Mein Schwiegervater wird sterben müssen, ich fühle mich so hilflos...

[Engelsflügel2010]

Hallo,
ich bin 24 J. und bin seit knapp 4 J. mit meinem Freund zusammen, seit Jahren ist mein Schwiegervater schwer krank.
Prostata CA, Blasentumor, Knochenmethastasen. Mitlerweile ist auch noch das Hirn betroffen.
Die Ärztin äußerte, das er austerapiert wäre, wir uns nach einem Hospizplatz umsehen sollen, aber das wollen wir nicht. Er soll zu Hause bleiben, wo er sich am wohlsten fühlt.
Ich habe Angst was kommt, er ist noch so jung gerade 59, wünscht sich so gern ein Enkelkind, wie wird mein Freund das verkraften? Er ist selbst noch so jung, lebenslustig und könnte eigentlich Bäume ausreißen, aber so ist es schon lange nicht mehr, er ist so verzweifelt, am Boden zerstört, steht kurz vor einer wichtigen Prüfung! Wie lange kann ich ihn noch halten?
Ich fühle mich wie in einer Sackgasse, nur uberall wo ich ausweichen möchte, steht eine unumwindbare Mauer aus Beton...

[steffi0461]

Liebe Engelsflügel
Ich kann Dir sehr nach fühlen.Mein Schwiegerpapa verstarb an cml und meine Schwiegermama hat ein Plasmozytom.Leider unheilbar.Ich bin 26 und mein Männe ist 29.Die Zeit ist so schwer und hart.Es reisst einen die Füsse weg und man ist so verzweifelt.Mein Mann leidet sehr und ich versuche so gut es geht für Ihn da zu sein.Mein Sohn geht es auch so,er ist 6.
Sei einfach da und lass ihn reden wann er das möchte.Du kannst bei Ihm sein und den Weg gemeinsam mit ihm gehen.Es wird immer eine Lücke geben,sie schliesst sich nie aber irgendwann wird es besser.Ich würde Euch empfehlen das ihr euch einen Palliativen Dienst nach Hause holt,der Euch zur Seite steht und hilft.
Versuche so gut es geht ihm Stärke zu geben,aber vergesse Dich nicht dabei.Lenke Ihn etwas ab und sei einfach da.Oft tut es schon gut das nur jemand da ist und einen hält.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft,Mut und Stärke.
Deine Steffi

[Engelsflügel2010]

Danke schön, das ist sehr lieb von dir! Das werden wir bestimmt gebrauchen...
Wie hast du deinem Mann beigestanden, hab das Gefühl ich mach zu wenig, lass ihn allein, aber was soll ich noch machen, er ist so verzweifelt!
Seit Jahren reden wir, unterhalten uns Stunden lang über dieses eine Thema, Besuche im Krankenhaus, zu Hause, Ärztebesuche, Erledigungen, wir weinen zusammen, ich nehm ihn in den Arm, hör ihm zu, versuch ihm im Alltag den Rücken frei zuhalten,...
Was kann ich noch tun, bin langsam wirklich am Ende...
Pflegedienst wollen die Kinder nicht, war auch mein Vorschlag.

Ganz viele liebe Grüße zurück

[steffi0461]

Liebe Engelsflügel
Ich denke mehr kannst Du nicht tun,die Trauer und Angst kannst Du ihm nich abnehmen.Ich habe meinem Mann die Hand gehalten und Ihn unterstüzt so gut es ging.Meinen Schwiegerpapa habe ich mit in den letzten Stunden begleitet,wir hatten ein sehr enges Verhältnis.Wenn mein Mann reden wollte haben ich ihn reden lassen und wenn er weinen wollte haben wir geweint.Du kannst nicht mehr tun.Die Trauer und Angst ist in Ihm drinnen und Du kannst nur da sein.Was hält er denn von Hilfe von aussen?Vielleicht eine Trauer oder Angehörigengruppe?
Wichtig ist es auch,so war es bei uns,das Ihr mal raus kommt und etwas für Euch tut,für die Seele.Mal weg von dem ganzen damit man Kraft tanken kann.Denn davon braucht man genug.Ihr dürft Euch dabei nicht vergessen,denn ihr braucht Kraft für Euch und Deinem Schwiegerpapa.Wichtig ist das Ihr zusammenhaltet und den Weg gemeinsam geht.
Denn auch Dein Schwiegervater spührt die Trauer und Angst seinen Sohnes.
Wie kommt es das sie einen Palliativen Dienst ablehnen.Ich habe kurze Zeit im Hospiz gearbeitet und der Ambulante Dienst war immer sehr herzlich.
Liebe Grüsse Deine Steffi

