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  #1  
Alt 14.07.2013, 23:13
Hope and love Hope and love ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hey Aedan,
Ich kann dir unglaublich gut nach fühlen, was du durch machst!!! Meine Tante, die wie eine zweite Mutti für mich ist, hat vor 4 Wochen die Diagnose BSDK bekommen...
Seitdem Schock-Zustand in der Familie und im Freundeskreis.
Unglaublich, wie sehr sich das Leben in der nächsten Minute verändert...Dinge die wichtig waren, sind es nun nicht mehr, und andere Dinge, denen man wenig Beachtung geschenkt hat, werden es plötzlich.
Ich arbeite mit meiner Tante seit 10 Jahren zusammen, leite den Betrieb nun allein und kümmere mich seit dem einfach um alles! Ich hasse diese verdammte Krankheit, die dir in wenigen Wochen zeigt, wie wichtig und unglaublich Kostbar das Leben doch ist!
Der Tumor ist 5 cm groß, liegt in der Mitte des Pankreas, Ca-19 zuletzt auf 2000, Gewichtsverlust in 4 Wochen bei 14kg( meine Tante ist eh schon schlank, wiegt jetzt bei 1,76 m noch 48 kg).
Der Tumor hat nicht gestreut, wurde in einer 7 stündigen Op vorgestern in der Uni- Heidelberg entfernt. Sie liegt jetzt auf der Intensiv, wir warten jetzt auf den weiteren Befund und auf das, was auf uns alle weiter zu kommt.
Ich bin 32 Jahre alt und endgültig Erwachsen geworden.
Ich hätte nicht gedacht, was solch eine Diagnose mit sich bringt!

Ich wünsche dir die Kraft, Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst, und alles Liebe und Hoffnung für deine Mutter. Fühl dich gedrückt!
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  #2  
Alt 15.07.2013, 00:43
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Moin zusammen,

entschuldigt vorab, dass ich heute ein wenig später bin. Trotz des bereits angebrochenen Montags, dieser Eintrag gilt für Sonntag. Spreche ich von heute, meine ich den Sonntag, nicht den Montag. Dafür kommt morgen noch einer!

Vielen Dank erstmal für eure zahlreichen Nachrichten! Ich freue mich über jeden einzelnen, das vorab! Das mit dem Arzt und den Tabletten überlege ich mir noch mal in Ruhe, das soll ja gut durchdacht sein.

Corina, ja das mit meinem Bruder ist ein wenig schwieriger. Das zu erklären würde jetzt den Rahmen sprengen, aber ich werde mal schauen was sich da machen lässt. Ob ich den Schweinehund aber überwinden kann momentan, weiß ich noch nicht.

Hope and Love, deinen Schockzustand kann ich gut nachvollziehen. Ich fühle denke ich ähnlich. Es ist wie eine Art Lähmung. Wie groß der Tumor bei ihr ist, weiß ich gar nicht. Morgen (bzw. ja heute) geht es ins Krankenhaus. Dort wird man wohl weiter sehen. Schon wieder so eine ungewisse Nacht... :/

Tag 5:

Wie bereits gestern gesagt, ist heute packen angesagt gewesen. Aber irgendwie ein komisches packen, da es nicht in den Urlaub geht, sondern ins Krankenhaus. Und wer weiß was dann kommt, ob sie noch mal wieder kommt, keiner weiß wie lange sie da bleiben muss was nun passiert. Alles ist ungewiss. Das ist vom Gefühl her wie so ein Glücksspiel. Alles kann, nichts muss. Nur das bei diesem "Glücksspiel" gefühlt mehr Niederlagen drin sind, als Gewinne...
Ich kann ansonsten auch gar nicht soviel sagen, momentan ist die Angst vor dem was am Montag kommt größer, als alles andere. Da fällt auch der fehlende Schlaf nicht mehr auf, irgendwie gewöhnt man sich mit der Zeit daran. Montag könnte, sofern dort schon was von den Ärzten geschieht, alles einen neuen Lauf nehmen, wohl im negativen Sinne.
Vor nichts mehr habe ich Angst, als dass sie sie dort behalten und sie die letzten Tage/Wochen/Monate in einem Krankenhaus verbringt voll gepumpt mit Untersuchungen und Medikamenten...

Aedan
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  #3  
Alt 15.07.2013, 23:24
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Tag 6:

Heute ging es dann ins Krankenhaus, ohne zu wissen wie lange. Als wir ankamen ging es aufs Zimmer und das ist Top. Der ganze Trakt liegt im neu errichteten Trakt, also alles sehr modern, neu und sauber. Soviel zum positiven. Nach der Blut Entnahme dann der formale Kram: Unterschreiben, Planumg für die nächste Zeit etc. Es sollten ja Proben entnommen werden. Bei der Untersuchung dann der nächste Rückschlag: Thrombose im rechten Bein. Blutverdünner, nix Proben entnehmen. Erst muss das behandelt werden. Also doch ne ganze Woche Minimum da bleiben... Wenn es dicke kommt, kommt es eben dicke.
Also heißt es für mich nun jeden Tag pendeln zum KH, ca 70 KM je Tag extra. Ich hab ja sonst auch nix vor.

