte man mir, dass gerade bei Prostatakrebs oftmals übertherapiert wird. Deshalb ist es gut, wenn du dich weiter informierst.

[knuspertrude]

danke dir!
was ich bisher so gelesen hab spricht ja auch eher für abwarten.
ich hab ihnen empfohlen, eine 2. meinung einzuholen, was nicht ganz so einfach ist, da sie etwas hinterm wald wohnen und es dort nicht so viele spezialisten gibt. wenn ich sie in eine spezialklinik schicke, denk ich, wird ihnen sicher empfohlen, was möglich ist. und das ist oft alles andere als abwarten, sondern eher das, was geld bringt.

[Sunni]

Meine Liebe,
so habe ich auch gedacht. Aber bei uns ist im Provinzkrakenhaus die sofortige Entfernung der Prostata mit Nachdruck angeraten wurden und im Gegensatz dazu in den Unikliniken das Abwarten. Daneben sind uns noch einige andere Methoden erklärt worden, die in Frage kommen könnten. Zum Abwarten gehören halt Nerven. Mein Vater hat dann Kürbiskernöl und Granatapfelsaft getrunken ud dann wollte er gar nichts mehr machen.
An den Unikliniken gibt es Sprechstunden, die heißen "Die zweite Meinung" und da wird reell beraten und nichts aufgeschwatzt. Ich war sehr angenehm überrascht.

Liebe Grüße

[knuspertrude]

wie gings deinem vater mit "seiner" therapie?
wie lange ist das jetzt her?



danke fürs aufmuntern!

[Sunni]

Liebe knuspertrude,

die Diagnose war im Juni 2009. Er sollte wegen Probleme beim Wasserlassen behandelt werden (Abhobelung). Es wurde eine Biopsie gemacht und die OP abgesagt, weil Stanzproben positiv waren. Man sagte uns, die Prostata müsse ganz raus. Ich habe mir alle Befunde aushändigen lassen und bin im Internet auf diese Leitlinien zur Behandlung gestossen. Da sich die Klinik, die meinen Vater operieren wollte auf keine Aussagen bezüglich anderer Behandlungsmethoden äußern wollte und mit Nachdruck auf die gänzliche Entfernung der Prostata bestand, haben wir beschlossen, andere Meinungen einzuholen. Da kam halt was ganz anderes heraus. Erst stand "Aussage gegen Aussage" und wir wußten immer noch nicht, was richtig ist. Der behandelnde Urologe hat meinen Vater noch zusätzlich verunsichert und so haben wir eine dritte Meinung eingeholt. Die besagte das Gleiche, wie die zweite und so haben wir auf die OP verzichtet. Von der ersten bis zur dritten Untersuchung hat mein Vater dann die o.g. Dinge eingenommen, seitdem gar nichts mehr, was mir persönlich Angst macht. Deshalb bin ich auch hier.
Wir hatten inzwischen zwei Nachuntersuchungen und der PSA-Wert ist wieder gesunken. Keiner kann sich das erklären und zur Sicherheit muss halbjährlich eine Biopsie gemacht werden. Die verweigert mein Vater und auch der neue Urologe sagte, dass wir noch warten können, denn wenn der PSA sinkt, ohne dass man etwas unternimmt, ist das ein gutes Zeichen. Ich hoffe, er hat recht. Es sitzt halt immer im Hinterkopf, weshalb zu diesem AS (das aktive Abwarten) ziemlich Nerven gehören.
Wir haben dann im Herbst eine Klinik gefunden, die trotz Prostatakrebsdiagnose die Abhobelung gemacht hat, denn die Probleme beim Wasserlassen waren ja noch da. Das abgehobelte Material war tumorfrei, auch ein gutes Zeichen und der Chirurg sagte, der Tumor wäre dann wirklich sehr klein und Abwarten wäre doch das Richtige. Ich hoffe es. Es gibt übrigens einige Bücher über den Prostatakrebs, wenn du magst, kann ich dir die mitteilen, die wir gelesen haben.

Liebe Grüße
Sunni

[Hansjörg Burger]

Zitat von knuspertrude

nun hat ihm heute der urologe zu einer strahlentherapie geraten, wobei in einer op kleine stäbchen(?) in die prostata eingelegt werden, die dann bestrahlt werden.

Hallo ?, (die kindischen Nicknames gehen mir persönlich auf den Geist!)

Dein Vater hat Glück im Unglück gehabt, wenn ihm sein Urlogie die Brachytherapie empfiehlt. Sie wird nur in einem reinen Anfangstadium gemacht.

Eine sehr schonende Therapie. Sie wird allerdings von den gesetzlichen Kassen nur bezahlt, wenn Sie stationär im Krankenhaus gemacht wird.

In unserer Gruppe gibt es gute Erfolge mit der Brachy, aber wie bei der OP auch mißlungene.

Mit 71 würde ich mir an Stelle Deines Vaters die OP auch reiflich überlegen. Obwohl die neue da-Vinci-Methode auch sehr Patienten schonend ist.

Gruß

Hansjörg Burger
Selbsthilfegruppe Prostatakrebs Rhein-Neckar e.V.

[knuspertrude]

so, ich hab heute nochmal mit meinem vater telefoniert. der behandelnde urologe hat keine alternativen vorgeschlagen, sondern die brachytherapie als mittel der wahl genannt. es gibt keinen us-befund, was mich persönlich stutzig macht. ich dachte, sowas gehört zur routine.
durch die stanzerei hat er nun inkontinenzprobleme und muß dauernd aufs klo.

mit op meinte ich die op, wo die "reiskörner" eingesetzt werden. eine total-op wurde nicht erwähnt. und ja, es soll stationär gemacht werden. vielleicht auch, weil er schon älter und eh gesundheitlich angeschlagen ist (herzschrittmacher, etc.).
ich hab ihm geraten, sich alle befunde zuschicken zu lassen. er wußte nicht, dass man das "darf" und ihm angeboten, hier bei uns einen termin für eine 2. meinung zu machen. er ist recht müde den ganzen tag und ziehmlich geplättet durch die nachricht. er ist keine kämpfernatur. ich hoff, er steht das durch.

kürbiskernöl und granatapfelsaft als "nebentherapie" klingt ganz vernünftig. ich kann mir vorstellen, dass das einen guten einfluß hat auf das geschehen.

die prostata ist ja von der lokalisation her so ähnlich wie der gebärmutterhals bei der frau. da hab ich es schon öfter im bekanntenkreis erlebt, dass ein hochpositiver pap auch ohne konisation wieder negativ wurde, alleine durch änderung der lebensweise und der ernährung. vielleicht finden wir für meinen vater einen guten mittelweg, mit dem er noch ein paar jahre gut leben kann.

vielen dank für eure ratschläge!

knuspertrude (die ihrerm nick nicht aus kindischen beweggründen so gewählt hat, sondern eher aus praktischen.)

[knuspertrude]

ach ja, sunni, an literaturhinweisen bin ich durchaus interessiert!