[Engelsflügel2010]

Das weiß ich, bin selbst Kinderkrankenschwester und habe auch in einem Hospiz gearbeitet in der Ausbildung. Mein Freund ist Krankenpfleger, meine Schwägerin Krankenschwester, die wollen alles allein machen, nur ich denke immer daran, das auch sie arbeiten müssen und das er einige Stunden am Tag allein ist, gafällt mir eigentlich nicht! Aber was soll ich sagen, habe es probiert, ich denke das müssen sie selbst entscheiden.
Etwas für uns unternehmen, gibt es kaum noch, es dreht sich im Moment alles um ihn. Ist auch vertständlich, würde es genauso tun für meine Eltern.
Aber ich weiß was du meinst, vermisse die sorglosen, freien zeiten auch, einfach ohne ein schlechtes gewissen weg fahren, spaß haben.
Hoffentlich kommt sie nochmal wieder, wenn alles vorbei ist und etwas zeit ins Land gegangen ist, würde meinen Schatz mal wiedergerne von Herzen lachen sehen... Das zerbricht mir wirklich das Herz

[steffi0461]

Liebe Engelsflügel
Das Lachen kommt irgendwann zurück,es braucht nur sehr viel Zeit.Es ist schwer wenn man nur die Krankheit vor Augen hat und einfach so hilflos ist.Mein Schwiegerpapa konnte voller Liebe und ganz ruhig gehen.Dafür bin ich sehr Dankbar.Natürlich ist es Ihre Entscheidung.Mein Schwiegerpapa war auch bis ein paar Stunden vor seinem Tod zu Hause,dort fühlte er sich am wohlsten und geborgen.Ich habe auch Angst um meinen Mann und meinem Sohn,weil ich nicht denke das es noch lange gut gehen wird mit Schwiegermama.Dann geht hier die Welt unter und die Trauer riesen gross sein.Aber versucht dennoch Euch nicht zu vergessen.Du wirst alles richtig machen glaube mir und es zerreist einen innerlich so sehr.Heute noch kann mein Mann nicht gut darüber reden.Versucht vieles mit sich selbst aus zumachen und hat es bisher noch nicht gut verkraftet.Da kommt dann das Gefühl der Ohnmacht und der Frage was kann ich nur tun.Dein Schwiegerpapa ist in guten Händen und hat eine Familie die Ihn liebt.Das wird Ihn sehr helfen und ich hoffe so sehr das Ihr Euren Weg findet.

[Engelsflügel2010]

Danke das tut wirklich gut, mit jemandem darüber zu sprechen, sonst bin ich die jenige, die halt geben muss.
Warum tut es nur so weh, jemand geliebtes gehen zu lassen, ist es denn wirklich das Ende, was glaubt ihr?

[steffi0461]

Liebe Engesflügel
Das unvermeidbare zu akzeptieren grenzt am unmöglichen.Lange wollten wir es auch nicht sehen,es tat einfach zu weh.Ja,das Gefühl kenne ich immer die Starke zu sein,es auch sein zu wollen.Die jenigen mit denen man dann spricht will man nicht belasten oder sie verstehen einen nicht.Es tut mir leid das Ihr diesen Weg nun gehen müsst.Seid für Ihn da so gut es geht und er spührt in jeden Moment das Ihr da seid.Mein Schwiegerpapa war auch austherapiert,das zu verstehen und sich klar zu machen war fast unmöglich.Ich schicke Dir ganz viel Kraft und schreib Dir alles von der Seele wenn Dir danach ist.Deine Steffi

[radpet]

Hallo, Engelsflügel2010,

einen Menschen zu verlieren ist eine schlimme Sache.
Ich habe mich während meiner Krebs-Erkrankung (Bauchfellkrebs) in 2008
auch mit der Frage Tod, Sinn des Lebens etc. beschäftigt.
Dabei bin ich auf ein interessantes Buch gestoßen:

ViktorE. Frankl: Der Mensch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

Dieses Buch gibt Betroffenen aber auch Angehörigen eine große Hilfe mit dem
Unvermeidbaren fertig zu werden. Das Buch kannst Du über Amazon bestellen.

Ich wünsche Euch für die Zeit, die vor Euch steht viel, viel Kraft.

Peter Radike