Als ich im Krankenhaus war, wurde mir nach ner zeit richtig mulmig. Ich bekam Schweißausbrüche, mein Herz raste und der Kopf fing an zu pochen als die Ärztin drin war. Ich bekam richtig Panik dadrin. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie war das unheimlich. Ich hoffe das bekomme ich nicht öfter dort.

Sie möchte natürlich ungern im KH bleiben. Hatte zudem auch noch Bauchschmerzen und generell durch die Thrombose nun noch mehr Schnerzen. Gelinde gesagt, heute war Einer der Tage an denen das bescheiden läuft. Es war auch utopisch zu Glauben, jeder Tag würde gut gehen.

Jetzt geht's wieder in die albtraumwelt, sofern ich schlafen kann und morgen früh wieder arbeiten. Dann ins Krankenhaus, dann die Hausarbeiten wie Wäsche, Kochen, Abwasch, Saugen etc. Mein Tag braucht eigtl 12 Stunden mehr...

Schlaft alle gut,

Aedan
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  #4  
Alt 16.07.2013, 23:46
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Tag 7:

Unglaublich, nun ist bereits eine Woche seit der Diagnose rum. Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht. Es kommt mir vor, als wäre es es gestern gewesen. Trotzdem Gibt man die Hoffnung nicht auf. Es fällt zwar nicht leicht, aber man versucht sein Bestes. Schön ist es dann, wenn wie heute, der Tag für sie sehr gut verläuft. Kaum Schmerzen, die Thrombose wurde behandelt ist aber noch nicht abgeheilt. Natürlich ist die Thrombose oben an der Leiste, also die schlechteste Variante die es gibt. Aber immerhin geht es aufwärts was die Bauchspeicheldrüse angeht. Es gab keine Bauchschmerzen, sie fühlte sich gut, ihre Schwester hat angerufen ihre Mama hat angerufen und der Bruder beziehungsweise Sohn hat sich auch gemeldet. Die kommen sogar morgen ins Krankenhaus gefahren, das tut ihr glaub ich ganz gut. Viel mehr möchte ich für heute auch gar nicht sagen und den Tag in seinen positiven Varianten für Sie einfach Revue passieren lassen.

Für mich war der Tag mal wieder sehr lang und anstrengend. Von um sieben bis um vier gearbeitet, danach sofort die 40 km ins Krankenhaus gefahren und dort bis um sieben geblieben. Dann wieder nach hause, Hausarbeit gemacht, Wäsche gewaschen und dann nicht mehr viel, weil kaum mehr Kraft. Gegessen habe ich lediglich heute Nachmittag schnell zwei Brötchen, wieder gefrühstückt noch irgendwas anderes. Momentan versagt mir dort aber auch ein bisschen der Hunger. Die letzte Nacht war vom Schlaf her auch nicht viel besser. Nun mal schauen wies diese Nacht wird es kann nicht immer nur schlecht laufen. Morgen Früh noch einiges zu erledigen, dann noch mal kurz bei der Arbeit etwas regeln, dann mit einem Freund an den Strand und spazieren gehen beziehungsweise reden. Abends denke ich dann noch mal ins Krankenhaus und dann ist auch der Tag schon wieder rum. Wie schnell die Zeit doch vergeht irgendwie hab ich das Gefühl, die Tage rasen nur an uns vorbei. Aber ich glaube dieses Problem kennen alle die diese Diagnose gestellt bekommen haben. Die Zeit rennt gefühlt viel schneller als üblich.

In diesem Sinne Schlaf gut, ich wünsche euch alles Gute und eine ruhige Nacht,

Aedan
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  #5  
Alt 17.07.2013, 00:01
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Liebe (r) Aedan,
in der vergangenen Zeit habe ich Deine Beiträge still mitgelesen, ich möchte Dir und Deiner Mama ganz viel Kraft für die kommende Zeit wünschen.
Bitte denke auch an Dich, denn man kann nur für jemanden anderen dasein, wenn man sich selbst nicht vergißt. Es ist wichtig, die Akkus regelmäßig wieder aufzuladen, also auch mit essen und trinken.
Vertraue Dich ruhig einem Arzt an, wenn Du nachts nicht zur Ruhe kommst. Klar haben die meisten Medikamente Nebenwirkungen, ich denke gemeinsam findet Ihr etwas, dass für Dich geeignet ist.

