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Alt 25.12.2011, 19:55
cypher61 cypher61 ist offline
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Standard AW: Und nun?

Hallo Linschen,

es tut mir leid zu hören dass ein so junger Mensch vom Krebs heimgesucht wird. Ich war 39 als ich an derselben Form von Darmkrebs (Rektumkarzinom) erkrankt bin. Heute, zwei Jahre nach der OP, geht es mir wieder ganz gut. Der Weg war aber bisweilen steinig. Ich kann Dir als erstes nur raten, Dich umfassend zu informieren und eine Krankenakte anzulegen. Du solltest Dir nach jedem Arztbesuch und jeder Behandlung die Unterlagen in Kopie geben lassen (Du hast ein Anrecht darauf), damit Du jederzeit über Deinen Zustand im Bilde bist und den Ärzten auf Augenhöhe begegnen kannst. Du musst Dir selbst eine Meinung bilden und die Behandlung kontrollieren, denn in unserem Gesundheitssystem bist Du ansonsten leider manchmal aufgeschmissen. Insbesondere Staging (das TxNxMx, näheres im Thread "Informationen zu Darmkrebs") und Grading (Gx) solltest Du für Dich wissen, damit wird man Deine Therapieoptionen wählen.

Ein guter Startpunkt für die Informationssammlung sind die S3-Leitlinien zum Kolorektalen Karzinom (Stand 2008, findest Du durch Googeln). Daran sollten sich die Ärzte bei Ihrer Behandlung halten, denn sie entsprechen dem State-of-the-Art bei der Krebstherapie. Ist ne Menge Fachchinesisch, kann man aber durch Googeln alles "übersetzen" und die Lektüre lohnt sich. Wenn man Dir etwas empfiehlt, was nicht der Leitlinie entspricht, frag den Arzt warum. Er sollte einen guten Grund dafür haben, andernfalls eine Zweitmeinung einholen!

Beim Rektumkarzinom wird in fortgeschrittenen Stadien zunächst, also vor der OP, eine Chemotherapie plus Bestrahlung durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern und leichter operieren zu können. Manchmal kann man den Tumor damit bereits vollständig zerstören (wie beim Kollege Monschie hier im Forum), die Heilungsaussichten sind dann besonders hoch. Diese Behandlung nennt man "neoadjuvant". Die der OP nachgelagerte Chemo heisst hingegen "adjuvant", diese dient dazu, evtl. nach der OP noch im Körper befindliche Krebszellen zu vernichten. Die Chemos basieren meist auf 5-FU, bei höheren Stadien evtl. auch mit Oxaliplatin oder weiteren Mitteln (FOLFOX, FOLFIRI Regimes).

5-FU kann man als Infusion oder Tabletten (XELODA) verabreichen. Letzteres geht natürlich prima ambulant, Infusionen sind aber auch ambulant machbar (über einen Ballon). Es ist meist gut verträglich, die Nebenwirkungen sind in der Regel überschaubar. Wenn Platin hinzu kommt, wird es aber heftiger, kannst Du in einigen Threads hier nachlesen. Da jeder anders auf die Chemo reagiert, kann man aber keine Prognose abgeben, ob Du unter der Chemo noch arbeiten gehen kannst.

Bei mir war auch eher die Bestrahlung das Problem, ich hatte eine üble Proktitis und ziemlich häufigen und quälenden Stuhlgang. Da Dein Darm bereits vorgeschädigt ist halte ich es für wahrscheinlich, dass auch in Deinem Fall unangenehme Nebenwirkungen auftreten könnten. Insofern würde ich von der Arbeit unter der Vorbehandlung vielleicht eher Abstand nehmen. Und jeder vernünftige Arzt würde Dich dafür auch krankschreiben.

Die OP kann nicht ambulant gemacht werden. Dürften so um die zehn Tage im KH werden. Lass Dich bitte nur in einem zertifizierten Darmzentrum behandeln, da die Prognose entscheidend von den Fähigkeiten und der Erfahrung des Chirurgen mit bestimmt wird.

Arbeite an den Dingen, die du ändern kannst, und akzeptiere die Dinge, die sich nicht ändern lassen.

Viel Glück
Frank.
__________________
Adenokarzinom des Rektums, ED August 2009
Neoadjuvante Radiochemo, Oktober 2009
Operation Dezember 2009 (ypT2 pN0(0/12) G2 R0 L0 V0 cM0)
Adjuvante Chemo Januar - April 2010
Stoma RV Ende Mai 2010
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