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Alt 10.12.2014, 17:28
Lichtkind Lichtkind ist offline
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Registriert seit: 08.12.2014
Beiträge: 9
Standard AW: Was hilft Trauernden?

Liebe Jana,

wir werden immer mit unseren Lieben verbunden sein, egal wohin wir gehen und auf welcher Seite wir stehen.
Trauer überdeckt manchmal das Gefühl, aber sie kann das unsichtbare Band auch durchaus verstärken.

Vor einigen Jahren musste ich selbst erfahren, was es heißt, plötzlich und unerwartet eine solche Diagnose zu erhalten.
Die Therapie schlug sehr gut an und obwohl ich meine "Durchhänger" hatte, wusste ich, dass ich eine gute Chance habe es zu überstehen.
Eigentlich dachte ich immer, ich habe es gut verarbeitet und es als ein Teil von meinem Leben angesehen.
Dann erkrankte mein Paps und auch hier war die erste Diagnose und Einschätzung nicht ganz so niederschmetternd. Wir waren alle in voller Hoffnung, dass auch er es schaffen wird.
Doch es kam ganz anders, es wurde ein weiterer Tumor entdeckt, Metastasen kamen zum Vorschein und wir wussten, dass die Heilung nicht mehr im Vordergrund stand.
Ganz tapfer ging er seinen Weg und man hat zeitweise sogar verdrängt, dass es der letzte Abschnitt auf seinem Lebensweg war.
Sein Zustand stand zuerst nicht im Verhältnis zur Diagnose und ich glaube die Hoffnung war da, dass doch alles anders kommen kann.

Doch dann ging es zum Schluss sehr schnell, wegen einer schweren Lungenentzündung musste er in die Klinik und ich redete mir ein, dass er gestärkt wieder herauskommen wird. Irgendetwas sträubte sich in mir, ihn dort zu besuchen und mir fielen unendlich viele Gründe ein, aber die Wahrheit zeigte sich erst beim Betreten der Klinik.
Plötzlich war der metallische Geschmack wieder in meinem Mund, das lähmende Gefühl in meinen Armen und die Angst, die sich durch meinen Körper frisst. Ich wurde an meine eigene Erkrankung erinnert und genau das wollte ich nicht. Es war wie ein Aufwachen, denn ich wusste, dass eben nicht alles wieder gut werden würde und mir wurde bewusst, dass ich meinen Paps verlieren werde.
Alle um mich herum versuchten das Gefühl noch zu verdrängen, sich einzureden, dass es wieder gut werden wird und ich stand verloren dazwischen und fühlte mich einsam. Die Sterbebegleitung in der Klinik hat uns sehr unterstützt, jeder bekam eine eigene Zeit, in der es nur um die eigenen Gefühle ging. Auch mein Paps möchte die Gespräche und hat sich sehr darauf gefreut.
An seinem letzten Tag war er richtig gut drauf, er machte Witze, erzählt mir noch von seinen Plänen. Wir haben uns ganz feste gedrückt uns angelächelt und wussten wohl beide, dass es unsere letzte Begegnung auf dieser Welt sein wird.
Mein Paps trat wenige Stunden später seine letzte Reise an.

In dieser Zeit habe ich unendlich viel über mich gelernt, auch was es heißt loszulassen und zu verzeihen (auch sich selbst).
Irgendwie wünscht man sich oft, dass man schon zu Lebzeiten einige Dinge anders angegangen hätte. Aber was war kann man nicht mehr ändern. Was man teilweise beeinflussen kann ist das was kommt und auch wenn eine Erfahrung unendlich schmerzhaft ist, kann man fast immer etwas finden, mit was man die Zukunft daraus positiver gestalten kann.

Danke nochmals für die vielen Antworten, auch per PN.
Es freut mich sehr, dass ihr eure Erfahrungen teilt.
__________________
Gute Reise, Papa!

Man sieht die Sonne langsam untergehen
und erschrickt doch,
wenn es plötzlich dunkel ist.

Franz Kafka
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