Liebe Grüße an Dich,
Elisabethh.
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  #6  
Alt 18.07.2013, 16:07
Lumbre Lumbre ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Lieber Aedan,

ich lese auch hier mit und finde das Tagebuch eine wundervolle Idee, um die Erlebnisse festzuhalten und besser zu verarbeiten.

Ich bin zwar nicht BSDK-betroffen, habe aber eine sehr liebe Freundin bitter an den Lungenkrebs verloren und mein Papa hatte Blasenkrebs (bisher alles okay). Mein Opa ist unheilbar an Leberkrebs erkrankt, somit sind (auch) wir in einer Abschiedsphase derzeit.

Es ist aber tatsächlich, wie du schreibst. Man funktioniert, lebt wie in Trance und die Zeit rast an einem vorbei, ohne dass man sie festhalten kann. Umso wichtiger ist es, dass ihr schöne Momente generiert, an die sie und ihr euch später erinnern könnt. Nehmt ggf. etwas Musik mit ins Krankenhaus oder irgend etwas, was sie gerne mag, um ihr das Leben etwas bunter zu machen.
Steckt euch kleine Ziele, die ihr auch feiert, wenn sie erreicht sind.

Bezüglich deines Bruders können wir das Verhältnis nicht beurteilen und es steht uns auch nicht zu, das zu tun. Wenn beide sich versöhnen möchten, dann sollen sie es tun, du brauchst ja nicht dein Übriges dazutun oder dagegen arbeiten. Lass es einfach laufen, ihr habt momentan genug andere Dinge, die euch beschäftigen werden.

Ich hoffe, es geht eingiermaßen vorwärts bei euch, dass sie nicht so viel Schmerzen leiden muss und dass du nicht den Mut verlierst. Wichtig ist, wie die anderen sagen, dass du auch an dich denkst. Nur wenn du stark genug bist, kannst du die Liebe und Hilfe geben, die gebraucht wird.

Grüße,

Lumbre

Geändert von Lumbre (18.07.2013 um 16:08 Uhr) Grund: Tippfehler
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  #7  
Alt 18.07.2013, 23:44
Aedan Aedan ist offline
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Standard AW: Bauchspeicheldrüsenkrebs oder das Tagebuch des langsamen, aber sicheren Abschieds

Hallo zusammen,

aufgrund des Tages gestern hatte ich leider keine Zeit. Das hole ich aber heute nach.

@Elisabethh und Lumbre: Danke für eure Nachrichten! Ja, ihr habt beide gewissermassen recht, die Zeit rennt und wirklich Erholung ist nicht. Bis auf gestern. Aber mal schauen was das wird.

Tag 8:

Mittwoch war ein ansich guter Tag. Zwar weníg Schlaf, aber den Tag gut genutzt. Hausputz, Krankenhaus und was am besten war: Die Thrombose ist gut in Behandlung, die Probenentnahme steht für Donnerstag an. Ich habe den Rest des Tages gut genutzt und zwar für mich: Abgesehn von der Gewissheit, das Tanken kein Spaß ist und auf Dauer bei den KM irre teuer ist, hat der Tag mir ne menge Ablenkung gebracht. Bin zu nem Freund gefahren, der 30 KM entfernt wohnt. Da wir ja hier oben bombiges Wetter haben ( 26 Grad) sind wir an ne kleine Geheimstelle gefahren, an der ein Wanderweg direkt am Fluss ist. Zack, Hunde eingepackt und ab dafür. Sind 3 Stunden dort spazieren gegangen samt Hunden, die getobt haben wie sonstwas und immer wieder ins Wasser gesprungen sind. Nach 3 Stunden saßen wir dann noch ne Weile im Garten, bei Eis und Wasser und haben geredet. Der Tag war super und tat gut. Gute Ablenkung, Erholung und Spaß! Dann noch gute Nachrichten, sehr schön. Bitte mehr davon!

Tag 9:

Den heutigen Donnerstag habe ich dann anders verlebt. Einkaufen, Putzen, einiges regeln zwecks Job bzw Zukunft und Krankenhaus. Die proben wurden entnommen, sind nach Düsseldorf geschickt das dauert un ca. knapp ne Woche, solange muss sie noch liegen. Aber immerhin verlief die Magenspiegelung unproblematisch und alles war gut. Die Laune dementsprechend auch gut, die Sonne wieder kräftig am Scheinen. Momentan meint das Leben es gut mit uns, zumindestens in dieser Situation. Man freut sich nun schon über so kleine Sachen. Evtl kommen entfernte Verwandte am WE aus Schweden, mal sehen wie das alles passt. Ich werde den morgigen Tag am Strand verbringen und erstmal die Akkus wieder ein wenig aufladen, bevor der Kampf weitergeht.

Ich hoffe, ihr nutzt die Tage auch alle so gut ihr könnt, verbingt sie mit euren Liebsten!

Sonnige Grüße von Aedan
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